Informationsdienst Computer&Medien

Archiv   Nr.3 / 1991

Informations- und Diskussionsforum / Rundbrief für Basis-Initiativen im Bereich Computer & Medien (verschmolzen mit dem Initiativen-Materialdienst "Stille Post") IuK-Technik: TelekommunikAktion/Heidelberg / Printmedien: ID-Zentrum für alternative Medien/Frankfurt

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TERMINE *
NEUES INFODIENST-KONZEPT *
INFODIENST-FINANZIERUNG NUR NOCH ÜBER SPENDEN *
MITTEILUNG AN DIE MITGLIEDER DER BAG COMPUTER & MEDIEN *
NACHDENKEN ÜBER DIE INITIATIVENARBEIT *
IKÖ-STRUKTURDISKUSSION *
SCHLAFFE THESEN VOM DGB ZUR TELEKOMMUNIKATION *
DATENSCHUTZBEAUFTRAGTE ZUR TELEKOMMUNIKATION (Nachtrag) *
CHIP-KONKURRENZ: RASSISTISCHE HETZE GEGEN JAPAN *
EINKAUFEN MIT COMPUTERLESBARER KARTE *
COMPUTER UND ATOMKRAFTWERKE *
COMPUTER-HEIMARBEIT DOCH NICHT VERNACHLÄSSIGBAR *
VIER JAHRE VOLKSZÄHLUNGSBOYKOTT UND IMMER NOCH VERHAFTUNGEN *
RECHTSRADIKALE ARBEITSGRUPPE "SCHLESIEN RADIO" *
DUBIOSES "FERNSEHSTUDIO NEISSE" IN NORDBÖHMEN *
RADIO F.R.E.I. KÄMPFT UM LEGALITÄT *
RADIO QUER SPRICHT KLARE WORTE *
INGEHN: VERBUND FREIER RADIOS IN NIEDERSACHSEN *
SONDERREGELUNG FÜR TELEFONKONTAKTE VON BERATUNGSSTELLEN *
NUR NOCH KARTENTELEFONE IM "ICE" *
BTX: VERMITTLUNGSDIENSTE FÜR SEXUELLEN MISSBRAUCH *
ÖKOQUATSCH UM TELEFONKARTEN *
PRESSEDIENST FÜR ALTERNATIVE STADTZEITUNGEN *
"DIE ANDERE ZEITUNG" (DAZ) IN MEMORIAM *
PRESSEDIENST ÜBER MAILBOX *
BERTELSMANN KAUFT POLITIKER EIN *
BÜCHER, BROSCHÜREN, MATERIAL *
Kuriositäten *
FERNSEHEN FÜR EINSAME HUNDE *
PRINTMEDIEN ALS FUTTER FÜR RINDVIECHER *
DISKETTENZERSTÖRUNG *

 

TERMINE

* 18.9.-19.9.91, Rüschlikon/Zürich: Computerkultur im Umbruch - Neue Bildungsaufgaben als Folge des EInsatzes neuer Technologien, Gottlieb Duttweiler Institut, Langhaldenstr. 21, CH-8803 Rüschlikon, 00411/7246111

* 20.9.-22.9.91, Flensburg: Zeitungmachen und Computer, Anmeldungen bei Junge Presse Schleswig-Holstein (JPSH) Königsweg 65, Postfach 2671, 2300 Kiel 1, Tel.: 0431/673149

* 27.9.-29.9.91, Köln/Tagungs- und Gästehaus St. Georg, IKÖ-Fachgruppe "Mensch, Arbeit, Betrieb", Themen u.a.:Menschenbild von TechnikentwicklerInnen, Vorbereitung der Tagung "Kommunikation im Betrieb", Anmeldung: Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft, Uni Hannover, Burkhard Bösterling, Lange Laube 32, 3 Hannover 1, 0511/762-4921 oder 4846

* 27.9.-29.9.91, Nürnberg: Die Kundin als Königin, Boykott, eine wirsame Methode der gewaltfreien Aktion, FBF-Fränkisches Bildungswerk für Friedensarbeit, Kaulbachstr. 22Hh, 85 Nürnberg 10, 0911/362633

* 1.10.91, Mainz (Bildungszentrum Erbacher Hof, 9.00 - 16.00 Uhr): SchülerInnenzeitung und Pressefreiheit - Anspruch und Wirklichkeit, Fachtagung für BeratungslehrerInnen von SchülerInnenzeitungen, Veranstalterinnen sind die GEW sowie die "Junge Presse", die sich übrigens gegen die Zwangsberatung von SchülerInnenzeitungen wehrt. Auskünfte bei: Junge Presse, Tel.: O6131/81429 (Martin Blankemeyer) oder GEW, Große Bleiche 16-18, 6500 Mainz 1, Tel.: 06131/232128 (Heinz Winter)

* 3.10.91, Frankfurt, Die Grünen/BAG Kultur, Kommunikation, Medien - Organisationstagung, Kontakt: Holger Walla, Alemannstr. 10, 3000 Hannover 1

* 4.10.-6.10.91, Nürnberg: Seminar "Finanzierung für Mailboxen im Mailboxverbunde LinkSysteme/Comlink" und Jahrestagung der LINKKSYS (Kommunikation und Neue Medien e.V. Postfach 100520, 8 München 19)

* 7.10.-8.10.91, Dortmund: Fachtagung IKÖ/Uni Dortmund "Gen- und Informationstechnologie" (vergl. ausführliche Ankündigung in C&M Nr 2/91) Arbeitsgruppenthemen sind: Genomanalyse, Körperverständnis, Computer in der Gentechnik, Informationsbegriff der Biologie, Mensch/Maschine, Konvergenzen und Technologiekritik.

Kontakt/Informationen: Institut für Journalistik, Universität Dortmund, z.Hd. Prof. Dr. Claus Eurich, Emil Figge.Str. 50, 46 Dortmund 50. Rückfragen: 0231/7552827 (Eurich), 0231/825263 (Ute Bertrand), 0231/837971 (Ingrid Hütchker). Tagungsbeitrag: 50 DM , Ermäßigt: 30 DM

* 12.10.-13.10.91, Bonn: Das neue, alte Bundesdatenschutzgesetz, Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Datenschutz DVD, DVD Reuterstr. 44, 53 Bonn, 0228/222498

* 12.10.-13.10.91, Ost-Deutschland Treffen aller Gruppen aus den Ost-Bundesländern, die unabhängigen, nichtkommerziellen Rundfunk machen (wollen). Kontakt: Selbsthilfe Netzwerk, Friedrichstr. 57, 8010 Dresden

* 14.10.-18.10.91, Darmstadt: Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik (GI): Telekommunikation und multimediale Anwendungen der Informatik, Prof. Dr. Henhapl, TH Darmstadt, Fachgruppe (FG) Praktische Informatik, Alexanderstr. 10, 6100 Darmstadt

* 18.10.-20.10.91, Weimar (Jugendbegegnungsstätte): "Wir machen Druck" - Werkstatt für SchülerInnenzeitungen, Für TeilnehmerInnen im Alter von 14-20 Jahren, Fahrtkostenerstattung, Anmeldung bei Junge Presse Postfach 2463, 65 Mainz 1, Auskünfte: Anette Schlimm, Zwetzengasse 15, O-6900 Jena, Wolfgang Knappe, Ernst-Abé-Str. 25, 0-5300 Weimar, Axel Willius 06131/331128

* 27.- 31.10.91 Hattingen, "Betroffenenorientierte (Software-) Systementwicklung", für Betriebs- und Personalräte, DGB-Bildungszentrum, Am Homberg 46-50, 4320 Hattingen

* 30.10.91, Wien: "Datenschutz bei Kundendateien und Mitgliederverwaltungen, Data-Base-Marketin, Directmailing, Listbroking" und

* 12.11.91, Wien: "Datenschutz in der öffentlichen Verwaltung", Arge Daten, 1090 Wien, Liechtensteiner Str. 94, Tel.: 318973,

* 22.-23.11.91, Essen, Kongreß:"Kultur und Technik im 21.Jahrhundert", Kongress-Zentrum Messe Essen, Plenarvortrag u.a. von Jean Baudrillard

* 29.11.-1.12.91 Berlin: Science and Peace in a Rapidly Changing Environment, Internationale "Challenges"-Tagung (gleichzeitig findet die FIFF-Jahrestagung an der TU Berlin statt). Anmeldungen im Kongreßbüro: Callenges, Clausewitzstr.4 (interessanter Kontrast!), 1 Berlin 12, 030/8823398. (Tagung kostet Eintritt)

* 4.12.-6-12.91, München: Informatik und Umweltschutz, Kontakt: M. Hälker, Siemens Nixdorf Informationssysteme SNI AP 332, Otto-Hahn-Ring 6, 8000 München 83, 089/63648466 (mit Sicherheit ISDN-Anschluß) veranstaltet vom Fachausschuß der Gesellschaft für Informatik (GI)

* 25.1.91, Mülheim an der Ruhr, Fachtagung des IKÖ: "Kommunikation im Betrieb" (Bürokommunikation, Organisationsgestaltung, Qualitätszirkel, Gruppenarbeit, etc.)

 

Redaktionelles

 

NEUES INFODIENST-KONZEPT

Der Informationsdienst Computer & Medien ist fortan ein parteiunabhängiges Informations- und Diskussionsforum für basisorientierte Initiativenarbeit im Bereich "Computer, Telekomunikation und Medien". Die Verbindung mit der BAG Computer & Medien besteht nicht mehr, denn die Zeiten der Grünen Bundesarbeitsgemeinschaften (BAGn) als Brücke zu Basis-Initiativen außerhalb der Grünen sind vorbei. Mit dem Aufbau von Facharbeitskreisen ersetzen die GRÜNEN das basisorientierte Konzept der Bundesarbeitsgemeinschaften. Die Facharbeitskreise werden eng an den Bundesvorstand gekoppelt und kontrolliert, also in reine Parteigremien umgewandelt.

Der Informationsdienst COMPUTER & MEDIEN will kein stromlinienförmiges Parteiorgan werden, sondern ein offenes, unabhängiges Forum für alle kritische Positionen. Diese Funktion hatte ursprünglich der "Anti-Kabelgruppen-Rundbrief", der ca. 1983 von "Chips & Kabel" abgelöst wurde. Nachdem "Chips & Kabel" eingegangen war, gab es längere Zeit keine Nachfolge mehr. Parellel zum Infodienst (seit 1989) hatte sich auch der Initiativen-Materialdienst "Stille Post" (Heidelberg) entwickelt. Bei einem Treffen von "Stille Post" und "Infodienst Computer & Medien" Ende August wurde beschlossen, daß der Infodienst zukünftig die Funktion des Forums für Basisinitiativen übernehmen soll. Die "Stille Post" und die damit verbundene Doppelarbeit wird künftig wegfallen. Nun soll der Infodienst als unabhängiges Projekt die Kontinuität als Basis-Rundbrief wieder herstellen. Wir hoffen, daß sich noch weitere Gruppen aus den Bereichen, Computer/Informatik, Telekommunikation, Printmedien, Video, Freie Radios, Mailboxen, Datenschutz, Technologiekritik, usw. zu einer Kooperation mit dem Infodienst entschließen.

 

INFODIENST-FINANZIERUNG NUR NOCH ÜBER SPENDEN

Die Finanzierung des Infodienstes erfolgt zukünftig ausschließlich auf der Grundlage Eurer Spenden. Jeweils mit der Nummer 3 wird jedes Jahr ein Spenden-Überweisungs-Vordruck verschickt. Bis Ende des Jahres sollte spätestens eine Spende überwiesen werden. Für die Finanzierung der nächsten 4 Ausgaben bis September 92 ist daher in dieser Versendung ein Spenden-Überweisungsformular beigelegt. Der Rücklauf dieser Spendenaktion bis Ende 1991 entscheidet folglich über die Produktions- und Versendungsmöglichkeiten im nächsten Jahr.

Bei einer ersten Reduzierung des Verteilers wurden ca. 110 Adressen herausgenommen, weil weder eine finanzielle Unterstützung noch eine inhaltliche Zuarbeit oder irgendeine andere erkennbare Form des Arbeitszusammenhanges existierte. Der Verteiler umfaßt gegenwärtig ca. 450 Leute. Davon müssen 250 Leute 20 DM (oder 100 Leute 50 DM, oder 50 Leute 100 DM etc.) spenden, damit 1992 wieder 4 Ausgaben finanziert werden können.

Falls bis Ende 1991 nicht genügend Geld zusammenkommt, werden Leute, die nicht gespendet haben zuerst aus dem Verteiler genommen. Sofern die Spendensumme für 4 Ausgaben nicht reicht, werden eben nur 3 Ausgaben erstellt.

Manche werden sich fragen, warum denn keine Abonnements eingeführt werden. Die Antwort ist: die rechtsverbindliche Form des Abonnements würde zusätzliche Buchhaltungsarbeiten notwendig machen und die freiwillige Form des Spendens ermöglicht Spendenbeiträge nach Selbsteinschätzung der LeserInnen. Außerdem verschicken wir auch mehrere Exemplare an Initiativen, Projekte und Einzelpersonen, von denen wir annehmen, daß sie Interesse an einer Zusammenarbeit haben, zunächst mal kostenlos. Auf lange Sicht hin wird natürlich irgendwann überlegt werden müssen, ob die ganze Sache nicht doch auf Abonnements umgestellt werden soll - aber soweit sind wir noch nicht.

 

Organisationen

 

MITTEILUNG AN DIE MITGLIEDER DER BAG COMPUTER & MEDIEN

Im Zuge der Reduzierung der Bundesarbeitsgemeinschaften fand am 8.9.91 in Potsdam ein Sitzung des BAG-SprecherInnenrates statt, auf der eine Auflösung bzw. Zusammenlegung von BAGn diskutiert wurde. Insgesamt wurde die BAGn-Zahl von 26 auf 12 verringert.

Für die BAG Computer und Medien wurde folgende Regelung beschlossen: Sofern es aufrund des Sprecher-Rücktrittes zu keiner Sitzung mehr kommt, werden die Themen der BAG Computer & Medien aufgeteilt und von anderen verbleibenden BAGn mitübernommen:

BAG Kultur, Kommunikation, Medien : Telekommunikation, Kommunikationskultur, Mensch-Maschine-Dialog, sozialpsychologische und kulturelle Folgen der Computerisierung/Informatisierung, digitale Bildverarbeitung/Tonverarbeitung, Kunst und Computer, Printmedien, Radios, TV, Alternativmedien, Mailboxen, Videogruppen, Neue Medien. Kontakt: Holger Walla , Alemannstr. 10, 3000 Hannover 1, Nächste Sitzung 3. Oktober Frankfurt

BAG Forschung und Technologie: Konvergenzen bei Gentechnologie und Computer, Expertensysteme, "Künstliche Intelligenz", Satellitentechnik, Computer und Mikroelektronik in Produktion und Verwaltung, HDTV. Kontakt: Peter Döge (Sprecher), Blücherstr. 34, 1 Berlin 61 / Friedhelm Nonne (Sprecher), Im Weingarten 7, 53 Bonn 2, BAG Gentechnologie: Ute Treptow (Sprecherin), Stedinger Str. 40, 28 Bremen, Marina Steindor, Steinweg 38, 355 Marburg (Sprecherin)

BAG Demokratie und Recht: Datenschutz, Telekommunikationsdaten, Volkszählung/Mikrozensus, Polizeidatenbanken, Ausweise, Überwachungstechnologie. Mathias Lübke (Sprecher), Günterstalstr. 32, 78 Freiburg 1.

Die ehemaligen Mitglieder der BAG Computer & Medien können nunmehr mit den SprecherInnen der genannten BAGn Kontakt aufnehmen, falls sie Interesse an einer Weiterarbeit in diesen neuen Zusammenhängen haben.

 

NACHDENKEN ÜBER DIE INITIATIVENARBEIT

Ende August trafen sichin Göttingen einige Leute aus der Initiativenbewegung (Computer/Informatik, Telekommunikation, Medien,Volkszählungsboykott), um über die Perspektiven ihrer Arbeit zu reden. In einem der Diskussionspapiere heißt es: "Wenn gefragt wird, welche Möglichkeiten es gibt, Kampagnen wie den Volkszählungsboykott zu wiederholen lautet die Antwort: Eine solche Kampagne können wir uns bei der Beschäftigung mit dem Thema "Computerisierung der Gesellschaft" zunächst abschminken.

Es gibt zwar jede Menge von Leuten, die sich irgendwie mit Computern, Telekommunikation und Verdatung beschäftigen und denen es bei computerisierter Kriegsführung, Verdatung, "künstlicher Intelligenz", etc. mulmig ist. Es wird viel darüber geschrieben, es gibt Technologiefolgenforschung, Gestaltungsforderungen und Leute, die sich mit "alternativen" Möglichkeiten der Mailboxen für die Polit- und Alternativszene oder Computereinsatz im Umweltschutz beschäftigen. Was fehlt, ist die Ausformulierung einer politischen Grundsatzkritik, die sich jenseits jenseits von Technologiefolgenabschätzung, Datenschutz, Gestaltung und Alternativeinsatz gegen eine computerisierte Gesellschaft wendet.

Einige Leute aus dem Initiativenbereich wollen für diese Diskussion einen Zusammenhang zu schaffen. Es wird wahrscheinlich nur eine kleine Gruppe sein, die sich vor allem über Korrespondenz austauscht, evtl. zu gemeinsamen Diskussionspapieren kommt und gelegentlich auch zu persönlichen Treffen zusammenfindet.

Eine der theoretischen Fragen müßte sein: Welche Verbindung existiert zwischen den unterschiedlichen Einzelproblemen im IuK-Bereich und welche darin sichtbarzumachende Tendenz kann einen längerfristigen politischen Protest begründen? Die Antwort ist auf zwei Feldern zu suchen: erstens unter der Überschrift "Herrschaft" (mit "Kybernokratie" liegt praktisch schon ein initiativenorientierter Herrschaftsansatz vor) und zweitens unter der Überschrift "Kultur"/Computer-cool-tour.

Die praktisch-politische Umsetzung der IuK-Kritik muß von ihrer Technologiezentriertheit wegkommen und stattdessen die Verbindung mit "initiativenfähigen" Politikthemen suchen. Z.B. wird die Abschiebung von AsylbewerberInnen zu einem politischen Thema, mit dem sich auch Initiativen beschäftigen. Hier bietet sich die Möglichkeit, konkrete Herrschaftspraxis in Verbindung mit Verdatung zu bringen, wenn die Datenübermittlungsverordnung und -speicherverordnung für AusländerInnenbehörden thematisiert werden. Bei den Aktionsgruppen gegen den Golfkrieg bot sich die Möglichkeit, Themen wie "elektronische Kriegsführung" oder "Videokrieg" in die Diskussion mit einzubeziehen. In diesem Sinne muß die IuK-Kritik wieder einen Platz in der allgemeinen politischen Diskussion finden."

 

IKÖ-STRUKTURDISKUSSION

Der Vorstand des Instituts für Informations- und Kommunikationsökologie e.V. (IKÖ) hat im August ein Diskussionspapier an die Vereinsmitglieder verschickt, in dem eine verstärkte Professionalisierung der Institutsarbeit vorgeschlagen wird. Da die Anfragen an das IKÖ nicht mehr durch stundenweise Beschäftigungen bewältigt werden können wird eine dauerhafte Besetzung der Geschäftsstelle und die Schaffung von bezahlten Stellen für notwendig erachtet. So heißt es im Papier: "Wenn z.B. der VerbraucherInnenschutz-Verband nachfragt, ob das IKÖ eine Veranstaltungssreihe machen könnte, dann kann nicht erwartet werden, daß durch Rundschreiben oder Rundruf bei den IKÖ-Fachgruppen Personen zu finden sind, die unentgeltlich eine solche Arbeit übernehmen. Hier wie in vergleichbaren Fällen ist über die Finanzierung der geleisteten Arbeit nachzudenken. Die Arbeit im Rahmen der Telefondatenkampagne wäre z.B. ohne Werkverträge der Heinrich-Böll-Stiftung ebensowenig denkbar gewesen, wie die Durchführung des Symposiums "Kommunikationsökologie" ohne Mittel aus der VW-Stiftung oder die Fachtagung zum "Europäischen Datenschutz" ohne Mittel vom Berliner Senat und der evangelischen Kirche.

Die IKÖ-Geschäftsstelle wird demnächst wahrscheinlich von Dortmund in eine andere Stadt verlagert, weil Heiderose Wagner ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin aufgibt - im Gespräch sind gegenwärtig Göttingen, Berlin oder Bremen.

 

SCHLAFFE THESEN VOM DGB ZUR TELEKOMMUNIKATION

Der geschäftsführende Bundesvorstand des DGB hat am 22.7.91 eine grundsätzlichen Stellungnahme zur Telekommunikation veröffentlicht. Das Papier mit dem Titel "Für eine soziale Gestaltung der Telekommunikation" geht von den bekannten Grundannahmen aus: "Ob die Veränderungen der Telekommunikation zu vorteilhaften oder negativen Auswirkungen auf den einzelnen und die Gesellschaft führen, ist im Vorhinein nicht entschieden. Das hängt wesentlich von der Art und Weise der Gestaltung der Telekommunikation ab." Zunächst wird im Bezug auf die soziale Gestaltung festgestellt "Hier ist noch viel zu tun", darauf folgen allgemein formulierte Forderungen nach einer "Aufklärung der Öffentlichkeit", "Mitbestimmung bei der Gestaltung am Arbeitsplatz", "arbeitnehmerorientierter Wissenschaft" und "verbesserter Zusammenarbeit der Gewerkschaften". Etwas konkretere Forderungen sind: a) Revision des Poststrukturgesetzes, b) Erhalt der Postmonopolrechte, keine (Teil-)Privatisierung von Telekom, c) gesetzliche Einflußmöglichkeiten bei Planung, Einrichtung und Ausbau von Telekom-Netzen, d) gesetzliche Grundlagen für die Zulassung von Mehrwertdiensten, e) Verabschiedung eines Telearbeitsgesetzes.

Allerdings sind die Thesen derart gummihaft dehnbar, daß sich später nahezu jede praktische Entscheidung damit legitimieren läßt. Intessesant wird es erst werden, wenn versteckte positive Ansätze, die mit in das Papier hineingerutscht sind - wie z.B. Forderungen nach Konzepten des technischen Datenschutzes - praktisch politisch umgesetzt werden sollen.

Material: Für eine soziale Gestaltung der Telekommunikation - Thesen des DGB, 22.7.91, Hrsg.:DGB Bundesvorstand, Bestellung DGB Hans Böckler Str. 39, 4000 Düsseldorf 30, 0211/4301-148 oder 543 (Abt. Technologiepolitik/HdA)

 

DATENSCHUTZBEAUFTRAGTE ZUR TELEKOMMUNIKATION (Nachtrag)

"Die vom Bundesminister für Post und Telekommunikation vorgelegten Entwürfe von Verordnungen über den Datenschutz bei Dienstleistungen der Deutschen Bundespost TELEKOM (TDSV) und über den Datenschutz für Unternehmen, die Telekommunikationsdienstleistungen erbringen (UDSV), widersprechen in wesentlichen Punkten dem Grundrecht auf unbeobachtete Kommunikation." "Die Konferenz bekräftigt ihre Forderung (Beschluß vom 4./5.10.90), Eingriffe in das grundgesetzlich geschützte Fernmeldegeheimnis (Art. 10 GG) auf das unerlässliche Maß zu beschränken und insbesondere nicht schon im Bereich der Bagatellkriminalität zuzulassen. Die Regelung des § 12 FAG hat im Zuge der technischen Entwicklung verfassungsrechtlich bedenkliche neue Qualität erhalten, da sie nunmehr auch die bei Einsatz neuer Kommunikationstechniken anfallenden Abrechnungs-, Nutzungs- und Inhaltsdaten umfaßt." heißt es in einer Entschließung der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder, sowie der Datenschutzkommission Rheinland-Pfalz vom 8. März 91.

 

Computer/Informatik

 

CHIP-KONKURRENZ: RASSISTISCHE HETZE GEGEN JAPAN

So wie um die Jahrhundertwende keine Großmacht auf eine starke Stahlindustrie verzichten konnte, argumentiert man auf amerikanischer Seite, könne sich heute niemand erlauben, die Halbleiterproduktion Ausländern zu überlassen. Mit dem Hinweis darauf, daß 90 % der Ein-Megabit-Chips aus Japan stammten wurde lange Zeit eine amerikanisch-europäische Zusammenarbeit gefordert und nun eine Siemens-IBM-Kooperation zur Produktion des 16- Megabit-Chip beschlossen.

Parallel dazu bedient man sich seit 1985 immer wieder rassistischer Hetze gegen Japan, um die Märkte für japanische Firmen politisch zu "vergiften". Einige Europäer und Amerikaner wollen ihren Zuhörern deshalb immer wieder einreden, ihr gemeinsamer Feind heiße Japan. Die CIA-Studie "Japan 2000" trieft nur so vor rassistischer Hetze gegen das japanische Volk. Von "Kreaturen einer amoralischen, alterslosen, manipulativen, kontrollierenden Kultur mit globalem Machthunger" ist dort die Rede. In den USA wird massenhaft das Buch mit dem Titel "The coming War with Japan" verkauft. In Frankreich wettert die Premierministerin Edith Cresson gegen Japan als "Feind" Europas. Peugot-Chef Jacques Calvet macht Stimmung mit der Behauptung, "Europa wird von den Japanern ökonomisch kolonisiert". Jaques Delors beklagt das japanische System an sich, quasi eine Kritik an der japanischen Kultur, die nur aufgrund ihrer Verderbtheit eine solche Stärke im Wettbewerb besitze.

Die Verlogenheit solcher Agriffe zeigt sich, wenn z.B. Cresson gegen Japan als Wirtschaftsfeind Nr.1 wettert, Henri Martre, Vorsitzender der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie (GIFAS) aber gleichzeitig mit den Japanern zusammensitzt und ihnen verspricht, daß er soviel wie möglich japanische Firmen in die Air-Bus-Produktion miteinbeziehen will und nebenbei die festen Handelsbeziehungen zwischen USA und Japan als "sehr hinderlich" bezeichnet. Auch der größte Konzern Deutschlands, Daimler-Benz, kooperiert mit Japans größter Konzerngruppe Mitsubishi um z.B. für die DASA (Deutsche Aerospace AG), eine Kooperation in der Luft- und Raumfahrt anzuleiern.

Es geht eben nicht um Widersprüche zwischen den Menschen in Japan, USA oder Europa, sondern hauptsächlich um Machtinteressen von Großkonzernen wie IBM, Siemens und Daimler.

Quellen: Die japanische Herausforderung, Gebhard Hielscher, in: SZ 11.7.91, SZ 13.4.91, SZ 19.4.91, Georg Blume, Japankorrespondent in der taz am 25.5.91, Helmut Maier-Mannhart in SZ 27.5.91, Strategische Dimensionen im US-Streit mit Tokio, SZ 31.3.87, Bollwerk gegen die Japaner,in SZ 13.4.91, SZ, 1.7.91, taz, 25.5.91, SZ, 18.2.91

 

EINKAUFEN MIT COMPUTERLESBARER KARTE

Zum electronic cash-system hat das IKÖ einen Musterbrief entworfen, der von KundInnen an die Kaufhäuser etc. geschickt werden kann, um zu erfahren, was mit den Daten dabei passiert:

"Sehr geehrte Damen und Herren, im Rahmen des sog. electronic-cash haben Sie am ...... meine eurocheque-Karte als Zahlungsinstrument akzeptiert. hierbei wurde als personenbeszogenes Datum meine Kontonummer (........) neben weiteren anderen Daten gespeichert. Ich möchte Sie nun bitten, mir Auskunft zu erteilen über alle zu meiner Person (im Zusammenhang mit meiner Kontonummer) gespeicherten Daten, sowie mir den Zweck und die Dauer der Speicherung sowie die vorgesehenen Auswertungen mitzuteilen. Hierbei beziehe ich mich auf den § 34 Abs.1 des neuen, seit 1.6.91 in Kraft gesetzten Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG).

Diese Anfrage muß ich an Sie richten, auch wenn sie nicht in der Lage sein sollten, mir über die in der Kasse gespeicherten Daten hinaus AUskunft zu erteilen und es möglich ist, daß Sie rein rechtlich nicht als speichernde Stelle (Vgl. § 3 Absatz 8 BDSG) einzustufen sind. Die juristisch zuständige speichernde Stelle ist mir jedoch nicht bekannt. Bei der komplexen Vernetzung zwischen Handel und Kreditwirtschaft im Rahmen des electronic-cash erscheint mir dies auch nicht möglich. Nach § 6 Absatz 2 BDSG sind SIe aber verprflichtet, meine Anfrage an die zuständige speichernde Stelle weiterzuleiten und mich hierüber zu unterrichten. Mit freundlichen Grüßen......"

Wer das mal nach einer Zahlung im electronic-cash-Verfahren ausprobieren möchte, möge bitte eine Kopie des Antwortbriefes vom Kaufhaus etc. ans IKÖ (Balkenstr. 17-19, 4600 Dortmund) schicken.

 

COMPUTER UND ATOMKRAFTWERKE

Abgesehen von der Forderung nach Stillegung aller Atomanlagen sollte für die Diskussion über das Verhältnis von Computern und Umweltschutz beachtet werden, daß Computeranwendungen in komplexen Systemen ungeahnte Risikopotentiale darstellen.

Für die Kernschmelze im Reaktor Three Mile Island 1979 war unter anderem das Versagen eines Sicherheitsventils verantwortlich. Dies wurde von der Betriebsmannschaft jedoch nicht erkann, weil die zusändige Kontrollanzeige einen Fehler aufwies und die Stellung des Ventils nicht richtig anzeigte. Die Mitarbeiter im Kontrollraum ergriffen darauf hin die falschen Maßnahmen. Im AKW Crystal River/Florida wurden 1980 durch einen Kurzschluß u.a. eine zu niedrige Kühlmitteltemperatur angezeigt. Der Computer fuhr aufgrund dieser falschen Anzeige die Reaktortemperatur hoch, schloß ein Ventil nicht und 200.000 Liter radioaktives Wasser ergossen sich in den Reaktor bis endlich jemand von Hand das Ventil schloß. Der bulgarische Schrottreaktor von Kosluduj mußte 1990 wegen "Havarien im elektronischen Teil zweier Energieblöcke" abgeschaltet werden. Im Februar 1991 kam es zu einer gefährlichen Situation im AKW Mihama (Japan/Fukui): einer der Monitore zeigte rapides Ansteigen der Radioaktivität an, während ein zweiter Monitor dieses Ansteigen nicht anzeigte. Da der eine Monitor einen unwahrscheinlich schnellen Anstieg der Radioaktivität anzeigte, schenkten die Techniker dieser Anzeige keinen Glauben und vermuteten einen Fehler im Computer-System. Die Katastrophe konnte dann nur noch durch eine Notabschaltung des gesamten Reaktors verhindert werden. Waren bisher in den festverdrahteten Sicherheitssystemen schon Fehler möglich, steigt die Gefahr, daß mit der Zunahme von soft-ware-gesteuerten Sicherheitssystemen in AKWs auch Software-Fehler zu Katastrophen führen können.

Es geht aber auch andersherum, nämlich AKW gegen Computer: ein B-52-Bomber, der 1971 im Tiefflug direkt auf einen Atomreaktor am Michigansee zuflog, stürzte plötzlich ab, prallte von der Wasseroberfläche des Sees ab und explodierte in einem Feuerball. Vermutlich war er in eine radioaktive Gaswolke der Anlage geraten, wodurch seine elektronische Steuerung gestört wurde. Zwei Sekunden später wäre er auf die Reaktorkuppel geprallt.

Nachdem 1986 in der Nähe des Atomkraftwerks Krümmel ein Strommast zerstört worden war, fielen in Hamburg durch das kurzfristige Umschalten der Stromversorgung auf andere Kraftwerke in etlichen Unternehmen Tausende von Computersystemen aus.

Quellen: Roßnagel/Wedde/Hammer/Pordesch: Verletzlichkeit der Informationsgesellschaft, Opladen 1989, SZ 27.1.86, SZ 12.2.91, taz 1.11.90

 

COMPUTER-HEIMARBEIT DOCH NICHT VERNACHLÄSSIGBAR

Hans-Werner Richter, Leiter des Geschäftsbereichs "Personal" von IBM in Deutschland, gab neulich bekannt, daß das Unternehmen eine Betriebsvereinbarung über die Einrichtung "außerbetrieblicher Arbeitsstätten" abgeschlossen habe. Auf Antrag könne der Arbeitsort jetzt individuelle gewählt werden, neben "flexibler Arbeitszeit" gäbe es jetzt auch den "flexiblen Arbeitsort". Für viele Tätigkeiten sei der schnelle Zugriff auf das Datennetz wichtiger als die persönliche Anwesenheit im Betrieb. In Großbritannien habe IBM bereits ca. 1500 Arbeitsplätze zuhause eingerichtet, in den Nederlanden und in Belgien jeweils 500. Ganz im Sinne moderner Selbstdarstellungsstrategien wird die Vereinzelung und die Reduzierung sozialer Kommunikation nicht thematisiert, dafür heißt es aber, daß die Computer-Heimarbeit als ein Beitrag zur "Entlastung des Verkehrs in Ballungsgebieten" gedacht sei. (Quelle FAZ, 13.7.91)

 

VIER JAHRE VOLKSZÄHLUNGSBOYKOTT UND IMMER NOCH VERHAFTUNGEN

Am 15.7.91 wurde ein Gegner der Volkszählung 1987 erneut verhaftet, nachdem er im Oktober bereits sechs Tage "absitzen" mußte. Während vor einem Jahr die Zahlung eines Bußgeldes von 300 DM erzwungen werden sollte, kam er nun für drei Tage hinter Gitter. Er hatte es abgelehnt, in seinem Volkszählungsprozeß nähere Angaben zu seiner Person zu machen, war deshalb zu 150 DM Bußgeld verurteilt worden, das der aber ebenfalls nicht zahlen wollte. Auf seine Frage an die, ihn abtransportierenden Zivilpolizisten, wie oft er noch mit weiteren Verhaftungen zu rechnen hätte, antworteten diese: "...bis Ihnen das Kotzen kommt."

Im Übrigen kommen jetzt die ersten Leute aus der Ex-DDR zur Beratung der VoBo-Ini in Berlin, weil sie vom Mikrozensus betroffen sind.

Kontakt/Materialbestellungen: VoBo-AG, Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 1 Berlin 61, Tel. Mittwochs ab 18.00 Uhr: 030/6941516

 

Radio/TV

 

RECHTSRADIKALE ARBEITSGRUPPE "SCHLESIEN RADIO"

Die "Arbeitsgruppe Schlesien Radio" des "Vereins zur Förderung der deutschsprachigen Medien in Osteuropa e.V." bittet in rechtsradikalen Kreisen um Unterstützung. Die Gruppe hat Anfang 1991 eine Lizenz für einen deutschsprachigen Sender in Oberschlesien bei den polnischen Behörden beantragt und betreibt konsequent das formale Verfahren zu dessen Erlangung. In einem Rundschreiben an die Fördermitglieder des Vereins heißt es: "Unabhängig von den Komplikationen bei der Lizenzbeantragung für das Schlesienradio haben wir aus Oberschlesien auch einiges Erfreuliches zu berichten. Nicht nur, daß der Trend zum Verlassen des Landes allmählich zurückgeht und sich bei uns die ersten jungen Oberschlesier eingefunden haben, die entschlossen sind, Ihre Heimat wieder aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit den regionalen DFK-Kreisen (DFK heißt "Deutscher Freundschafts Kreis"/d.Red)) in Groß Strehlitz, wo unsere Redaktion sich niedergelassen hat, funktioniert sehr gut und in dieser Region gibt es auch einige erfreuliche Unterstützung durch offizielle Behörden.(...) Mit dem wenigen Geld haben wir aber hier in Kadlub schon ein Redaktionsgebäude komplett eingerichtet. Dazu gehören zwei Büroräume mit Telefax, Computeranlage, Kopiergerät und verschiedenste Aufnahmegeräten, zwei Gesellschaftsräume und Übernachtungsmöglichkeiten für 9 Personen. Wir sind fleißig am Material sammeln für eine zukünftige journalistische Arbeit, schulen junge Leute hier bei uns, erledigen Büroarbeiten für die DFK-Gruppen, beraten die hiesigen Wirtschaftsunternehmen, vermitteln Kooperationen und wir bereiten, um journalistisch nicht ganz aus der Übung zu kommen, in Kooperation mit der Kulturabteilung der Stadtverwaltung von Groß Strehlitz die Herausgabe einer Zeitschrift für Oberschlesien vor (...) Wir bieten Ihnen unsere Mithilfe bei der Planung Ihres Urlaubs in Oberschlesien. Wir vermitteln Ihnen Unterkünfte, Mitfahrgelegenheiten, private Reiseführer als Dolmetscher und Unterstützung bei Schwierigkeiten verschiedenster Art."

Offensichtlich wird versucht, durch die Schaffung eines deutschsprachigen Senders, wie auch einer zweisprachigen Zeitung wieder eine deutsche Region Schlesien zu schaffen, von der ausgehend dann auch politische Forderungen erhoben werden könnten. FAP-Nazi Michael Kühnen sagte vor seinem Tod in einem Fernseh-Interview, daß nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten nun der Kampf um die deutschen Ostgebiete beginnen würde. In Zlotniki (nahe bei der Gebietshauptstadt Opole) hat die DFK-Mehrheit der Kommunalpolitiker ein deutsches Kriegerdenkmal wieder errichten lassen und die schwarz-rot-gelbe Flagge gehißt. In anderern Gemeinden ließen die DFK-Vorsteher Ortsschilder mit den offiziellen Bezeichnungen von vor 1945 aufstellen.

Der "Studentenbund Schlesien" produziert Aufkleber mit der Aufschrift: "Auf Kohl verzichten wir gern - auf Schlesien nie!" und tut Kohl damit unrecht, denn er erzwang von der polnischen Regierung Zugeständnisse bezüglich der deutschen Minderheiten in Polen, inclusive des Rechts auf eigene Medien. Diese Politik kann nun zu einer Stärkung rechtsradikaler Medien-Infrastruktur in Schlesien führen. Hier zeigt sich, daß es mit der allgemeinen Forderung nach einem Recht auf muttersprachliche Programme von Minderheiten nicht getan ist, sondern auch Kriterien für eine Lizenzvergabe angewandt werden müssen, die verhindern, daß rechtsradikale Sender in Schlesien entstehen.

Namentlich unterzeichnet wurden die uns vorliegenden Rundschreiben von Torsten Paproth. Der Förderverein hat die Adresse: Postfach 16, 7750 Konstanz 19, Tel.: 07531/161115, die Arbeitsgruppe Schlesien Radio: "Ul. Dworcowa 28, 47-175 Kadlub, Republik Polen (wofür die deutsche Fassung in den Vordergrund gestellt wird: Bahnhofstr. 28, 47-175 Starenheim, Oberschlesien) Tel.: 0048/77/617415.

 

DUBIOSES "FERNSEHSTUDIO NEISSE" IN NORDBÖHMEN

Unmittelbar an der Grenze zu Polen liegt die Stadt Liberec, die früher einmal "Reichenberg" hieß und je nach politischer Ausrichtung auf Landkarten den tschechischen oder deutschen Namen trägt. Teils wird diese Region noch zu Oberschlesien, teils zum Sudetenland gezählt und in den Bildbänden über Schlesien oder Sudetenland wird darauf hingewiesen, daß bei der Volkszählung 1930 diese Region zu 90 % von deutschsprachiger Bevölkerung bewohnt war. Diese Stadt, liegt im Gebirge (Schneekoppe) und von hier aus ließe sich mühelos das gesamte Gebiet von Oberschlesien und Sudetenland mit einem TV-Sender bestrahlen. Insofern würde ein TV-Sender dort sehr gut das "Projekt Radio Schlesien" ergänzen (siehe vorhergehenden Artikel). Nun taucht ein Lizenzbeantrager auf, der reichlich obskurem Ökologie-Gesülze um Unterstützung bei deutschen Gruppen bittet, z.B. beim IKÖ, nachdem sie gehört haben, daß dort über "Kommunikationsökologie" diskutiert wird. Im Folgenden eine länger Textpassage aus der Selbstdarstellung des "Studio Nisa":

"Das reichenberger Studio "Neisse" (tschechisch "Nisa") ist einer der ersten Versuche unbhängige, vorwiegend ökologische Nachrichtenagentur oder sogar eine Sendung im Rahmen privater Fernsehsendung in den Staaten des ehemaligen sog. "Ostblockes" zu schaffen. Das "Studio Nisa entstand in Nordböhmen, im Gebiet, wo sich die Grenzen der Industrieaglomerationen von drei Staaten berühren. Dieses Gebiet gehört, leider, zu den ökologisch am meisten gefährdeten Landschaften Europas. Das Studio Neisse gehört zu den sog. "offenen Fernsehkanälen". Der Inhalt der überwiegenden Mehrzahl unserer Programme wird Ökologie im breitesten SInne des WOrtes sein, sog. "soziale Ökologie" inbegriffen. (...) Um die erforderliche Sendelizenz haben wir schon im Februar 1990 angesucht, jetzt erwarten wir die Annahme des Gesetzes, welches das absolute Monopol des staatlichen Fernsehens in der Tschecholslowakei aufheben sollte."

Darüberhinaus ist von einem "geo+bio Magazin TV" und einer Vereinigung namens "2. HORIZONT" die Rede, die jedoch ebenso wie "Studio Nisa" von Dr. P. Beno (Prag) repräsentiert werden. Im englisch-sprachigen Begleitschreiben über die Ziele des "2. HORIZONT" werden biologische und nationale Begrifflichkeiten miteinander in einen Topf geworfen. Da heißt es: "By the variety of its fauna and flora, by the wealth of its history but in particular by the diversity of its national culturs - CENTRAL EUROPE represents an unique georaphical region that must be preserved." Die Kombination von Hinweisen auf die Beschäftigung mit "sozialer Ökologie", "Diversifikation nationaler Kulturen" und den Standort "Reichenberg" für einen privaten Fernsehsender dürften wohl ausreichen, auf eine Unterstützung dieses Senders zu verzichten.

Adressen: 1) PhDr. Pavel Beno, Studio Nisa, ul. 17. listopadu 586/A, 460 LIBEREC XV, CSFR, 2) Geo+Bio Magazin TV, PhDr. Pavel Beno, Slavikova 10, 130 00 PRAHA 3, CSFR, 3) 2. Horizont, Dr. P. Beno, C. 449, 92403 Galanta 3, CSFR

 

RADIO F.R.E.I. KÄMPFT UM LEGALITÄT

In den Abendstunden des 19. Juni umstellte ein Sonderkommando der Polizei das Autonome Jugendzentrum in Erfurt, Polizei und Vertreter der Telekom drangen in die Räume des Radio F.R.E.I. ein und zogen den Stecker raus, weil der Sender gegen das Fernmeldegesetz verstoße. Dabei unterbrachen sie ausgerechnet eine Sendung über den deutsch-jüdischen Dialog. Da die Polizisten den Hausdurchsuchungsbefehls "auf dem Revier vergessen" hatten mußten sie wieder abziehen. Gleichzeitig sammelten sich AnhängerInnen, HörerInnen des Radiosenders vor dem Gebäude zum Protest, anwesende Stadtverordnete warfen der Polizei Unverhältnismäßigkeit vor. Inzwischen gibt es folgende Regelung: Radio F.R.E.I. setzt seine wöchentlichen Sendungen mit einer symbolischen Viertelstunde fort und die Behörden tun so, als ob sie davon nicht wüßten.

Radio F.R.E.I. arbeitet eng mit der F.E.R.L. (der Europäischen Förderation Freier Radios) zusammen, mit deren Unterstützung der Sender von Radio F.R.E.I. im September 1990 mit einer viertelstündigen Testsendung in Betrieb genommen werden konnte. Seit Ende 1990 sendet Radio F.R.E.I. regelmäßig Mittwochs, Sendezeiten und Themen wurden über Erfurter Zeitungen bekannt gemacht, zu denen die Radiomacher gute Kontakte haben. Radio F.R.E.I. sendet keinerlei Werbespots. Folgende Bemerkung mag ein weiterer Hinweis auf das Selbstverständnis des Radios sein: "uns kann niemand so leicht irgendwelche Schlagworte wie Terrorismus anheften, wie das bei Radio Dreyeckland passiert ist. Wir wollen kein Kampfsender sein...".

Radio F.R.E.I. hat Änderungsanträge für das Thüringer Privatrundfunkgesetz formuliert. Sie wollen in das Gesetz den Begriff der nichtkommerziellen Rundfunkteilnehmer einführen: "...Personenvereinigungen, die nicht gewinnorientiert und unabhängig von öffentlichen Stellen oder kommerziellen Interessengruppen ein Hörfunkprogramm betreiben. Diese Bürger- und Gemeinschaftsradios haben zum Ziel, sozialen, kulturellen, sprachlichen und sonstigen Minderheiten als Sprachrohr zu dienen." Außerdem wird vorgeschlagen, daß neben den Frequenzen der landesweiten Senderketten "Lokalfrequenzen für kleine Versorgungsbereiche vorzusehen sind".

Radio F.R.E.I. ist in Erfurt Mittwoch abends auf der Frequenz 100,5 MHZ UKW zu empfangen. Die Radiomacher(innen) sind über das Jugendzentrum Erfurt (AJZ) zu erreichen. (Quellen: taz, 1.7.91 und telegraph, 25. Juli 1991, Nr. 7)

 

RADIO QUER SPRICHT KLARE WORTE

Während das Landesrundfunkgesetz von Hessen keinen Lokalfunk vorsieht und in Rheinland-Pfalz keine Lokalfrequenzen vergeben werden - obwohl es grundsätzlich möglich wäre - also die Bedingungen völlig quer zum Radio Quer stehen, macht die Radio-Initiative weiter Druck, um das öffentliche Interesse an einem Freien Radio für Mainz/Wiesbaden zu dokumentieren. "Radiomachen allein bedeutet noch kein sinngebendes Ziel: Die Idee, die dahinter steckt, für die zu kämpfen sich lohnt, ist ausschlaggebend und sorgt für öffentliches Interesse; Radio ist nur der Apparat, ...". Radio Quer hat eine Anbietergemeinschaft von 13 Gruppen gebildet und einen "Vorschlag zur inhaltlich-redaktionellen Ausrichtung im Lokalradio" verfaßt, aus dem im Folgenden zitiert wird:

"Wir wollen: * ein Forum für Gegenöffentlichkeit zu den konservativ-dominierten Medien im Raum Mainz/Wiesbaden schaffen, * die Einflußnahme von Parteien auf Radio ausschließen, * die Gefahren nationalistischer Politik anhand der eigenen, deutschen Geschichte anmahnen, gegen kollektive Verdrängungsmechanismen ankämpfen (...), * faschistisches/rassistisches Gedankengut aufspüren, davor warnen und entschieden mit Solidarität gegenüber den von der Hetze Betroffenen auftreten (...) * imperialistische und militaristische Ideen und Absichten anprangern, wachsam auf solche Äußerungen und Tendenzen in den Medien oder der Politik reagieren *... das marktwirtschaftliche Prinzip, das den Zusatz "sozial" immer weniger verdient, anhand von Beispielen (wie Wohnungsnot) durchschaubar machen * sexistische Sprüche im Radio ausschließen * das Selbstbestimmungsrecht all derjenigen Menschen einklagen, denen das Leben durch Bevormundung, Benachteiligung und Anpassungsdruck schwer gemacht wird (z.B. Lesben, Schwule, Menschen anderer Nationalität, Religion, Rasse, politischer Identität) * für die Gleichberechtigung der Frau in allen Lebensbereichen eintreten und patriarchale Strukturen entlarven * die Verflechtung von Staat und Kirche nicht widerspruchslos hinnehmen und die sozialen und poltischen Auswirkungen klerikaler Dogmen (z.B. gegen Aids-Prävention, Konservierung des Obrigkeitsstaates; gegen aufgeklärte, selbstbestimmte Lebensführung) im Radio kritisch hinterfragen * die Betroffenen selbst zu Wort kommen lassen ...." - Sapperlot! Donnerwetter! Das ist aber ziemlich deutlich.

Kontakt: Medieninitiative Mainz/Wiesbaden e.V., Postfach 3041, 65 Mainz, Treffen jeden Mittwoch abwechselnd in Mainz (Cafe Nixda, Raimundistr. 13, 0631/638443 und in Wiesbaden Cafe Klatsch, Terminanfragen auch bei Pierre, Tel. 06131/616931

 

INGEHN: VERBUND FREIER RADIOS IN NIEDERSACHSEN

INGEHN heißt "Interessengemeinschaft Gemeinnütziger Hörfunk Niedersachsen". INGEHN ist der Versuch, die Kritik an Medien und Medienpolitik zu bündeln und sich als Sprachrohr gemeinnütziger sowie nicht-kommerzieller Lokalrundfunkveranstalter in die Landesgesetzgebung zum Hörfunk einzumischen. Dazu gehört es u.a. konkrete Positionen zu technischen Fragen (FTZ-Prüfsiegel, Gerätestandards) und Finanzfragen (GEMA-Gebühren, Kabelgroschen) zu entwickeln. Von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit in Form der Einkaufsgenossenschaft für hard-ware, einer gemeinsamen Kultur- und Veranstaltungsgemeinschaft und einer Programmvermarktungsgesellschaft ist in den ersten Papieren die Rede. Auch die Kritik an Standortvergabe und Frequenzvergabe gegenüber den herrschenden politischen Seilschaften soll gemeinsm getragen werden. Essentials der Interessengemeinschaft sollen sein: "Lokaler Hörfunk ist ein Medium ohne Werbung" und "Lokaler Hörfunk finanziert sich selbst und gehört sich selbst".

Kontakte: Thomas Muntschik (Radio Eckenbrecher/Holzminden), Heidbrink 3, 3453 Polle/Oberweser

 

Technische Kommunikation

 

SONDERREGELUNG FÜR TELEFONKONTAKTE VON BERATUNGSSTELLEN

(Der folgende Text ist als Musterartikel für den Abdruck in Stadtzeitungen entworfen worden, Titelvorschlag TELEFONKONTAKTE WERDEN ZUR ÖFFENTLICHEN ANGELEGENHEIT)

Wem ist es nicht unangenehm zu wissen, daß seine Telefonkontakte gespeichert werden und mit Informationen darüber Mißbrauch getrieben werden kann? Gegen die umfassende Speicherung aller Telefonverbindungsdaten im neuen Telefonnetz (ISDN) gibt es eine anhaltende und stichhaltige Kritik nicht nur von DatenschützerInnen. Problem in diesem neuen Telefonnetz ist, daß registriert und gespeichert wird, wer mit wem, an welchem Tag, über welche Telefonapparate, wie lange telefoniert hat. Gemeinsam mit dem IKÖ haben sich Beratungsstellen in die Kritik mit eingeschaltet, die auf absolute Anonymität ihrer Telefonkontakte angewiesen sind, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, das Vertrauen der Ratsuchenden zu verlieren. Dazu gehören z.B. Telefonseelsorgen, Aids-Beratungsstellen, Drogen-Beratungsstellen, Pro-Familia und ähnliche Einrichtungen. Aber auch JournalistInnen und ÄrztInnen bestehen auf dem Schutz der Anonymität ihrer Telefongespräche.

Zuständig für das neue Telefonsystem und die Telefondatenspeicherung ist die Deutsche Bundespost TELEKOM - ein Teil der ehemaligen Bundespost. Die Telekom stellt sich stur und speichert auch weiterhin Telefondaten. Allerdings wurde mit einer neuen Verordnung am 1.7.91 durchgesetzt, daß die Betroffenen ein Auskunftsrecht gegenüber der Telekom haben. Sie können also bei der Telekom Auskunft verlangen über Speicherung und Verwendung ihrer Telefondaten. Für die Beratungsstellen wurden Sonderrechte geschaffen. Wer einen Nachweis über die einzelnen Posten seiner Telefonrechnung verlang, bekommt von der Telekom einen sogenannten "Einzelgebührennachweis", mithilfe der neuen Telefontechnik ist es möglich, alle Telefonnummern der Anrufenden aufzuführen - auch derjenigen, die anonym angerufen haben! Die Beratungsstellen haben nun das Recht, zu verlangen, daß die Telekom auf das Ausdrucken der Telefonnummern in einem solchen Nachweis verzichtet. Dazu müssen sie einen besonderen Antrag stellen - leider wurden die Beratungsstellen aber von der Telekom gar nicht darüber informiert, daß sie dies nun machen können. Besser wäre zwar, wenn die Telefondaten gar nicht erst gespeichert würden, aber auf dem Weg dahin sollten die Beratungsstellen nun von ihren Sonderrechten Gebrauch machen.

Kontakt: IKÖ, Balkenstr. 17-19, 46 Dortmund 1, 0231/5779046, bzw.

 

NUR NOCH KARTENTELEFONE IM "ICE"

Neueste Unverschämtheit zwecks Durchsetzung der Kartentelefone findet in den Inter-City-Express ICEs statt - mal abgsehen davon, daß die ICEs insgesamt als Fehlleitung von Geldern kritisiert werden und stattdessen ein besserer Ausbau des Nahverkehrs gefordert wird. Wer mal anrufen will, weil die Steuerungscomputer des "Triebkopfes" wider mal ausgefallen sind, aber "Telefonkarten Nein Danke!" praktizieren möchte, ist völlig aufgeschmissen, denn es gibt gar keine Münzfernsprecher mehr. Statt dem einen Münzfernsprecher, wie in den ICs, befinden sich nun gleich mehrere Kartentelefone im ICE. Der ICE-Schaffner wurde flugs mit der Zusatzfunktion "Telefonkartenverkäufer" versehen. Wir hatten bereits im Infodienst über die Möglichkeit berichtet, daß Telefongespräche aus Zügen mit einem Billigempfänger ganz einfach abgehört werden können. Aber nicht nur dies und die Ablehnung der Kartentelefone ist ein Grund auf ICE-Telefonieren zu verzichten, sondern die Telefonverbindung geht bisher auch noch bei den vielen ICE-Tunneldurchfahrten den Bach runter.

 

BTX: VERMITTLUNGSDIENSTE FÜR SEXUELLEN MISSBRAUCH

Im BTX-System werden Videofilme mit Kinderpornographie per Chiffreanzeigen zum Kauf angeboten. Dies ist verwerflich, weil damit auch die Produktion solcher Videos gefördert wird, die auf Kosten unschuldiger Kinder vonstatten geht, die dann fürs ganze Leben einen psychischen und auch körperlichen Knacks kriegen. Die Darstellungen gehen bis hin zu authentischem Geschlechtsverkehr mit vierjährigen Kindern! Herstellung und Vertrieb von Kinder-Porno-Videos sind auch unter Strafe gestellt. Da eine entsprechende Sperrung des BTX-Systems für solche Angebote laut BTX-Staatsvertrag eine Sache der Bundesländer ist, soll nun ein Überwachungssystem auf Landesebene eingerichtet werden.

Allerdings sind Überwachungssysteme selbst problematisch und ihre Praxis muß wiederum überwacht werden. Mit Präzendenzfällen zur BTX-Überwachung könnten gesetzliche Grundlagen für eine Ausweitung der Überwachung auch auf andere Gebiete geschaffen werden, die technischen Möglichkeiten bietet das BTX-System ja allemal. Bleibt etwa nur die unangenehme Alternative: Vertrieb von Kinderpornos im BTX oder eine Ausweitung von Überwachungssystemen? Nun, wir sind ja für BTX-Boykott, dann wäre das Problem nicht da, aber Mailbox-Netze (BTX ist ja auch nix anderes als Mailbox) schlittern in dieselbe Problematik rein. Schließlich müssen die SysOps im Zerberus-Netz auch entscheiden, was ins Netz darf und was nicht.

 

ÖKOQUATSCH UM TELEFONKARTEN

Die Telefonkarten sind aus dem ökologisch verdammenswerten PVC hergestellt. Nun haben einige Leute nichts eiligeres zu tun als sich über die sinnlose Produktion von Plastikkarten aufzuregen und damit indirekt die Einführung der "wiederverwendbaren Telefonkarte" zu fordern. Daß sie damit die Einführung des computerlesbaren Telefonausweises, der Online-Buchungskarte, Vorschub leisten, die unter Datenschutzaspekten abzulehnen ist, kommt ihnen nicht in den Sinn. Da lösen wir den Widerspruch aber einfacher und ohne Fachidiotentum, wenn wir für den Verzicht von Kartentelefonen plädieren: dann gibt es keinen PVC-Abfall - das ist ökologisch sinnvoll und keine Buchungskarte - das ist eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme gegen die Entwicklung der Datenherrschaft!

 

Printmedien

 

PRESSEDIENST FÜR ALTERNATIVE STADTZEITUNGEN

Die Idee war auf dem Zeitungstreffen (Wechselwirkung, FIFF-Kommunikation, Stille Post, Datenschutznachrichten/DANA, Mailboxer, IKÖ-Rundbrief und Infodienst C&M) entstanden. Artikelvorlagen zu aktuellen Themen aus dem Fachgebiet Computer, Medien, Telekommunikation, Informatik, Datenschutz etc. sollten an ca. 100 Redaktionen von alternativen Stadtzeitungen verschickt werden. Eine solche Art Fachpressedienst, soll dazu dienen, der alternativen Stadtzeitungsszene ein bißchen den Rücken zu stärken. Da unsere Arbeit in der kritischen Betrachtung der Computerisierung, Medienentwicklung, und Telekommunikation und Datenschutz gewidmet ist, treffen wir sicher auch bei Stadtzeitungen auf mehr Interesse als in den übrigen Medien. Interessant wäre auch der Versuch, Artikel aus einzelnen Stadtzeitungen, die unser Themengebiet berühren zentral zu sammeln und dann an alle Stadtzeitungen zu verschicken.

Im IKÖ-Vorstandes findet dieses Projekt Unterstützung, es böte sich also an, eine erste Verschickung von Artikelvorschlägen über das IKÖ-Büro laufen zu lassen. Für eine erste Rundsendung an die Stadtzeitungsredaktionen liegen bereits einige Texte vor (Fertige Artikelvorlagen zu: Sozialversicherungsausweis, Telefonkarten, Telefondatenschutzes bei Beratungsstellen). Weitere Texte können noch aufgenommen werden. Die Texte sollten knapp und pointiert, vor allem aber auch allgemein verständlich abgefaßt sein.

Kontakt: IKÖ-Projekt-Pressedienst, Balkenstr. 17-19, 46 Dortmund 1, 0231/5779046 oder Redaktion Informationsdienst COMPUTER & MEDIEN, Ostlandweg 33, 34 Göttingen

 

"DIE ANDERE ZEITUNG" (DAZ) IN MEMORIAM

Nochmal zur Information, obwohl es auch in der Tagespresse zu lesen war: Die regionale Leipziger Zeitung "DAZ" gibt es nicht mehr. Sie war im Herbst 1989 entstanden und erschien am 18.Oktober 1989 unter dem Titel "Informationsblatt Neues Forum Leipzig". Im Dezember machte sich die Redaktion aber auch unabhängig vom Neuen Forum und kam seit Februar 1990 als "Die Andere Zeitung / DAZ" heraus. Die Auflage erreichte anfangs die schier unglaubliche Höhe von 40.000, brach ein halbes jahr später aber wieder zusammen. Es wurden Werbekampagnen auf Kredit finanziert, neue Redaktionskonzepte probiert und schließlich Verhandlungen mit einem Großverlag aufgenommen, die jedoch scheiterten. Für eine Ausweitung auf Halle, Dresden, Chemnitz wurden neue Schulden gemacht, bis die DAZ schließlich völlig ruiniert war und die ZeitungsmacherInnen das Handtuch schmissen.

 

Mailboxen

 

PRESSEDIENST ÜBER MAILBOX

Die konkreten Informationen, über die BürgerInneninitiativen vor Ort verfügen, möchte das Mailbox-Projekt "ComLink" sammeln und per Mailbox für Zeitungsredaktionen anbieten. Das ganze wird "Ticker-Dienst für Print- und Hörfunkmedien" genannt. JournalistInnen, die etwas über Aktionen der Ökologie-, III Welt- und Menschenrechtsgruppen erfahren wollen können also den entsprechenden Mailboxservice von ComLink in Anspruch nehmen. In einer Pressemitteilung wird betont, daß ComLink e.V. ohne kommerzielle Interessen arbeitet. Daher ist zu hoffen, daß Alternativzeitungen ein solcher Dienst zu minimalsten Kosten angeboten wird, falls diese überhaupt PC, Modem und Terminalsoftware besitzen.

Ende September findet übrigens eine Sitzung der grünen-nahen Landesstiftung "Leben und Umwelt"/Oldenburg mit den Vertretern von ComLink statt, wo die Finanzierung verschiedener Mailboxprojekte zur Debatte steht (geschlossene Veranstaltung).

Kontakte: Dietrich Löbner (Hamburg), Jürgen Wiekmann, Medienzentrum Hamburg 040/2706036, ComLink e.V.Moorkampf 46 3000 Hannover 1 (Udo Schacht- Wiegand), Eberhard Walde (Ex-Bundesgeschäftsführer der GRÜNEN), Zülpicher Str. 3, 5300 Bonn 1

 

Unternehmen

 

BERTELSMANN KAUFT POLITIKER EIN

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sei zwischendurch einmal angemerkt, daß Bertelsmann sich systematisch hochrangige Politiker in die Management-Etage setzt. Erstmals besonders aufgefallen ist es als Bundesfinanzminister Lahnstein aus der Bundesregierung unter Helmut Schmidt zu Bertelsmann wechselte. Im Dezember 1990 gab Horst Teltschik nach acht Jahre seinen Posten als Berater von Kanzler Kohl auf und übernahm die Geschäftsführung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Bereits vorher war Teltschik Mitglied im Beirat des Stiftungsprojekts "Strategien und Optionen für die Zukunft Europas". Als der Bundesbank-Präsident Karl Otto Pöhl am 4 Jui 1991 aus dem Amt scheidet, schreibt der zum Bertelsmann Konzern gehörende Informationsdienst "Der Platowbrief", daß sich Reinhard Mohn (Bertelsmann Aufsichtsratvorsitzender) darum bemühe, ihn in den Aufsichtsrat zu übernehmen. Am 1. September war es soweit: Karl Otto Pöhl ist nun Mitglied im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG. Nun hat Bertelsmann einen Ex-Finanzminister, einen Ex-Kanzlerberater/Außenpolitik und einen Ex-Bundesbankpräsidenten.

Die Kontinuität solcher Versuche zeigt den Bedarf des Medienkonzerns Bertelsmann im Bereich politisch-strategischen Denkens. Dieser Bedarf wiederum läßt darauf schließen, daß dieser Riesenkonzern kräftig in der Politik mitmischen wird, wenn Medien und Telekommunikation sich auf dem (west-)europäischen Binnenmarkt und in Osteuropa zum großen Geschäft werden.

 

BÜCHER, BROSCHÜREN, MATERIAL

Auf dem Redaktionsschreibtisch haben sich etliche Literaturhinweise, Texte, Broschüren und Bücher angesammelt, von denen viele sicherlich eine Rezension wert wären. Vielleicht kann die eine oder andere aber auch einen Nutzen aus der bescheideneren Form der Auflistung ziehen, da es inzwischen zu viele geworden sind.

 

Medien im Krieg, Sonderheft Medien Journal, Österreichische Gesellschaft für Kommunikationsfragen (ÖGK) c/o Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg, Rudolfskai 42, A-5020 Salzburg (öS 100,-)

Krieg und Kino - Logistik der Wahrnehmung, Paul Virilio, Fischer/Sozialwissenschaft, (16,80 DM)

Die Sehmaschine, Paul Virillio, Merve-Verlag Nr. 149, (18,-DM)

Von der Bürokratie zur Telekratie - Rumänien im Fernsehen- Ein Symposium aus Budapest, Peter Weibel (Hrsg.) Merve (16,-DM)

Datenbankführer Frieden, Günther Gugel/Helmut Kreidenweis, Datenbanken für die Friedens- und Konfliktforschung, hausinterne, öffentliche und kommerzielle Angebote im Überblick, Verein für Friedenspädagogik, Bachgasse 22, 7400 Tübingen (10,-DM)

Blick der Medien auf die Dritte Welt, Heller/Petermann/Thoms (Hrsg.) Trickster-Verlag (35 DM)

Digitaler Schein - Ästhetik der elektronischen Medien, Hrsg. von F. Rötzer, 570 Seiten mit Beiträgen von 31 AutorInnen (26 DM), Suhrkamp Verlag/Frankfurt, 1991

Informatik und Gesellschaft, Eine Auswahlbibliographie von Ute Bernhardt/FIFF, auf 25 Seiten DIN A 5 werden Bücher zu verschiedenen Themen aufgelistet, 3 DM (FIFF, Reuterstr. 44, 53 Bonn 1

Datenschutz in der Europäischen Gemeinschaft, Schwerpunktthema in FiFF-Kommunikation, Heft 3/91, Juli 1991

Vom Verschwinden der Ferne - Telekommunikation und Kunst, eine Ausstellung des Deutschen Postmuseums in Frankfurt am Main, 2.10.90 - 13.1.91, Decker/Weibel (Hrsg.), DuMont Buchverlag Köln, 1990, 359 Seiten, zur

Die betrogene Gesellschaft, Kommunikation im Informationszeitalter, Klaus Hellmann, Orell-Füssli Verlag (sFr 39,80)

Telekommunikation und Gesellschaft, Kritisches Jahrbuch der Telekommunikation, Herbert Kubicek (Hrsg.), 260 Seiten, DIN A 5 kart. (39,80 DM), Karlsruhe 1991

Filme zum Themenbereich IuK-Techniken, Radevagen/Thiele, Berlin 89, (enthält Filmtitel, Jahr/Ort, Personen und informative Inhaltsangaben von ca. 90 Filmen, aber keine Bezugsquellen zum Ausleihen) Landesbildstelle Berlin, Wikingerufer 7, 1 Berlin 21, 030/39092-248 (Thiele) kostenlos bei Einsendung eines DIN A 5 Umschlages mit 0,80 DM-Briefmarke

Tips für Computerspiele - Ein Verzeichnis für Pädagogen und ELtern, (so `ne Art Katalog möglichst gewaltfreier Spiele zur Ehrenrettung der Computer-games) Berlin Dez. 89, Landesbildstelle Berlin, Wikingerufer 7, 1 Berlin 21

Info für Beratungsstellen, IKÖ-Broschüre zum Telefondatenschutz bei Beratungsstellen, August 1991, Bestellung: IKÖ, Balkenstr.17-19, 46 Dortmund 1

Bausteine eines kommunikationsökologischen Konzepts - IKÖ-Informationsmaterialen - Dokumentation eines Symposiums am 21./22. September 1990 in Bonn, DIN A 4, 200 Seiten

Die vierte Macht, Zu Geschichte und Kultur des Journalismus in Österreich seit 1945, Verlag für Gesellschaftskritik (öS 298,-)

Die Ausblendung der Wirklichkeit - Texte zur Medien- und Kulturkritik, Hrsg. von Wolfgang Haug und Herby Sachs, Trotzdem Verlag, Grafenau 1989

Medien und Neue Soziale Bewegung, Forschungsjournal Nr.1/89, Schüren-Presseverlag, Deutschhausstr.31, 355 Marburg, 06421/63084 (9,-DM)

Medien sehen dich an, in Freibeuter Nr. 44 1990, Vierteljahreszeitschrift für Kultur und Politik, Wagenbachverlag, S. 51-99, (vor allem Fernsehen und Kultur)

Expertensysteme: Taylorisierung geistiger Arbeit?, DGB Bundesvorstand (Hrsg.), April 1991. Autoren: Rupert Röder, Eric Bonse, Carsten Schroeder, Roland Schneider. 72 Seiten DIN A 4 fotokopiert mit Eckenheftung. DGB/Abt. Technologie, HdA, Hans Böckler Str. 39, 4000 Düsseldorf 30

Die binäre Herr schaft - Intuition und logisches Prinzip, Christel Kumbruck (Diss.), Profil Verlag München 1990, 386 Seiten, (42 DM)

Probleme der Künstlichen Intelligenz, Oswald Wiener, Merve Verlag 1990, (16 DM)

Die Verletzlichkeit der "Informationsgesellschaft", Hammer/Pordesch/Roßnagel/Wedde, Opladen 1989, 277 Seiten

Riskante Netze, Informations- und Kommunikationstechnik zwischen Technologie-Abschätzung und Technikgestaltung, Wilhelm Steinmüller, 110 Seiten (öS 180,-) Schriftenreihe/Österreichische Computer Gesellschaft 1990, A-1010 Wien, Wollzeile 1-3

Gestaltete Technik - Die Genese der Informationstechnik als Basis einer politischen Gestaltungsstrategie, , Peter Berger/Hamburg, Campus-Verlag 1991, 240 Seiten (48,-DM)

Computer, Macht und Gegenwehr, FIFF, Bonn, Januar 1991 Gesammelte Beiträge der FIFF Jahrestagung 1990, 213 Seiten, (12,80 DM)

 

Kuriositäten

 

FERNSEHEN FÜR EINSAME HUNDE

Nicht nur Probleme in soziale Beziehungen zwischen Menschen werden durch Technik zu lösen versucht, sondern auch jene zwischen Mensch und Tier: Ein amerikanischer Geschäftsmann (wer sonst?) bietet in Minneapolis ein Video speziell für Hunde (!) an. Es soll den Hunden die zeit vertreiben, wenn sie allein in der Wohnung zurückgelassen werden. "Doggie adventure" beschreibt die Abenteuer eines Hundes auf seinem Weg durch Straßen und Parkanlagen. Dabei trifft er auf andere Hunde, die es zu beschnuppern oder zu bekämpfen gilt. Auch der Ton des Films ist speziell auf die Hörgewohnheiten von Hunden abgestimmt. Daß Hunde ihre Umwelt sehr stark über Gerüche wahrnehmen dürfte jedoch dazu führen, daß die Wahrnehmung der Hunde beim Fernsehen vor allem durch ausströmende Dämpfe der Platinen geprägt wird.

 

PRINTMEDIEN ALS FUTTER FÜR RINDVIECHER

Irgendwelche WissenschaftlerInnen der Cornell-University im Bundesstaat New York meinen, daß ca. 60 % der Zeitungen im Staate New York von Kühen gefressen werden könnte. In einem Versuch hatten sie Milchkühen einige Seiten von "USA-Today" und der Lokalzeitung "Ithaca-Journal" ins Futter gemischt. Angeblich habe das weder den Rindviechern noch der Milch geschadet. Angesichts der Tatsache, daß die beim Druck verwendete Druckerschwärze und Farbe auf Rohölbasis hergestellt wird, gingen bei dieser Futterart mehrere hundert unerforschte organische Substanzen über den Kuhmagen in die Milch - das ist schon kein Witz mehr!

 

DISKETTENZERSTÖRUNG

Die Zeitschrift "Kriminalistik" berichtete, daß es häufiger vorkomme, daß bei Hausdurchsuchungen von Beschuldigten Beweismittel vernichtet werden, indem sie 5 1/4-Zoll Disketten zerknüllen. Die kleinen Disketten sind zwar sehr viel stabiler und könnten nicht zerknüllt werden, es sei aber schon vorgekommen, daß ein Beschuldigter mit herzhaftem Biß in eine solche Diskette das Beweismittel vernichtet habe. Die beigefügte Abbildung zeigte eine zerstörte Plastikumhüllung der 3 1/2-Zoll-Diskette und eine zerkaute Magnetfolie.

 

 

REDAKTIONSSCHLUSS

Redaktionsschluß für die nächste Nummer (4/91) des Informationsdienstes COMPUTER & MEDIEN ist der 12 Dezember 1991