Informationsdienst Computer&Medien

Archiv   Nr.4 / 1993

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Termine *
CPU - Elektronische Zeitung der "Workers in the Computer Industry" *
Engagierte Computer ExpertInnen Österreichs (ECE) *
Streik bei DEC *
Netzwerk Arbeitswelt Informatik (NAI) wächst *
Verfassungsschutz verliert gegen engagierten Datenschützer *
Ich glaub´es hackt! *
Interaktive Medien - "Interactiva" in Köln *
"Medienkultur-Medienkult" Fachtagung *
Technische Aspekte des "Abhörens bei aufgelegtem Telefonhörer" *
ISDN-"Steuerkanal" *
Einführungstermine für die Chipkarte der Krankenkassen *
Volkszählungsersatz - Wohnungsstättenzählungs-Stichprobe 1993 *
Mailbox-Netze und Elektronische Demokratie *
Mailbox-Netze und V-Leute *
Verbot der "höheren Ebenen der Kommunikationstechnik" *
Mailbox für Betriebs- und PersonalrätInnen *
PC-Vernetzung für StudentInnen-Wohnheime? *
FAIR (USA): Media Action zu PBS *
Leipziger Medientage *
Sozialamt muß Fernsehgerät bezahlen *
EURO-LOG European Logistic Information System *
10 jähriger BTX-Boykottaufruf wieder aktuell - von wegen "Flopp" *
Bücher, Broschüren, Material    *

 

Termine

27.12. -29.12.93, Chaos Communication Congress im Eidelstädter Bürgerhaus, Elbgaustr. 12, 22523 Hamburg, Themen: Lauschangriffe, Verschlüsselung, "BürgerInnennetze", Mailbox-Schutzbund (Gründung), Modacom, Häcksen / feminines Computerhandling, usw.

Veranstalter: Chaos Computer Club, Schwenckestr. 85, 20255 Hamburg oder bei FoeBuD e.V. Marktstr. 18, 33602 Bielefeld (3 DM Rückporto), Tel.: 0521/175254 oder Fax: 61172, Box: 0521/68000, Dauerkarte 42 DM, ermäßigt 32 DM, Presse 77 DM, Mitglieder 23 DM,

20.1.94, "Die faszinierende Welt der Datenfernübertragung", Jugendzentrum für politische Bildung, Untere Talgasse 8, Eintritt

27. - 30.1.94, Tage des unabhängigen Films (in Osnabrück), Vorgestellt werden Filme, die im kommerziellen Kino gar keine oder nur geringe Chancen haben, ihr Publikum zu finden, Kontakt: Tage des unabhängigen Films, Postfach 1861 49008 Osnabrück, Tel.: 0541/21658, Fax: 28327

4.2. - 6.2.94, Computer für Jugend-, Schüler- und Alternativzeitungen, Wochenendseminar in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Seminar für Politik e.V., der Jungen Presse Bayern und dem Jugendzentrum für politische Bildung, Untere Talgasse 8, Nürnberg, 30-40 DM Übernachtung und Verpflegung. Anmeldungen: Kommunikation und Neue Medien e.V., Postfach 520, 80605 München, Tel.: 089/1675106 oder Fax 131406, E-Mail P.LOKK@LINK-M.zer

10.3.94, Datenschutz in der öffentlichen Verwaltung, Infos: ARGE Daten, Österreichische Gesellschaft für den Datenschutz, Liechtensteiner Str. 94, 1090 WIEN

23. - 26.3.94, Computers, Freedom and Privacy, Chicago, IL. Sponsored by (.....) and The John Marshall Law School. Contact: CFP94@jmls.edu

21.4.94, Datenschutz für Unternehmen und Vereine, Infos: ARGE Daten, Österreichische Gesellschaft für den Datenschutz, Liechtensteiner Str. 94, 1090 WIEN

21.4. - 22.4.94 Elektrik/Elektronik-Schrott, Datenträgerentsorgung, Möglichkeiten und Grenzen der Elektronikschrott-Verordnung, "Fachtagung mit begleitender Produkt- und Dienstleistungspräsentation" (=Werbung), Wege der Entsorgung, Rücknahmekonzepte, Erfassungs- und Demontagekonzepte, erprobte Beispiele des stofflichen Recycling, Umweltinstitut Offenbach GmbH, Nordring 82 B, 63067 Offenbach, Tel.: 069/810679 oder Fax 823493, Tagungsort: Büsingpalais, Herrnstr. 82

19.5.94, ISDN, Telekommunikation und Datenschutz, Infos: ARGE Daten, Österreichische Gesellschaft für den Datenschutz, Liechtensteiner Str. 94, 1090 WIEN

2. - 5.7.94, 5th Conference On Women Work And Computerization. "Breaking

Old Boundaries: Building New Forms". July 2-5, UMIST, Manchester,

UK. Abstracts by 10/1/93. Contact über e-mail: clement@vax.ox.ac.uk

Institutionen/Organisationen

CPU - Elektronische Zeitung der "Workers in the Computer Industry"

Die CPU ist eine elektronische Zeitung, die englischsprachige Nachrichten verbreitet, die für Beschäftigte in der Computer- und Softwarebranche interessant sind. Die Tägerorganisation ist die "Computer Professionals for Social Responsibility" (CPSR), bzw. eine ihrer Arbeitsgruppen namens "Workers in the computer industry". Die CPSR ist wohl besonders stark in Berkeley vertreten. (Nebenbei sei zur Kennzeichnung des Ortes bemerkt, daß an der Berkley-Universität in Kalifornien auch Fridjof Capra lehrt). Die CPU hat inzwischen 968 AbonnentInnen.

Inhalte der Nummern 5 und 6 sind u.a. "International Network of Women in technology", Buchbesprechung von "Decline and Fall of the American Programmer", Berichte über Arbeitsplatzvernichtung und Lohnpolitik bei den Computerfirmen in den USA, aber auch Berichte über Streiks bei DEC in Germany. Am Rande finden sich dann auch Witze und Sprüche über die großen Computer und Softwarefirmen.

Die Nummer 6 der CPU vom 13.11.93 enthält u.a. eine Rede von Lenny Siegel (Director of the Pacific Studies Center) die er bei einer Veranstaltung der CPSR in Berkeley am 29 August 1993 hielt. Siegel "has been a longtime observer of the global electronics industry. His special interest in labor relations in Silicon Valley has resulted in some very interesting research on Valley demographics and employment. His talk covered so many areas of interest to us -- race and gender in the computer workforce, contracting and organizing -- that we decided to pretty much devote this issue exclusively to it." Das Feature erschien in der CPU unter dem Titel "New Chips in old Skins: Work, Labor and Silicon Valley"

Kontakt und Material: Die CPU kann kostenlos auf elektronischem Weg bezogen werden: e-mailing subject zeile leer, adressieren an: listserv@cpsr.org, und eine einzige Zeile "in the body of the message": SUBSCRIBE CPSR-CPU <Vorname> <Nachname>. Z.B.: SUBSCRIBE CPSR-CPU Terence MacSweeney. Ältere CPU-Ausgaben können folgendermaßen gefunden werden: via anonymous FTP at either cpsr.org in /cpsr/work or etext.archive.umich.edu in /pub/CPSR/work.

 

Engagierte Computer ExpertInnen Österreichs (ECE)

(kf7wien) "Die Engagierten Computer ExpertInnen (ECE) Österreichs hielten von 10/11 Juli 1993 in Lindabrunn südlich von Wien ihren jährlichen Workshop ab. Bearbeitete Themen waren das Schengener Informationssystem und Teleheimarbeit. Das Grundsatzpapier der "Computer Professionals for Social Responsibility"/Berkely Chapter wurde als Grundsatzpapier für der ECE übernommen und angenommen - es soll als Broschüre erscheinen. Das Thema "Schengener...", oder auch "Europäisches Informationssystem" wird in den nächsten Monaten intensiver bearbeitet werden, u.a. auch in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Vereinen. So wurde Mitte September eine Presseaussendung zu diesem Thema verschickt.

Im Januar bringt die ECE eine Broschüre heraus, in der sie ihre Arbeitsplattform formuliert. Dabei handelt es sich um "A Computer and Information Technologies Platform" der Computer Professionals for Social Responsibility.Berkeley Chapter.Peace and Justice Working Group, die die ECE ohne Veränderungen übernommen und nur mit einer Einleitung versehen hat. Im Folgenden ein kurzer Auszug aus dem umfangreichen Papier, in als Ziele benannt werden:

* To promote the use of Computer and Information Technologies to improve the quality of human life and maximize human potential.

* To provide broad and equal access to Computers and Information .Technology tools..

* To raise consciousness about the effects of Computer and Information Technologies among the community of people who create .and implement these technologies.

* To educate the general public about the effects Computers and Information Technologies have on them.

* To focus public attention on the political agenda that determines what gets researched, funded, developed and distributed in Computer and Information Technologies.

* To democratize (that is, enhance the public participation in) the process by which Computer and Information Technologies do or do not get researched, funded, developed and distributed."

(Kritsche Anmerkung der Red.: Es fehtl die Berücksichtung jener Fälle, wo Computeranwendungen verhindert werden müßten. In der vorliegenden Fassung könnte die Platform evtl. auch von der PR-Abteilung einer Computerfirma unterschrieben werden.)

Kontakt: Othmar Brigar Tel: 043-1-3107740, Kurt Fuchs email: Kurt.Fuchs@rcvie.co.at, Tel 043-1-391621-177, Kontakte in Österreich: "Engagierte Computer ExpertInnen (ECE), Postfach 168, A-1015 Wien, Tel.: 0431/3107740 (Othmar Brigar)

 

Streik bei DEC

Bei Digital Equipment streikte die Belegschaft - überwiegend Akademiker, die bisher von Gewerkschaft und Arbeitskampf nichts hören wollten - für die 36-Stunden-Woche und einen Rationalisierungschutz-Tarifvertrag - und sie gewann auch noch! Der Firmentarifvertrag wurde nach zweiwöchigem Streik in den Betrieben München, Nürnberg, Mannheim, Dresden und Würzburg in einem Verhandlungsmarathon von über sechzig Stunden Ende Juni ausgehandelt. Der Firmentarifvertrag enthält die gleichen Regelungen, die für den Bezirk Südbaden gelten. IG Metall und DEC werden bis Ende 1994 eine neue Entlohnungsstruktur in einem Entgelttarifvertrag vereinbaren. (Diese kurze Zusammenfassung besteht aus Auszügen von Klaus Lüdemanns Bericht in den Mitteilungen des IKÖ Nr. 11)

Material: DEC-Streik ein Meilenstein!, Gespräch mit dem stellvertretenden Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von DEC, in: Computer Informationen für Betriebs- und Personalräte, 10/93, S. 4-6

Anmerkung: * Es ist inzwischen in einem anderen Fall gerichtlich entschieden worden, daß der Betriebsrat nicht das hausinterne Mailbox-System benutzen durfte.

 

Netzwerk Arbeitswelt Informatik (NAI) wächst

(nai) DAS NAI wächst: Inzwischen haben wir rund 70 Mitglieder und InteressentInnen, die in über 30 Betrieben vertreten sind. Greifbare Erfolge haben wir auch erzielt: bei der Software AG (SAG) Darmstadt wurde inzwischen ein Wahlvorstand gewählt, der die Betriebsratswahl erfolgreich zum Abschluß bringen soll. Dort meinte die Unternehmensleitung, sie "hätten nicht die Probleme, die mit dem Betriebsverfassungsgesetz zu lösen seien". Die Betriebsrats-Wahl-Initiative verbreitete ihre Mitteilungen über das hausinterne Mailing-System* und bekamen darüber auch postitive Rückmeldungen von 500 Leuten, die Interesse an einer Betriebsversammlung hatten. Mit Unterstützung von NAI-Vertretern wurde dann die erste Betriebsversammlung abgehalten, jetzt gibt's eine Betriebsratswahl - gegen den Willen der Unternehmensleitung.

Für neue Betriebsrätinnen und Betriebsräte in der Branche führt das NAI auch Schulungen und Seminare durch, bietet insgesamt Informationsmaterialien an und unterstützt bei Betriebsversammlungen.

Kontakt: NAI, c/o BTQ e.V., Akazienweg 22, 34117 Kassel, Fax: 0561/776057

Verfassungsschutz verliert gegen engagierten Datenschützer

Gegen den Vorsitzenden der Deutschen Vereinigung für Datenschutz (DVD), die mit dem IKÖ zusammen die Datenschutznachrichten (DANA) herausgibt wurde auf Verlangen der FDP Abgeordneten Fuchs vom Verfassungsschutz ein Dossier angelegt, um zu verhindern, daß er Beauftragter für den Datenschutz im Land Brandenburg wird. Die Übermittlung des Dossiers war von Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Eckhart Werthebach veranlaßt und in der Öffentlichkeit als rechtmäßig verteidigt worden. Der betroffene Thilo Weichert hat dagegen geklagt und den Prozeß beim Verwaltungsgericht Köln gewonnen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat das Persönlichkeitsrecht unrechtmäßig verletzt - also imgrunde gegen die Verfassung verstoßen.

Material: Der Wortlaut des Urteils kann angefordert werden bei Thilo Weichert, Fridastr. 12, 30161 Hannover, Tel.: 0511/3883994

Cyber / Interaktive Medien

Ich glaub´es hackt!

Steffen Wernery (immer noch Chaos Computer Club?) produziert als Projektleiter der Firma "Audioland Medienproduktion" mit 14 internen und 120 externen Mitarbeitern die Technik für Beate Uhses neueste Sex-Vermarktung, die es den Anrufenden erlaubt, sich anonym untereinander oder mit professionellen Telefonsex-PartnerInnen zu unterhalten. In einer künstlichen Hörwelt, die computerunterstützt erzeugt wird, bekommt der Anrufende den Eindruck, er/sie bewege sich im strukturierten Raum eines "Erotik-Hotels" (Männerbordell, Frauenbordell, Sex total, Kuschel-Ecke, Lesben-Kino, Männer-Kontakt, Gay-Kino, Sauna, Partysaal oder Zahlschalter) oder auf einer "Erotik-Insel". Mithilfe von Tasteneingaben an einem Telefonapparat mit Tonwählverfahren kann man Sprachmitteilungen in den Raum hineinbringen und andere hören.

Für Technik-Fans und Cyber-Begeisterte bietet die Beate-Uhse-Tochterfirma "Megatax" die selbe Technik als "akustisches Cyberspace-Projekt", "akustisch virtuelle Realtität" oder "AudioReality" an (Wernery hat den Begriff "AudioReality" inzwischen gesetzlich schützen lassen). Hier heißt das Projekt nicht "Erotik-Insel" sondern "Villa". Steffen Wernery ist verantwortlicher Redakteur dieses Beate Uhse Ablegers. Die Verbindung beider Projekt wird besonders dadurch deutlich, daß für Nachfragen bei telefon-computer-technischen Problemen die gleiche Telefonnummer als "Hotline" angegeben wird. Das jugendfreie Villa-Projekt und die Sex-Insel unterscheiden sich in der Zugangsform. Die "Villa" ist über eine 0190 - Nummer erreichbar, wo "in der Regel" mit 0,23 DM je 12 Sekunden abgerechnet wird (pro Minute also 1,15 DM), bei der Erotik-Insel muß eine Hamburger Nummer gewählt werden und es kommen die Nutzungskosten (abhängig von den in Anspruch genommenen Hör-Diensten) von 0,50 bis 3 DM pro Minute dazu. Das Villa-Projekt könnte ein interessantes audio-cyberspace-Spiel sein, wenn hier nicht die Minute 1,15 kosten würde - 10 Minuten Unterhaltung im audio-cyberspace kosten also schon 11,50 DM.

Das technische System basiert auf der Software "Audioactor" der Audioland Medienproduktion GmbH. "Eingebettet in dieses spielerische Konzept finden sich auch klassische Elemente der Telefonanwendungen: Voice Mail, Foren, Konferenzen sind fast unmerklich in den Welten untergebracht und werden von den Anrufern intuitiv verwendet. Hinter dieser spielerischen Fassade verbirgt sich ein komplexes System, das eine Vielfalt von Technologien integriert: ISDN-Telefonie, Echtzeitkonferenzen und eine moderne Form der Tonwahl- und Spracherkennung."

Merkmale des Audioactor-Systems sind u.a.: Mehrbenutzerfähigkeit, Automatische Moderation, Hintergrundgeräusche und Effekte, benutzerbezogene Statistiken (!) und die Unterstützung von ISDN-Merkmalen. (Pressemitteilung, Audioland, November 93)

Da mit dem ISDN-Merkmal "Rufnummernanzeige" die Erkennung der Telefonnummer der Anrufenden möglich ist, kann auch bei einem anonymen Anruf der Anschluß, von dem aus angerufen wurde registriert und gespeichert werden. Unter Einsatz einer eines elektronischen Telefonbuches kann der Inhaber/die Inhaberin des jeweiligen Anschlusses ermittelt und dann personenbezogen Nutzungs-Statistik geführt werden.

Sobald mensch offiziell Mitglied in der "Erotik-Insel" oder der "Villa" wird, ist die Identität sowieso bekannt, weil mensch eine Geheimnummer zur Identifizierung eingeben muß. Fragt sich, wie diese Informationen genutzt werden. So können kommunikatives Verhalten, persönliche Meinungen, bei der Sex-Insel auch sexuell intime Informationen konkreten Personen zugeordnet und gespeichert werden. Im Werbeprospekt "Ruf mal an" von Beate Uhse heißt es u.a.: "Hast Du ganz spezielle Wünsche? Sprich Sie auf das Kontaktbrett. Es gibt bestimmt jemanden, der Deine Phantasien teilt.". Werden diese Informationen als personenbezogene Daten gespeichert und "benutzerbezogen ausgewertet"(*), müssten die Anrufenden darüber informiert werden.

Anmerkung: * Benutzerbezogene Auswertung ist ein technisches Merkmal von "audioactor"

Kontakte für 11,50 DM pro 10 Minuten : Villa, 0190/337 337

Quellen: a) Pressematerial der Beate-Uhse-Töchter "audioland" und "megatax", ausgesandt von FoeBud e.V. Bielefeld über dessen Verteiler, b) Broschüre "Ruf mal an" der "Beate Uhse International (Flensburg)

 

Interaktive Medien - "Interactiva" in Köln

Interaktive Medien sind Medien, die nicht nur in einer Einbahnstraße Informationen übermitteln oder verbreiten, sondern eine kommunikative Rückkoppelung erlauben, wobei die Verarbeitung der Information am Netzende durch einen Computer oder einen Menschen erfolgen kann (Definition C& M).

Also wenn z.B. durch die Bewegung, die Geräusche, Sprache oder Texteingabe eines Akteurs eine Reaktion hervorgerufen wird, die nicht durch eine Eins-zu-Eins-Zuordnung wie beim Licht-Einschalten erfolgt (instrumentelles Modell), sondern Ergebnis der Informationsverarbeitung in einem autonomen System (Mensch, Tier, Pflanze oder Maschine) ist, dann liegt "Interaktion" vor.

Vom 9. - 11. September fanden im Kölner Groß-Kino "Cinedom" (Mediapark) Präsentationen "interaktiver Medien" aus den Bereichen Kunst, Bildung und Spiele statt. Die "Hauptaufgabe" der Veranstaltung "Interactiva 93", - die zweite ihrer Art - "besteht jetzt und zukünftig darin, Schnittstelle zur Popularisierung interaktiver Medien zu sein". Sponsoren waren eine Zigarettenfirma, ein werbefinanzierter Fernsehsender, die MediaPark Köln Entwicklungsgesellschaft (Hauptsponsor) sowie das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie NRW. Einzelne Workshops wurden unterstützt von der Bundeszentrale bzw. Landeszentrale NRW für politische Bildung und "Leonardo" (Zentrum für Neue Medien, Kunst und Informationstechnologie / Köln) unterstützt. Die Stadt Köln gehörte ebenfalls zu den Unterstützern der Veranstaltung, schließlich hatte sie auf der ersten Interactiva 1992 die Planung eines "Zentrums Interaktiver Medien (ZIM) vorgestellt, das im April 1993 dann zu einer Vereinsgründung von ca. 70 Unternehmen, Institutionen und Hochschuleinrichtungen geführt hatte.

Die wirtschaftlichen Interessen bei der Interactiva waren unübersehbar, dennoch hoben sich von den allzu direkt auf geschäftliche Verwertung gerichteten Projekten einige ab: Christa Sommerer und Laurent Mignonneau vom Institut für Neue Medien am Frankfurter Städel (Kunstinstitut) stellten z.B. ihr Projekt "Anthroposkop" ("Interactive Plant Growing") vor.

"Lebende Pflanzen werden in ein interaktives System eingebunden, wobei gleichzeitig eine Interaktion zwischen dem Betrachter und der realen Pflanze geschaffen wird. Er berührt z.B. die Pflanzen, und sie reagieren auf ihn. Ihre elektrischen Ströme werden vom Computer registriert und ein künstliches Pflanzenwachstum auf der Leinwand entsteht. Der Betrachter wird zum Teil des Werks, erschafft einen surrealen Garten." ""Das Leben des Betrachters und das Leben der Pflanze werden aufeinander reagieren und künstliches Leben im Computer erzeugen."

Der englische "Medienkünstler" Paul Sermon vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe machte eine Vorführung mit Hilfe einer Video-Konferenz-Verbindung zwischen Köln und Karlsruhe. Durch ein blue-screen Verfahren wurden räumlich getrennten Diskussionspartner in ein gemeinsames Videobild zusammengebracht. Da für beide eine identische Umgebung inszeniert wurde - jeder saß auf einem Sofa gleichen Aussehens, konnten sich beide nun gemeinsam auf einer Großprojektion gemeinsam auf dem Sofa sitzen sehen. Da ihr Bild und Ton live erfasst und projiziert wurde, konnten sie so die künstliche Situation wie im Fernsehen anschauen aber gleichzeitig durch Aktion unmittelbar beeinflussen und das auch sofort wieder sehen ("Der Betrachter wird Voyeur seines eigenen Spektakels")

 

"Medienkultur-Medienkult" Fachtagung

Im August diesen Jahres veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung in Schwäbisch-Gemünd eine Fachtagung mit dem Titel "Medienkultur-Medienkult".

Als Ziel der Veranstaltung nannte der "Hauptgeschäftsführer" der Adenauer-Stiftung, eine Vermittlung "zwischen der Medienkultur und ihren Kritikern". "Bisher sind weder die technischen Möglichkeiten noch das Potential der Medien zur Beeinflussung gesellschaftlicher Prozesse auch nur annähernd ausgeschöpft..." und schon trete eine Verflachung im Denken ein". Durch die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Umgang solle die "Verflachung geistiger Prozesse zumindest problematisieren, sie möglicherweise postitiv beeinflussen."

Eine offizielle Meinung wollte man sich mithilfe offizieller Vertreter verschaffen:

Prof. Dr. Heinrich Klotz, Direktor des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, Thema: Medienkunst als Institution; Peter Weibel, Direktor des Instituts für Neue Medien an der Städelschule, Frankfurt, Thema: Medienaltäre und Schöpfungsrausch: Der quasireligiöse Charakter des Medienkults; Florian Rötzer, München, Thema: "Big Brother" oder "Gute Botschaft"? Hörigkeit und "Heilslehren im Mediengeschehen; Dr. Hans Peter Schwarz, Direktor des Medienmuseums im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie, Karlsruhe; Thema: Nur Schall und Rauch? Einstieg in die Dimension der multimedialen Künste; Prof. Dr. Friedrich A. Kittler, Universität Bochum, Künstler - Technohelden und Chipschamanen der Zukunft? Prof. Walter Giers, Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, Cyberspace statt Kirchenraum: Droht eine Massenflucht in künstliche Ersatzwelten? (Ist nicht der Kirchenraum selbst schon Flucht in eine Ersatzwelt? Anm. d. Red); Prof. Dr. Norbert Bolz, Universität/Gesamthochschule Essen, Thema: Schöne neue Welt: Wird der Mensch die steigenden Anforderungen technisierten Kulturschaffens erfüllen können? (bei ihm könnte man sich manchmal fragen, ob er überhaupt selbst versteht, was er so sagt bzw. ob alles was er sagt eigentlich auch mit einem einzigen Satz gesagt werden könnte, wie z.B. mit einem Satz wie "Die neuen IuK-Techniken stellen die alte Kultur in Frage"); Prof. Manfred Eisenbeis, Kunsthochschule für Medien, Köln, Thema: Medienkultur - Über einige Aspekte veränderter Bedingungen schöpferischer Tätigkeit, Wahrnehmung und Erinnerung im kulturellen Prozeß.

 

Verdatung, Überwachung, Kontrolle

 

Technische Aspekte des "Abhörens bei aufgelegtem Telefonhörer"

"Telefonapparate in der ehemaligen DDR wurden vom Werk aus mit einer Abhörschaltung ausgestattet, die es der Staatssicherheit ermöglichte, Räume über das Telefon auch dann abzuhören, wenn der Hörer aufgelegt war." so hieß es in einer Mailbox-Meldung des CL-Netzes im Brett Datenschutz.

Als Antwort ausgerechnet von der Mailbox der Vereinigten Linken der Ex DDR kam: "Auch Paranoiker haben echte Feinde, aber meinst du nicht, mit den Sachen übertreibst du es ein wenig? "Abzuhören, wenn der Hörer aufgelegt war" Wie bitte? Ich habe mir (als Sammler) ein paar Telefone aus der DDR besorgt und auseinandergenommen! Da war nix anderes drin als in den bundesdeutschen Teilen auch. Ich kann Dir mindestens drei Generationen derselben in Stückzahlen besorgen, und ohne daß etwas ausgebaut ist: keines dieser Geräte hat so was serienmäßig. Wenn wir diesem 'Verein' sonst einiges zutrauen können - das Feature ist Sonderanfertigung. Daraufhin kamen weitere, fundierte Informationen.....

Die technische Erklärung: : "Es ist doch so etwas ähnliches eingebaut. Mindestens die Apparate der Variant-Serie (ab etwa 1970) haben eine St-Ader in der Anschlußschnur. Auf den Zweck der Ader war nirgendwo ein Hinweis zu finden. Die Bezeichung war "St" und sie war schaltungs-technisch an der a-Ader nach dem Gabelumschalter angeknotet. Die b-Ader war nicht geschaltet. Daraus ergibt sich als Anwendungsmöglichkeit, bei aufgelegtem Apparat zwischen b- und St-Ader einen Speisestrom zuzuführen und schon ist der Apparat aktiv als hätte man den Hörer abgenommen. Heutige Apparate müßte man zwar erst umbauen, aber im Prinzip geht das genau so. Man könnte z.B. die E-Ader verwenden, da diese im Amts-Betrieb eh nichtbenötigt wird. Oder man baut noch einen kleinen Sender in das Mikro ein - für Fachleute sicher auch kein Problem."

Es folgte die Frage: "geht das eigentlich mit jedem Telefon, oder nur mit den etwas luxuriöser ausgestatteten, die ja eh schon diverse Sonderfunktionen (Konferenzmodus, Raumabhoeren, usw.) bieten, und bei denen man sich wohl nie ganz sicher sein kann, was in ihnen technisch grade ab- laeuft, ob sie nun auf Pause, Empfang oder gar Senden geschaltet sind?" Dazu hieß es. "Es geht mit einem einfachen Apparat leichter als mit einem Komfortteil, weil die Schaltung einfach ist und nicht so viele Nebenbedingungen zu beachten sind."

Quelle: Zerberus Netz Brett Datenschutz/Spionage und Z-Netz/Datenschutz

 

ISDN-"Steuerkanal"

Mit der EG-Standardisierung zur Verhinderung der Rufnummernanzeige

Bei einem ISDN-Anschluß gibt es 3 Kanäle: zwei Übertragungskanäle zu je 64 000 Bit pro Sekunde und ein Steuerkanal mit 16000 Bit pro Sekunden. Die Bedeutung des D-Kanals ist bislang offensichtlich nicht richtig bewertet worden. Der Steuerkanal stellt die Verbindung zwischen Endgerät und Ortsvermittlungs- oder Nebenstellenzentrale her oder erhält sie aufrecht "auch wenn das Gerät mal ruht werden Infos ausgetauscht" (Präsentation einer Herstellerfirma). Es ist z.B. zu berücksichtigen, daß auch ohne Aktivierung der Geräte ein Wechsel der Geräte an der Steckdose vom System protokolliert werden kann.

Der Steuerungskanal wird voraussichtlich hauptsächlich dazu benutzt werden, Datenaustausch für TEMEX-Dienste abzuwickeln. Dazu gehören z.B. Fernüberwachung (Raumüberwachung per Bewegungsmelder, Tonaufzeichnung etc.) der Wohnung durch Alarmanlagen und Zusammenschaltung mit Sicherheitsdiensten oder Fernwirken, mit dessen Hilfe aus der Ferne über Telefonleitung Heizungen an- und abgestellt, Rolläden hoch und runtergelassen, Licht an- und aus geschaltet werden können.

Ein wichtiger Hinweis bezüglich des D-Kanalprotokolls war, daß inzwischen der europäische Standard EDSS1 gültig geworden ist, der von dem Steuerkanal verlangt, daß vom anrufenden Teilnehmer die Übertragung der A-Rufnummer, d.h. die Rufnummernanzeige beim Angerufenen unterdrückt werden kann. Es muß also darum gehen, daß die Einrichtung des D-Kanalprotokolls in den Nebenstellenanlagen nach dem EDSS1 Standard erfolgt, um damit eine Regelung beim Leistungsmerkmal "Rufnummernanzeige" durchsetzen zu können.

 

 

Das Europäische Informationssystem (EIS)

(ece/akin) Zur Illustration ein ausgedachtes aber realistisches Beispiel: Der österreichische Staatsbürger Johann K. hat sich vor einigen Jahren an einer friedlichen Protestkundgebung im bayrischen Wackersdorf beteiligt. Dabei geriet er in eine Personenkontrolle der deutschen Polizei. Sein Name wird in den Daten der deutschen Behörden gespeichert, da er zum Umfeld potentiell gewalttätiger Atomkraftgegner eingestuft wurde. Jahre später will Johann K. im Hafen von Barcelona einreisen, um einen Urlaub in Katalonien zu verbringen. Bei der Paßkontrolle werden im Europäischen Informationssystem die Daten Johann K.s abgefragt und diese enthüllen unbestechlich die subjektiven und falschen Eindrücke der deutschen Behörden. Die spanischen Beamten stufen Johann K. als möglichen Terroristen ein, unterziehen ihn einem intensiven Verhör und observieren ihn für die Dauer seines Aufenthaltes.

Was ist das Europäische Informationssystem? Das EIS soll als gigantische Polizeidatenbank eine der zentralen Einheiten des künftigen Europa werden. Die vertraglich vorgesehenen Daten betreffen Personen, welche von den Vertragsparteien zur grenzüberschreitenden Fahndung ausgeschrieben werden. Weiters: gestohlene, unterschlagene oder abhanden gekommene Fahrzeuge, Feuerwaffen, Blankodokumente, Identitätspapiere sowie registrierte Banknoten.

Fehlende Transparenz! Das EIS wird nun von europäischen Sicherheitsbehörden - und nicht nur in den Staaten, die das Abkommen unterzeichnet und damit alleinig zur Teilnahme verpflichtet wären - mit im Rahmen von polizeilichen Datenverarbeitungen nicht unüblichen Geheimniskrämerei in die Tat umgesetzt. Es besteht eine Tendenz zum vorauseilenden Gehorsam. Auch in jenen Ländern, die (noch) nicht Mitglieder der EG sind (z.B. Österreich), arbeitet man heftigst mit. So wurden auch die Dossiers der Schweizer Staatspolizei - über ein Sechstel der Schweizer Bevölkerung ist dort gespeichert - den Polizeikräften der EG weitergegeben. Diese Daten gehen weit über vertraglich vorgesehene EIS-Daten hinaus. Und dies obwohl die Schweizer Bevölkerung in einer Abstimmung dem EWR und der EG eine Absage erteilte.

Forderungen der ECE (Engagierte Computer ExpertInnen/Österreich):

· Keine Ausnahmen für das EIS! Das EIS muß dem hohen Standard des österreichischen Datenschutzgesetzes genügen.

· Dazu gehören u.a. Recht auf kostenlose Auskunft, auf · Richtigstellung und Löschen, sowie das Recht auf Kenntnis der Herkunft der Daten. Datenschutzforderungen: Das Auskunftsrecht muß auf die Protokollierung der Zugriffe und auf das Alter der Daten erweitert werden.

· Datenweitergabe: Keine Weitergabe von Daten aus österreichischen Polizeidatenbanken, solange für diese Ausnahmen vom Datenschutzgesetz (Auskunftsrecht, Richtigstellung, ... ) bestehen.

· Minimale Speicherdauer: Rechtlich verjährte Eintragungen sind zu löschen!

· Forderung nach Transparenz und Öffentlichkeit: Offenlegung der technischen Konzeption und Realisierung des EIS und des derzeit ablaufenden Datenaustausches.

· Parlamentarische Kontrolle: Recht auf Codeeinsicht (Einblick in die Software) durch ParlamentarierInnen und deren VertreterInnen.

Kontakt: ECE Engagierten Computer-ExpertInnen, (Postfach 168, 1015 Wien, Kontakt: Othmar Brigar 310-77-40, Kurt Fuchs: 39-16-21/177, Thomas Grechenig 58801/4082, Silvia Miksch 53-53-281/13

Quelle: akin-Pressedienst, Elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin', Bernhard Redl Redaktion 'akin - aktuelle informationen' Anschrift: 1010 Wien, Wipplingerstraße 23 Telefon und Fax: 43 (0222) 535-38-56, Anrufbeantworter: 43 (0222) 535-62-00

 

Einführungstermine für die Chipkarte der Krankenkassen

· Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Einführung im Quartal 4 / 93; Anwendungsbeginn: 1.1.94

· Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Einführung im Quartal 1 / 94; Anwendungsbeginn: 1.4.94

· Nordrhein-Westfalen Einführung im Quartal: 2 / 94; Anwendungsbeginn: 1.7.94

· Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Einführung im Quartal 3 / 94; Anwendungsbeginn: 1.10.94

· Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt Einführung im Quartal 4 / 94; Anwendungsbeginn: 1.1.95

 

Volkszählungsersatz - Wohnungsstättenzählungs-Stichprobe 1993

(dvd) In 350.000 bundesdeutschen Haushalten führt das Statistische Bundesamt eine Wohnungsstichprobe durch. Wohnungsmieter und Hausbesitzer sollen detaillierte Fragen z.B. zur Größe und Alter der Wohnung, Miethöhe, Wohnungsausstattung, Mitbewohner oder zur "subjektiven Einschätzung der Lebenssituation" beantworten.

Makler, Hauseigentümer, Spekulanten und Städteplaner können Daten der Wohnungsstichprobe für eine Politik gegen die Mieter benutzen. Kein Mieter kann diese Daten für eine Reduzierung der Mietpreise verwenden oder dadurch schneller eine bezahlbare Wohnung finden. "Mit der Wohnungsstichprobe wird keine einzige Wohnung neu geschaffen. Wohl aber kann mit den Daten eine spekulativ lohnende Überplanung ganzer Stadtteile vorgenommen werden. Die Kommunen wissen, wo der Schuh drückt, z.B. hinsichtlich der Fehlbelegung von Sozialwohnungen. Was ihnen fehlt, ist Geld. Ein Blick in den Anzeigenteil jeder Tageszeitung genügt: Wir brauchen keinen Datenschrott, sondern ausreichend billigen Wohnraum..." (Heinz Alenfelder von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz DVD)

Quelle: Erklärung der DVD (vor Oktober 1993)

Kontakt: DVD, Reuterstr. 44, 53113 Bonn, Tel.: 0228/222498

 

Datenfernübertragungsnetze/Mailboxen

Mailbox-Netze und Elektronische Demokratie

Wau Holland berichtete im e.MailPress über Robert Jungks Vorstellung von der "elektronischen Demokratie", die mit moderner Technik verhindern soll, daß politische Beteiligung nur noch aus Kreuzchenmachen auf Wahlzetteln besteht. Jungk, der in Ilmenau auf einer größeren Veranstaltung im Sommer gesprochen hatte, "schilderte INTERNET, das Info-Netzwerk aller Universitäten der Erde , als erstes Übungsfeld für neue demokratische Formen". Datennetze könnten neue Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen schaffen, sie bekämen damit die Funktion, die früher die Dorflinde, das afrikanische Palaver hatten, die Cafés im England des 17. Jahrhunderts und später in Österreich hatten. "Datennetze sind die moderne Entsprechung".

 

Mailbox-Netze und V-Leute

Es sind mehrere Gerüchte über V-Leute-Aktivitäten im Umlauf, sowohl mündlich als auch in den Mailbox-Netzen (Z-Netz/CL-Netz). Frank Möller reagierte im CL-Netz darauf: "Offenbar sind einige Mailboxen ausgehoben worden. Wenn wir als "Netzgemeinde" davon nichts Detailliertes erfahren, können wir uns auch nicht gegen bestimmte Machenschaften wehren. Die große Mehrheit der Netzbetreiber und -nutzer sind unbescholtene Menschen, werden aber durch die Praktiken der Ermittlungsbehörden offenbar in Mißkredit gebracht? Dem müssen wir entgegenwirken. Ich hoffe, daß der auf den Netz-Tagen in die Wege geleitete Mailbox-Schutzbund dazu wird beitragen können. Die Stärke der Mailboxnetze ist der Transport von Informationen. Ich kann nur an alle betroffenen Sysops appellieren, über ihre Fälle sachgemäß zu berichten. Denn was nicht dokumentiert wird, das existiert einfach nicht. Ich fürchte, das ist zu wenigen bewußt. Oder sehe ich das falsch? Irgendwelche V-Mann-Geschichten sind doch völlig uninteressant, solange ich als User am Ende der Leitung nicht'mal weiß, was welchen Sysops mit welcher Begründung passiert ist, was für Verfahren sie am Hals haben und ähnliche für die Betroffenen zweifelsfreie Fakten."

Ein anderes noch erschreckenderes Gerücht transportiert die Vermutung, daß der berühmt gewordene V-Mann "Klaus" in seiner Eigenschaft als Computerverkäufer und Mitarbeiter alternativer Einrichtungen den Projekten Abhörtechnik/Überwachungstechnik installiert hat. Es wird z.B. kolportiert, daß die Spinnennetz-Mailbox in Wiesbaden vom V-Mann "Klaus" technisch betreut worden ist. Wenn dem so ist, wäre auch erklärbar, was Kurt Regenauer schon vor längerer Zeit in der Contraste - Zeitung für Selbstverwaltung (Heidelberg) mitgeteilt hat - daß er nämlich nach einem Kontakt mit der Spinnenetz-Mailbox observiert worden sei. Auffällig in diesem Zusammenhang ist - wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen - daß die Spinnennetz-Leute in ihrer Selbstdarstellung keinen Gedanken zur Überwachungsproblematik geäußert haben.

Bedenkenswert wäre darüberhinaus eine Meldung im Magazin Focus Nr. 38, die über eine erhebliche Zahl von staatlichen Überwachern berichtet, die systematisch die Mailboxen durcharbeiten.

Material: F.Moeller@CL-HH.Zer.sub.org, V-Mann hinter Mailboxrazzia? 11.9.1993, Contraste, Mai 92, S. 5; Contraste, April 92; Politische Mailbox blauäugig? in: C&M 1/92 , European Counter Network in: 2/92, Selbstdarstellung Spinnennetz in: C&M 3/93 (dort heißt es: "Was auffällt: Es fehlt jegliche Bemerkung zur Problematik der Überwachbarkeit von Kommunikation in Mailbox-Netzen - und das in Wiesbaden, der Heimatstadt des BKA!")

Dagmar Boedicker, "Agent 007 steckt seine Nase schon bald in alle Mailboxen", Artikel in der Computerzeitung Nr. 18, 1993, abgedruckt in FiFF-Kommunikation, 3/93, S. 4

Adresse "Spinnennetz": Verein zur Förderung politischer Kultur durch Kommunikation, Werderstr. 8, 6200 Wiesbaden. Mailbox: 0611/9490749, Tel. Anrufbeantworter: 0611/440887, Fax:0611/9490751

 

Verbot der "höheren Ebenen der Kommunikationstechnik"

Staatssekretär Lintner von der CSU hat der Öffentlichkeit im Oktober per Rundfunkinterview mitgeteilt, daß das Innenministerium (BMI) die Nutzung von IuK-Technik durch Rechtsextreme eindämmen möchte. Das BMI denke über ein Verbot der "höheren Ebenen der Kommunikationstechnik" nach, weil die von der rechtsextremen Szene eingesetzten Mailboxen, Anrufbeantworter und Funktelefone eine Gefährdung für den Staat seien. Auch Verfassungsschutz-Präsident Werthebach hat sich (in Fachkreisen) bereits ähnlich geäußert und schließlich will die bayrische Landesregierung über einen Gesetzesantrag (Bundestagsdrucksache 12/5683) dem Verfassungsschutz die gleichen Möglichkeiten zur Telefonüberwachung ermöglichen, wie sie die Polizei bereits hat. Dazu müßte über eine Änderung des G-10 Gesetzes das Post- und Fernmeldegeheimnisses noch weiter abgebaut werden.

Lintner (CSU) hat die angestrebten Maßnahmen nicht ausdrücklich auf Rechtsextreme beschränkt. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß das Gesetz zuerst mit Hinweis auf die Rechten durchgesetzt wird und später ausschließlich zur politischen Repression gegen links angewendet wird, immerhin steht nationales Gedankengut der CSU näher als z.B. die Mailbox-Inhalte des CL- und Z-Netzes.

Die Tatsache, daß rechte Gruppierungen auch verschlüsselte Datenfernübertragung betreiben, wurde von BKA-Chef Zachert als eine Begründung für die Notwendigkeit von Maßnahmen angeführt. (Nach Berichten der Tagespresse).

Quelle: Mitteilung des FIFF an die Presse am 22.10.93, Bundestagsdrucksache 12/5683, Interview des Parlamentarischen Staatssekretärs Lintner mit dem Saarländischen Rundfunk am 6.10.93

 

Mailbox für Betriebs- und PersonalrätInnen

Die Zeitschrift Computer - Informationen für Betriebs- und Personalräte, die im Bund-Verlag erscheint, veröffentlicht einen Teil ihrer Artikel in einer Mailbox. Im letzten Heft der C&M wurde berichtet, daß sich dort "kein Anschluß unter dieser Nummer" meldet. Dies war nur ein vorübergehender Zustand, die Computer-Informationen meldete nun, daß die Mailbox unter einer neuen Nr. 05721-4835 angewählt werden kann. Es handelt sich dabei um eine Mailbox namens "Aracoid Cavern" im FIDO-Netz. (Leider kann man die Infos nicht im CL oder Z-Netz haben!)

 

PC-Vernetzung für StudentInnen-Wohnheime?

An der Universität Ulm gibt es Versuche, Studierende an die Rechnernetze zu bringen. Es geht u.a. um das UDINE-Projekt. Geplant ist, "hier eine Vielzahl von Daten abzulegen, die von unmittelbar studienrelevanten Dingen wie Stundenplänen, Klausurterminen sowie kurzfristigen Verschiebungen, über (multimediale) Vorlesungsskripte bis hin zu Daten von externen Informationsanbietern reichen können." Damit könnte auch der ganze Uni-Betrieb rationalisiert werden, soweit er die Studentenverwaltung betrifft. D.h., die Studis könnten im Dialog ihre Veranstaltungen belegen, Bescheinigungen anfordern usw.

Ein Mitglied des Chaos Computer Club (CCC) in Ulm, das inzwischen mit dem Rechenzentrum der Uni zusammenarbeitet formuliert als langfristiges Ziel seiner Bemühungen "die Arbeit mit Rechnern und Computernetzen zu einem selbstverständlichen Teil studentischer Arbeit zu machen (...) Deshalb hat sich der CCC-Ulm zusammen mit dem hiesigen Rechenzentrum ein Projekt überlegt, welches feststellen soll, inwieweit ein kostenloser und schneller Rechner- und Netzzugang von den Studenten akzeptiert und genutzt wird. Da sich ein hier gerade im Bau befindliches Studentenwohnheim für einen solchen Versuch geradezu anbietet, entstand nach einigen Überlegungen folgender Plan.

Im Wohnheim wird mittels Unshielded-Twisted-Pair Leitungen ein lokales LAN aufgebaut, an das die Studenten ihre Rechner über entsprechende Dosen in ihren Zimmern anschließen können. Gleichzeitig befindet sich ein zentraler Server im Netz, der zum einen die Aufgabe hat, wohnheimsinterne oder für alle interessante Daten zu speichern und der zum anderen als Verbindungstor zur Universität und damit zum gesamten Internet dient. Dies geschieht wohl am sinnvollsten über eine (oder mehrere) gemietete ISDN-Standleitung(en). Seine Aufgaben wären Dinge wie Mail-Routing, News-Polling und nicht zuletzt eine Firewall-Funktion um allzugroßen Unfug innerhalb des Wohnheims vom Uni-LAN und dem Internet insgesamt abzuhalten.

Neben der Universität Ulm bereitet auch die Universität Oldenburg ein ähnliches Projekt vor und zusammen mit Terra (*) wollen Flynn und ich über die Nutzergruppe Studierende das Interesse des DFN (**) an diesen Vorhaben, welches wir "Dezentrale Informationssysteme für Studierende" genannt haben, wecken, um somit eine weitere Verbreitung und vielleicht auch einen noch größeren finanziellen Rückhalt zu erreichen."

Kommentar: Interessant wäre es, ob es von seiten des CCC Ulm auch Vorstellungen zum Datensicherheits- und Datenschutzkonzept gibt, denn immerhin fallen bei der Abwicklung von studienrelevanten Verwaltungsvorgängen und individuellen, privaten Kommunikationsvorgängen auch personenbezogene Daten an. Zu Zeiten politischer Bewegungen an den Hochschulen wäre die Verwendung dieser Daten für politische Kontrolle eher als Gefahr empfunden worden - heutzutage ist vom stromlinienförmigen Bewußtsein zu dieser Frage wahrscheinlich nur ein müdes Abwinken zu erwarten.

*) Terra ist ein PC-Hersteller (oder sollte etwa eine Arbeitsgruppe anderer Art gemeint sein, vielleicht Technic-Enthusiastic-Refinancing-Revival-Acedemics)

**) DFN = Deutsches Forschungs Netz

Quelle: Chaos Computer Club - Ulm, ComRam (aka Frank Kargl), E-Mail: KARGL@MAIN01.RZ.UNI-ULM.DE, 3.10.93, CCC@SOL.ZER.sub.org

Material: kritisch zur Computerisierung der Hochschulen allgemein und Studentenoperationssysteme der HIS GmbH - Hrsg. ASTA Uni Göttingen, Bestelladresse: Computer & Medien, 5 DM

 

TV/Medien

 

FAIR (USA): Media Action zu PBS

FAIR, ist eine Institution in den USA, die kritische Medienuntersuchungen betreibt. Die folgende Petition hat die FAIR in der Sept/Okt-Nummer ihres Publikationsorgans "EXTRA" veröffentlicht und fordert die betroffenen FernseherInnen in den USA dazu auf, diese Petition mit ihrer Unterschrift zu unterstützen:

Petition

"Put the Public in Public TV! We call on PBS to fulfill its mandate to "help us see America whole, in all its diversity." Given the underrepresentation of public interest and minority spokespeople on public TV, we demand more national programming by and about citizen activists, working people, people of color, women, and gays and lesbians. The weekly and daily business shows on public TV should be balanced by shows that cover the labor, consumer and environmental agendas. Public TV's weekly political talkshows hosted by conservatives should be balanced by shows hosted by progressive advocates. To ensure that programming reflects community issues and diversity, local PBS stations should have member-elected boards of director or other democratic structures that make them accountable to their communities."

The Sept/Oct issue has an extensive and well-documented report on PBS's pro-Corporate/Establishement bias. For example, Corporate sources (18%) equaled all "General Public" and "Citizen Activists" sources combined . Establishement "Professionals" and "Government Officials" were as high or higher even than Corporate "sources." In fact, "live" appearances, Corporate sources had twice the percentage of the "General Public" and "Citizen Activists" categories combined. (Harel Barzilai Co-founder, Co-moderator, misc.activism.progressive (MAP)

Kontakt: Fill the petition out and, as per directions "Mail or fax signatures to: FAIR, 130 W. 25th St., New York, NY 10001, tel: 212-633-6700, fax: 212-727-7668. We will forard them to PBS and your local station(s)."

Quelle: Z-Netz/Media, Weiterleitung von: notes@gn.apc.org, 13.10.1993, Harel Barzilai, E-Mail: harelb@math.cornell.edu,

 

Leipziger Medientage

Am 29. und 30. Oktober 93, fanden an der Karl-Marx-Universität in Leipzig die Leipziger Medientage statt. Ort: Uni-Hauptgebäude, 5. Stock, Raum 1

"Presse Ost - Presse West: Journalismus im vereinten Deutschland" hatte die Universität Leipzig über die 3. Internationalen Leipziger Hochschultage für Medien und Kommunikation 1993 als Motto geschrieben. "Was ist unter dem "öffentlichen Bewußtsein" zu verstehen, wer produziert es, kann man es dingfest machen oder kann man es wenigstens kaufen?" (Günter Gaus).

Für Mailbox-Interessierte gab es Freitag nachmittags einen Vortrag "Mailboxen. Medium der

Zukunft oder was?" mit Sven Mainka, Sysop der Leipziger CL-Mailbox und Gabriele Hooffacker (Kommunikation und Neue Medien e. V./ CL-Netz).

Material: Ein Bericht über die 3. Leipziger Medientage, z.B. über die Rede von Günter Gaus, steht in /CL/MEDIEN/VERNETZUNG.

Kontakt: Gabriele Hooffacker, Postfach 190418, 80604 München, E-Mail: G.HOOFFACKER@LINK-M oder Kommunikation und Neue Medien e. V., Postfach 520, 80605 München, Tel. 089 1675106, Fax: 089 131406

 

Sozialamt muß Fernsehgerät bezahlen

Angesichts der steigenden Zahl von Leuten, die auf Sozialhilfe angewiesen sind und deren Fernseher mal kaputt gehen könnte, soll noch mal auf folgende Regelung hingewiesen werden: Sozialämter müssen Sozialhilfeempfängern die Kosten für einen Schwarzweißfernseher bewilligen oder ein entsprechendes Gerät zur Verfügung stellen. In der Begründung des Gericht hieß es, das Fernsehen habe im Vergleich zu anderen Medien inzwischen eine überragende Bedeutung für die Information und Unterhaltung, so daß auch Sozialhilfeempfängern die Teilhabe ermöglicht werden müsse. Die vom Bundesverwaltungsgericht aufgezeigten Alternativen zum Fernsehen - etwa "gelegentliche Besuche eines Filmtheaters" oder die Benutzung öffentlicher Leihbibliotheken" seien im übrigen auch mangels Angebots heute vielfach nicht mehr gegeben (VGH, Aktenzeichen 9TG 1488/92) - also lieber ´n gutes Video als gar kein Buch!

 

Telekom/Wirtschaft

 

EURO-LOG European Logistic Information System

(xy) Der Eurolog-Ansatz integriert die gesamte Informationskette vom Verlader über den Logistikdienstleister bis zum Empfänger. Dem LKW-Transport kommt dabei besondere Bedeutung zu. Er wird durch die Kombination zweier Technologien - dem digitalen, europaweit verfügbaren zellularen Mobilfunk zum einen und den Bordcomputern zum anderen erstmals auf Sendungsebene steuerbar.

Das Eurolog-Angebot besteht aus drei Hauptmodulen: 1. Mit Hilfe von LKW-Bordcomputern, digitalen Mobilfunknetzen oder auch Satellitenkommunikation ermöglicht dieses Modul die Steuerung und Lokalisierung von Sendungen auch auf den Fahrzeugen; 2. Integration bereits bestehender Frachtverfolgungssysteme; 3. EDI, das offene Kommunikationssystem zum Austausch aller Dokumente zwischen Versendern, logistischen Dienstleistern und Empfängern.

Die Frachtdaten werden nur einmal im System erfaßt. Die Tatsache, daß die einmal erfaßten Daten der Sendung vorauseilen, verschafft den an den Eurolog-Diensten teilnehmenden Unternehmen einen Nutzen. So können z.B. Umladezeiten verkürzt, Leerfahrten und Wartezeiten reduziert werden.

Eucom, die gemeinsame Tochter der France-Telecom und der Deutschen Bundespost Telekom, Digital Equipment Corporation und Technologie Management Gruppe sind die Gesellschafter von Eurolog. Eurolog wird mehrheitlich von Gesellschaftern getragen, die keine Transportinteressen verfolgen. Das Eurolog-System verhält sich gegenüber allen Transportunternehmen neutral. Es ist prinzipiell für alle Teilnehmer am Markt für Transportdienste vom Lieferanten bis zum Empfänger, vom Agenten bis zum Spediteur offen (sofern sie das nötige Kleingeld haben/Anmerkung d.Red). Die Anpassung an die jeweiligen nationalen Gegebenheiten, wie z.B. die Sprache, die Software oder die Ausnutzung aller zur Verfügung stehenden nationalen Kommunikationssysteme, wird über die Gründung von Verkaufs- und Servicegesellschaften zuerst in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, danach in allen anderen europäischen Ländern erfolgen.

Kommentar: Dieser anonym zugesandte Artikel stammt, so vermute ich, von jemandem, der beruflich mit diesen Sachen zu tun hat. Er schildert knapp und informativ die Entwicklungen (Dank an die unbekannte Autorin bzw. den Autor), läßt jedoch einige problematischen Aspekte außer Acht. Hierzu gehören u.a.: a) die militärische Bedeutung von Logistiknetzen, b) die detaillierte Überwachung von Leistung und Verhalten bei LKW-Fahrern, zunehmender Leistungsdruck und Arbeitsplatzverluste c) der enorme überbetriebliche Rationalisierungseffekt z.B. durch EDI bei dem der gesamte Handels-Schriftverkehr mit Bestellungen, Auftragsbestätigungen, Lieferscheinen, Rechnungen, Banken usw. per DFÜ abgewickelt wird - was wieder europaweit die Arbeitslosigkeit im Bereich der Verwaltungsangestellten erhöhen wird. - Dies sollte in C&M als "kritischem Forum" nicht fehlen.

 

10 jähriger BTX-Boykottaufruf wieder aktuell - von wegen "Flopp"

Vor 10 Jahren, zur Funkausstellung 1983 war der Aufruf zum Boykott von BTX veröffentlicht worden. All jene, die vorschnell behaupteten das wäre unnötige Mühe, da BTX ja sowieso ein Flopp werde, sind inzwischen durch die praktische Entwicklung widerlegt. Anwendungen des Rationalisierungsinstrumentes BTX breiten sich langsam aber stetig aus. Die Zuwachsrate ist von 12% (91/92) auf 23% (92/93 ) angestiegen. Zum 10 jährigen Jubiläum und wegen der erneuten Aktualität sei die Existenz dieses Aufrufes nochmals in Erinnerung gerufen. Fast ohne Veränderungen könnte er heute weiter Verwendung finden.

Insbesondere Banken und Sparkassen werden in allernächster Zeit den Druck in Richtung "electronic banking" oder "home banking" erheblich verstärken. Gleichzeitig will die Banken- und Sparkassenbranche 50.000 Stellen von insgesamt 450.000 "abbauen". Allein die Postbank z .B., die massive Vorbereitungen für eine Umstellung auf Bildschirmtext betreibt will von ihren 20.000 Beschäftigten 8.000 loswerden. Um die neuen Rationalisierungstechniken durchzusetzen, stellt die Postbank ihren Kunden kostenlos ein BTX-Modem zur Verfügung (nur solange sie home banking betrieben).

Wer mit home-banking per BTX (am selbstbezahlten PC-Terminal) die ehemals bezahlte Arbeit von Bank- und Sparkassenangestellten übernimmt, der trägt dazu bei, daß in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit und Abbau sozialer Leistungen (Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe) noch weitere Arbeitslosigkeit entsteht, handelt also gesellschaftlich verantwortungslos.

Material: In dieser C&M-Ausgabe ist leider kein Platz mehr für ein Abdruck des BTX-Boykottaufrufes von 1983, aber vielleicht in der nächsten Nummer. Wer ihn früher haben will, kann dies der Infodienstredaktion mitteilen - möglichst mit beigelegtem, adressierten und frankierten Rückumschlag - er/sei bekommt ihn dann zugeschickt.

 

Bücher, Broschüren, Material

* Informationstechnologie und Gesellschaft von Wilhelm Steinmüller, (Lehrbuch), 998 Seiten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt. Das Buch kostet im Laden 148 DM im Buchclub 118 DM). Der Autor Rechtsinformatiker Prof. Wilhelm Steinmüller (Uni Bremen) ist als engagierter Kritiker gegen die Verdatung der Gesellschaft bekannt. Das Buch ist kein hauptsächlich juristisch orientiertes Lehrbuch sondern ein detailliertes Nachschlagewerk, das auch juristische Aspekte behandelt. Wenn denn einmal ernsthaft über die "soziale Gestaltung der Informationsgesellschaft" Konzepte diskutiert werden sollte, wird sich dieses Buch als wichtiges Nachschlagwerk erweisen.

* Video-Projekte: Der Kulturverein Platenlaase e.V. will mit dem Projekt "Pilotvideos Störbilder" an die Tradition der "Störbilder", eines Videomonatsmagazins im Wendland, anknüpfen, das in den achtziger Jahren zur kulturellen Belebung dieser Region beitrug. Das Film- & Medienbüro Niedersachsen will diese Produktion mit 6.638 DM unterstützen

* Police Cooperation in Europe - An Investigation, L. Benyon, L. Turnbull, A. Willis, R. Woodward: veröffentlicht durch: Centre for the Study of Public Order, Uni Leicester, UK, August 1993, ISBN: 1-874493-30-8, Preis 45 Pfund (+2,50 Porto); direkt zu bestellen bei: R. Woodward, L. Turnbull, Police, Crime & Justice in Europe, CSPO, 6 Salisbury Rd., Leicester LE1 7QR, UK, Fax: +44/533/523944, In dem Buch soll nicht nur die Polizei-Kooperation in Europa, sondern auch die transnationale DV-Kooperation der Polizeibehörden intensiv aufgearbeitet werden. (nach: FIFF-Büro E-mail: fiff@fiff.gun.de Tel.:xx49-228-219548 Fax: -214924)

* Global Electronics, a newsletter which covers various trends in the electronics industry. The data referred to below in his talk appeared in recent issues of the newsletter. Subscriptions are available from PSC, 222-B View Street, Mountain View, CA 94041 for $12 per year. Herausgegeben von Lenny Siegel, Direktor des Pacific Stzudies Center

Praxishandbuch für den betrieblichen Datenschutzbeauftragten, Aufgabenbereich, Organisation und technische Umsetzung mit Arbeitshilfen, Handlungsanleitungen und aktueller Rechtsprechung, Horst Abel, WEKA-Verlag, Augsburg 1993

Der betriebliche Datenschutzbeauftragte, Aufgaben - Voraussetzungen - Anforderungen, Datakontext-Verlag, Köln 3. Auflage 1992

Register der Tätigkeitsberichte zum Datenschutz, Anne Arendt, Nomos-Verlagsgesellschaft Baden-Baden, 1993

Datenschutz im Krankenhaus, Thomas Barta, Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft, Düsseldorf, 1990 (Rechtsgrundlagen, Abrechnungsdaten, Übermittlung von Einzelbefunden/Entlassungsberichte, Auskunftserteilung zur Behandlung, Akteneinsicht und -aufbewahrung, usw.)

Schwerpunkt: Medizinische Informatik, FiFF Kommunikation, Heft 4/94, 6 DM, (Datenschutz in der Medizin, Gentechnik, DV in der Arztpraxis, Chipkarten im Krankheitswesen Europas, ..)

Informatisierung des Verkehrs, Anspruch und Wirklichkeit moderner Strategien gegen den Verkehrsinfarkt, Rainer König in: Wechselwirkung 15. Okt. 1993, Schwerpunkt Verkehr, 9 DM

Expertensysteme in der Abseitsfalle?, Fallstudien aus der industriellen Praxis, empirische Untersuchung von "KI"-Anwendungen in der Industrie, 361 S., 44 DM, edition sigma Berlin,

Archäologie im Cyberspace, in: Zukünfte Nr. 6/93, 8 DM (Zeitschrift der Zukunftsforschung, Leithestr. 37-39, 45886 Gelsenkirchen

Neue Entwicklungen bei der sozialen Gestaltung von Telearbeit - Sechs Fallstudien zur Telearbeit, Projekt der Hans-Böckler-Stiftung, IuK-Institut für sozialwissenschaftliche Technikforschung/Universität Dortmund, Bornstr. 50, 44145 Dortmund, Ute Fischer, Gaby Späker, Hans-Jürgen Weißbach

Offene Kanäle - Bilanz der Begleitforschungen, BürgerInnenfunk im Lokalradio NRW, Partizipationskonzepte in den Niederlanden - in: Media Perspektiven, Nr. 7/93,

Neue Rundfunkgesetze, WDR-Gesetz, Landesrundfunkgesetz NRW beide vom 31.3.93, Bremisches Landesmediengesetz, in: Media Perspektiven - Dokumentation, II/93, Am Steinernen Stock 1, 60320 Frankfurt/M, Vertrieb: 069/155-3438

Gewaltdarstellungen, Jugendschutz, Werbung, Sponsering (Grundsätze, Richtlinien ), in: Media Perspektiven - Dokumentation, I/93, Am Steinernen Stock 1, 60320 Frankfurt/M, Vertrieb: 069/155-3438

Künstliches Leben aus dem Computer, Steven Levy, Droemersche Verlagsanstalt München, 1993, 461 Seiten, viele Abbildungen, 42 DM. Dabei geht es um Computersimulationen von künstlichen Lebewesen, ihrer Vermehrung und Strukturierung bzw. "Selbstorganisation", also Stabilisierung bestimmter Muster - vgl. auch die Komplexitätsforschungen am Santa Fé Institut und am MIT "digitalem Leben", "Zellularautomaten". Anschauungsbeispiele geben auch die Computerviren, die sich wie Lebewesen selbst reproduzieren. Für den militärischen Bereich werden besondere Viren "gezüchtet" - für diese Züchtungen sind natürlich solche Forschungen vom "künstlichen Leben" eine wichtige Unterstützung.

Wir machen Zeitung, G. Hooffacker, Peter Look (beide bei Kommunikation und Neue Medien e.V. München, ComLink, Mailboxen engagiert) Steidl Verlag Göttingen, 1993, 192 Seiten, 10 DM

Junge Welt (E-Mail Ausgabe): Über Mailbox 030/6947061 Info Pool Network Titelseiten einsehbar, Über Usernamen "Gast" zugänglich, E-Mail Abonnement möglich

Handbuch zum Videorecht, gibt Tips für Amateur-Video-ProduzentInnen, die ihre Videos über den privaten Rahmen hinaus verbreiten wollen, (ohne Preisangabe) zu bestellen bei: Kulturelle Filmförderung SH, Filmbüro, Königstr. 21, 23552 Lübeck, Tel.: 0431/551439, Fax: 51642

Medienwirklichkeit und Erfahrungsverlust, 8 seitiger Referattext von Oskar Negt / Hannover, Der Text kann kostenlos unter der Bestell-Nummer 01.401.36 bei der Landesmediendienststelle, Stiftstr. 13, 30159 Hannover angefordert werden (Tel: 0511/1089556, Fax: 1089540)

AFF-Rundbrief Nr. 3, Oktober, Assoziation Freier Gesellschaftsfunk in Baden/Württemberg, Inhalt: Protokoll des letzten AFF-treffens, Berichte aus den Radiovereinen, Frequenzpoker Teil 2, Pressestimmen, erhältlich bei: Thomas Schreckern, AFF-Geschäftsstelle bei Radio Dreyeckland, Adlerstr. 12, 79098 Freiburg, Tel.: 0761/30407 oder 31082, Fax: 31868

Media - Die Zukunft der Information, monatliche (Hörfunk) Magazinsendung im Hessischen Rundfunk II über die politischen und technischen Entwicklungen auf dem Medienmarkt, letzte Sendung war am 28.11.93, 18.15 Uhr