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Europäisches Filmfestival 2010

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Filmfestival Programm
Die Rebellion von Kautokeino
Miss Kicki
Villa Amalia
Salto für Anfänger

 

Die Rebellion von Kautokeino
Die Rebellion von Kautokeino / Norwegen 2008, Regie + Drehbuch
Nils Gaup, Kamera Philip Øgaard Schnitt Thomas Täng, Jan-Olof Svarvar,

WHOW! Was für ein Film!

Im nördlichsten Norden von Norwegen liegt die Stadt Kautokeino. In dieser Gegend leben Samen. Die Bezeichnung "Lappen" wird von den Samen ungefähr so diskriminierend empfunden wie "Zigeuner" von Sinti und Roma. Die Geschichte der Samen ähnelt derjenigen nordamerikanischer Indianer und anderer indigenen Völkern, die verarmt, unterdrückt, dezimiert und verächtlich gemacht wurden. Die Naturreligion der Samen wurde von der christlichen Kirche bekämpft - Schamanen wurden getötet, rituelle Trommeln verbrannt. Rassistische Theorien trugen weithin zur Entrechtung der Samen bei. Wirtschaftlich und rechtlich wurde ihre Existenz untergraben, vernichtet. 1852 kam es zu einem Aufstand der Samen in Kautokeino. Dieses Ereignis gehört zur lange verdrängten Leidensgeschichte der Samen. Regisseur Nils Gaup ist in Kautokeino geboren, samischer Herkunft und trägt den selben Namen wie die Haupfiguren im Film.

Der Film hat die Entwicklung hin zu diesem "Aufstand" zum Thema. Ein Lokal-Kapitalist im doppelten Sinn (er besitzt ein Lokal und das einzige lokale Warenhaus mit Lebensmitteln) macht gute Geschäfte mit der Alkoholsucht und treibt brutal die Schulden ein. Als Bezahlung der Schulden dienen ihm Rentiere aus den Herdender Schuldner , die vor Ort geschlachtet werden. Als sie anfangen, den Alkohol zu boykottieren und Rückenwind von der religiösen "Erweckungsbewegung" des >>Læstadius bekommen, ergreift der Lokalkapitalist Gegenmaßnahmen. Er bestellt einen Pastor der diese Bewegung bekämpfen soll, damit er wieder Geschäfte machen kann. Das Verhalten dieses Pastors gehört nun zu dem Widerwärtigsten der Geschichte. Als erstes schlägt er eine alte Frau mit dem Stock zu Boden. Die Beschwerden der Verwandten wertet er als einen Angriff auf die Kirche. Er provoziert die Menschen mit ungerechten Forderungen die ihre Existenz gefährden, wenn sie ihm widersprechen verleumdet er sie und klagt sie schließlich an, dass sie ihn von sich aus angegriffen hätten. Als Zeuge dient immerzu der Lokalkapitalist in dessen Haus der Pastor wohnt, isst und trinkt. Die Verhaftung einiger Samen und ihre "Ingewahrsamname" ohne einen Richterlichen Beschluß auf Anordnung des Pastors bringt die Familien in höchste Not. Ohne die Männer haben sie nicht genug Leute um die Rentierherden zusammenzuhalten - Die Rentiere werden dann zu Opfern der Wölfe. Die Frau arbeitet bis zur Erschöpfung und es kommt zu der grandiosen Szene, wie sie 3 Wölfe mit einer rasanten Skifahrt und Schreien verjagt. Schließlich fleht die Frau um Hilfe in der Kriche - ihre Bitte um Hilfe in der Kirche verleumdet der widerwärtige Pastor als gotteslästerliche Störung des Gottesdienstes. Nachdem der Ortsgendarm ob dieser Ungerechtigkeiten eine Beschwerde an die Obrigkeiten losschickt wird er abgesetzt und der Lokalkapitalist wird zu seinem Nachfolger ernannt. In einem Musterbeispiel eines glatten politischen Prozesses - inklusive des Ausschlusses der Öffentlichkeit werden alle, die das Geschäft des Lokalkapitalisten gefährden mit Hilfe von Pastor und Justiz zu Gefängnis verurteilt. Um die Gerichtskosten einzutreiben soll die Herde der Familie beschlagnahmt werden - Ihre Existenz steht endgültig auf dem Spiel. Schließlich kommt es angesichts all dieser Widerwärtigkeiten zu einem Ausbruch der Gewalt gegen die Unterdrücker. Der "Securitymann" des Lokalkapitalisten, ein Schläger von riesenhafter Gestalt wird dabei erstochen, der Lokalkapitalist erschlagen. Es ehrt die Samen, dass sie sich diese Gewalttat noch heute bedauern aber gleichzeitig werden auch die Ungerechtigkeiten offengelegt, die ihnen widerfahren sind und die bisher Tabu waren. Und am Ende des Films steht u.a. der Satz: Ich möchte gern bereuen, aber ich kann nicht.

Die gesamten Handlung spielt weitgehend in der Natur mit immer wieder gezeigten Bewegungen von Rentierherden in der Weite der Finnmark (Lappland) mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen. Die Aufnahmen von Fahrten in Rentier-Schlitten ziehen den Zuschauer in Fahrt hinein. Die Zelte der Samen, der Schnee, die Stürme und immer wieder Landschaft und Rentiere. Handlung und Bilder sind atemberaubend.

Der Einsatz einer Berühmtheit wie Schauspieler (Kommissar Beck) Mikael Persbrandt als Lokalkapitalist Ruth wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Der Einsatz von Nikolaj Coster-Waldau (siehe auch Salto für Anfänger) war sogar eine total unpassende Besetzung als Bischof - so ungefähr wie Sophia Loren als Mutter Theresa. Ein kleiner wohl unvermeidbarer Fehler war übrigens auch: die gelben Identifikations-Ohrmarken der Rentiere gab es damals noch nicht.

Nachtrag: Erst mit einem Tag Abstand fand sich eine Formulierung für das Unbehagen, das nach der Filmkritik geblieben war. Staatlichen und kirchlichen Institutionen - so zeigte es der Film - war es gelungen, allen Ungerechtigkeiten den Anschein von Legalität zu geben, obwohl jeder Mensch den Widerspruch zur einfachen menschlichen Vernunft erkennen konnte. Das Unbehagen entstand durch die Sicht darauf, dass es für solcherlei staatlicher oder kirchlicher Legalitäts-Rhetorik auch in der Gegenwart noch genügend Beispiele gibt.

Miss Kicki

Kommunikation rund um den Globus per E-Mail, Chat und Telefon lässt den Kommunikations-ORT unabhängig vom RÄUMLICHEN ORT auf einen Punkt zusammenschmelzen. So können Miss Kicki in Schweden und Mister Chang in Taiwan scheinbar kommunikative Nähe aufbauen, die früher nur zwischen Nachbarn möglich war. Im globalen Dorf des Internets, im Video-Chat zwischen Taiwan und Schweden finden diese zwei Personen im Kommunikationsrausch zueinander haben aber keine genaueren Kenntnisse von den Lebensumständen des anderen. Miss Kicki aus Schweden entscheidet sich zu einem Flug nach Taiwan, um Mister Chang überraschend zu besuchen. Das Vorhaben wird verkompliziert, weil sie ihren Sohn auf die Reise mitnimmt, wodurch sich zusätzliche Verwicklungen ergeben.
Für die Reise selbst gibt es keine Szene im Film. Es wird gesprungen wie im Internet: Schnitt ... und Peng! Ist die nächste Szene in Taiwan. Aber anders als bei einer Datenverbindung wechselt der ganze Mensch den Ort: da knallt den beiden eine komplexe , fremde Welt entgegen. Auch Mister Chang erweist sich in der komplexen Realität als etwas anderes als einen interessierten Flirtpartner. Er entpuppt sich als gut situierter Familienvater mit Villa, Frau und Kinder. Allerdings hatte auch Miss Kicki nichts von ihrem Sohn erzählt.

So wie die Flirtpartner den Unterschied zwischen Telekommunikations-Nähe und Realität erfahren müssen, so gilt es zu begreifen, dass die Kulturen, die Länder des Globus zwar kommunikativ zusammenrücken, aber für sich genommen jeweils so komplex und eigenartig sind, dass die Differenzen erst aus der Nähe betrachtet im vollen Umfang sichtbar werden. Das globale Zusammenwachsen der Kulturen in der Telekommunikation geschieht nur an der Oberfläche.

Im Ankündigungstext zum Film wird darauf hingewiesen, dass der Regisseur Håkon Liu "selbst zwischen den fernen Kulturen einer norwegischen Mutter und eines taiwanesischen Vaters aufgewachsen ist". Hakon Liu selbst ist auch in Taiwan geboren, ist dann in Norwegen aufgewachsen und hat später in Schweden gelebt (Film studiert). Er hat deshalb aus nächster Nähe persönlich erfahren, wie sich Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie im Spannungsfeld zwischen den zwei Kulturen entwickeln.

Hierzu paßt nun der zweiter Strang des Films, der sich die Beziehung zwischen Mutter und Sohn Viktor rankt. Die Mutter ist weidlich dem Alkohol zugetan und hat nicht den rechten Draht zu ihrem Sohn. Sie hatte sich lange nicht um ihn gekümmert und kümmert sich jetzt auch nicht sorgfältig um ihn. Der Sohn streift ohne Ziel durch die Straßen. Ein chinesischer Junge, offensichtlich Mitglied einer Gang sucht Kontakt zu ihm, die beiden freunden sich an - mit homoerotischen Andeutungen im Film. Dann kommt Viktor in Bedrängnis als Geisel für eine Lösegeldzahlung. Und nun folgt die intensivste Szene des Films in der Miss Kicki im Kampf als Mutter um ihren Sohn sehr entschieden mit viel Power auftritt, sich durchsetzt und den Sohn rettet.

Durch alle kulturelle Wirrniss hindurch so vielleicht das Fazit des Films zählt letztenendes wie Menschen zueinander halten, egal wo sie sich befinden.

 

Regie: Håkon Liu , Drehbuch: Alex Haridi , Pernilla August (Kicki), Ludwig Palmell (Viktor), Huang He River (Didi) - News rund um den Film im >> Blog des Regisseurs

Der Film ist auch auf Mandarin (= Hochchinesisch) vertont. Mandarin ist die offizielle Sprache in der VR China, Taiwan und Singapur und wird von über 880 Millionen Menschen als Muttersprache auf. Auf einem >> Video ist Hakon Liu mit einer Ansprache auf Mandarin zu sehen und zu hören

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Villa Amalia

Villa Amalia,
Frankreich 2008
Länge: 91 Min.,
Peripher Filmverleih,
Start: 25.11.2010
Regie: Benoît Jacqout
Buchvorlage: Pascal Quignard
Kamera: Caroline Champetier
Musik: Bruno Coulais
Hauptdarstellerin Isabelle Huppert

Foto: Titelblatt der Programmbroschüre und Plakat des Europäischen Filmfestivals

Filmkritik / (goest)

Die Rahmenhandlung kurz und bündig: Frau gibt Beziehung auf, krempelt ihr Leben total um, bricht Brücken ab, gibt ihre Wohnung auf, wirft allen Kram auf den Müll, verlässt ihre Stadt und haut ab. Irgendwann landet sie in Italien auf Iscia in einer alten Villa am Meer. Von dort baut sie sich langsam wieder auf.

Destruktion ... Rekonstruktion **
Ihr Bruch mit dem bisherigen Leben und die Flucht daraus sind begleitet von Wegwerfaktionen aller Art. Auch danach neu Gekauftes wird auch schnell wieder weggeworfen und ausgetauscht.
Die Wohnung wird aufgelöst, die Kleider in den Müll, Fotos verbrannt, das Handy in die Toilette. Sie produziert jede Menge Müll und es ist wie ein mehrfacher Häutungsprozess, ein Herausschälen aus dem falschen Sein.
Ann (Isabelle Huppert ) versucht alle Gegenständen loszuwerden, Umstände, Umgebungen, Tätigeiten und Beziehungen aufzugeben, denen ein Teil ihres bisherigen Lebens "anhaftet", die Erinnerung ausströmen. Sie dekonstruiert die Struktur in der sie bisher aufgehoben war, die, wie sie wohl intuitiv erkennt, falsch war.
Kann man alles aufgeben? Alles? Wenn man alles weggäbe, so bliebe doch der Mensch selbst übrig, der alles äußere weggegeben hat und er selbst ist der erinnerungshaltige "Gegenstand", den er schließlich nicht wegwerfen kann, es sei denn sein Leben wäre beendet. In ihm ist die Geschichte auch enthalten, deren er sich durch die Weggabe der Gegenstände entledigen will. Er ist Produkt seiner Vergangenheit. Das Ablegen, das Wegwerfen der äußeren Struktur ist also zunächst nur ein erster Schritt der Befreiung, Häutung, Freiheit schaffen für den nächsten Schritt: die Dekonstruktion und Rekonstruktion der inneren Struktur die letztlich Voraussetzung für Handlungsfähigkeit und Subjektsein darstellt.

Der Bruch beginnt damit, dass Ann ihren Mann nachts beim Austausch von Zärtlichkeiten mit einer Geliebten auf einem Balkon eines fremden Hauses beobachtet. Unplausibel scheint in der Handlung des Films zunächst, dass eine Beziehung, die offensichtlich nie eine tiefe Liebe war, derart tiefe Verletzungen erzeugen kann, dass so grundlegende Veränderungen des Lebens erforderlich sind, um das Ereignis zu verarbeiten.
Doch später wird deutlich, dass die Verletzung durch die Untreue des Mannes nur den Blick frei machte auf tiefer liegende Schichten von Verletzungen aus der Vergangenheit. Nachdem das Konstrukt ihres Alltags aufgerissen wurde, sieht sie durch diesen Riss die Bodenlosigkeit ihrer Gefühle. Am Grund befindet sich die Verletzung, die ihr der Vater durch sein Verschwinden in früher Kindheit zugefügt hat. Musik verband sie gefühlsmäßig mit dem verschwundenen Vater. Ihre Beschäftigung als Konzertpianistin, das Komponieren war die dünne Oberfläche, die ihr Leben trug., Aber plötzlich trug die Musik diese Verbindung nicht mehr. Das Aufreissen der Oberfläche ihres falschen Lebens führt sie in die Tiefe der Vergangenheit zurück. Erst dadurch wird die impulsive Radikalität und Wut verständlich mit der sie nun ihr Leben ändert. Sie scheint zunächst den Grund dafür selbst nicht zu begreifen und folgt Impulsen, denen sie nicht widerstehen kann. Während eines öffentlichen Klavierkonzerts z.B. springt sie plötzlich während des Spiels auf verlässt Instrument und Bühne und gibt das Konzertieren von nun an auf. Sie verlässt die Sackgasse in der ihr Leben geraten ist. Die Musik begleitete als Filmmusik die Entwicklung, zunächst Klavierstücke, kalt abstrakt, gefühllos unterkühlt und dann später auf dem Wege der Selbstfindung und Rekonstruktion in Italien begleitet sie Musik mit barockem Touch.

Villa Amalia ist das Haus am Meer (>Foto) in dem sie plötzlich zur Ruhe kommt nach der Loslösung aus ihrem alten Leben. Dieses Haus hatte ein anderer Vater für eine geliebte Tochter gebaut. In dieses Haus will sie ziehen. Dieses Haus ist das Symbol des Filmes für die Liebe des Vaters, die der Tochter gefehlt hat. Dort gesundet sie. Konsequenterweise taucht am Ende der Vater auf, bei der Beerdigung ihrer Mutter zu der sie zurück nach Frankreich reisen muss. Ann ist nun als "neuer Mensch" konfrontiert mit dem Vater als Ursache für ihr zu lange kalt gelebtes Leben. Sie konfrontiert ihn mit etwas Neuem: sie steht am Aufzug dem Vater gegenüber und streicht dem Vater für eine Sekunde mit der Hand über die Wange - er erschrickt darüber , schaut erschrocken und erstaunt während die Aufzugstür zugeht und beide trennt. Das war es was gefehlt hat. Sie schließt auch mit dem Vater ab nachdem sie durch die Entwicklung quasi innerlich geheilt wurde. Sie kann nun der Zuneigung zu ihrem Jugendfreund nachgehen, ohne sich zu zergrübeln was aus ihrem Leben werden soll.

Günter Schäfer Nov. 2010

Sowohl der Regisseur Benoît Jacquot, als auch der Buchautor des zugrundeliegenden Romans, von Pascal Quignard und schließlich die Hauptdarstellerin Isabelle Huppert sind jede/r für sich Stars. Auch der Komponist der Filmmusik Bruno Coulais hat z.B. für seine Musik zu dem Film "Die Kinder des Monsieurs Mathieu" eine Oscar-Nominierung bekommen. Alle zwischen 1947 und 1955 geboren ...

** Zu Dekonstruktion vgl. >Derrida

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Salto für Anfänger - Locker leichte Lügen im Schauspielgeschäft

Originaltitel "Underbar och älskad av alla", Schweden/Österreich 2007/2008, 106 Min, Regie Hannes Holm
Drehbuch Martina Haag, Måns Herngren Kamera Göran Hallberg Schnitt Fredrik Morheden Musik Jesper Hörberg, Anders Lennartsson Produktion Patrick Ryborn
Darsteller Martina Haag, Nikolaj Coster-Waldau ("Nikolaj Coster-Waldau, der Micke gibt. Er ist in Schweden völlig unbekannt, aber in Dänemark verehren die Menschen den Boden, den er betritt." - kleine Stichproben ergaben jedenfalls, dass er ca. 90 % aller Frauen gefällt), Ellen Mattsson, Katrin Sundberg, Reine Brynolfsson (der auch im Film unter diesem Namen auftritt)

Es muß ja nicht immer was ernstes sein. Der Film zeig satt bunte , technisch sehr klare Farben - allein von der Optik her ein Genuß. Isabella 'Bella' Eklöf (Martina Haag) Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin, erscheint als Arbeit suchende Schauspielerin im gelbem Mantel, blonde Haare, viel Orange. Exzellent beleuchtete Sets, z.B. die Hauseingänge, die Stadtszenen und tolle Bilder z.B. beim Blick über Wien. Also handwerklich professonell mit vollem Ernst gemacht. Das wird bestätigt durch ein Zitat des >>Filmverleihs Luna "Besondere Aufmerksamkeit wurde auch dem Set-Design und Maria Sohlmann- Wikman entgegengebracht. Produzent Patrick Ryborn: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so sorgfältig eine Art Universum kreiert haben. Hannes war ganz aufgedreht!"

Der Film nimmt die Eingebildetheiten von SchauspielerInnen auseinander. Der ironischen Darstellung des egomanischen Gehabes, der Wichtigtuerei wird das dürftige armseelige Verhalten im Alltag gegenübergestellt. Auch die "Heiligenverehrung" im Filmgeschäft bekommt ihr Fett weg. Da sagt Bellas Mutter: "Glaubt der Bergmann (Bergmann) er sei Gott?"

Der Alltag der Schauspielerin Bella, die glaubt, dass sie alles kann aber kaum etwas auf die Reihe kriegt, besteht darin, dass sie sich Geld leihen muß und sich durchs Leben lügt. Ihr endloses Vertrauen in "Ich kann das" ist naiv, tappsig, kindisch. Was sie eigentlich gerade mal so kann, ist nur ein Purzelbaum, beworben hat sie sich aber für eine Rolle, die Akrobatik erfordert. Sie gibt sich Mühe und nimmt Akrobatikunterricht, bis der Lehrer das Training abbricht: nun probt sie zuhause mit dem Vorhang an der Decke, im Kaufhaus auf einer Hüpfburg und im Schwimmbad.

Ihr Leben scheint eine Wendung zu nehmen als sie einen Mann kennenlernt. Bella stürmt während einer Party auf einen Schauspieler zu und begrüßt ihn als einen Kollegen weil er ihr bekannt vorkommt. Im nächsten Moment beginnt sie, vor sich hinzugrübeln, woher sie ihn den wohl kenne. Dann wird ihr klar, es ist ein berühmter Schauspieler, den sie aus dem Fernsehen kennt.. Später kommt es zur Affäre obwohl der Schauspielerkollege lügt, dass sich die Balken biegen. Bella Träume sehen schon die Verwirklichung der heilen Familie kurz vor Vollendung. Sie wird brutal auf den Boden der Realtiät zurückgeholt als sie erkennen muß, dass alles nur verlogene Show war. Die feministische Schadenfreude wird am Ende dann weidlich bedient, als die so schäbig behandelte Bella ihre Rache durchzieht. Auffällig, wie sie so nebenbei noch einen kleinen Beischlaf während der Rache einfach mal so mitmacht.

Was easy listening in der Musik , das scheint easy watching in diesem Film zu sein, ein "Feelgood-Movie" . Die Suche nach dem Ernst des Lebens geht ins Leere. Es scheint wie der Apell: Es gibt auch einfach nur gute Unterhaltung, geniesse es doch mal. Jedoch werden einige kleine ernste Momente ganz unaufdringlich nebenbei als kleine Witze mitgegeben werden. Z.B. als der Akrobatiklehrer zu Bella tönt: "Meinst du es geht mir hier nur ums Geld? Akrobatik ist nichts, was man einfach so kaufen kann wie ein Mädchen auf der Straße," Und Bella antwortet, nachdem sie vorher mehr Geld angeboten hatte, mit naiv-aufrichtigem Blick: "Wenn du dich besser fühlst, können wir das Training auch ohne Bezahlung machen."

Selbstbelügen und andere belügen durch Schauspielerei oder einfach nur Lügen und nur Phantastereinen, wird in allen Variationen vorgeführt. Dabei darf die Hauptdarstellerin Bella auch noch naiv selbstsicher alles selbst glauben, was sie da erzählt und kindisch durchs Leben tapsen aber dennoch irgendwie immer durchkommen. Nur zum Schluß darf sie so etwas wie Selbstreflexion durchblicken lassen, als sie mit der Anforderung konfrontiert ist, für einen neuen Job müsse sie Französisch sprechen können und meint, das könne sie in 2 Wochen lernen und zum Beweis die vermeintlich französischen Worte "Non problemo" loslässt. Dabei fährt sie mit ihrer Freundin in einem von der Oma ererbten goldenen VW-Käfer , den sie ohne Führerschein fährt - weil "ich kann ja fahren". Also was zu viel ist ist zu viel - so viel "Blond" reicht dann irgendwann. To much Chiclit .

Schlußszene: Bei alledem bleibt das Wichtigste " die beste Freundin", da wird es ernst.

 

Europäisches Filmfestival - 18.11. - 28.11.2010

Kartenvorbestellung Wochentags von 10 – 16 Uhr Tel: (0551) 484523 Eintrittspreis 5,50 €
>> ausführliche Beschreibung der Filme

DONNERSTAG, 18.11.2010

19 Uhr Lumiere: Festivaleröffnung Die Mondverschwörung Deutschland 2010, 88 Min. Regisseur Thomas Frickel ist zu Gast

19 Uhr Sterntheater Die 1000-Euro-Generation Italien 2009, 101 Min.

21.30 Uhr Lumiere Real Animation Kurzfilmprogramm

FREITAG, 19.11.20010

15 Uhr Foyer SUB Die Freistadt Christiania Eröffnung Fotoausstellung

17 Uhr Lumiere Villa Amalia Frankreich 2009, 91 Min.

>Filmbesprechung in goest
>> Trailer

19 Uhr Lumiere Ein Mann von Welt Norwegen 2009, evtl. mit Darsteller Gard Eidsvold

19 Uhr Sterntheater Immer Drama um Tamara GB 2009, 110 Min.

22 Uhr Lumiere Fort Apache Italien 2009, 106 Min.

SAMSTAG, 20.11.2010

15 Uhr Lumiere Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, 80 Min.

17 Uhr Lumiere Die Reise ans Schwarze Meer Italien 2008, 90 Min.

19 Uhr Lumiere Miss Kicki Schweden 2009, 88 Min.
>Filmbesprechung in goest
>> Tailer

19 Uhr Sterntheater Das Labyrinth der Wörter Frankreich 2010, 82 Min.

21 Uhr Lumiere Terribly Happy Dänemark 2009, 95 M

SONNTAG, 21.11.2010

11 Uhr Lumiere Abend der Gaukler Schweden 1953, 85 Min.

15 Uhr Lumiere Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, 80 Min.

17 Uhr Lumiere Bödälä - Dance the Rhythm Schweiz 2009, 78 Min.

>> Trailer

19 Uhr Lumiere Ein gutes Herz Island 2009, 95 Min.

19 Uhr Sterntheater Another Year Großbritannien 2009, 129 Min.

21 Uhr Lumiere Die Kosmonautin Italien 2009, 85 Min.

MONTAG, 22.11.2010 1

6:45 Uhr Lumiere Fronttheater Russland 2008, 120 Min.

19 Uhr Lumiere Salto für Anfänger Schweden 2008, .

>Filmbesprechung in goest
>> Trailer

19 Uhr Sterntheater The Tree Frankreich 2009, 95 Min.

21 Uhr Lumiere HELLsinki IFinnland 2009, 133

DIENSTAG, 23.11.2010

17 Uhr Lumiere Eine Sache des Herzens Italien 2009, 110 Min.

19 Uhr Lumiere White Night Wedding Island 2008, 98 Min.

19 Uhr Sterntheater Nowhere Boy Großbritannien 2010, 98 Min.

21 Uhr Lumiere Morgen das Leben Deutschland

MITTWOCH, 24.11.2010

16.45 Uhr Lumiere Der schwarze Mann Italien 2009, 117 Min.

19 Uhr Lumiere Die Taube auf dem Dach DDR 1973, mit Regisseurin Iris Gusnert

> Anmerkung

19 Uhr Sternkino Vergissmichnicht Frankreich 2010, 97 Min.

21:30 Uhr Lumiere Rebellion von Kautokeino Norwegen 2008, 96 Min.

>Filmbesprechung in goest
>>Der ganze Film in Original
(leider nur span. Untertit.)

>>Trailer

DONNERSTAG, 25.11.2010

17 Uhr Lumiere A Man Comes Home Dänemark 2008, 93 Min.

19 Uhr Lumiere Seven Islands and a Metro Indien 2006, mit Regisseurin Madhushree Dutta

21.45 Uhr Lumiere Jung, frech, verliebt Kurzfilmprogramm, 93

FREITAG, 26.11.2010

17 Uhr Lumiere Post für Pastor Jakob Finnland 2009, 74 Min.

19 Uhr Lumiere Liebeskummer Dänemark 2009, Regisseur Nils Malmros ist zu Gast

19:30 Uhr Clubkino (Uni) Gekrallt Norwegen 2008, 88 Min.

21:45 Uhr Lumiere Home For Christmas Norwegen 201

SAMSTAG, 27.11.2010

15 Uhr Lumiere Rettet Trigger! Norwegen 2006, 75 Min.

17 Uhr Lumiere Upperdog Norwegen 2009, 96 Min.

19.00 Uhr Lumiere Patrik 1,5 Schweden 2008, 92 Min.

22 Uhr Lumiere Max Manus

SONNTAG, 28.11.2010

11:00 Uhr Lumiere Hunger Norwegen 1966, 111 Min.>>Ausschnitt
15:00 Uhr Lumiere Rettet Trigger! Norwegen 2006, 75 Min
17:00 Uhr Lumiere Hauptrolle Maja Schweden 2009, 94 Min
19:00 Uhr Lumiere Kinshasa Sinfonie Deutschland 2009, mit Regisseur Martin Baer

Pressemitteilung des Filmverlags zum DDR-Film "Die Taube auf dem Dach" 24.11., 19 Uhr
"Im Anschluss an die Vorführung findet ein Filmgespräch mit der Regisseurin Iris Gusner statt. Der Debütfilm von Regisseurin Iris Gusner wurde 1973 in der DDR verboten und galt jahrzehntelang als verschollen. Er erfährt nun erstmalig in einer rekonstruierten schwarz-weißen Fassung eine Kinoauswertung. DIE TAUBE AUF DEM DACH erzählt die Geschichte dreier höchst unterschiedlicher Menschen, die die Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft und derem Ideal vereint. Iris Gusner thematisiert in ihrem Film facettenreich die Frage nach Geschlechterrollen, der Möglichkeit von Unabhängigkeit und beruflicher wie privater Erfüllung. Mit der Restauration und Wiederaufführung von DIE TAUBE AUF DEM DACH schließt sich 20 Jahre nach dem Mauerfall eine weitere Lücke im DEFA-Filmerbe.