Goettinger Stadtinfo
 Texte und Bilder
© Impressum

Graffito-Rätsel

6.7.09 / Dieses Graffito ist am Treppenaufgang zum Wall "Am Geismar Tor" zu finden. Niemand kann bislang beantworten, was dieses orientalische Schriftzeichen bedeutet. Allerdings gibt es z.B. den Hinweis, es sei "nicht ganz ausschließen", dass es auf Uigurisch zurückzuführen sein könnte: Uigurisch wird in arabischen Buchstaben geschrieben, gehört aber sprachlich zu den Turksprachen." Wir hätten die Angelegenheit im Archiv ruhen lassen, wenn nicht am 5.7. plötzlich im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der VR China Unruhen ausgebrochen wären.

Stellungnahme von ExpertInnen / Übersetzungsbüro
Wenn nicht gänzlich Fantasieschrift, dann diese Varianten: 1.) Arabisch ist seit altersher für kunstvolle Kalligraphie bekannt, deren Verschnörkelungen für Außenstehende bis hin zur Unleserlichkeit gehen können. Insofern ist nicht gänzlich auszuschließen, dass sich in Gö. ein Kalligraphiegenie an Wänden austobt. Eine evtl. dahinter verborgene "echte" Aussage könnten dann aber auch nur damit ebenfalls vertraute ExpertInnen entziffern. Die öffentliche Wirkung einer EVENTUELL solchermaßen verborgen gehaltenen Botschaft ginge somit gegen Null. 2.) Ebenfalls nicht ganz ausschließen wollen wir, dass es auf Uigurisch zurückzuführen sein könnte: Uigurisch wird in arabischen Buchstaben geschrieben, gehört aber sprachlich zu den Turksprachen. Wäre vergleichsweise so, dass du bei Walisisch zwar Buchstaben lesen, aber auch nix entziffern kannst. Nun ist Gö nicht grade für eine exorbitant große Uiguren-Gemeinde bekannt (ich zumindest kenne keinen). Insofern ist auch diese Variante a) unwahrscheinlich und b) selbst wenn, mangels lesefähigen Publikums ebenfalls ins Leere laufend. 3) Irgendeinem Orientalistenfreak mit Hobby/Spezialisierung auf "alte Sprachen" würde vielleicht noch was drittes Exotisches dazu einfallen, worauf wir nicht kommen."
Stellungnahme Seminar für Turkologie & Zentralasienkunde:
"habe mir das Graffito angeschaut, sowie gleichzeitig den Rat meines Professors und Freundes Tahir, einem Uiguren, berücksichtigt. Es handelt sich nicht um Uigurisch, eher um etwas Arabisches."
Vorläufige möglich denkbare Lösung
17.7.09 / Ein freundlicher goest-Leser hat uns folgende Überlegung zugesandt:
"ich habe mal in meinen seit fast 20 Jahren vergrabenen bruchstückhaften Arabischkenntnissen gekramt. Also ich glaube, das ist die Buchstaben Folge S R N B N N. Mit den kurzen Vokalen dazwischen (Strich über oder unter dem Konsonanten) heisst das dann "saran binin", die Vokale könnten auch, je nach Dialakt, als e oder ä ausgesprochen werden. Eine Übersetzung hierfür habe ich nicht gefunden - scheint wohl ein Phantasiewort zu sein. Jeder arabische Buchstabe hat drei leicht unterschiedliche Formen: am Wortanfang, in der Wortmitte und am Wortende. Ungewöhnlich ist hier die Verwendung einer Abschlussbuchstabenform für das "Sin" (="s") am Wortanfang. Da scheint wohl die Kunst im Vordergrund zu stehen ..."
bei den automatischen Übersetzungshilfen haben wir dann folgende Anregung gefunden, die Sinn macht: "saran" wird mit Lauffeuer übersetzt. Statt binin könnte man hochspekulativ vermuten sei evtl, das Wort "bininci" = tausend gemeint. Daraus ergäbe sich ein Ausdruck wie "Tausend Lauffeuer". Im Zusammenhang mit politischen Gruppen, die die Verbreitung ihres Einflusses gerne als ein Lauffeuer sehen würden ist ein solcher Spruch durchaus denkbar.

Endgültige Lösung:

Es heisst garnix - es soll wohl nur schön sein

 

zum Anfang