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Joschka Fischer

Joschkas Mistake (im Visa-Untersuchungsausschuß)
Joschka Fischer und Trittin 2002 in Göttingen

Joschka Fischer und Trittin 2002 in Göttingen
Krieg ist Frieden ?

Am 10.8.2002 um 12 Uhr regnete es wirklich in Strömen. Es muß schrecklich für Bodyguards sein, wenn eine Masse unter Regenschirmen verborgen ist. Oben stand jemand der Außenminister ist und auf dem Marktplatz vor dem alten Rathaus waren ca. 1200 Menschen versammelt: Grüne, Gün angehauchte, grün gekleidete Polizisten in Kampfausrüstung und viele Demonstrant/innen die den angekündigten Rednern Trittin und Fischer garnicht grün waren.

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Die Redner standen auf der Ballustrade des Alten Rathauses, also ca. 3 Meter über dem Platz und zwischen Rathaus und Publikum war eine Distanz von 6 Metern weil dort die Stühle und Tische des Rathauskellers stehen sowie eine Markise drübergespannt ist. Das arme Hochszeitspaar (Volker und Sonja Bringmann) , das zum Standesamt wollte! Die Treppe zur Ballustrade auf der Standesamstseite war abgesperrt, dort standen die Dienstmercedese mit Berliner Kennzeichen - das Brautpaar stand hilflos vor der Absperrung.
Trittin konnte seine Rede noch einigermaßen ungestört hinausschreien - lustig war sein Hinweis, dass Karstadt und Aldi neuerdings auch daran glauben dass rot-grün an der Regierung bliebe - als ob sich jemand politisch daran orientiert was Karstadt und Aldi denken!
Als Fischer zu reden anfing begannen lautstarke Proteste, aber die Lautsprecher waren sehr laut und deshalb konnte man immer noch verstehen was er sagte. Es flogen lindgrüne Zettelchen herum auf denen stand: "der Solarbomber ist grün". Ziemlich zynisch begann er mit der Bemerkung "da sage einer, die Grünen könnten nicht mobilisieren, wenn hier bei diesem Regen so viele Menschen zusammengefunden haben." Zynisch deshalb, weil die Hälfte doch nur deswegen gekommen war, um ihn als "Kriegstreiber" zu beschimpfen.

Fischer stand auch im Regen, aber der Landtagsabgeordnete Stefan Wetzel hielt einen regenbogenfarbenen Schirm über ihn damit  er nicht nass wurde. Dahinter stand Margit Göbel von der Ratsfraktion der Grünen, links und rechts standen Polizisten, die späterhin auch Farbbeutel mit Polizeischilden abwehrten. Zwei rote Flecke an der Rathauswand zeugten noch von zwei Treffern oberhalb der Rednertribühne.

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Fischer warnte vor den Portestierenden, die zur Gewalt greifen (gemeint waren die WerferInnen von Farbbeuteln) . Mit Polizeischild und Regenschirmen wurde er vor den Farbbeuteln geschützt.

Mit Trillerpfeifen und Presslufttröten mit Rufchören und Schreien machten die Leute ihrem Ärger über die Kehrtwende der Grünen von der Friedensbewegung zur Kriegspolitik Luft.

Natürlich waren auch genug Anhänger/innen der Grünen da um wahrnehmbaren Applaus zu spenden.
Zur entscheidenden Frage eines möglichen Irak-Kriegessagte Fischer so gut wie nichts, zur Kriegspolitik nahm er nur mit Hinweisen auf Jugoslawien und Israel/Palästina Bezug. Das Hauptargument jedoch war: "Und wenn dann die Wahl vorbei ist und die Leute die hier so lautstark demonstrieren merken, dass die falschen an der Regierung sind, dann ist die Hilflosigkeit wieder groß." Da verkauft er also tatsächlich die Grünen schon als kleineres Übel.

Schließlich wurde nach seiner Rede die Veranstaltung ziemlich schnell für geschlossen erklärt, Fischer verschwand noch einmal im Rathausinneren und der Dienstwagen startete zur Abfahrt im abgesperrten Raum unter Hektik der begleitenden Polizisten mit Blaulicht und Speed Richtung Groner Tor Str. Es hat sich schon etwas verändert, wenn in der ehemaligen Hochburg der Grünen ein Grüner Politiker fast fluchtartig die Stadt verlassen muß.

Protest der Autonomen Antifa
Die Protestgruppe der autonomen Antifa auf dem Marktplatz war nicht so groß wie erwarte. Es erreichten wohl nur 40 DemonstrantInnen den Marktplatz (Nach Aussagen einer Augenzeugin) - Die Polizei sprach von 120 ! Siehe dazu den folgenden Augenzeugenhinweis:
Leser/innenzuschrift - Augenzeuge: (15.8.02) kann die diskrepanz bei den teilnehmerInnenzahlen der demo erklären: bei der demo waren zunächst 120-150 Leute dabei. an der weender str. wurde der zug von der polizei gestoppt, es kam zu einigem gerangel. die meisten teilnehmer lösten sich dann von der demo und gingen allein zum platz weiter, nur die ersten paar reihen zogen zum wilhelmsplatz. ergänzt das doch mal. schöne grüße xxx 
(Machen wir doch gerne! Danke für die Mitteilung - die Red. GOEST)

Joschka3b.JPG (22803 Byte)Sammelpunkt für Gegendemonstranten am Wilhelmsplatz

 

Joschkas Mistake

26.4.05 / Da es bislang in keiner Zeitung zu finden war soll es an dieser Stelle festgehalten werden auch wenn GOEST nur ein lokales Magazin ist. Aber wenn es niemand anders bringt wärs schade, wenn es in Vergessenheit gerät:
Bei seiner Befragung durch den Visa-Ausschuß am 25.4.05 als nach einem Einstiegsmonolog die ersten bohrenden Fragen den Aussenminister Fischer nervös werden ließen, passierte Joschka Fischer ein grandioser Versprecher. Er wollte auf eine im Außenministerium stattgefundene Hausbesprechung bezugnehmen und begann seinen Satz mit "Die Hausbesetzung ...." schüttelte dann den Kopf, schaute unter sich und verbesserte "äh Hausbesprechung". Da zeigte sich doch, wie tief sich die Erinnerungen an seine ehemalige Hausbesetzung im Frankfurter Westend eingegraben haben. Ob er wohl seine Anwesenheit im Außenministerium ganz tief innen auch als eine Art Hausbesetzung empfindet? Eigentlich verwunderlich, dass sich die Medien nicht auf diesen Versprecher gestürzt haben, haben die das nicht mitgekriegt, noch geschlafen?

Nachtrag: Leser F.L. hat uns drauf aufmerksam gemacht, dass der Versprecher in in der Online-Ausgabe der TAZ auch notiert worden sei. Und zum zweiten hatte jemand anders gesehen, dass die Sequenz im ORF nochmal wiederholt wurde. Also das kollektive Gedächtnis funktioniert doch! (jedenfalls teilweise)

aus der Geschichte 1976 wurde Joschka Fischer nach dem Tod der RAF-Häftlinge und den danach stattfindenden Demonstrationen in den Medien als einer von mehreren vermeintlichen Gewalttätern angeprangert. Man verdächtigte sie, während einer Protestdemonstration Molotowcocktails geworfen zu haben.
Polizei und Staatsanwaltschaft stützten sich damals auf einen Spitzel, der mit seinen Falschaussagen ihm mißliebige Personen belastete.
Foto links:
Polizeifoto das damals durch die Medien geisterte.