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Kulturausschuss / Stadt Göttingen

Zusammensetzung des Ausschusses
Thema Junges Theater
Kommentar zur JT-Sondersitzung

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Situation in einer heiklen Sitzung Kulturausschußsitzung zum Thema Junges Theater am 22.4.04
Insolvenzverwalter Herr Wegener (links im Bild), rechts neben Wegener: der Ausschußvorsitzende Frank-Peter Arndt.

 


Ausschuss der Stadt Göttingen für Kultur und Wissenschaft 2009

Beigeordneter Frank-Peter Arndt Vorsitzender SPD
Uta Kölz Ratsfrau SPD
Bürgermeisterin Katharina Lankeit Ratsfrau SPD
Bürgermeister Wilhelm Gerhardy Stellv. Vorsitzender CDU
Marcel Pache Ratsherr CDU
Bahman Ayegh Ratsherr Bündnis 90/Die Grünen
Beigeordnete Dr. Dagmar Sakowsky Ratsfrau Bündnis 90/Die Grünen
Benjamin Schröter Ratsherr FDP
Torsten Wucherpfennig Ratsherr GöLINKE
Wilfried Arnold beratend (§ 51 Abs.7 NGO)
Michael Lankeit beratend (§ 51 Abs.7 NGO)
Rudolf Kahlmeier beratend (§ 51 Abs.7 NGO)
Christiane Müller-Schulte beratend (§ 51 Abs.7 NGO)
Ibrahim Yilmaz beratend (§ 51 Abs.7 NGO)

Die Leitung des Dezernats V "Soziales, Jugend und Kultur liegt bei Stadträtin Dr. Dagmar Schlapeit - Fachbereichssleiter ist Hilmar Beck

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Neues Konzept für JT Sondersitzung am 29.4.04

Kommentar

Die "CDU/FDP-Gruppe" hatte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Güntzler (der garnicht Mitglied im Ausschuss ist und deshalb als Vertreter geschickt wurde) in ihrer Mitte. Er wollte erklären, warum die CDU/FDP das Konzept Döring (mit Ensemble) ablehnen und dafür das Konzept "Schilling" befürworten (Schilling bleibt, Ensemble geht) . Güntzler meinte, mit dem Konzept von Schilling hätte man die 100.000 Euro Zuschuss vom Land wahrscheinlich nicht gebraucht. Auf solche Gedanken kann man aber nur kommen, wenn man wie Schilling unrealistisch davon ausgeht, dass z.B. 20.000 Euro Sponsorengelder plus 20.000 Euro von Förderern pro Jahr eingenommen werden. Realistisch dagegen ist es anzunehmen, dass das JT  auch beim Schilling-Konzept  weiterhin Zuschuß vom Land benötigt hätte - vielleicht sogar noch mehr, weil Gastschauspieler noch mehr Kosten verursacht hätten.
Aber wie dem auch sei: der Landeszuschuß wird eh nicht kommen!
Das weiß Güntzler und äußerte das am 22.4. schon entsprechend mit einem Zwischenruf "daraus wird nichts". Aber darauf angesprochen, ob er denn die Forderung von Göttingen an die Landesregierung nach weiterem Zuschuss für das JT unterstützen würde, meinte er, das wäre ausschließlich die Sache der CDU-Landesregierung.
So wie er es eingefädelt hat, kann er später sagen, er habe ja recht gehabt, als er vorausgesagt habe, das Konzept fürs junge Theater würde mit dem Döring-Konzept scheitern. Die CDU kann froh sein, dass sich der Ausschuß nicht für ihr Konzept entschieden hat, dann hätte sie den Offenbarungseid leisten müssen, hätte zugeben müssen, dass es ohne Landeszuschuß nicht geht - und evtl. Forderungen an die CDU-Landesregierungen erheben müssen.

SPD sieht, dass sie die CDU nicht in die Enge treiben kann
In einer Stellungnahme der Jusos vom 23.4. hieß es: "Güntzler nutzt als MdL in spe die Hintertür des vorgeblich untauglichen Rettungskonzeptes, um der CDU-geführten Landesregierung in puncto Einsparungen zuzuarbeiten. In Wahrheit ging es der CDU anscheinend nicht um das Wohl der Stadt, sondern darum einen möglichst guten Vorwand für die JT-Schließung zu finden".
Die SPD am 15.4.: "Bürgermeisterin Katharina Lankeit, die auch kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion (...) Es kämen nun Zweifel auf, ob die CDU noch fest in der breiten Unterstützerfront für das Theater steht. Lankeit: "Das wäre für das JT in der jetzigen Situation außerordentlich schädlich und würde für das Land die Legitimation liefern, auch nach Vorlage eines neuen Konzeptes keinen Zuschuss zu zahlen."
Die SPD wollte die CDU in Zugzwang zu bringen entweder gegen das JT oder gegen die Landesregierung vozugehen. Diese hat sich jetzt aus der Schlinge herausgezogen und wird in Zukunft das Scheitern des JT SPD/Grünen/PDS anlasten. Schon allein deshalb wird die Landesregierung jeden Zuschuß verweigern! (Zwischenfrage: Ist denn klar wo die Gelder geblieben sind für die Wattenberg keine Belege vorweisen wollte - das ist doch sowieso eine Steilvorlage für eine Ablehnung durch die Landesregierung)

Wir haben keine Chance aber wir nutzen sie!
Es wird weiterhin parteipolitische Versuche geben, die Sympathie fürs Junge Theater in WählerInnenstimmen umzumünzen, passend zum Thema aber wird das eher nur Theaterdonner. Was hier einige, die genau wissen, dass es keinen Zweck mehr hat anleiern,  nämlich Mobilisierung für einen aussichtslosen Kampf, das nennt man im militärischen Jargon "Verheizen von Truppen" - hoffentlich führt dies nicht zur Resignation derer, die sich jetzt gerade so intensiv für den Erhalt des JT engagieren.
Rechtsdezernent Meyer hat im Ausschuß noch einmal plausibel dargelegt, dass es nur den einen vorgeschlagenen Weg oder die Schließung gab. Deshalb muß man zugestehen, dass einige der Beteiligten (wie z.B. Meyer) einfach aus persönlicher Solidarität mit dem JT alles versuchen, doch noch die Zahlungen aus Hannover zu erreichen; nach dem Motto: Wir haben keine Chance - aber wir nutzen sie.

Thema Junges Theater Sitzung am 22.4.04

Vorstellung: Andreas Döring    
Zur bisherigen Diskussion um die Insolvenz

Fokussierung - Zusammenfassung
"Das Konzept geht nicht auf, wenn das Land nicht zahlt"; dass das Land nicht zahlt ist aber inzwischen hinreichend seitens  gemacht worden. Die Mobilisierung von Protesten wird vielleicht bei Wahlen der SPD helfen, wird aber kaum eine Zahlung durch die Landesregierung erzwingen können. Die SPD will die politische Zuspitzung des Konflikts "Hier SPD/Grüne die das JT retten wollen" "Dort CDU/FDP, die die Forderung an die Landesregierung nicht unterstützen". Die CDU versucht den Spagat zwischen angeblich lokaler Solidarität mit dem Jungen Theater und überregionaler Solidarität mit der Gelderstreichung durch die Landesregierung, was etwas schwierig wird.
Die SPD-Strategie könnte vermutlich nur dann etwas positives für das JT bewirken, wenn allerschärfste, allermassivste Proteste und breiteste Mobilisierung stattfänden, die sogar noch die Studierendenproteste der letzten Zeit überbieten müßten. Eine solche Mobilisierung ist jedoch leider nicht in Sicht. Was wir erleben werden ist deshalb Parteiendonner .... und - leider - den Niedergang des JT.

Zur Sache
Anfang des Jahres wurde die vorläufige Weiterzahlung vom 16.2. -30.6.04 durch die Stadt beschlossen, nun geht es a) um eine Weiterzahlung von 650.000 Euro für ein Jahr (1.7.04 - 30.6.05) Zu dem TOP Junges Theater gab es aufgrund der rasanten Entwicklung keine Beschlußvorlage im Ausschuß. Die Verwaltungsspitze wird möglichst am 7.5. dem Rat einen Entwurf von Konzept und Vertrag zur Entscheidung vorlegen. Zur Beratung wird es am Donnerstag 29.4. 19 Uhr eine Sondersitzung des Kulturausschusses zum JT geben. Bis dahin soll Konzept und Vertragsentwurf in den Fraktionen zu beraten werden.

Insolvenzverwalter des Jungen Theaters Herr Wegener
Ab 1.7.04 muß eine neue Lösung umgesetzt werden. Neue Leitung, so der Vorschlag der Kommission wird Andreas Döhring übernehmen. Bei dem Vorgehen habe man sich für die "Übertragene Sanierung" statt für die "Sanierung über Insolvenz" entschieden, weil letztere zu lange dauern würde. Die neue Trägerschaft des JT soll durch einen Verein erfolgen, der bestehend aus GmbH, die vom bisherigen Träger das bewegliche Vermögen in geschätzter Höhe von 13.000 Euro erwirbt. Das Stammkapital von 25.000 Euro das diese neue GmbH für eine Eintragung als GmbH aufbringen muß reicht gleichzeitig aus, um dieses Betriebsvermögen zu erwerben. Sollte die neugegründete GmbH keine 25.000 Euro aufbringen kann zusätzlich ein Förderverein Gesellschafter werden. Die Gmbh muß mindestens 12.500 Euro aufbringen, den Rest kann der Förderverein und einige Einzelpersonen einbringen (nicht zu viele damit die GmbH steuerbar bleibt). Die reduzierte Forderung dass kurzfristig mit der Hälfte des Kapitals wurde vorgeschlagen, wegen der Möglichkeiten, weitere Gesellschafter zu suchen falls der Verein das Kapital nicht aufbringen kann.
Zur Kontrolle der Geschäftsführung wird ein Aufsichtsrat installiert, der sich aus Vertretern der Politik , der Verwaltung, des Landes und des Kreises zusammensetzt. Das ist gesetzlich nicht zwingend vorgesehen wird aber so gemacht.

Dieses Konzept funktioniert nur, wenn das Land Niedersachsen ab 1.7.04 wieder Zuschüsse zahlt. Dies wurde als Bedingung von Wegener genannt und von Hilmar Beck auf gesonderte Nachfrage in der Bürgerfragestunde bestätigt. Genau dies wurde vom Fraktionsvorsitzenden der CDU-Ratsfraktion, der als Gast teilnahm ausgeschlossen. Zum 1.7. wird der Entscheid des Landes aber nicht vorliegen. Dennoch meinte Beck, bis Ende 2004 könne wahrscheinlich schon am JT geplant werden. Wenn es gelingt, das JT für ein Jahr zu sichern, dann wäre ab März 2005 eine Kontrolle einzubauen bei der über eine weitere Verlängerung entschieden wird.

Hilmar Conrad (FDP und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses) äußerte herbe Kritik: Dem JT sollen durch Insolvenzverfahren 170.000 Schulden erlassen werden, eine GmbH darf dann mit 13.000 Euro den Namen und das bewegliche Kapital des JT erwerben. Das JT hat das gesamte Gebäude im Besitz und darf mit zwei Gasthäusern Untermietverträge machen. "Da subventioniert die Stadt die Kneipen, aber eigentlich sollten die Kneipen das Theater subventionieren.".

kulturausschuss04.JPG (4884 Byte)Hilmar Conrad, Unternehmensberater, (FDP) stellvertretender Vorsitzender des Aussschusses äußerte massive Kritik und forderte ebenso massiven Widerspruch heraus

Die 650.000 Euro könnten vielleicht auch anderweitig sinnvoll ausgegeben werden meinte Conrad wenn er an die Knappheit bei KITAs zB denke. Woraufhin Humke laut Zweifel daran äußerte, dass bei freiwerdenden Mitteln, diese tatsächlich an die Kitas fliessen würden.
Die Mehrheit von SPD und Grünen hat sich für das "Ensemble-Konzept" Döhrings während die CDU das Konzept von Thorsten Schilling favorisierte. Allerdings fand auch Conrad im Kulturausschuß das Konzept Döhrings gut, nur das Verfahren sei nicht in Ordnung gewesen. Darüber gab es dann einiges Geplänkel, Hin und Her im Ausschuß.

schilling.JPG (10633 Byte)Bild: Thorsten Schilling, bis 30.6.04 JT-Leiter bei einer Ansprache an das Publikum am 21.12.03 im Foyer. Thorsten Schilling fand bei seinen zwei Ansprachen ans Publikum bewegende Worte: "Ich liebe dieses Theater, ich liebe dieses Ensemble".
Nun hat er resigniert seinen Rücktritt verkündet, weil sein Konzept "ohne Ensemble" abgelehnt wurde. (Bild: Thorsten Schilling bei der Podiumsdiskussion am 29.3.04

Situation am Theater:
statt der 6000 Euro geschätzten Einnahmen aus Kartenverkauf können 13-15000 festgestellt werden. Reduzierung des Ensembles: (4 SchauspielerInnen müssen gehen, 3 bleiben. Zynisch klangen die andernorts geäußerten und im Ausschuß zitierten Bemerkungen, dass es einen großen Markt an SchauspielerInnen gäbe, und die froh wären, wenn sie auch nur ein kurzes Engagement bekämen.

Im Nachhinein fragt man sich allerdings, was ist das für ein Begriff von "Ensemble", wenn nur 3 feste Schauspieler bleiben? - verwirrende widersprüchliche Informationen: insgesamt bleiben angeblich erst mal 6 Schauspieler, einer geht weg.

Döhring

30.4.2004 / Andreas Döhring der das Rio Reiser-Stück inszenierte ist designierter neuer Leiter des JT ab 1.7.04, sofern der Rat zustimmt. Döring Jahrgang 1968 , ist Absolvent der Schauspielakademie Zürich 87-90, Regie an der Elisabethbühne Salzburg, Landesbühne Hannover, Landesbühne Esslingen, Stadttheater Baden Baden. Döring bezeichnete sich, plausiblerweise als "Theatermensch". Es wird zwar eine professionelle Buchhaltung mit monatlicher Liquitditätsplanung, vierteljährliche Zwischenbilanzen, Kostenrechnung und schnellem Läuten von Alarmglocken geben, aber wenn er die Leitung übernehmen soll, fragt sich , inwieweit er selbst auch ein kaufmännischer Mensch ist. Durch den Gebrauch des Begriffes "doppeltes Controlling" fiel auf, dass Herr Döring betriebswirtschaftliches "Controlling" mit "Kontrolle" verwechselte und daher das auch doppelt sehen konnte. Es fiel niemandem im Ausschuß auf, dass er nicht wirklich weiß was Controlling ist. Und niemand im Ausschuß hat nach der kaufmännischen Qualifikation gefragt.
Döring, der bereits vor einiger Zeit die Fraktionen besucht hat bekam Gelegenheit, sich und sein Konzept im Ausschuß vorzustellen: Über allem so Döhring könne die Bemerkung stehen: "Mit wenig Geld gutes Theater machen". In diesem Zusammenhang gelte für die SchauspielerInnen, dass "kein Dienst nach Vorschrift möglich sein wird" und ein hohes Engagement gefordert werde. Ein Beispiel dafür, dass solches Engagement auch bisher schon erbracht wurde sei der Bassist der Rio Reiser Band, der extra für das Stück Bass spielen gelernt habe. Im technischen Bereich würden Betriebsvereinbarungen zur Stundenregelung notwendig, denn Belastbarkeit und Bezahlbarkeit müssten kalkulierbar bleiben. Hier seien aber auch organisatorische Verbesserungen der Abläufe möglich: z.B. wird immer noch in der Schneiderei auch gewaschen, das sind Aufgaben, die Stunden kosten, die könnten auch von anderen übernommen werden. Es gäbe Theater da waschen die Schauspieler selbst. (aha!)
Ein weiterer Punkt ist die Entwickung der Gastronomie und die Nutzung des Hauses als offener Veranstaltungsort, als Kulturforum. Das Haus sei ein " Spitzenraum, in der Innenstadt gelegen", deshalb soll er durch Schaffung eines Eventbereiches auch für andere Veranstaltungen geöffnet werden (Kulturveranstalter).
Zum Theaterbereich: es gelte, junge Autoren zu pflegen, die Inhalte gezielter auf Göttingen zu beziehen, den Nachwuchs zu fördern. Natürlich könne er keinen fertigen Spielplan vorlegen, aber 40 Stücke lägen auf dem Schreibtisch. Jedenfalls sollten keine Stücke gewählt werden, die abstrakt Themen behandeln sondern Stücke, die Widersprüche behandeln, "die jung sind".

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