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Carmina Burana
Monumental Opera in der Göttinger Lokhalle am 26.11.2004 - Bericht einer Besucherin

Wie schön dass uns ein Bericht über Carmina Burana zugeschickt wurde, denn die Eintrittspreise von 50 Euro aufwärts haben uns doch arg ins Grübeln gebracht. Das ist monumental-Jucheissassa mit dem Gefühl: "Ahhh endlich mal keine Sozialhilfeempfänger unter uns". Wir haben außer der Autorin des Textes unten noch jemand anderen gefragt, worum es denn bei dem Ganzen ging, die Antwort: tja das kann man so garnicht sagen. Jemand anders hatte auch anfangs länger das Gefühl "Wollen die uns hier verkackeiern?" - Vielleicht lag der garnicht so falsch.

"Wie aufregend! Eine Freundin hat zwei Karten gewonnen und mich als Begleiterin auserkoren. Ich hatte es noch nie auf der Bühne gesehen, kannte es nur von CD und war gespannt. Hier folgen ein paar sehr subjektive Eindrücke einer schlichten Besucherin:
Ich kam sehr früh, hatte Muße, das Publikum zu beobachten und fand die Mischung für eine Oper bemerkenswert, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Tickets für 50 – 90 Euro verkauft wurden. Die 8 Euro für das Programm habe ich gespart – eine gute Idee, wie ich später im Nachbarprogramm gesehen habe: viele bunte Bilder des Bühnenspektakels, dünne Info zu den Akteuren, keine Info zur Oper oder gar Orff.
Eine sehr breite Bühne an der Längsseite der Halle mit Treppen auf beiden Seiten, in der Mitte der als legendär beworbene Bühnenturm, verhüllt mit einem riesigen weißen Tuch, links und rechts davon die Chor-Podeste, vor der Bühne das Orchestergestühl.
Es geht los mit einem Täterätä von Konserve (erinnert an die Musikunterlegung beim Einzug der Gladiatoren in den Historienschinken). Eine Lautsprecherstimme begrüßt uns und erzählt, dass als Vorprogramm eine Art Verdi-Potpourrie dargeboten wird, dann gibt’s eine Pause, danach geht es los mit Carmina...Kunstpause. Gladiatoren-Täterätä. Die Musiker ziehen ein, wir klatschen, sie setzen sich. Gladiatoren-Täterätä. Die Musiker stimmen ihre Instumente. Gladiatoren-Täterätä. Der Chor zieht ein, links die Frauen, rechts die Männer, wir klatschen. Gladiatoren-Täterätä. Ehrfurchtsvolle Pause. Gladiatoren-Täterätä. Der Dirigent zieht ein: eisgraues wehendes Haar (Prinz-Eisenherz-Frisur, nur schon etwas dünner) effektvoll zum Strahlen gebracht mit bläulichen Spots. EINDRUCKSVOLL! Wir klatschen frenetisch.
Leider kann ich ab dem dritten Gladiatoren-Täterätä mein albernes Kichern kaum noch unterdrücken und ernte aus der Nachbarschaft schon irritierte Blicke.
Dann die Verdi-Stücke, teils instrumental, teils mit Chor. Es gibt einem ja doch ein gutes Bildungs-Gefühl, wenn man so einige Melodien wieder erkennt. Leider gab es eine Reihe von Patzern, die sogar mir als Laiin aufgefallen sind. Mal ehrlich, ich singe ja nur in einem Laienchor mit seltenen Auftritten, aber mit so vielen verpatzten Einsätzen würde unser Chorleiter uns nicht auf die Bühne lassen, dabei kosten unsere Konzerte weit unter 10 Euro Eintritt. Beim Orchester sind mir nur zwei dicke Patzer aufgefallen, aber da kenne ich mich nun auch gar nicht aus. Insgesamt finde ich schade für die Hör-Ästhetik, dass der Chor mit so viel Echo verstärkt wird und zudem manchmal so brüllt, dass ich mir – so heimlich es eben geht - die Ohren zu halte.
Vielleicht liegt die unangepasste Verstärkung daran, dass – wie ich erst nach der Veranstaltung erfahren habe – diese Produktion weltweit tourt und auch Stadien mit 30 Tausend Zuschauern beschallt werden müssen. Jeden Abend Auftritt kreuz und quer durch Europa, erst Weihnachten gibt es 2 Wochen Pause. Seit 1995 sollen die damit unterwegs sein, mit zunehmender Auftrittsanzahl. Das wäre auch eine Erklärung dafür, dass fast die Hälfte der männlichen Choristen beim Singen kaum den Mund aufgemacht hat. Die sind einfach müde! Die Frauen konnte ich nicht erkennen, ich hätte einen Feldstecher mitnehmen sollen. Eine mir bisher nicht bekannte Mode ist, dass nach jedem einzelnen Stück nicht nur der Dirigent sich bei unserem Klatschen verbeugt, sondern er jedes Mal auch das gesamte Orchester aufstehen lässt. Aber vielleicht ist das internationale Gepflogenheit und nur wir Deutschen sind etwas geizig mit der Beklatscherei. Wenigstens durften die müden Choristen sitzen bleiben."

das war der Anfang des Berichtes ....Fortsetzung ??

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