Informationsdienst Computer&Medien

Archiv   Nr.3 / 1989

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EDITORIAL *
Einladung zur nächsten BAG-Sitzung *
FACHTAGUNG "AUSLÄNDER/INNEN UND MEDIEN" *
INITIATIVENTREFFEN IN DARMSTADT *
ISDN-BLOCKADE: DOKUMENTATION DER GAL GÖTTINGEN *
PREISVERLEIHUNG DER BAG COMPUTER & MEDIEN *
KOMMENTAR ZUR VERUNGLIMPFUNG DER BAG IN " KONKRET" *
COMPUTERTELEFON-EXPORT NACH AFRIKA *
GESETZE ZUR ÜBERWACHUNG DER DATENKOMMUNIKATION VERABSCHIEDET *
WAHLPROGRAMM BUNDESTAGSWAHL 1990 - RASANTE TERMIBNPLANUNG *
EG-KOMMISSION WILL DEREGULIERUNG DER POST BESCHLEUNIGEN *
VERWERTUNGSGESELLSCHAFT "WORT" *
PERSPEKTIVENKONGRESS 17.11. -19.11.89 SAARBRÜCKEN *
BTX-MANN WIRD CHEF DER "DEUTSCHE BUNDESPOST TELEKOM"/ VORENTSCHEIDUNG IM MOBILFUNK FÜR B M W ? *
VERANSTALTUNGSBERBERICHT "DIE GENETISCHE DATENSPUR" (HAMBURG) *
MAILBOX-DISKUSSION GEHT WEITER *
TAGUNGSBERICHT "FRAUENWELT-COMPUTERRÄUME" *
GRÜNE KULTURPOLITIK UND NEUE MEDIEN *
IKÖ - MITGLIEDERVERSAMMLUNG *
FIFF-JAHRESTAGUNG *

 

EDITORIAL

Der Informationsdienst COMPUTER & MEDIEN erscheint nun zum dritten Mal. Er soll die Form eines "Schwarzen Brettes" erhalten, ein Text an dessen Zustandekommen viele Personen innerhalb eines Korrespondenznetzes beteiligt sind, die selbst auch an dem Endprodukt, der Gesamtheit der zusammengetragenen Informationen interessiert sind: Konsumenten als Produzenten und umgekehrt.

Das Redaktionskonzept sieht vor, daß die Texte möglichst knapp gehalten sind und möglichst "harte" Informationen enthalten, Fakten, Materialhinweise, Kontaktmöglichkeiten etc. Von Seiten der BAG werden Berichteüber deren Arbeit, Positionen und Projekte beigetragen.

Bisher erscheint der Infodienst noch unregelmässig, immer dann, wenn genügend Material vorliegt bzw. einige Monate vergangen sind. D.h., je schneller genügend Material zusammenkommt, desto eher kommt eine neü Ausgabe des Infodienstes heraus. Vorläufig könnte eine 1/4 jährliche Erscheinungsweise praktiziert werden.

Der Infodienst ist für einen weiten Kreis von InteressentInnen konzipiert und wird daher auch an Personen verschickt, von denen bekannt ist, daß sie sich kritisch mit dem Bereich COMPUTER & MEDIEN beschäftigen, aber nicht in unmittelbarem Arbeitszusammenhang mit der Bundesarbeitsgemeinschaft stehen.

Ebenso wie die Bundesarbeitsgemeinschaft soll der Infodienst ein Ort des Austausches zwischen Grünen, Initiativen, WissenschaftlerInnen, InformatikerInnen, JournalistInnen, Verbänden, Organisationen und PraktikerInnen des Themenbereiches

sein und so der Stabilisierung eines Austauschs kritischer Betrachtungen des Themengebietes COMPUTER & MEDIEN innerhalb und ausserhalb der Grünen dienen. Wir bitten deshalb alle LeserInnen um die Zusendung von Material oder fertigen Infomeldungen an die "Redaktion Infodienst COMPUTER & MEDIEN", Ostlandweg 33, 3400 Göttingen. Nur so kann die kritische Diskussion stabilisiert und gefördert werden.

 

 

 

An alle BAG-MitarbeiterInnen:

!!! A C H T U N G T E R M I N A E N D E R U N G !!!

 

Einladung zur nächsten BAG-Sitzung

 

Die nächste BAG-Sitzung muß entgegen der ursprünglichen Planung am 8.12.-10.12.89 stattfinden. Da am 9.12. die Medienfachtagung in Berlin stattfindet tagen die beiden Untergruppen ausnahmsweise getrennt. Die BAG-Gruppe "Medien" tagt in Berlin, die "IuK-Gruppe" tagt in Haus Wittgenstein.

Die IuK-Gruppe trifft sich in Wittgenstein am Freitag den 8.12 wie immer um 20.00 Uhr zur ersten Sitzung, Anreise und Abendessen

18.00-19.00 Uhr und das Treffen endet Sonntag den 10.12. um 13 Uhr

Themen: Mailboxen/Preisverleihung 1989/Perspektivenkongress/ Bericht der Bundesregierung zur Zukunft der Informationstechnik/

Bundestagswahlprogramm. Tagungsmaterialien, Wegbeschreibung etc. werden nach der Anmeldung gesondert zugeschickt.

 

 

FACHTAGUNG "AUSLÄNDER/INNEN UND MEDIEN"

Die Gruppe "Medien" der BAG wird am 9.12. in Berlin eine Fachtagung zum Thema "AusländerInnen und Medien" durchführen.

Es sollzunächst eine Bestandsaufnahme vorgenommen werden,

die Klarheit darüber verschafft, inwieweit Programmangebote für ethnische Minderheiten bestehen, wie ethnische Minderheiten in den allgemeinen Programmen dargestellt werden und schliesslich, welchen Zugang ethnische Minderheiten zu den Medien haben.

Die Vorbereitungsgruppe ist bemüht, bei der Klärung dieser Fragen vor allem die VertreterInnen der ethnischen Minderheiten selbst zu Wort kommen zu lassen.

Die Tagung findet statt im "Haus der Kulturen der Welt" (ehemalige Kongresshalle/im Tiergarten) Forster-Dulles-Allee.

ANMELDUNGEN/INFORMATIONEN: Eberhard Halder, Cheruskerstr. 23, 1 Berlin 62, Tel. 030/7817598 , Alice Ströver, AL Berlin, Badensche Str.29, 1 Bln 31, Tel.030/8630030

 

INITIATIVENTREFFEN IN DARMSTADT

Am Wochenende des 13.-15.10.89 trafen sich InitiativenvertreterInnen und interessierte Einzelpersonen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie der Schweiz und Österreich. Die TelekommunikAktion aus Heidelberg und die Ex-Vobo-Gruppe aus Edingen (bei Heidelberg) hatten die organisatorische Abwicklung und inhaltliche Vorbereitungübernommen, die BAG Computer & Medien unterstützte das Treffen mit einer Teilfinanzierung und beteiligte sich an der inhaltlichen Ausgestaltung.

Unter dem Motto "Computernetze: Flurbereinigung der Sinne und Modernisierung der Herrschaft - Gefragt sind Phantasie und Widerstand !" diskutierten mehr als 50 Leute von Freitag bis Sonntag in der Tagungsstätte Bessunger Forst bei Darmstadt über Computernetze in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung,über Verdatung im Sozialbereich, ISDN,über sozialpsychologische Folgen und KYBERNOKRATIE (Herrschaft kybernetischer Sozialtechnologie).

Das Treffen gab Leuten aus verschiedenen Städten Gelegenheit, sich auch für eine weitereüberregionale Zusammenarbeit, Diskussion, Material- und Meinungsaustausch zu verabreden. Im thematischen Teil gaben die Referate und Diskussionen Anregungen für analytische Konzepte und politische Eingriffe und es gelang, einen Schrittüber die Nach-Vobo-Ratlosigkeit hinaus zu neuen Perspektiven zu gelangen.

Zur Stabilisierung und Fortsetzung der begonnen Diskussion wurde ein Rundbrief mit dem Namen "Stille Post" verabredet, der zur sozialen Vernetzung der beteiligter Initiativen und Einzelpersonen dienen soll. Darüberhinaus wurden Vorschläge für "Widerstands-Pilotprojekte" in einzelnen Städten diskutiert, die

dann ihre Erfahrungen aufarbeiten und weitergeben sollen.

Am Ende der Tagung stand keineswegs Ratlosigkeit gegenüber der Komplexität des Themas wie in vergangenen Zeiten, sondern vielmehr das Gefühl, daß etwas Neues begonnen hat, daß die neuen Anregungen mit Inhalt und Aktionen umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig soll aber auch die theoretische Diskussion weitergeführt werden, um sich nicht in aktionistischen Details zu verirren und die Komplexität des Themas im Auge zu behalten. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, daß erstmals auch eine Verbindung zur Anti Gentechnologie zustandekam, woüber den Zusammenhang zwischen Computerisierung und Genomanalyse, Screening und Sozialverdatungnachgedacht nachdenkt.

 

Kontakt: Initiativen, die für die nächsten Treffen eingeladen werden und den Rundbrief "Stille Post" erhalten möchten (wofür allerdings bezahlt werden muß) mögen sich bitte an TelekommunikaAktion, c/o Contraste, Postfach 104520 in 6900 Heidelberg wenden.

ISDN-BLOCKADE: DOKUMENTATION DER GAL GÖTTINGEN

Wie in den letzten Infodiensten bereits berichtet wurde, hat die GAL in Göttingen durch gezielte Intervention gegen die geplante Einführung einer ISDN-fähigen Telefonnebenstellenanlage eine einstweilige Blockade diese Vorhabens erreicht.

Wie es gelang, wenigstens vorübergehend ein solches Vorhaben zu blockieren, kann anhand der vorgelegten Dokumentation nachvollzogen werden. Sie enthält die Vorgänge im Zeitraum zwischen Oktober 1988 bis Juni 1989. Die Dokumentation umfasst 50 DIN A 4 Seiten (Typoskript) und kostet 5 DM incl. Porto.

Die Dokumentation kann bestellt werden bei:

GAL-Ratsfraktion Neues Rathaus Geismar Landstr.4 34 Göttingen

oder einfach 5,- DM (incl. Porto)überweisen auf das Konto der

GAL bei der Volksbank Göttingen Kto Nr. 1042644200 BLZ 26090050

Bitte das Stichwort "ISDN-Blockade" vermerken.

 

PREISVERLEIHUNG DER BAG COMPUTER & MEDIEN

Die BAG Computer & Medien wird im Jahr 1989 einen Preis in Höhe von 1000 DM für besondere Verdienste bei der Aufdeckung von Missbrauchs- und Gefährdungspotentialen im Bereich Computerisierung und Vernetzung vergeben

Der entsprechende BAG-Beschluss im Wortlaut:

Die BAG Computer & Medien der Grünen möchte durch die Prämierung besonderer, sozial verantwortlicher Aktivitäten im Bereich der I.uK.-Techniken eine Anreiz geben, Missbrauchsfälle und Gefährdungspotentiale aufzudecken. Die zu prämiernden Aktivitäten können z.B. folgender Art sein:

- Nachweis von Gefährdungspotentialen in Rechnervernetzungen

- Aufdecken von Computerstörfällen

- Aufdecken und Nachweis von Missbrauchsfällen bzw.

Möglichkeiten solchen Missbrauchs

- Aufdecken von bislang unbekannten Massnahmen der Kontrolle

Überwachung in Szstemen der technischen Kommunikation

(Telefonnetz, mailboxen, ISDN,BTX, etc.)

- Auseinandersetzungen mit der Zensur in der Datenkommunikation

- Das Aufzeigen unverantwortlicher Nachlässigkeiten von

Computerszstembetreibern, die potentielle Störfälle oder

Missbrauchsmöglichkeiten mit erheblichen Gefahren aufweisen.

(z.B. Fremdzugäng in Steuerungsrechnern von Atomkraftwerken)

- Das Aufdecken des gezielten Missbrauchs und Computerkriminali

tät bei Systembetreibern ( wie z.B. die Manipulation von

Scannerkassen, die heimlich erhöhte Preise berechnen.)

- Witzige und amüsante Inszenierungen, die den Technofanatismus

auf den Arm nehmen.

Kontakt: Bewerbungen und Vorschläge für die Preisverleihung sind bis 25.November 1989 an die BAG (Redaktionsanschrift Infodienst)

zu richten. Die Auswahl erfolgt auf der BAG-Sitzung im Dezember,

die Preisverleihung wird im Januar 1990 vorgenommen.

 

KOMMENTAR ZUR VERUNGLIMPFUNG DER BAG IN " KONKRET"

In "Konkret" Nr.9/89, im Artikel "Links, Bits, Bytes" wurde die BAG Computer & Medien arg verunglimpft. Autor des betreffenden Artikels, der freie Journalist Martin Fischer aus Köln hatte

unsere BAG-Sitzung besucht und später in seinem Artikel hierüber einige Bemerkungen gemacht, die im Folgenden kommentiert werden.

Die Sitzungen der BAG COMPUTER & MEDIEN sind öffentlich, also konnte auch Martin Fischer ohne weiteres teilnehmen. In seinem Artikel aber erweckt er den falschen Eindruck, als hätte die BAG ein geheimnisumwittertes Treffen zu einem peinlich umstrittenen Thema veranstaltet. Das mag dazu dienen, den LeserInnen eine besonders interessante journalistische Tat vorzugaukeln, hat aber nichts mit der Wahrheit zu tun.

Desweiteren greift Martin Fischer zur Holzhammermethode und wirft der BAG Computer & Medien ganz pauschal vor, sie habe "von ihrem Thema keine Ahnung". Hierzu sei nur angemerkt, daß die BAG professionelle Mailboxbetreiber erst darüber aufklären mußte, welche Folgen das verabschiedete Poststrukturgesetz und die G-10 Erweiterung auch für Mailboxen haben kann - worüber Martin Fischer allerdings kein Wort verliert.

Martin Fischer hat seinen Artikel über Mailboxen in unterschiedlichen Varianten an" Konkret","Deutsche Volkszeitung" und "ct" verkauft. Dies ist zur Existenzsicherung freier JournalistInnen nichts Verwerfliches, bei Martin Fischer allerdings fällt auf, daß die unterschiedlichen Artikel auch je nach politischer Linie der Zeitung variieren und da fängt die journalistische Fragwürdigkeit Martin Fischers an. Die Verunglimpfung einer BAG der Grünen passt wohl eher in die politische Linie der Konkret als der Zeitschrift "ct". So findet sich die Abqualifizierung der BAG nur im "Konkret"-Artikel, wohlwissend, daß die neue Sammlung politischer Kräfte aussehalb der Grünen eng mit Konkret verbunden sind.

Martin Fischer kritisiert an der von ihm verfolgten Diskussion der BAG, daß sie sich nicht in die "Niederungen der Praxis" begäbe hätte und man sich stattdessen gefragt habe, "ob Mailboxen ein Teil der Gesellschaft sein könnten, die wir uns als Utopie vorstellen". Nun - wir haben eben grundsätzlich diskutiert und erstmal alle Gedanken zum Thema gesammelt. Für Martin Fischer mögen grundsätzliche Fragen zur Computerisierung bereits entschieden sein, wir hingegen haben eine Diskussion geführt, in der völlig unterschiedliche Positionen zu Wort kamen. Für "Konkret" sind solche Grundsatzfragen anscheinend auch geklärt, denn der Artikel von Martin Fischer ist eingerahmt mit gewerblichen Anzeigen von Computerfirmen; darüberhinaus bietet die Konkret-Redaktion im selben Heft für ihre AbonnentInnen ein "EDV-Newcomertraining" an, mit einem Wochenende incl. übernachtung und Verpflegung an. Der Artikel ist also geradezu eingebettet in die "Niederungen der Praxis".

Zuletzt sei nochmals darauf hingewiesen, daß Martin Fischer ausgerechnet die problematischen Zusammenhänge zwischen Mailboxen und neuenüberwachungsgesetzen, d.h. die Erweiterung des G 10 und das neue Poststrukturgesetz unerwähnt lässt, die auf der von ihm so verunglimpften BAG-Sitzung angesprochen worden sind. Hätte Martin Fischer Ahnung von seinem Thema gehabt, so hätte er dieüberwachungsprobleme bei Mailboxen sicher näher dargestellt, denn das hätte doch in Konkret gepasst, oder ?

g.j.schäfer

 

COMPUTERTELEFON-EXPORT NACH AFRIKA

Die Nigerian Telecommunications Ltd. hat sieben ISDN-Vermittlungsstellen sowie ein internationales ISDN-Kopfamt für die Hauptstadt Lagos bestellt (lt. "bonn tendenz/Juni 89). Damit werden die Städte Gusau, Kano, Kaduna, Minna, Abuja, Benin City, Lanlate und Lagos in einem ISDN miteinander verbunden. Darüberhionaus werden 22 "Containerämter" in den dünner besiedelten Landesteilen aufgestellt, vor allem im Norden des Landes. Für die Ortskabelnetze sind neben Kupfer- auch Glasfaserkabelnetze vorgesehen. Insbesondere die Containerämter

(die heissen so, weil sie in Lastwagencontainern transportiert und aufgestellt werden) sindüber digitalen Richtfunk mit den Vermittlungsstellen der Regionalstädte verbunden.

Interessant ist u.a., daß die grösste Netzdichte im Norden des Landes vorgesehen ist,wo sich die moslemische Oberschicht der Haussa und Fulba (Stammesnamen) des Landes konzentriert. Die Landessprache ist Englisch und bietet damit gute Vorraussetzungen für internationale Kommunikation. Das Land ist reich an Bodenschätzen, die noch nicht in vollem Umfang erschlossen sind. Aus dem Land das eng mit dem Namen "BIAFRA" und der Erinnerung an den Hungertod tausender Menschen verbunden ist werden nun ca. 480 Millionen DM in die Hände der bundesrepublikanischen Fernmeldeindustrie fliessen.

In diesem Zusammmenhang soll darin erinnert werden, daß das erste

EWSD-Vermittlungssystem von Siemens 1980 in Südafrika installiert

wurde, wo dasüberwachungspotential der ISDN-Technik sicherlich

voll zur Entfaltung kommen kann. (Vgl. Höring u.a. Interne Netzwerke für die Bürokommunikation, Heidelberg 1985, S.229)

 

GESETZE ZUR ÜBERWACHUNG DER DATENKOMMUNIKATION VERABSCHIEDET

Mit der Verabschiedung des Poststrukturgesetzes und seiner brisanten Ergänzungen am 12.5.89 sind derüberwachung aller Formen von Datenkommunikation für Staatsanwaltschaften, Polizei, sowie Geheimdienste incl. BND Tür und Tor geöffnet.

Was bisher für dieüberwachung der Briefpost und des Telefonierens galt, das gilt nun auch für Mailboxen, ISDN, BTX, TEMEX (Messdatenerfassung des Energieverbrauchs in privaten Haushalten !) und sogar für den Datenverkehr der Banken !

Durch eine Ausweitung des G-10 Gesetzes und den Änderungen der Paragraphen 100a und 100b der Strafprozessordnung, können nun die staatlichen Datenspitzel auch alle Kommunikationsdienste privater Anbieter (z.B. Mailboxen) "abhören".

Im Folgenden einige Änderungen im Wortlaut:

Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses vom 13.8.1968 (Bundesgesetzblatt I S. 949), geändert durch das Gesetz vom 13.9.78 (BGBl. I S. 1546) wird wie folgt geändert:

"5. In Artikel 3 werden folgende Vorschriften eingefügt:

(1) Wird der Fernmeldeverkehr nach Artikel 1) dieses Gesetzes oder nach den Paragraphen 100a, 100b der Strafprozessordnungüberwacht, so darf diese Tatsache von Personen, die eine für den öffentlichen Verkehr bestimmte, nicht von der Bundespost betriebene Fernmeldeanlage betreiben, beaufsichtigen, bedienen oder bei ihrem Betrieb tätig sind, anderen nicht mitgeteilt werden.

(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wirdbestraft, wer entgegen Absatz (1) die Tatsache derüberwachung des Fernmeldeverkehrs einem anderen mitteilt."

"...wer eine Auskunft nicht erteilt, Sendungen nicht aushändigt oder das Uberwachen des Fernmeldeverkehrs nicht ermöglicht" oder

"das erforderlicheüberprüfte und zum Zugang zu Verschlusssachen des jeweiligen Geheimhaltungsgrades ermächtigte Personal nicht bereithält." (Paragraph 11, Art.3)

Die ordnungswidrige Auskunftserteilung an Kunden kann laut Gesetz mit einer Geldbusse bis zu 30.000 DM geahndet werden.

Das heisst, daß die Energieverssorgungsunternehmen die TEMEX einsetzen, Kaufhäuser, die BTX anbieten und z.B. auch Mailbox-Betreiber alle Nutzungsprofil- und Kommunikationsdaten auf Verlangen der Staatsanwaltschaft, der Polizei und den Geheimdiensten zur Verfügung stellen müssen, daß sie ihre Kundschaft nichtüber die Bespitzelung informieren dürfen und daß sie sogar sicherheitsüberprüftes Personal bereithalten müssen, das mit den Staatsspitzeln kooperieren soll.

Stellungnahmen von Mailboxbetreibern zu dieser Entwicklung liegen z.Zt. noch nicht vor.

 

WAHLPROGRAMM BUNDESTAGSWAHL 1990 - RASANTE TERMIBNPLANUNG

In der zehnköpfigen Kommission, die das Wahlprogramm für die Bundestagswahl 1990 zusammenstellen soll, handelt es sich nach dem BHA-Beschluss vom 26./27.8.89 um eine "Redaktionsgruppe", die keine Neuschrift oder Ersetzung des Pateiprogramms vornehmen, sondern Schwerpunktthemen ausformulieren soll, mit denen die Grünen zur Bundestagswahl antreten. Dabei soll die Kommission in "enge Kommunikation insbesondere mit den Bundesarbeitsgemeinschaften" treten.

Die Kommission verschickte am 4.10.89 die Aufforderung an die BAGs, bis zum 21.10.89 die Schwerpunkte, die Eingang ins Programm finden sollen, zu formulieren und der Bundesgeschäftsstelle zukommen zu lassen. Da das denn doch etwas zu kurz war wurde der Termin dann mit Schreiben vom 16.10. auf den 31.10. verschoben.

In einem ersten Gliederungsentwurf der Kommission wurden 5 Schwerpunkt- Bereiche formuliert , die nun inhaltlich zu füllen sind: 1.) Ökologiesierung der Ökonomie 2.) Frieden/Ost-West

3.) Arbeit/Soziale Gerechtigkeit 4.) Frauenpolitik/ Geschlechterverhältnis 5.) Demokratie /Innenpolitik

Das nächste Beratungstreffen der Kommission findet am 6./7.1.1990

statt. Der Wahlprogrammentwurf geht den Kreisverbänden bis 19.1.1990 zu. Diese haben dann Zeit, bis zum 16.2.1990 Änderungsanträge für die Bundesversammlung zu stellen, die am 30.3.-1.4.90 stattfinden wird.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß auch die BAG das satzungsgemässe Recht hat, Anträge auf der Bundesversammlung zu stellen.

 

EG-KOMMISSION WILL DEREGULIERUNG DER POST BESCHLEUNIGEN

Der EG-Kommision geht es zu langsam mit dem Ausverkauf der Deutschen Bundespost, sie will mehr Druck auf die Regierung der Bundesrepublik machen. Die Telekommunikationskonzerne stehen bereits seit geraumer Zeit in Wartestellung um losschalgen zu können.

Von den GRÜNEN wird der Forderung nach beschleunigter Auflösung

der Post und Privatisierung von Postdiensten entgegengehalten, daß es bislang keine wirksame Monopolkontrolle, d.h. kein europäisches Kartellrecht gibt, das einer Machtzusammenballung in

den Händen von Privatunternehmen der IuK-Branche entgegenwirken

könnte. Man betrachte sich nur die Ausmasse der Fusionsprozesse

in den letzten drei Jahren. Hier entstehen auf europäischer Ebene

Konzernzusammenschlüsse, die dabei sind, sich dem Einfluss

nationaler Regierungen noch weiter zu entziehen, als das bisher bereits der Fall war.

Eine weitere nicht nur von den GRÜNEN geäusserte Kritik an der

EG-Telekommunikationspolitik ist die völlige Vernachlässigung des Datenschutze. Die wenigen Schutzvorschriften, die in der BRD

erkämpft worden sind können dann auch noch unterlaufen werden,

indem Datenverarbeitung und Datenbanken in jene Regionen verlagert werden, wo die lockersten Datenschutzbestimmungen herrschen.

Die Wirtschaftsminister der EG-Länder haben sich inzwischen zwar auf ein Konzept zur Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen

im EG-Raum verständigt, darin sind aber schon wieder Hintertürchen offengehalten, die eine Fusion erlauben, wenn damit

ein Nutzen für die EG-Wirtschaft verbunden ist. Bleibt abzuwarten, was bei den formalen Beschlüssen zum europäischen Fusionsrecht am 23. November herauskommt. Wenn von Verfechtern des

Wirtschaftsliberalismus schon auf nationaler Ebene ein Mammutkonzern wie Daimler/MTU/AEG/MBB/Dornier per Ministererlaubnis gegen das Kartellamt durchgesetzt wurde, so ist

vom EG-Kommissar Bangemann (BRD), der für den Binnenmarkt zuständig ist und als BRD-Wirtschaftsminister die Daimler-Fusionen vorbereitet hatte nichts Gutes zu erwarten.

Angesichts der Zusammenarbeit von europäischen und US-amerikanischen Firmen auf dem IuK-Sektor können die Unternehmens-

zusammenschlüsseübrigens kaum noch damit begründet werden,sie

seien notwendig, um auf dem Weltmarkt gegen die USA bestehen zu können. Bestes Beispiel hierfür ist dieüberraschende Zusammenarbeit von Siemens und IBM im Bereich der ISDN-Nebenstellenanlagen. Nachdem Siemens bislang die Forderung nach mehr Forschungssubventionen aus den EG-Töpfen immer mit dem Hinweis auf die notwendige Stärkung europäischer Wirtschaftsmacht gegen USA und Japan reklamiert hatte, waren selbst die Leute in den einschlägigen Gremien der EG-Kommission sauer als ihnen derart drastisch vor Augen geführt wurde, welche Interessen eigentlich den wirklichen Vorrang haben.

Der europäische Markt liegt beim IuK-Sektor im Interesse weltweiter Konzernstrategien, die Unternehmen denken nicht an das Interesse eines Europas sondern stets nur an ihr eigenes. Insofern sind die IuK-Unternehmen international. Subventionen der EG werden zwar mit paneuropäischer Ideologie abgezockt, die Konzernstrategien hingegen sind grenzenlos.

Anlässlich der Erklärung von EG-Kommissar Brittan am 11.10.89, in der die Freigabe der nationalen Postmonopole für den Zugriff der Telekommunikationskonzerne gefordert wird, haben die Grünen im Europaparlament einen Entschliessungsantrag eingebracht, in dem u.a. die Kommission aufgefordert wird, binnen sechs Montaten eine Richtlinie zum Datenschutz vorzulegen, damit das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung realisiert werden kann. In der Presseerklärung der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Claudia Roth heisst es u.a.: "Die Grünen im Europaparlament werden mit Interesse beobachten, ob sich die sozialistische Fraktion, in der auch bundesdeutsche Sozialdemokraten organisiert sind, ihrer Initiative anschliesst, oder ob sie lediglich eine Politik der Förderung der Unternehmensprofite im Sinn hat."

Im Entschliessungsantrag (Dokument B3-322/89) fordern die GRÜNEN "...die Kommission auf, umgehend Vorschläge für geeignete Gemeinschaftsmassnahmen vorzulegen, die verhindern, daß eine Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte lediglich eine Transformation ehemals staatlicher in nunmehr private Monopole bewirkt"

Kontakt: Fraktion DIE GRÜNEN im Europäischen Parlament Rue Belliard 97-113 , B-1040 BRUXELLES

Claudia Roth MdEP/Dieter Weiser, Bundeshaus HT 520a, 53 BONN 1

Tel.: 0228/163138

 

VERWERTUNGSGESELLSCHAFT "WORT"

Einem Missverständnis war die Verwertungsgesellschaft "WORT"

verfallen als sie an die Redaktion des INFODIENSTES COMPUTER & MEDIEN herantrat und Geld für den Abdruck von Zeitungs- oder

Zeitschriftenartikeln verlangte - denn: im INFODIENST werden grundsätzlich nur redaktionelle Texte verbreitet. Die "VG WORT"

vertritt die berechtigten Interessen von JournalistInnen

hinsichtlich ihrer Urheberrechte, daher haben wir das Anliegen der

VG WORT wohlwollend zur Kenntnis genommen und das Missverständnis aufgeklärt. Verwunderlich bleibt, daß die VG WORT in einem Schreiben an die Redaktion des Infodienstes Klagen von Journalisten erwähnt, diebehauptet haben, der Infodienst würde ihre Artikel in einer ArtPresseschau verschicken. Diese Kollegen haben offensichtlich nie ein Exemplar unseres Infodienstes in Händen gehalten.

Anders als der INFODIENST wurde die Verschickung fotokopierter Materialien durch die Bundestagsfraktion empfindlich getroffen.

In einem Rundschreiben an die BAG Computer & Medien heisst es:

"Die VG WORT hat sich an uns gewandt und darauf hingewiesen, daß wir für jede kopierte A4-Seite 5,5, Pfennig bezahlen müßten. (..) Zusätzlich stellt sich aber das Problem, daß Artikel aus Fachdiensten, Fachzeitungen etc. von den Autoren bzw. Diensten

autorisiert werden müssen. Dies ist nun beim besten Willen nicht machbar, da müßte man eine eigene Sachbearbeitung für ein-

stellen und ausserdem heftig blechen." Die Verschickung von fotokopierten Materialien an die BAG wird daher seitens des mit der BAG kooperierenden wissenschaftlichen Mitarbeiters im Bundestag Philippe Ressing ab sofort eingestellt.

 

PERSPEKTIVENKONGRESS 17.11. -19.11.89 SAARBRÜCKEN

Das Konzept der Kongressvorbereitungsgruppe hatte sich nach einigen Modifikationen gegen andere Vorschläge aus dem Bundesvorstand durchgesetzt und ist nun Grundlage des 2.Pers-

pektivenkongresses der Grünen in Saarbrücken.

Thema des Eingangsplenums ist "Wohin soll die Reise gehen ? Ökologische Vision und Industriegesellschaft". Am Samstag finden 9.00 - 13.00 Uhr parallel zueinander die Foren 1 bis 3 mit folgenden Themen statt:

Forum 1:Autonomes Frauenforum, Männer-rollback gegen Frauenrechte

Forum 2:Ökologischer Kapitalismus oder ökologische Alternativen

zum Kapitalismus

Forum 3:Umbruch im Osten - im Westen nichts Neues ?

Ebenfalls parallel am Samstag von 14.00-19.00 Uhr finden die Foren 4 bis 6 statt:

Forum 4:Demokratisierung der parlamentarischen Demokratie ?

Forum 5:Zukunft der Arbeit und neue soziale Strukturen

Forum 6:Food Design und Menschenzüchtung - Die Industrialisierung

des Lebendigen (Forum zu Gentechnologie)

Abschlussplenum Somntag 10.00 Uhr: "Was wollen die Grünen, was bringt GRÜN-ROT ?"

Das alles findet in den Saarlandhallen in Saarbrücken statt, Anmeldungen werden erbeten an: DIE GRÜNEN, Oliver Neuhaus, Parkstr.1, 6600 Saarbrücken, insbesondere Kinderbetreuung recht-

zeitig anmelden, ebenso Wünsche bzgl. Schlafplatzvermittlung.

 

BTX-MANN WIRD CHEF DER "DEUTSCHE BUNDESPOST TELEKOM"/ VORENTSCHEIDUNG IM MOBILFUNK FÜR B M W ?

Helmut Ricke wird ab 1990 Chef der 200.000 Bundespost-Beamten der "DEUTSCHE BUNDESPOST TELEKOM" sein. Damit wird der Chef eines Unternehmens die TELKOMübernehmen, das in der Vergangenheit vor allem durch seine Vorreiterrolle im Bildschirmtext (BTX) bekannt geworden ist. Löwe Opta ist Zulieferer für Siemens bei BTX-Bauteilen und machte (lt. FR vom 15.9.89) im Jahr 1988 ca. 20 % seines Jahresumsatzes allein mit BTX-Geräte- und Teileverkauf. 1986 bekam Loewe Opta von der Bundespost 5 Millionen DM dafür, daß es einen BTX-Decoder entwickelte, der weniger als 400 DM kostete. Danach bekam Loewe Optaauch gleich einen Postauftragüber 40 bis 50 Millionen DM für die Lieferung von 20.000 BTX-Telefonterminals. Nächster Schritt war 1987 der Entwicklungsbeginn eines BTX-Decoders für ISDN. Bereits in einem Interview mit der Propagandazeitschrift "Btx Praxis" 3/86 meinte Helmut Ricke bereits, daß die Millionen ISDN-Anschlüsse später durch BTX gebracht werden und deshalb würden die BTX-Telefone und BTX-PCs bereits für einen ISDN-Einsatz vorbereitet. Der Entwicklungschef Kurt Heine erläuterte im selben Gespräch, daß diese BTX/ISDN PCs mit zwei voneinander getrennt fungierenden Prozessorensystemen jeweils für den Rechner und den Decoder eine optimale Geschwindigkeit im ISDN garantierten. Immerhin ist BTX im Jahr 1988 mit einer Zuwachsrate von 53% auf Trab gekommen und bestätigt Ricke, nach wie vor "die letzte Mark in BTX-Entwicklungen investieren will". Bei Schwarz-Schilling dürfte daher auch dieüberlegung eine Rolle gespielt haben, einem erfahrenen BTX-Promotor den TELEKOM-Bereich zuüberlassen, um dem langsam in Schwung kommenden BTX auf die Sprünge zu helfen.

Zukünftig wird BTX nicht der alleinige Schwerpunkt von Loewe Opta bleiben, vielmehr ist die Verflechtung mit BMW für die Zukunft von Bedeutung, denn LOEWE OPTA wächst besonders im Bereich Kommunikationselektronik für Automobile, also Mobilfunk.1989 war die Auto-Elektronik bereits mit 2 Millionen DM am Gesamtumsatz von 350 Millionen DM beteiligt. BMW war bei LOEWE OPTA eingestiegen, nachdem Philips seine Anteile an LOEWE OPTA wegen der Übernahme von Grundig abgeben mußte - entsprechend einer Kartellamtsauflage. Mit der Konzentration auf Mobilfunk steigt LOEWE OPTA in einen Fernmeldedienst ein, der 1988 eine Teilnehmerzuwachsrate von 58% aufwies, die zweithoechste hinter Telefax (134 %)

Nun ist Helmut Ricke zusammen mit den anderen LOEWE OPTA-Managern auch Besitzer von 51% des 45 Millionen DM umfassenden Stammkapitals von LOEWE OPTA . Aber auch wenn er diesen Anteil abgibt dürfte es interessant sein zu beobachten, wie sich in Zukunft das Verhältnis zwischen TELEKOM und LOEWE OPTA/BMW entwickelt. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Entwicklung im Mobilfunk zu richten sein. Worum es geht zeigt die Erwartung, daß bis Ende der 90er Jahre der europäische Mobilfunkmarkt auf ca. 15 Mrd. DM anwachsen wird (Schätzung lt. SZ.20.5.87)

BMW war zeitweise Interesse an einer Übernahme des Rüstungsunternehmen MBB nachgesagt worden. Nachdem nun Daimler sich zu einem Mega-Konzern entwickelt hat und auch noch MBB schlucken durfte, scheint der Einstieg von Helmut Ricke in die Deutsche Bundespost ein politischer Ausgleich für BMW zu sein.

Denn zur Zeit geht es hart zu in der Konkurrenz um den Mobilfunk und da stehen die BMW AG zusammen mit VEBA, Racal,u.a. gegen Daimler-Benz zusammen mit British Telecommunications, Nynex und PMF. Das Postministerium entscheidet darüber, wer 1991 zum privaten Anbieter eines Mobilfunknetzes (D-2 Netz) auserkoren wird. Es scheint, daß das Konsortium um BMW mit Helmut Ricke als TELEKOM-Chef in Zukunft die besseren Karten in der Auseinandersetzung haben wird, denn BMW hat immerhin 30% Anteile von Loewe Opta.

 

VERANSTALTUNGSBERBERICHT "DIE GENETISCHE DATENSPUR" (HAMBURG)

Berufsberatung beim Arbeitsamt: Einer Schulabgängerin wird davon abgeraten, ihren Wunschberuf Friseuse zu erlernen, da sie zu Allergien neige;auch Tischlerin solle sie lieber nicht werden, weil ein festgestellter Alpha-Antirypsin-Mangel auf Staubempfindlichkeit hinweise. Sekretärin sei ebenfalls nicht ratsam, da sie in ihrem Blut das Anti-Gen HLA B27 aufweise, das mit einer Häufung von Rückenbeschwerden in Zusammenhang gebracht werde.

In einer Chip-Fabrik: Werksarzt und Personalchef unterhalten sich über die Ergebnisse von Enzymtests und das Risiko bei Schwangerschaften, bevor sie eine Bewerberin für die Arbeit in der hochgiftigen Chip-Produktion einstellen.

Fiktionen aus der Zukunft ? Nein, beide Szenen aus dem einleitenden Sketch auf der Veranstaltung in Hamburg beruhen auf Fakten, nachzulesen in einer Materialsammlung, die unsere Gruppe "Frauen und neue Technologien" zusammengestellt hat.

Je mehr wir uns mit dem Thema Genomanalyse und ArbeitnehmerInnen-Screening beschäftigten umso mehr merkten wir, welche Zusammenhänge zwischen Computerisierung, Verdatung und Gentechnologie bestehen. Die Bereiche ergänzen sich z.B. bei den Versuchen, Krankheitsursachen und deren Kosten auf die einzelnen Individuen abzuschieben(Schuld an den Krankheiten sind dann nicht mehr giftige Arbeitsstoffe sondern die Gene der ArbeiterIn) , und sie gleichen sich darin, daß sie den Menschen als in Einzelteile zerlegbare und neu zusammensetzbare Maschine ansehen, die "optimiert" werden muß im Sinne von mehr Leistungsfähigkeit und geringerer Störanfälligkeit - zugunsten des Profits derjenigen, die diese Maschine anwenden.

Bereits in den 20er und 30er Jahren wurden in den USA die ersten Tests entwickelt, mit deren Hilfe Menschen ausgelesen wurden, die den Belastungen der chemischen Industrie ausgesetzt werden sollten. Zur Familienanamnese kamen später die Chromosomenanalyse und der Sichelzellentest (betrifft vor allem Schwarze und diente der scheinwissenschaftlichen Aussonderung schwarzer Arbeitskräfte) hinzu. In der BRD wurde 1976 z.B. der G6-PDH-Enzymtest in die Grundsätze der Berufsgenossenschaften aufgenommen, um Empfindlichkeiten gegenüber aromatischen Nitro- und Aminoverbindungen festzustellen (vgl. hierzu auch "gegengift" Nr. 10/88).

Die Ausbreitung solcher Methoden wird durch die Gentechnologie und Verdatung beschleunigt. Erst die Zusammenführung neuer mit naturwissenschaftlichen Methoden, z.B. der Genomanalyse ermittelter Daten mit den auf breiter Basis erhobenen Sozialdaten macht heute die Brisanz der Lage aus. Mit Datensammlungen wie z.B. dem Krebsregister werden eben nicht gesellschaftliche Ursachen von Krankheiten mit dem Ziel ihrer beseitigung erforscht, sondern sie sollen u.a. dazu benutzt werden herauszufinden, welche "Faktoren der genetischen Pädisposition" (erbliche Veranlagung) für bestimmte Krankheiten verantwortlich sind.

Im Bereich Krankenkassen, Krankenhäuser, Kliniken, Arztpraxen wird im Zusammenhang mit dem Gesundheitsreform- und Krankenhausfinanzierungsgesetz die Datenerfassung vorangetrieben.

Gegen diese Datenerfassung und Weitergabe gibt es in Hamburger Krankenhäusern Widerstand von ÄrztInnen unter Bezugnahme auf die ärztliche Schweigepflicht. Das Arbeitsgericht verpflichtete inzwischen einen klagenden Arzt zum Ausfüllen von Erfassungsbögen. Eine Möglichkeit des Widerstands besteht jedoch darin, daß Patientinnen den ÄrztInnen untersagen, ihre Diagnosedaten weiterzugeben. Dazu gibt es einen Vordruck, der im Hamburger Gesundheitsladen, bei der Ärzteopposition und bei der GAL Hamburg zu erhalten ist. Innerhalb der Betriebe ist gegenüber den Betriebsräten daraufhinzuwirken, daß sie massiv eine Datenerfassungs-Verhinderung betreiben, indem sie ihr Mitbestimmungsrecht bei der Gestaltung von Einstellungsfragebögen geltend machen. Gegen die Versuche, die Krankheitsursachen den Erbanlagen der ArbeiterInnen anzulasten, sollte verstärkt auf die Krankheitsverursachung durch gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen und Arbeitsstoffe hingewiesen werden. Kritische ArbeitsmedizinerInnen, Gesundheitsläden und wir, die Gruppe "Frauen und neue Technologien" können solche Bestrebungen unterstützen. Wir sind gerne bereit, unsere Informationen weiterzugeben und dazu auch Veranstaltungen, z.B. im gewerkschaftlichen Rahmen durchzuführen.

Kontakt: Gruppe "Frauen und neue Technologien", Arbeit und Gesundheit, Gesundheitsladen, Nernstweg 32, Hamburg 50, Tel.:040/3902190

Hamburger Ärzteopposition in der Ärztekammer, c/o Dr. Bernd Kalvelage, Krieterstr. 30, 2102 Hamburg 93

 

MAILBOX-DISKUSSION GEHT WEITER

Die IuK-Gruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft hat in einem ersten Schritt versucht, die unterschiedlichsten Aspekte aufzulisten, die für eine Bewertung von Mailboxen relevant sein könnten. Das Ergebnis wurde in einem 5-seitigen Papier zunächst aufgelistet, ohne daß sich hieraus schon eine Positionsbeschreibung für die BAG ableiten liesse. Hierfür sollen erst Entwürfe verfasst werden, die dann in der BAG erneut auf ihre Konsensfähigkeit überprüft und evtl. in einer Abstimmung entschieden werden sollen.

Den Anstoss für die Mailbox-Diskussion gab die Tatsache, daß in der Öffentlichkeit verstärkt Marketing für "alternative Nutzungsformen" von Mailboxen zu beobachten waren und sind, so daß sich die GRÜNEN herausgefordert fühlen mußten, hierzu Stellung zu nehmen.

Inzwischen hat auch ein Gespräch zwischen Mailbox-Betreibern und VertreterInnen aus Landesgeschäfststellen und Bundesgeschäftsstelle stattgefunden, in dem Mailbox-Vernetzungen innerhalb der GRÜNEN Partei vorgeschlagen aber sofort wieder verworfen wurden.Für den schnellen Nachrichtenverkehr innerhalb der GRÜNEN im Wahlkampf wurde auf die bereits existierende Praxis des Austauschs über TELEFAX hingewiesen. Es wurden Überlegungen im Vorlauf zu diesem Gespräch angestellt, ob die GRÜNEN selbst als Mailbox-Betreiber einsteigen sollten - auch dies ist vorläufig nicht beabsichtigt, es bleibt daher bei der Mailboxanwendung für die Pressestelle, die dazu dient, über einen PC in der Bundesgeschäftsstelle den Presseverteiler zu pflegen und Pressemitteilungen über die Kölner MBK (ein seit 1980 bestehender kommerzieller Ableger des GEONET mit Sitz im "MEDIA-PARK"/Köln) abzusetzen. In ähnlicher Weise wird der Mailboxanschluss von der NRW-Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf benutzt. Allerdings erfolgt auch zwischen Landesgeschäftsstelle NRW und der Bundesgeschäftsstelle bei speziellen Gelegenheiten ein Nachrichtenaustausch über Mailbox. Innerhalb der MBK gibt es auch ein sogenanntes "Grünes Brett" an dem die Bundesgeschäftsstelle gelegentlich Meldungen "dranhängt". Die Landtagsfraktion der GRÜNEN in Niedersachsen hat vor, ihre Computerausstattung zu erweitern und in diesem Zusammenhang auch gleich in den Datenaustausch mit Mailboxen einzusteigen. In einem entsprechenden Finanzantrag wird vom "Datenaustausch mit Mailboxen

z.B. von Greenpeace und öffentlichen Datenbanken" gesprochen und die Anschaffung eines Modems vorgeschlagen. Der Fraktionsvorstand hat den Antrag in einer Beschlussempfehlung für die Fraktion lediglich dahingehend abgewandelt, daß er einen Akkustikkoppler statt eines Modems und die zusätzliche Anschaffung eines Passwortprogrammes vorschlug sowie eine vorherige "genaue Aufstellung, welche Mailboxen zu welchen Preisen benutzt werden sollen" fordert. Dieser Empfehlung ist die Fraktion gefolgt und hat so beschlossen. Im Finanzantrag von Horst Schörshusen (MdL)

und Manfred wird darauf verweisen, daß die Landtagsverwaltung den GRÜNEN im Landtag 150.000 DM für die Computerausstattung in Aussicht gestellt hat. Wegen ähnlich günstigen Zugriffsmöglichkeiten auf Steuergelder wurde in der nds. Landtagsfraktion/Pressestelle vor längerer Zeit auch schon eine teure TELETEX-Maschine aufgestellt, worüber ein Hacker übrigens mit der Bemerkung "Verräter" reagierte, weil hiermit völlig auf die Poststrategie eingestiegen wurde.

Teilweise werden die GRÜNEN mit Mailboxen in Verbindung gebracht, weil einzelne Mitglieder p r i v a t e Mailboxanschlüsse haben.

Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Stadtrat von Neuss ist zwar engagierter Mailbox-Nutzer, aber es gibt bis Dato keinen offiziellen Anschluss der GRÜNEN Fraktion im Stadtrat von Neuss. Dies wird sich aber wahrscheinlich bald ändern, wenn ein neuer PC in der Fraktion angeschafft wird. Weitere Grüne Einzel "User" von Mailboxen sind z.B. Jürgen Reents vom Bundesvorstand der GRÜNEN oder Manfred Busch, Landesvorstandsmitglied NRW.

Bei einem kurzen Ausflug in die Mailbox-Welt mithilfe des tragbaren Terminals von Eberhard Walde, tauchte irgendwann auch der Name "Kreisverband der Grünen (KV Aurich)" als Mailbox-Nutzer auf, bei einer Nachfrage in diesem Kreisverband stellte sich aber heraus, daß hierzu kein KV-Vorstandsbeschluss vorlag und die Kreis-Vorsitzende davon nichts wusste.Es liess sich vorerst nicht klären, wer den Titel "Kreisverband Aurich" benutzt hatte.

Im Zusammenahng mit Mailboxen müssen zwei Personengruppen unterschieden werden, das sind einmal die "User", die einen PC und einen Akkustikkoppler oder ein anderes Modem ihr eigen nennen mit deren Hilfe sie den PC ans Telefonnetz koppeln und sich darüber mit einem Mailbox-Rechner in Verbindung setzen, zum zweiten sind es die Leute, die den Mailbox-Rechner besitzen. Die erstgenannte Personengruppe gehört quasi zu den Konsumenten, die mal in "Schwarze Bretter reinschaün" oder Nachrichten verschicken, die Mailbox-Betreiber sind diejenigen, die daran verdienen, die die Verteilung und die Zugänge zu den elektronischen Postfächern verwalten. Soweit wir informiert sind, gibt es bislang keine grüne Institution, die als Mailbox-Betreiberin auftritt.

Daß sich dies ändert, daran haben einige Mailbox-Kleinunternehmen ein starkes Interesse, denn wem es gelingt, die Grünen Partei- und Fraktionsstellen über ein Mailboxsystem zu vernetzen, der hat den Fuss in einem wichtigen Marktsegment, könnte sein Mailbox-Produkt mit der Aufschrift "ökologisch abgesegnet" weitervermarkten und allein mit der Ausstattung der Grünen Parteigliederungen einen Haufen Geld verdienen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft COMPUTER & MEDIEN ist bemüht, einen unüberlegten Einstieg in die Mailboxvernetzung bei den Grünen zu verhindern und eine Diskussion über die Anwendungsziele, die organisatorischen Voraussetzungen und Folgewirkungen auf Grüne Kommunikationsstrukturen zu führen. Eine Mailbox-Vernetzung der Grünen ist laut Eberhard Walde nicht geplant, aber ausserhalb der Grünen gibt es inzwischen Mailbox-Betreiber, die gezielt das Feld der Ökologiebewegung mit Angeboten an elektronischer Vernetzung beackern. Dazu gehört z.B. Udo Schacht-Wiegand aus Hannover der wirklich ausserordentlich rühriges und geschicktes Marketing macht.In Zukunft muß einer genauen Analyse unterzogen werden, welche Chancen kleinere Mailboxen in einem Markt haben auf dem sich äusserst kapitalkräftige Telekommunikationskonzerne breitmachen werden und inwieweit durch gesetzliche Auflagen besonders die kleinen Mailboxen kaputtgemacht werden können (siehe z.B. die Auflage, daß Telekommunikationsdienste-Anbieter auch sicherheitsüberprüftes Personal für die Kooperation mit Polizei und Geheimdiensten bereitzustellen haben). Ohne die kritische Betrachtung der Rahmenbedingungen könnte eine grün-alternative Mailbox-Nutzung die Öffnung eines Teilmarktes für die grossen Telekommunikationsunternehmen betreiben. Dergestalt wäre die grün-alternative Mailbox in ihrer Akzeptanz-Förderungs-Funktion dasselbe wie der "offene Kanal" beim Kabelfernsehen war.

Zum Schluss noch eine Wort zum Datenschutz:

Unter der Überschrift "Ein Wort zum Datenschutz" steht im "Phoenix-Mailbox-Handbuch" S.10: "Die schlechten Erfahrungen mit rechtsextremen Computerbesitzern haben dazu geführt, daß öffentliche Bretter so mancher Mailbox 'zensiert' werden. Dies bedeutet, daß zwar jeder User eine Nachricht an dieses Brett schreiben kann, sie aber erst vom Systemoperator freigegeben werden muß bevor sie von allen Usern zu lesen ist. Damit lässt sich auch vermeiden, daß Texte gesendet werden, die mit der gängigen Rechtsprechung in Konflikt kämen." Die Phoenix-Presseagentur/Wien bietet eine Kombination von Datenbanken und Mailboxen an und möchte per Mailbox "engagierte Gruppen untereinander und mit wissenschaftlichen Institutionen vernetzten". Sie verkauft Nachrichten aus Politik, Ökologie und Wissenschaft.

 

TAGUNGSBERICHT "FRAUENWELT-COMPUTERRÄUME"

In der Zeit vom 21.-24.9. fand in Bremen die erste Tagung der Fachgruppe "Frauenarbeit und Informatik"/Gesellschaft für Informatik (GI) statt. Diese Fachgruppe war vor 3 Jahren gegründet worden und zählt derzeit ca. 300 Mitglieder, überwiegend Informatikerinnen und sonstige EDV-FachFrauen aus Industrie und Hochschule. Sie ist eine Untergliederung des Fachbereich 8 (Informatik und Gesellschaft) der GI. Die GI ist ein gemeinnütziger Verein "zur Förderung der Informatik der Informatik in Forschung und Lehre, ihrer Anwendung und Fortbildung auf diesem Gebiet". Die GI hat 14.000 Mitglieder.

Zum Kongress eingeladen waren: Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Fachrichtungen, SozialwissenschaftlerInnen, PhilosophInnen, KünstlerInnen, LehrerInnen, GewerkschafterInnen, Frauen und Männer aus dem Industriemanagement, HochschullehrerInnen, StudentInnen, Computerfreaks und ComputergegnerInnen.

Die Hauptvorträge wurden gehalten von Elisabeth Becker-Töpfer (HBV) und Angelika Bahl-Benker (IGM), Gisela Jasper (Software-

Entwicklugen für industrielle Anwendungen), Britta Schinzel (Informatikprofessorien), Doris Jahnsen, Soz.wiss./TU Berlin.

Am Freitag teilten sich die ca. 400 KongressteilnehmerInnen auf

unterschiedliche AGs mit folgenden Titeln auf:

A) Ausbreitung der Computertechnologie in der Erwerbsarbeit

B) Technische Zivilisation, Computerkultur, Computerkunst

(u.a. Vorträge und Diskussionen zum Thema "Frauen

in der Computermusik")

C) Fachfrauen im Bereich der Datenverarbeitung

D) Schulische und berufliche Bildung

E) Kritik und Weiterentwicklung der Computertechnologie

In den Fragestellungen, wie sie in den Presseerklärungen dargestellt sind überwiegt die Orientierung auf "Gestaltung".

So heisst es z.B.: "Wir InformatikerInnen sehen uns alltäglich in der Situation, Entscheidungen über Konstruktion und über die Anwendung informationstechnischer Produkte mittreffen zu müssen.

Wie in Wirtschaft und Politik, so werden auch in Forschung und Entwicklung heute wesentliche Weichen für die Zukunft gestellt. Daher tragen wir IngenieurInnen eine grosse Verantwortung. Alleine fühlen wir uns als HoffnungsträgerInnen für die Gestaltung einer besseren, humaneren Technik überfordert." Und:"Wenn sich Frauen nicht verstärkt qualifizieren und sich in Gestaltungsentscheidungen einmischen, werden sie die Verliererinnen dieser Entwicklung sein.(...) Zum ersten mal in der Bundesrepublik veranstalten Fachfrauen aus dem bereich der Datenverarbeitung einen solchen Kongress. Das eröffnet die Chance, daß die Ergebnisse der Diskussion unmittelbar in die zukünftige Technikgestaltung beeinflussen."

Besonders hervorzuheben bleibt, daß sich auch KünstlerInnen am Kongress beteiligt haben, die Computer z.B. in der Musik einsetzen und daß das Thema "Kultur" sehr akzentuiert in die Planung einbezogen worden ist.

Kontakt: Heidie Schelhowe, FB 3 Universität Bremen,

Postfach 33 04 40, 28 Bremen 33, 0421/218 3455

Material: GI-Fachtagung Bremen, 21.-24.September 1989

FRAUENWELT-COMPUTERRÄUME, H.Schelhowe (Hrsg.)

in der Reihe Informatikfachberichte/Hrsg. W.Brauer

Bd.221, 284 s., Broschiert, 45,-DM

 

GRÜNE KULTURPOLITIK UND NEUE MEDIEN

Die BAG KULTUR der GRÜNEN hat zum 28/29 zu einer Arbeitskonferenz mit dem Titel "Stand und Perspektiven grüner Kulturpolitik" in Haus Wittgenstein eingeladen. Am Samstag, 16.30-21.00 Uhr steht das Thema "Grüne Kulturpolitik und Neue Medien" auf der Tagesordnung hierzu heisst es im Einladungstext:

"Die neuen Medien, in ihrer künstlerischen Form wie Computermusik, Holographie und Videokunst oder ihrer profaneren Gestalt (Videos in der Stadtbücherei und Computerkurse an der VHS) halten zunehmend Einzug in die kommunale Kulturpolitik. Was bislang nur ein Randphänomen für kommunale Kulturpolitiker war (und folglich an eine Medien-AG weitergeschoben wurde) bekommt zunehmend bedeutung in der Kuturpolitik grösserer Städte und wird zu einem zentralen Aufgabengebiet in den 90er Jahren. Das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZMK) und die Pläne für Medienhochschulen und den Mediapark Köln sind dabei nur die Spitzen einer breiteren bewegung; Frankfurt, hannover, hamburg und manche andere Stadt entwickeln Vorstellungen für kommunale Medienpolitik, bzw. arbeiten an dern Umsetzung.

Wie verändert die heutige Annäherung von Kunst und Technik die Rolle von Kunst und Kultur? Welche neuen Rezeptions-, Denk- und Aneignugnsweisen bilden sich heraus ? Wird der Verlust sinnlicher Aneignung der Wirklichkeit durch die neuen Medien durch Wahrnehmungsmöglichkeiten und die Weiterentwicklung menschlicher Sinnesorgane aufgefangen? Solche rezeptions- und erkenntnistheoretische, ästhetische und künstlerische Fragen sind neben eher politischen (Verkabelung = Kontrolle) und allgemeingesellschaftlichen Problemen (Isolierung und Verlust sozialer Kontakte durch die neuen Kommunikationstechnologien) Teil der Probleme, vor die die audiovisuelle-elektronische Kultur die Kulturpolitik stellt.

Einleitende Diskussionsbeiträge zu diesem Themenkomplex kommen von Gerd Schwandner (Stuttgart MdL), der als Mitglied des Landtagsauschusses "Wissenschaft und Kunst" mit dem ZMK befasst sit und von Peter Hanemann (Köln/A.R.T.), der als Kulturjournalist und Kölner sich bestens mit dem Mediapark und der Medienhochschule auskennt." Moderation dieses Tagungsthemas liegt bei Wolfgang Hippe/Köln.

Kontakt: Bernd Wagner, Cohausenstr. 35, 6000 Frankfurt 50

069/588492 (p), 069/5974617 (d)

Thomas Al. Greifeld, Kommunale Kulturarbeit,

Düppelstr. 54, 2300 Kiel 1 , 0431/ 804527

 

IKÖ - MITGLIEDERVERSAMMLUNG

Das IKÖ wird am 24./25. November in der Universität Dortmund seine Mitgliederversammlung abhalten. Parallel dazu finden Sitzungen der verschiedenen Fachgruppen statt und anschliessend ist eine "Informationsmarkt zur wechselseitigen Information" vorgesehen. Für das Treffen in Dortmund sind auch Nicht-Mitglieder eingeladen, die das IKÖ kennenlernen wollen.

Mit der Einladung für dieses Treffen wurde auch der Rundbrief Nr.1 des IKÖ verschickt, in dem erste Berichte der Fachgruppen und der Regionalgruppe Berlin enthalten sind. Darin heisst es u.a.

"Die erste grössere öffentliche Aktion des IKÖ bezieht sich auf die Verdatung des Telefonverkehrs (Digitalisierung, ISDN). Mitglieder derr Fachgruppe "Telematik" und "Verdatung" haben einen

Musterbrief entworfen. Diese Aktion hat ebenfalls ein breites Echo in den Medien gefunden." "Diese Briefaktion ist inzwischen durch eine ausführlich Dokumentation einschlägiger Datenschutzberichte und anderer Dokumente ergänzt worden, die die erste Publikation des IKÖ darstellt." (aus dem Rundbrief Nr.1) Diese Dokumentation ist bei der unten angegebenen Adresse für 10 DM erhältlich.

Kontakt: Institut für Informations- und Kommunikationsökologie

Wittener Str. 139, 4600 Dortmund 1, 0231/175007

 

FIFF-JAHRESTAGUNG

Nach dem Bericht eines Besuchers der FIFF-Jahrestagung am 6.-8.10. in Frankfurt, hat sich die "ISDN-Koordinationsgruppe" der FIFF aufgelöst. Auf der vorhergehenden Jahrestagung in Hamburg war noch ein Aufruf gegen ISDN einstimmig von ca. 400 Leuten auf der Mitgliederversammlung des FIFF verabschiedet worden und die Koordinationsgruppe sollte Aktivitäten des FIFF betreuen. Da in der darauf folgenden Zeit keine Aktivitäten der FIFF stattfanden, löste sich die Gruppe nun wieder auf. Dies fand ausgerechnet auf einer Jahrestagung statt, deren Titel lautete "Die Würde des Menschen ist unverNETZbar".

Geschockt waren einige darüber, daß auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt nur so wenige gekommen waren, die Schätzungen bewegen sich so um die 200. Teils wird die Ursache dafür in einer mangelhaften Vorbereitung der Regionalgruppe Frankfurt gesucht, da im Vergleich zur Hamburger Tagung bei weitem nicht der publizistische Aufwand zur Ankündigung betrieben wurde, teils wurde dem Thema die Schuld gegeben. Ein Kritiker vom Chaos-Computer-Club spöttelte, indem er vom "Forum für Friede Freude Eierkuchen" sprach.

Wir hoffen, daß es sich nur um eine punktuelle Flaute des FIFF handelte und dieses wichtige Forum für kritische InformatikerInnen erhalten bleibt und gestärkt wird.

Kontakt: FIFF-Geschäftsstelle, Reuterstr. 44, 53 BONN 1,

0228/219548 Informationen werden über die "FIFF-Kommunikation"

verbreitet, die in der Geschäftsstelle bestellt werden können