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Kunstverein II

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Ausstellung 11.11. bis 31.12.06

"Reality in General is Almost Unavoidable"
Anna Gollwitzer, Kirstine Roepstorff und Patrick Rieve

Austellungseröffnung ist am Samstag um 18 Uhr im Alten Rathaus
(Da Kirstine Roepstorff bei der Pressepräsentation nicht anwesend sein konnte wird über ihre Arbeit später berichtet)

Das nebenstehende Foto von den Ausstellungsräumen im Alten Rathaus enthält symbolische Bezüge zur Kunst von Anna Gollwitzer und Patrick Rieve, die zur gleichen Zeit dort ausstellen.

Patrick Rieves Exponate befassen sich mit Räumen, mit Räumlichkeit, mit dem Mensch in Räumen, vorwiegend durch Zeichnungen dargestellt. Das selbe Thema hat er auch schon in Performances und Installationen bearbeitet.

Anna Gollwitzer stellt u.a. ihre Satzzeichen aus, Komma, Punkte, Klammern, Ausrufezeichen .. zwischen 60 cm und 2 Meter groß. Satzzeichen-Skulpturen aus schwarzem glänzendem Kunststoff auf Rollen. Satzzeichen, die wie ein Punkt oder ein Komma auf Struktur, auf Ordnung bezogen sind.

Das Foto entsand während eines Pressetermins, als ein einsames Komma in einem Durchgang der Ausstellungsräume stand und sinnbildlich die Themen verband.

Patrick Rieves

Eines der Exponate von Patrick Rieves, der ursprünglich auch Comics produziert hat, sich nun auf Einzelzeichnungen beschränkt , die die Ordnung der Räume bewußt machen.


Ausschnitt

Patrick Rieves vor einem seiner Bilder, das ein Selbstprotrait mit einem implementierten zeichnerischen Zitat zeigt. Im Kopf das Auge und wie das Auge den Raum sieht.

Auch der Körper ist "Raum" und "Gehäuse" und deshalb finden sich neben den Räumen, die den Körper umgeben ebenso Skelette die den Raum für den Körper darstellen.

 

Rieves Experimente mit Raumerfahrungen gehen soweit, dass er sich 7 Tage vor Ausstellungsbeginn in einer Zelle einsperren lässt, die sich in den Ausstellungsräumen befindet um sie danach zur Besichtigung freizugeben oder für eine Musikband (Schlagzeuger, zwei Gitarristen) ein Holzhaus baut, das so klein ist, dass die Band eben mal hineinpasst, so breit wie ein Schlagzeug und so hoch wie ein Gitarrist mit eingezogenem Kopf. In diesem Haus haben sie gespielt und durch Fensteröffnung die Lautstärke reguliert. (Beide Experimente waren Teil anderer Ausstellungen)

Anne Gollwitzer


Anne Gollwitzer (Bild links) stellt auch Videos aus, die eine Moderation von Gespräche mit KünstlerInnen zeigen, wobei sie z.B. bei einer Veranstaltung die ZuschauerInnen Masken aufsetzen ließ. Durch das Gefühl einer schützenden Maske ergab sich eine stärkere Dynamik und Aggressivität im Gespräch zwischen Publikum und Künstlern.

Anne Gollwitzer hebt abstrakte Satzzeichen, die Ordnung in Sätzen schaffen in die sinnlich wahrnehmbare Welt. Satzzeichen, die sich durch den Raum rollen lassen.

Die Übertragung in Räumlichkeit und Bewegung mag etwas damit zu tun haben, dass sie längere Zeit im Tanzbereich ausgebildet wurde (klassisches Ballett und Butoh - in Göttingen)

Ein Komma stellt ein Strukturelement da für Pause.

( Und ehrlich! Wer hat schon mal ein Komma durch den Raum geschoben? )

 

" ...performative Skulptur (Anna Gollwitzer), Collage (Kirstine Roepstorff) und Zeichnung (Patrick Rieve).
Reality in General is Almost Unavoidable ist eine Fortführung der gleichnamigen Ausstellung im Sommer 2006 im Neuen Berliner Kunstverein. Für den Kunstverein Göttingen wurde mit neuen Arbeiten der Künstler auf die ortsspezifische Situation eingegangen. Kirstine Roepstorff verarbeitet in ihren Collagen gefundenes Bildmaterial aus Magazinen und Zeitschriften. (...)
Anna Gollwitzer (...) Worte werden bei ihr zu Skulpturen, zu Zeichen im Raum und zur gleichsam sinnlich erfahrbaren Konkretisierung von Sprache. Neben der Skulpturengruppe "Satzzeichen" hat Anna Gollwitzer für die Ausstellung eine Folge ihrer seit 1998 erscheinenden "talktv"-Serie produziert. Im Format einer Talkshow lädt Gollwitzer Gäste ein, die an den Grenzen des Kunstdiskurses agieren. Der aktuelle Themenschwerpunkt bei "talktv" liegt in der prekären Situation von Freiberuflern, sowie der Umordnung des Feminismus zum Popfeminismus.
Patrick Rieve greift die Formensprache amerikanischer Comics aus den 40er/50er Jahren auf. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Aneignung von Räumen. Auch sein Katalogbetrag ist eine publizistische Erweiterung der Ausstellung. Die hauptsächlich in schwarz-weiß gehaltenen Blätter haben den Charakter von detailgetreuen Architekturzeichnungen. Rieve kartiert durch sie in einem ständigen Perspektivwechsel seine Umgebung und verortet sich darin selbst. Er zeichnet exakte Grund- und Aufrisse des Hauses - in dem er einige Zeit mit Freunden lebte - mitsamt Mobiliar und erfindet weitere Räume hinzu. Im Fokus steht sein eigener Lebensraum, den er in immer wieder wechselnden Auf-, An- und Innensichten darstellt, bis hin zu einer "Being-John-Malkovich"-Perspektive aus den Augenhöhlen heraus. Patrick Rieve wird für die Räumlichkeiten im Alten Rathaus Göttingen zwei neue Wandarbeiten vor Ort produzieren. Zur Ausstellung erscheint in Kooperation mit dem NBK Berlin ein Katalog. Von den Künstlern erscheint jeweils eine Edition. " (Zitate aus einem Pressetext des Kunstvereins)