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Giftgas im Maschmühlenweg

am 19.9.07 fanden Kinder eine Dose mit gefährlichem Ratten/Mäusegift (Polytanol). Durch Kontakt mit einer Pfütze entstand eine Giftgaswolke die einen Polizei- und Feuerwehreinsatz nach sich zog. Wir haben den Ort des Geschehens einen Tag danach besucht und ein paar Fotos gemacht.

Herkunft des Giftes geklärt
2.10.07 Polizeibericht
"Zwei Männer im Alter von 34 und 72 Jahren aus Göttingen, die ebenfalls im Bereich des Maschmühlenweg wohnen, stehen im Verdacht, das Gift bei einer Hausentrümpelung in Barterode mitgenommen zu haben. Anstatt einer ordnungsgemäßen Entsorgung haben sie den Karton, indem sich das Polythanol befand, neben einem Abfallbehälter im Maschmühlenweg abgestellt. Dort haben es den Ermittlungen zu Folge die Kinder gefunden und damit gespielt, bis es zu der chemischen Reaktion kam. Erste Vernehmungen ergaben, dass die Männer nicht gewusst haben wollen, um was es sich in dem Karton handelte. Auf die Spur der Männer sind die Beamten gekommen, nachdem sie weiteren Müll aus den Containern gesichtet hatten und über einen dabei vorgefundenen Lieferschein den Weg zur Wohnungsentrümpelung nachvollziehen konnten. Gegen beide Männer sind Verfahren wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung und schwerer Gefährdung durch Freisetzen von Giften eingeleitet worden."


Die Häuser im betroffenen Abschnitt des Maschmühlenwegs, Häuser für die im elektronischen Stadtplan keine Hausnummern gefunden wurden - eigentlich müßten es die Nummern 49 folgende sein.
Dieser Straßenabschnitt wurde für 2 Stunden gesperrt.

Aus den Polizeiberichten
19.9.07 / Gegen 19:45 Uhr meldeten Anwohner der Feuerwehr an der Straße Maschmühlenweg Gasgeruch. Kinder hatten zuvor ein Pulver in eine angrenzende Wasserpfütze geschüttet, wo es zu einer chemischen Reaktion kam. Bei dem Pulver handelte es sich um Polythanol, welches als Ratten- und Mäusegift eingesetzt und bei Berührung mit Wasser zu einem giftigen Gasgemisch wird. Erste Befragungen gaben, dass die Kinder die platt gefahrene Dose von der Straße aufgesammelt hatten. Wie diese dort hingekommen ist, ist derzeit noch ungeklärt. Von dem vor Ort eingesetzten leitenden Notarzt sind die unmittelbaren Anwohner, von denen einige über Atemwegsprobleme klagten, vorsorglich in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Berufsfeuerwehr Göttingen hat die Reste der Dose sowie die Flüssigkeiten beseitigt und das Gelände wie auch die Straße großflächig gereinigt. Die Polizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen. Der Maschmühlenweg musste während des Einsatzes zwischen dem Schützenanger und der Hildebrandtstraße voll gesperrt werden.
Die (..) vorsorglich in ein Krankenhaus eingelieferten Anwohner sind am Donnerstagmorgen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Neben den 24 Personen, unter denen sich 19 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 16 Jahren befanden, sind auch zwei Polizeibeamte, die zuerst am Einsatzort eintrafen, vorsorglich über Nacht zur Beobachtung in das Krankenhaus eingewiesen worden. Glücklicherweise zeigte sich nur bei einem Kind für kurze Zeit eine Vergiftungserscheinung, so dass alle Personen am heutigen Morgen aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten. Die Ermittlungen zur Herkunft des Polythanol und wie es dort auf die Straße gekommen ist, haben Beamte des Zentralen Kriminaldienstes Göttingen übernommen.

Neben einem Spielplatz an einer Stelle wo permanent kleine Kinder herumhüpfen landete das Rattengift in einer Pfütze und entfaltete Giftgas.


In diese Pfütze hatten die Kinder das Rattengift geschüttet. Im Hintergrund der nahegelegene Spielplatz. Ringsum liegt etlicher Müll.


Am Donnerstag sah man noch merkwürdige Spuren einer grünlichen Substanz im Gras neben der Pfütze, die wie Schneematsch aussahen. Ein Kind zeigt auf die Stelle wo die Dose gelandet war.


Und auch am Weg überall noch grünliche Spuren - etwas unverständlich - evtl. sind es Reste der chemischen Giftneutralisierung durch die Feuerwehr. Jedenfalls halten sich viele kleine Kinder an dieser Stelle auf. (Wir konnten uns des Gefühls nicht erwehren, dass es vielleicht besser wäre, diese Wege zu säubern oder abzusperren)


Vorne links an diesem Gebäude haben die Kinder die Dose verschüttet.

Hochgiftig
Bei dem Gift handelte es sich dem Vernehmen nach um Polythanol/Polytanol (Calsiumphosphid) . Es wird in Form von Kügelchen oder Pellets hergestellt und ist hochgradig giftig. Bei der Beseitigung des Giftes trugen die Feuerwehr deshalb Schutzanzüge. Aufgrund von Kontakt mit Feuchtigkeit oder Flüssigkeit erzeugt es ein ebenso hoch giftiges Gas das in Bodennähe bleibt und daher insbesondere Kinder schädigen kann. Das Gift wird normalerweise für die Bekämpfung von Wühlmäusen und Ratten eingesetzt, da das Gas in die Kanäle und Bauten kriecht.

Wie kommt das Zeug in die Hände von Kindern?
Die Kinder haben angeblich eine plattgefahrene Dose gefunden und den Inhalt in eine Pfütze geschüttet. Nun fragt sich natürlich, wie kommt eine Dose mit so gefährlichem Gift auf die Straße? Dies muß die Polizei herausfinden. Sicherlich wird beachtet werden, dass hinter den Wohnhäusern Kleingärten sind, wo eventuell solche Mittel verwendet werden und sicher wird die Untersuchung auch beachten, dass von einer größeren Giftaktion gegen Ratten in der Königsallee am Gronakanal die Rede war. Möglich, dass die Dose beim Transport verloren gegangen ist.
Wenn auch unwahrscheinlich, muß aber ebenso als möglich erachtet werden, dass jemand die Dose absichtlich dort plaziert hat. Die Wohnhäuser sind nicht irgendein beliebiger Platz in Göttingen, sondern wurden bereits vielfach wegen der heruntergekommenen Gebäude als "Schandfleck" bezeichnet. Es wäre wünschenswert wenn sich jeglicher Zweifel durch die polizeilichen Untersuchungen ausschließen ließen. (Siehe ganz oben: Fall aufgeklärt!)
Der Transport ins Klinikum wurde übrigens mit einem Bus der Verkehrsbetriebe bewerkstelligt.


Am Tag danach spielen wieder Kinder an der Stelle

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