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Dokumentation mit Hitler-Rede präsentiert
CD-ROM Dokumentation mit Hitler-Rede präsentiert Am
11.3.04 wurde die CD-ROM-Veröffentlichung des Stadtarchivs präsentiert: Die Wahlkampfrede
Adolf Hitlers am 21. Juli 1932 im Kaiser-Wilhelm-Park mit Erläuterungen und Dokumenten. Der Leiter des Stadtarchivs Dr. Böhme betonte die
Nutzung der CD ROM für den Unterricht in Schulen. Es handele sich um eine Standardrede
Hitlers, die dieser bei seinem einzigen Besuch in Göttingen gehalten habe. Die
Zusammenstellung und inhaltliche Gliederung der Materalien des Stadtarchivs erfolgte
durch die frisch examinierte Historikerin Kerstin Thieler, die zu verwandten Themen
gearbeitet hatte.
Die CD ist erhältlich beim Stadtarchiv Göttingen für 15,-. Die Frage warum das ganze nicht einfach ins Internet gestellt wurde, weil doch eh zu nichtkommerziellen Verwendungen das Kopieren des Materials erlaubt ist, wird mit der Finanzierung der technischen Bearbeitung beantwortet, die eine Refinanzierung über den Verkauf erforderlich mache. Allerdings wurde zunächst nur eine erstaunlich niedrige Auflage von 50 CDs hergestellt. Vielleicht auch deshalb, weil im Vorfeld der Ankündigung der Göttinger DGB-Vorsitzenden Wertmüller die Veröffentlichung massiv kritisiert hatte. Während der Präsentation wollte Herr Dr. Böhme nicht mehr auf diese Auseinandersetzung eingehen, es hieß, man habe "bereits alle Argumente ausgetauscht", Herr Wertmüller sei von Herrn Dr. Böhme zur Präsentation eingeladen worden, aber nun nicht erschienen.
Die Tonaufnahme befand sich ursprünglich in den Händen der Firma Caspari, die damals die Lautsprecheranlage für die Hitlerrede aufgebaut hatte. Die Aufzeichnung war auf sogenannten "Wachsplatten" erfolgt und von Herrn Caspari später zwecks Erhaltung auf andere Tonträger überspielt worden. Die CD-ROM dokumentiert die Rede, die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung durch NSDAP und Stadtverwaltung, die Berichterstattung in der Presse und die Erinnerungen von Zeitzeugen, ergänzt durch einführende und erläuternde Texte von Kerstin Thieler, Abbildungen von Aktenteilen, Tagebucheinträgen, alte Lagekarten des KWP, Polizeinotizen und Postkarten. Ausschnitt
aus der Transkription der Rede Die Wahlkampf-Rede dauert 15 Minuten und die damals noch existierende und 1935 verbotene liberale "Göttinger Zeitung" titelte "15 Minuten Hitler" während das Göttinger Tageblatt damals in einer überaus positive Berichterstattung den Auftritt Hitlers bejubelte. Von 10.000 - 30.000 ZuhörerInnen im KWP ist in den Dokumenten die Rede, die in strömendem Regen die Rede hörten. Hitler legte demonstrativ den Schirm beiseite und hielt die Rede ebenfalls im Regen. Göttingen war "Braune Hochburg", während bei der Wahl 1932 im Deutschen Reich die NSDAP auf "nur" 37,4 % gekommen war, erreichte sie in Göttingen 51 %. |
Weiterhin Wirbel um Veröffentlichung einer
CD-ROM des Stadtarchivs mit einer Dokumentation der Hitler-Rede in Göttingen 6.4.04 / Schon vor der Präsentation gab es harsche Bemerkungen, siehe weiter unten die Erklärung von Sebastian Wertmüller, die aber auch bei ausgewiesenen Gegnern der Hitlerzeit auf Unverständnis stießen. Anfang April 04 wurde die Kritik an der CD-ROM noch einmal in einem Artikel der VVN erneuert und in verschärfter Form zugespitzt. Dieser Artikel schließt mit dem Satz "Auch der Hinweis, dass anderswo ähnliche Reden im Handel erhältlich seien, ist doch eine Ausflucht vor der Tatsache, dass man sich beim öffentlichen Verkauf in die Reihen der "Hitlerredenverbreiter" einreiht." Und wegen einiger kritischer Äußerungen auf der CD-ROM zum Verhalten der KPD damals greift die VVN mit ihrer Kritik zwei Personen direkt an: "Offensichtlich hinderte hier ideologische Blindheit die Historikerin Frau Kerstin Thieler und den Archivleiter Herrn Ernst Böhme daran, eine gewissenhafte Forschung zu betreiben." (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund er Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA Kreisvereinigung Göttingen Fax 0551 6337746, in >>Göttinger Blätter, April 2004 , Seite 3). Inzwischen erschien dazu auch ein Artikel des Göttinger Journalisten Dr. Ulrich Kurzer in der Zeitschrift Freitag Nr. 15 vom 2.4.04 . Kurzer kommt in seinem Artikel zu einer anderen Wertung: "Wie denn anders, als auch unter Verwendung authentischer Originaldokumente kann Geschichte Schülerinnen und Schülern anschaulich "gemacht" werden? Im konkreten Fall ist beispielsweise gut zu hören, wie Hitlers Zuhörerschar in Göttingen jubelte - auch wenn nach 1945 die wenigsten davon noch etwas wissen wollten. So kann zum Beispiel die Frage nach der Massenbasis der NSDAP (oder weniger wissenschaftlich: die Frage nach dem Rückhalt in der Bevölkerung) vor dem Hintergrund der Lokalgeschichte behandelt werden: Warum war Göttingen so früh eine braune Hochburg, was war hier anders, was das Besondere?" und "Immer dann, wenn einem, wie im Fall der CD aus dem Göttinger Stadtarchiv, wieder einmal ein gelungenes Beispiel sorgfältiger Arbeit in die Hände fällt, ist man geneigt, für eine größere Offenheit, für einen freizügigeren Umgang mit derartigen historischen Originaldokumenten zu plädieren. Dient das der geistigen Auseinandersetzung im Rahmen von Bildung und Wissenschaft, befindet man sich zumindest rechtlich auf der sicheren Seite. Vielleicht könnte ein in diesem Sinne freizügigerer Umgang erheblich dazu beitragen, Legenden zu entzaubern." ------------------------------------------------------------------------------------ Anfang
der Kontroverse zu der Veröffentlichung der Hitler-CD Rückblick
vom 11.3. Kritik
stösst auf Unverständnis |