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ThOP Tanztheater

Bilder einer Aufführung des Tanztheaters "Bilder einer Ausstellung"

Bericht von der Premiere: Mi 29.7.09
Weitere Vorstellungen 31.7., 1.8., 4.8., 5.8., 7.8., 8.8., 11.8., 14.8., 15.8. jeweils um 20.15 Uhr.

Unter der Regie und Choreographie von Selen Erdogmus zeigte das Theater im OP (ThOP) Tanztheater. In der "Stadt die Wissen schafft" (Stadtmarketingslogan) und dann auch noch an deren Universität wird ein Stück aufgeführt, das im Programmheft unter einem Zitat von Brecht als Leitsatz angekündigt wird: "Nichts versteht man, aber manches fühlt man. Geschichten, die man versteht , sind nur schlecht erzählt."
Und so rät Regisseurin Selen in einem Interview dem Publikum, sich zurückzulehnen, die Eindrücke aufzunehmen und keine linieare Geschichte hinter den fragmentarischen Einzelstücken zu suchen. Gleichwohl wird im Widerspruch dazu angedeutet, dass es durchgehend um die Geschichte von Maria geht. (Maria wird dargestellt von Ufuoma Essi aus der Göttinger Ballettschule)


Selen Erdogmus

Es wird fast nicht gesprochen in der Aufführung; die körperliche Darstellung zusammen mit der Musik soll Gefühle abbilden und bilden. Tanzende sehen, Musik hören und Fühlen: "Sehen-Hören-Fühlen" ist der Untertitel des Stückes. Die Verbindung zu Mussorgskys Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" besteht darin, dass die 27 Sequenzen des Theaterstückes sich von dieser Musik haben inspirieren lassen. Zu hören ist allerdings nicht die Original Klavierfassung der Musik, sondern es sind kammermusikalische Abwandlungen aber auch Jazzversionen und Adaptionen mit selbstkomponiertem Techno. "Die Tanzstile reichen von Ballet über Akrobatik, Hiphop bis hin zu abstraktem Tanztheater."

Die Musik "Bilder einer Ausstellung" des russischen Komponisten Modest Mussorgsky (19. Jhdt) ist entstanden nachdem dessen Freund Hartmann 40 jährig gestorben war. Mussorgsky stellte zu dessen Gedenken eine Ausstellung mit mehr als 400 Exponaten zusammen. Zu 10 ausgewählten Bildern dieser Ausstellung komponierte Mussorgsky dann eine Klaviersuite, die unter dem Titel "Bilder einer Ausstellung" bekannt geworden ist.

Als subjektive Eindrücke möchte ich einige hervorheben. Der Rollifahrer Tobias Wojcik spielt in einer Szene auf dem Boden sitzend ein Baby, das mit der Fernbedienung des Fernsehers spielt, zwischendurch an seinem Schnuller nuckelt und unbeholfen zufällig das Fernsehen einschaltet. Mit flügelartigen Armbewegungen zeigt das Baby dabei sein lebhaftes Gefühlsleben, begleitet von kleinkindlichen Lautäußerungen. Die Hilflosigkeit eines Babys, gespielt von einem Schauspieler, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat mir für einen Moment den Atem stocken lassen. Andere im Publikum befreiten ihr Gefühl mit Lachen.
Eine andere emotional sehr intensive und tänzerisch anspruchsvolle Szene war für mich die Liebeszene, die von Sebastian Wartini und Freia Köster getanzt wurde (wenn ich die Namen der versteckspielenden Personen im Programmheft richtig herausgefunden habe).

Besondere Erwähnung verdient sicher nicht allein nach meinem subjektiven Empfinden auch die Kostümbildnerin Nadine Schulz, für ihre Gestaltung der Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft. (Siehe Foto unten)


Elemente Luft. Wasser, Feuer und Erde

Ein Merkmal sowohl auf der Bühne als auch im Publikum war die Tatsache, dass junge Frauen zahlenmäßig den absolut größten Anteil ausmachten. Das führte mich zu dem Gedanken, dass die überwiegend frische Jugendlichkeit auf der Bühne ein wenig im Gegensatz zu dem Niedergang Mussorgsky im Alkohol zu sehen sei. Die Verzweiflung über den Tod des Freundes, die Verzweiflung an der Welt und die Tiefe des Rückbezugs auf die "russische Seele" der Musik wollten m.E. nicht ganz zu den Gefühlen passen, die das muntere Treiben und Spektakel auf der Bühne hervorrief, obgleich auch ernsthafte Themen dargestellt wurden.

(Text+Fotos: Günter Schäfer / goest)

 

 

 

Bilder - Premiere
29.7.2009

 

Die unten aufgelisteten Begriffe sind die Titel der einzelnen Abschnitte und Szenen wie sie im Programmheft aufgeführt sind

Sie sind keine Benennungen der nebenstehenden Fotos

 

 

 

Sehen

 

Vier Elemente

 

 

Straßenszene

 

 

Maria will nichts sehen, hören, fühlen

 

 

Marias Fenster

 

 

Kinderspiel

 

 

Enkeltoter

 

 

Totentanz

 

 

 

 

Hören

 

 

Leidenschaft

 

 

Vernetzung

 

 

Kommunikation

 

 

Einsamkeit

 

 

Stadtleben

 

 

U-Bahn

 

 

Büro, Büro

 

 

Fühlen

 

 

Abhängigkeit

 

 

Identität

 

 

Dekadenz

 

 

Befreiung

 

 

Kontraste

 

 

Angst

 

 

Gefühllosigkeit

 

 

Suizid

 

 

Auferstehung

 

 

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"Bilder einer Ausstellung - SEHEN, HÖREN, FÜHLEN"

Veranstaltertext: "Bilder einer Ausstellung - Sehen, Hören, Fühlen" ist die erste reine Tanztheaterproduktion in 25 Jahren ThOP und das erste Projekt seiner Art in Göttingen. Bilder malen ohne einen Pinselstrich: Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" Theater spielen ohne Dialoge: Sehen - Hören - Fühlen. Die Idee, Mussorgskys Bilder tänzerisch auszudrücken bildet die Grundlage. Die Szenen bilden keine romantischen Tongemälde ab, sondern aktuelle Themen im zeitgenössischen Stil, ausgedrückt in Schauspiel, Tanz und Musik, Jazz, Ballett und Videokunst. Das multimediale Tanzstück ist der Versuch, die Grenzen der Programmmusik Mussorgskys zu überschreiten und neue Wege zu ebnen - vom 19. direkt ins 21. Jahrhundert.Idee, Regie und Choreografie: Selen Erdogmus

Premiere: Mi 29.7.09

Weitere Vorstellungen

31.7.,
1.8.,
4.8.,
5.8.,
7.8.,
8.8.,
11.8.,
14.8.,
15.8.

jeweils um 20.15 Uhr.

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