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Brot und Tulpen - Pane e Tulipani> Filme (Leitseite)In den Hauptrollen des italienisch-schweizerischen Films, der 2000 fertiggestellt wurde: Licia Maglietta als Rosalba, Bruno Ganz als Fernando, Marina Massironi als Grazia.
Regisseur ist der Mailänder Silvio Soldini, der bereits bei seinem Film "Le Acrobate" 1997 mit  Licia Maglietta gearbeitet und auf ähnliche Weise Gefühlskino in Kleinkunst präsentiert hatte.

Brot zum Anfang, Tulpen zum Abschied  (Tulpen kommen ursprünglich nicht aus Holland !) Fernando isst nichts mehr, er schaut nur noch die Tulpen an, die Rosalba zurückließ, trinkt und wartet, bis das letzte Blatt abgefallen ist (an anderer Stelle sagt ein Blumenhändler: die Leute müssen einfach wieder lernen zu warten).

Die Erfolgswelle des italienischen Films "Pane e Tulipane" (klingt ja echt besser als der deutsche Titel) schwappt mit ihren Ausläufern in die Göttinger Kinos. Allerdings ist das Publikum im Durchschnitt schon etwas älter. Vielleicht passt die Geschichte des Films, in dem eine Frau mit ihrem Alltag bricht und das Glück in einer Traumstadt sucht, zu den Sehnsüchten der Generation, die sich gerade in der middle-life-crisis befindet: nochmal was neues anfangen, nochmal nach Glück suchen, ausbrechen. "Ach den mußt du unbedingt sehen, der ist sooooo schön" soll heissen "ich würde auch am liebsten sofort nach Venedig fahren und Mann/Frau und Stress zurücklassen."
<>Die Musik - das Akkordeonspiel, der Tanz, das Singen - Botschaft: Lass es raus Baby! Tue, was man schon immer mal machen wollte, was so schön mit Gefühl zu tun hat.<
<>Rührseelig, Gefühl, was fürs Herz, schlicht und einfach, Sehnsucht, Ausbrechen, Romantik, gefühlvoll , sensibel, die Harmonie im kleinen Kreis, im Detail, das kleine Glück, die Romatische Träumerei, die Liebe in Harmonie der höflichen Distanz

Die ziselierten Worte von Bruno Ganz: "Genieren Sie sich nicht, das Zimmer abzuschließen, wenn es Ihnen zu einer geruhsameren Nacht verhilft". Ja komisch - ganz ohne Sex - Liebe aus geistiger Nähe - platonisch (nun ja mit Sex wird es ja auch immer etwas komplizierter als nur mit romantischem Plaudern). Da wird der Film etwas albern und man denkt, das ist anscheinend was für die Alten bei denen der Sex nur noch im Kopf stattfindet und da wird der Film alles andere als anarchistisch, sondern eher kleinbürgerlich. Spießiges Träumen vom kleinen reinen Glück, der wahren Liebe - und vielleicht noch mit unbefleckter Empfängnis oder so.Kinder, Familie, Liebe - die geistige Nähe, die Höflichkeit, des körperlich auf Samtpfoten daherkommenden Bruno Ganz als profundere Grundlage für Liebe aus geistiger, emotionaler Nähe - aufbauend auf "echten Gefühlen" - (mich würde dieses dusselige geschraubte Reden des Fernando im Film auf die Palme bringen - müßte ich es im Alltag ertragen). Andererseits ist es schon höflich gewesen, wie er geredet hat.

Würden Sie in Anbetracht der besonderen Umstände dass unsere Köchin zur Zeit etwas unpäßlich ist, vielleicht verzeihen, dass unser Angebot an Speisen etwas eingschränkt erscheint? - so oder ähnlich formuliert Fernando

Andererseits, immerhin: es ist das Aufbegehren des italienischen / europäischen Gefühlskinos gegen das amerikanische Plastik-Kino - und zwar ohne die intellektuelle Attidüde des französischen Films. Eben italienisch, sinnlich. Und alles zusammen mit dem Busen von Licia Maglietta, gibt es sowas wie Busen-Zitate? Als eine Erinnerung an Sophia Loren oder so?
<>Alles so einfach: das Glück - ohne Streit, ohne Bruch, Idylle. Zum Schluß holt sich die Frau alle Personen zusammen, die sie liebt - die anderen, ihren Mann, läßt sie weg.<>Es sieht so aus, als wäre sie nur dem untrügbaren Instinkt in Richtung Glück gefolgt. An jeder Ecke lauert die Rührung und schon weiß sie aha, hier gehts lang. Und dann dieser Schuß! Frauenbefreiung für die Frauen, die so alt sind, dass sie sich daran erinnern, dass es sowas mal gab, Frauen über 40 . Ja ja, alles mal stehen und liegen lassen und nach Venedig fahren. Klar - Anarchie, Traumökonomie, "Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zu kämpfen" - aber man muß garnicht kämpfen - das Leben plätschert dahin, man muß nur der Ahnung folgen, wo das Glück begraben sein könnte. Also ein Märchen, anarchistisches Märchen. Die Ahnung vom Schönen könnte die Kraft freisetzen, die Realität zu ändern. Aber wenn diese idyllischen Gefühle nun mal nicht so locker zu haben sind?
Der Anarchist - der Blumenladenbesitzer meint: Niemand darf dem anderen etwas aufzwingen. Und dann ist er doch ganz intolerant: "Was? Sie wollen Lilien zu einer Hochzeit kaufen? kommt garnicht in Frage!" Also irgendwie ist alles doch etwas komplizierter - na gut - aber träumen wollen wir auch mal.