Queer
Verein
"Queeres Zentrum"
1.9./12.9.17 Ratsfraktionen
der SPD und Grünen möchten den Verein "Queeres Göttingen" fördern.
Die Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung habe der Stadt viele Impulse
gegeben, so Regina Meyer, für die Grüne Fraktion im Ausschuss
für Soziales, Integration, Gesundheit und Wohnungsbau der Stadt. Das neue
Zentrum Queeres Göttingen dient der Vernetzung von allen Menschen, die
sich unter der Regenbogenfahne zusammenfinden.
Der Verein beantragt zum Haushaltsjahr 2017/2018 eine Förderung von 5.000
Euro. Da er Antrag jedoch erst im Mai 2017 eingegangen ist, konnte er
zunächst keine Berücksichtigung finden wurde nun aber in den Nachtragshaushalt
eingebaut. Auch mehrere andere Fraktionen stehen dem Antrag wohlwollend
gegenüber.
Zuletzt hatten die Grünen den Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler
in Folge der Öffnung der Ehe für Alle aufgefordert, die bunte Fahne zu
hissen. Diesem Wunsch war die Stadtverwaltung nachgekommen.
Reihe:
[queer-] Feministische Ökonomiekritik
Tino Heim: Subversion
und Funktionalität. Queer-Feministische Kritik und die aktuellen
Metamorphosen des Kapitalismus.
07.05.2014
In den Forderungen
nach einer Pluralisierung und Flexibilisierung von Identitäten, Lebensformen
und Erwerbsmodellen zeigen radikale queer-feministische Positionen oft
mehr Schnittmengen mit den Anforderungen postfordistischer Produktionsverhältnisse
und der Programmatik des Neoliberalismus als den Protagonist*innen bewusst
ist.. Wie aber lässt sich die "Passförmigkeit des Subversiven"
(Tove Soiland) im Verhältnis von queer-feministischer Kritik und
der gegenwärtigen Formationsphase kapitalistischer Vergesellschaftung
erklären? Ausgehend von generellen Überlegungen zum dynamischen
Zusammenhang von Kapitalismus und Geschlechterkonstruktion verfolgt der
Vortrag die Frage, welche konkreten Möglichkeitsräume der Kritik
überkommener Geschlechterverhältnisse die jüngsten Metamorphosen
des Kapitalismus eröffnen und mit welchen Grenzen, Paradoxien und
Gefahren sie die Suche nach einer emanzipatorischen Praxis zugleich konfrontieren.
Gabriele Winker: Krise
sozialer Reproduktion - Zerstörung des Sozialen.
19.05.2014
Im Zentrum des
Vortrags steht die Krise der sozialen Reproduktion: Das Primat der Profitmaximierung
stellt zusehends die Reproduktion der Arbeitskraft in Frage. Dass die
Krisenpolitik die Möglichkeiten der Menschen zu Sorge und Selbstsorge
untergräbt, wird so selbst zum Krisenmoment. Gabriele Winker zeigt,
wie alltägliches menschliches Leid mit der systemischen Unfähigkeit
des Kapitalismus verknüpft ist, die menschlichen Lebensbedürfnisse
umfassend zu sichern. Der ergänzende Blick aus der Perspektive der
Subjekte auf die Auswirkungen der Reproduktionskrise unterscheidet Handlungsstrategien
anhand von vier Reproduktionsmodellen. Mit diesen lassen sich die Prekarisierungsprozesse
differenziert erfassen. Dieser Entwicklung setzt sie das Konzept einer
an Care orientierten Ökonomie entgegen, die menschliche Lebensbedürfnisse
ins Zentrum stellt und so der fortlaufenden Zerstörung des Sozialen
begegnet.
Frigga Haug: Geschlechterverhältnisse
sind Produktionsverhältnisse. Wie die modernen Begriffswerkzeuge
nutzen, um die Frauenunterdrückung zu begreifen.
28.05.2014
Von der
Frauenfrage zum queer-Feminismus- Ich möchte diese Veranstaltung
als eine Beratung verstehen und anlegen. Von der weltweiten Niederlage
des weiblichen Geschlechts bei Engels, führe ich die verschiedenen
Befreiungsversuche vor, erinnere, welche Begriffe gewählt wurden;
prüfe, was jeweils hervorgehoben, was verdeckt war. Die Hauptstationen:
Patriarchatskritik; Frauenemanzipation und Hausarbeitsdebatte; Gleichheit
und Geschlechtergerechtigkeit; Differenz und das weibliche Subjekt; Konstruktion
und Bedeutung von Geschlecht; gender bis queer eröffnen je andere
Möglichkeiten und Strategien des Begreifens und des Handelns. - Wenn
Geschlechterverhältnisse Produktionsverhältnisse sind, bleibt
nur die Befreiung aller Menschen - ein Weg wäre die Vier-in-einem-Perspektive.
Bini Adamczak: Liebe im
Kapitalismus.
10.06.2014
Ware und
Liebe sind Beziehungen, Beziehungsweisen, die zudem in inniger Beziehung
zueinander stehen. In beiden maskiert sich eine gesellschaftliche Beziehung
von öffentlichem Interesse als bloßes Privatverhältnis,
als zweigliedriger Austausch von Dingen und Geld, von Obszönitäten
und Zärtlichkeiten. Als Austausch, jedenfalls, von Arbeit - Waren
produzierender oder Arbeitskraft reproduzierender Arbeit; Lohnarbeit oder
Liebesarbeit. Die Ware beansprucht - trotz aller Serialität - als
gebrauchswertiger Körper immer ein konkretes Bedürfnis zu befriedigen
und trägt zugleich einen Preis, als Zeichen ihrer allgemeinen Austauschbarkeit.
Die Liebe, ganz ähnlich, behauptet, jedes Mal einzigartig zu sein
und dudelt doch täglich in Radio, TV wie Kino. Zu lieben (romantisch)
soll ebenso Merkmal einer allgemeinen Anthropologie sein wie zu tauschen
(äquivalent) oder zu kacken (individuell). Gerade in der Vereinzelung
soll die Allgemeinheit bestehen. Doch der private Handel verbirgt die
öffentliche Aushandlung.
25.6.14
ZHG 003 um 18:00 Uhr Roswitha Scholz:
Die Verwilderung des Patriarchats in der Globalisierungsära.
In
der Moderne bildeten sich neue Geschlechtervorstellungen heraus. Nun kam
es zu einer "Polarisierung der Geschlechtscharaktere" (Karin Hausen).
Männer sollten für die Öffentlichkeit und das Erwerbsleben
zuständig sein, Frauen schienen von "Natur" aus für die Tätigkeiten
in der Privatsphäre (Pflege, Hege, "Liebe", Hausarbeit) geeignet.
Der Herausbildung der "abstrakten Arbeit" im Kapitalismus entsprach die
gleichzeitige Entstehung privater Reproduktionstätigkeiten verbunden
mit den entsprechenden hierarchischen Geschlechterverhältnissen.
In den 1950er Jahren breiteten sich derartige Vorstellungen, die zunächst
auf das Bürgertum beschränkt waren, auf alle Schichten aus.
In der Globalisierungsära kommt es zu einer Veränderung des
traditionellen Geschlechterverhältnisses: Frauen sind mit den Männern
bildungsmäßig gleichgezogen und "doppelt vergesellschaftet"
(Regina Becker-Schmidt), d.h. sie sind für Familie und Beruf gleichermaßen
zuständig. Umgekehrt droht nun auch Männern eine "Hausfrauisierung"
(Claudia von Werhof) im Zuge des Prekärwerdens der Beschäftigungsverhältnisse.
Die Institutionen Familie und Erwerbsarbeit erodieren, ohne dass neu tragfähige
Sozial- und Reproduktionsormen an ihre Stelle treten. Dem grundsätzlichen
Verfall der Ökonomie entspricht eine Verwilderung des Patriarchats
- so meine These. In der Kollapssituation heute droht Frauen heute vor
allem die Funktion von Krisenverwalterinnen zugewiesen zu werden. Sie
kommen dann vermehrt an die Macht, wenn das kapitalistische Patriarchat
an die Wand fährt, bei gleichzeitiger Zuständigkeit für
den Reproduktionsbereich.
Nikita Dhawan: The Empire
Prays Back: Religion, Secularity and Queer Critique.
ZHG 003
um 18:00 Uhr am 10.07.2014
The past decades
have been ones of unprecedented sociocultural and legal gains for queer
politics. But these achievements have been accompanied by a severe critique
of the imperialist agenda of global gay politics. The employment of gender
and sexuality as alibis for legitimizing violence against religious groups,
especially Muslims, has opened up fundamental questions regarding the
future of queer emancipatory politics. The urgent critique of Western
queer politics within recent postcolonial scholarship has, however, been
accompanied by a troubling silence on heterosexism in diasporic and postcolonial
contexts. The sole focus on homonationalism neglects how supposedly conflicting
ideologies of heteronormative nationalisms on both sides of the postcolonial
divide in fact collaborate with each other. Thus there is an urgent need
to pursue a more complex, multidirectional politics of critique that is
directed at coercive practices across the secularism-religion divide.
Against this backdrop, my talk will engage with fundamental questions
of power, agency, resistance and its relation to the practice of critique
in the era of neoliberal globalization.
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