Von der elitären Forderung "Für bessere Gymnasien" zur Forderung "Für gute Schulen" 8.9.11 // Da haben nun die Elternvertreter einiger Gymnasien einen Tag vor der Kommunalwahl eine Demo angekündigt in der nur die Verbesserung der Gymnasien gefordert wird. Anstatt sich an der allgemeinen Aktion "Volksbegehren für eine gute Schule" zu beteiligen, die allen zu gute kommen soll. Schön wäre es, wenn die Demo durch massenhafte Teilnahme kritischer Menschen zu einer Demo gegen elitäre Schulpolitik würde. Dabei könnte man sich bei dem entscheidenden Punkt treffen: Gegen die Verkürzung auf 12 Schuljahre.
Pressemitteilung des Schüler*innenbündnis Göttingen Für eine bessere Schule! 8.9.11 Für Samstag, den 10.09.2011, haben Elternvertretungen von Gymnasien aus Göttingen und Umgebung eine Demonstration "für ein besseres Gymnasium" angekündigt, die um 11 Uhr auf dem Schützenplatz in Göttingen beginnen soll. Dazu gibt es einen Katalog mit Verbesserungsforderungen, der u.a. umfaßt: kleinere Klassen, weniger Leistungsdruck, mehr Lehrkräfte und eine Stärkung der sozialen Kompetenzen. Diese Forderungen entsprechen jenen, die schon seit über zwei Jahren von Schüler*innen, Studierenden und Auszubildenden in der ganzen Republik erhoben werden. Wohlgemerkt von Vertretungen jeglicher Schulform! Hier jedoch nehmen sich die Elternvertretungen einiger ausgesuchter Gymnasien in Stadt und Umland die Selbstgefälligkeit heraus, all' dieses nur für "bessere Gymnasien" zu fordern. Alle übrigen Schulformen können ja ruhig hinten runter fallen. Ob diese nun zur neuen "Oberschule" zusammengefaßt werden sollen oder wie die "Restschule" sonst auch immer euphemistisch genannt werden soll - Hauptsache, die Gymnasien bleiben "was besseres". Gegen diese Absetzbewegung mit Elitedünkel wehren wir uns entschieden! Erfahrungen anderer Länder (man blicke nur auf die Erfolge nordischer Länder in den PISA-Vergleichen) zeigen ganz deutlich, dass gerade eine weitgehend gemeinsame Bildung aller in einer "inklusiven Schule" zu einem weit höheren Bildungsniveau führt! Im Aufruf der gymnasialen Elternvertreter heißt es u.a.: "Kompetenzen vermitteln statt Auswendiglernen, Kreativität statt Pauken, Entrümpeln der Lehrpläne, Grundlagenverständnis statt Detailwissen, altersgerechte Stoffpläne". Alle diese Punkte treffen auf jegliche Schulform zu! Welche wäre zur Verwirklichung der Forderung nach "Stärkung des sozialen Umgangs" besser geeignet, als eine "inklusive Schule" für alle? Die Abschaffung des G8, das "zu einer unbewältigbaren Stoffdichte geführt" hat (so die Gymnasialvertreter) und damit die Abkehr vom Turbolernen, ist eine Forderung, die bisher solidarisch von allen Schüler*innen bundesweit erhoben wurde. Für alle Bildungseinrichtungen gilt auch die Forderung nach einer hinreichenden Ausfinanzierung unseres Bildungssystems! Unter dem Lehrkräftemangel leiden alle Schulformen, ebenso unter der Unterfinanzierung. Obwohl es einen Ansturm bei den Neuanmeldungen für Integrierte Gesamtschulen gibt, wird ihre Neugründung massivst behindert. Dabei wurde eine davon (die IGS in Göttingen) gerade als "beste Schule der Republik" ausgezeichnet! Die Probleme der Schulpolitik betreffen uns alle, nicht nur die Gymnasien. Dass sich jetzt ausschließlich Elternvertretungen von Gymnasien zusammenschließen, um für eine Verbesserung der Bildungssituation einer Schulform auf die Straße zu gehen, ist umso erstaunlicher. Das Motto müßte doch eher heißen: "Demo für eine bessere Schule", denn schließlich sind wir alle davon betroffen. Genau dies ist auch der Ansatz des aktuell laufenden "Volksbegehrens für gute Schulen" in Niedersachsen. Das Schüler*innenbündnis ruft daher alle zu dessen tatkräftiger Unterstützung auf. Bildung darf kein Privileg nur für Kinder aus "besserem" Elternhaus sein, sondern ist ein Recht für alle! Daher übernehmen wir gern den Aufruf, sich "kreativ" an der Demo zu beteiligen - und stellen sie unter das offene Motto "Demo für eine bessere Schule"! Die Überwindung des mehrgliedrigen Schulsystems würde endlich die massive soziale Selektion beenden (die im weltweiten Vergleich hier am höchsten ist!), den sozialen Umgang stärken und entschieden dazu beitragen, dass sich unsere Schüler*innen "zu starken Persönlichkeiten entwickeln" können (wie es im Demo-Aufruf heißt). Deshalb für eine gute Schule für alle - für eine umfassende Demokratisierung des Bildungssystems! Fotos: (C) Stephan Knoblauch
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Landesregierung
zerstört Erfolgskonzept des Göttinger Schulpreisträgers! "Die
Stadtratsfraktionen der SPD und GöLinken zeigen sich entsetzt: Wie aus gut informierten
Kreisen der Landespolitik zu erfahren sei, gebe es nun doch kein Angebot der Landesregierung,
um das Erfolgskonzept der IGS Göttingen-Geismar am Leben zu erhalten. Der Erfolg
des Deutschen Schulpreisträgers beruhe darauf, ein möglichst langes gemeinsames
Lernen anzubieten. Durch die Zwangsverpflichtung zum Abitur nach 12 Jahren sei
dieses nicht mehr aufrecht zu erhalten. Viele Schüler bräuchten eine längere Entwicklungszeit,
um dann im Abitur genauso erfolgreich zu sein. Noch kurz vor der Sommerpause habe
der Rat einstimmig die Landesregierung aufgefordert, der Göttinger IGS einen Sonderweg
zu ermöglichen. "Es gibt bis heute nur eine zweifelhafte Lösung: alle Schüler
sollen bis zur 10. Klasse die gleiche Stundenzahl erhalten - das aber setzt die
schwächeren unter Leistungsdruck. Ein Abitur nach 13 Jahren ist so weiterhin nicht
möglich!" so kommentieren es die beiden Ratsfraktionen gleichlautend. Noch vor
der Sommerpause habe Kultusminister Althusmann eine sorgfältige Prüfung für die
IGS angeregt. "Was jetzt vorliegt, ist eine olle Kamelle, die die Schulleitung
der IGS schon vor mehr als einem Jahr als unzureichend abgelehnt hat!" so die
Ratsfraktionen. Damit bleibe es beim Abitur nach 12 Jahren und der Zerstörung
der erfolgreichen Struktur der IGS. "Hier wird ideologisch gegen Gesamtschulen
verschleppt und verzögert, erst nach den Kommunalwahlen will man wohl die Katze
aus dem Sack lassen und der IGS den Stecker ziehen!" sind sich die beiden Ratsfraktionen
sicher. Kultusminister Althusmann werde damit der erste KMK-Präsident sein, der
einer Schulpreisträger-Schule des eigenen Bundeslandes Steine in den Weg lege.
"Wir fordern die Landesregierung auf, klar zu sagen, ob sie die IGS unterstützt
und ihr eine Zusage für das Abitur nach 13 Jahren zu geben - und zwar vor den
Kommunalwahlen!" erklären die beiden Ratsfraktionen abschließend." Demo am 10.9.11 Demo vom Schützenplatz 11 Uhr zur Kundgebung am Alten Rathaus: Der Kreiselternrat bzw. die Elternvertretungen von 10 Gymnasien rufen auf zu einer "Demo für ein bessers Gymnasium "Die Verkürzung der Schulzeit um ein Jahr hat zu einer unbewältigbaren Stoffdichte geführt. Darunter Leiden alle: Schüler, Eltern, Lehrer. Außerschulische Aktivitäten werden im Keim erstickt.... Wir fordern Kompetenzen vermitteln statt Auswendiglernen, Kreativität statt Pauken, ...>>Kreiselternrat |
Deutscher Schulpreis 2011 an die IGS Göttingen - beschämt CDU-Schulpolitik 10.6.11 / Die Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule / Integrierte Gesamtschule IGS in Geismar hat den >>Deutschen Schulpreis gewonnen und erhält 100.000 Euro. Am 10.6.11 wurde der Preis in Anwesenheit aller 15 vorausgewählten Schulenüberreicht. Der TV-Sender Phoenix übertrug die Preisverleihung ab 11 Uhr. Bei der Zeremonie war Bundespräsident Wulff anwesend und überreichte den Preis. Wulff war und ist vermutlich weiterhin ein entschiedener Gegner von Gesamtschulen und hat in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident alles versucht hat, diese Schulform zu verhindern. Er hatte sogar die Neugründung von Gesamtschulen verboten, knickte aber ein, als Eltern neue Gesamtschulen forderten. Auch der jetzige nds. Kultusminister Bernd Althusmann versucht mit immer neuen Vorschlägen eine Ausbreitung von Gesamtschulen zu verhindern - neuerdings eben mit einer Verkürzung der Schulzeit (>Turboabitur)und der Einführung einer "Oberschule". Nun gewinnt aber schon zum zweiten Mal eine niedersächsische Gesamtschule den Deutschen Schulpreis Dieser Preis ist eine Anerkennung für eine Schulform die NICHT selektiert. So etwas können sich die Konkurrenz-Fanatiker der CDU offensichtlich nicht vorstellen. Dass solidarisches, kollektives Lernen wichtige Fähigkeiten fördert und insgesamt handlungsfähigere Menschen hervorbringt, das will ihnen nicht in den Kopf gehen. Die CDU lernt sehr langsam, wie man in der Atomdebatte sieht , aber irgendwann wird sie es einsehen; da sind wir optimistisch. Anmerkungen Die Laudatio der Preisverleihung am 10.6.11 in Berlin im Wortlaut Laudatio Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Mit einem Versprechen werden die neuen Schüler - und ihre Eltern - in der Schule begrüßt: Hier muss niemand Angst haben.Eine wertschätzende, vertrauensvolle Beziehungskultur zwischen Schülern und Lehrern, zwischen Eltern und Lehrern, zwischen Kolleginnen und Kollegen ist das Fundament, auf dem das Konzept der Schule fußt.Die Schule setzt durchgängig auf Teamstrukturen mit größtmöglicher Eigenverantwortung. Im kleinsten Team, in der bewusst heterogen zusammengesetzten Tischgruppe, die über einen langen Zeitraum miteinander lernt, übernehmen Schülerinnen und Schüler die Verantwortung für das eigene Lernen und Handeln, aber auch für das Weiterkommen der anderen. Die extreme Spannbreite im Leistungsbereich der Lernenden wird produktiv genutzt: Indi-vidualisierte Lernprozesse, die Möglichkeit, unterschiedliche Niveaustufen zu erreichen, sind integriert in das gemeinsame Lernen. Viermal im Jahr trifft sich jede Tischgruppe mit den Tutoren, mit den Eltern bei einem Kind zuhause und stellt die aktuelle Arbeit vor.In der Sekundarstufe I wird konsequent auf Fachleistungsdifferenzierung verzichtet, bis in die Klasse 8 hinein gibt es Lernentwicklungsberichte - keine No-ten, es gibt kein Sitzenbleiben, kein Abschulen. Die Leistungen der Lernenden in zentralen Prüfungen, bei Übergängen sind beeindruckend.Vor 40 Jahren hat sich die Georg-Christoph-Lichtenberg- Gesamtschule aufgemacht, ihre Vorstellungen von einer guten weiterführenden Schule für alle Kinder zu entwickeln und umzusetzen. Diese Vision hat sich im Laufe der Zeit angepasst an Veränderungen, hat sich weiterentwickelt, hat andere angesteckt. Sie ist bis heute lebendig.
Pressemitteilungen zum Thema Fraktion
Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Göttinger Stadtrat 10.6.2011 Patrick
Humke Partei DieLinke gratuliert Trittin:
Gratulation zum Schulpreis an die IGS Wenzel/GRÜNE: Deutscher Schulpreis für IGS-Göttingen praktischer Beweis für Erfolg des gemeinsamen Lernens Ausgezeichnetes Konzept darf nicht durch Abi nach 12 Jahren zerstört werden . 10.6.11 / Der Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen Stefan Wenzel hat der Georg-Christoph-Lichtenberg Gesamtschule in Göttingen zur Auszeichnung mit dem Deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof Stiftung gratuliert. "Das ist ein toller Erfolg für die Schule und eine wegweisende Entscheidung der Jury, die vor allem das Konzept des gemeinsamen Lernens überzeugt hat", sagte der Grünen-Politiker heute (Freitag) in Hannover. Mit der Göttinger IGS habe eine Schule den mit 100.000 Euro dotierten Preis erhalten, die ihre Schülerinnen und Schüler auch im Binnenverhältnis nicht nach Leistung trennt. Das habe die Kultusministerkonferenz bundesweit nur fünf Schulen zugestanden. "Das Göttinger Tischgruppenmodell steht für beispielhafte Teamarbeit und führt zu herausragenden Leistungen, stärkt die soziale Kompetenz der SchülerInnen und führt ungewöhnlich viele zu einem guten Abitur", sagte Wenzel. Es sei absurd, wenn das ausgezeichnete pädagogische Konzept der IGS in Göttingen unmittelbar nach der Übergabe des Preises durch den Bundespräsidenten Christian Wulff durch die Bildungspolitik der Niedersächsischen Landesregierung "im Kern zerstört wird", kritisierte der Grünen-Politiker. Das neuerdings auch für Gesamtschulen verbindliche Abitur nach 12 Jahren zwinge diese dazu, Schülerinnen und Schüler nach der neunten Klasse aufzuteilen. Wenzel forderte den Niedersächsischen Ministerpräsidenten McAllister auf, angesichts des in der Praxis erwiesenen Erfolgs des gemeinsamen Lernens den Integrierten Gesamtschulen wieder zu ermöglichen das Abitur nach 13 Jahren anzubieten. Andretta
gratuliert IGS zum Deutschen Schulpreis 2011 Juso-SchülerInnen
begrüßen die Auszeichnung der IGS Göttingen |