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Mindestlohnkampagne in Göttingen

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Löhne, die Ergänzung durch Hartz 4 erfordern

10.7.13 / (gekürzt und redigierte PM von Verdi) //
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) haben eine Untersuchung zum Mindestlohn im Kreis Göttingen in Auftrag gegeben. Demnach arbeiten im Kreis Göttingen rund 31.840 Menschen für einen Niedriglohn, d.h. weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 hätte nicht nur für die Arbeitskräfte sondern auch für den Umsatz an Verbrauchsgütern in der Region positive Effekte:"Die Kaufkraft im Kreis Göttingen würde um 60,8 Millionen Euro pro Jahr steigen." da "der Zuwachs an Kaufkraft nahezu eins zu eins in den Konsum gehen würde." Denn Niedriglöhner seien gezwungen, kürzer zu treten und Verzicht zu üben. Das fängt schon beim Bus- und Bahnticket an. Für Ausflüge und selbst für Verwandtenbesuche reicht das Geld oft nicht. Genauso wie fürs Kino oder Schwimmbad", "Wer von einem Niedriglohn lebt, für den sind die Käse- und die Frischfleischtheke im Supermarkt tabu. Bei Lebensmitteln kommen dann nur Sonderangebote und Billigprodukte in Frage. Am besten reduzierte Ware: Zweite-Wahl-Produkte oder Sachen kurz vor dem Ablaufdatum. NGG und ver.di werfen den Billig-Arbeitgebern vor, sie würden sich vom Steuerzahler subventionieren lassen. "wenn Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Teilzeit- oder Vollzeitjob haben, aber so wenig verdienen, dass der Staat mit Hartz IV drauflegen muss. Das ist dann quasi staatlich subventioniertes Lohndumping. Das Vorhaben je nach Branche und Region unterschiedliche Mindestlöhne einzuführen, lehnen die Gewerkschaften ab "Kein Mensch wird eine ‚Republik der 1000 Mindestlöhne' je überblicken, geschweige denn kontrollieren können." NGG und ver.di appellieren an alle Beschäftigten, die im Kreis Göttingen zu einem Niedriglohn arbeiten, diesen online beim Dumpinglohnmelder (www.dumpinglohnmelder.de) anzuzeigen. Die beiden Gewerkschaften wollen so noch vor der Bundestagswahl die "Deutschland-Billiglohn-Landkarte" vervollständigen.

Im Text werden zitiert: Manfred Tessmann Geschäftsführer der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen, Matthias Günther vom Pestel-Institut. Der Leiter der Mindestlohn-Studie und der stellvertretende Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Region Süd-Ost-Niedersachsen, Lothar Richter.

 

"Mindestlohn-Truck" vor dem Cinemaxx - Eigentlich sind 10 Euro pro Stunde nötig

Am Donnerstag, den 3. Mai 2007 machte die Mindestlohn-Tour der Vereinten Dienstleistungsgewerk-schaft ver.di und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) durch 50 deutsche Städte Station in der Göttinger Innenstadt.


(Foto: B. Unger / ) Aktion mit Puppen Johannisstrasse / Deutsche Bank 3.5.07

Unter dem Motto "Den Hungerlöhnern ein Gesicht geben" machen ver.di und NGG mit einer Foto-Ausstellung, Demonstrationen und zahlreichen Innenstadt-Aktionen auf die prekäre Situation der Beschäftigten im Niedrigstlohn-Sektor aufmerksam.


(Foto: B. Unger /) Aktion mit Puppen Weender Str. 3.5.07 / Die T-Shirts tragen die Aufschrift "Hungerlöhner", die großen Puppen "Kein Lohn unter 7,50 Euro"


Der Container stand ab 11 Uhr in der Johannisstraße und ab 17.45 Uhr auf der Bahnhof-Westseite zwischen Arbeitsagentur und CInemaxx. Im Container waren einige Fälle von Geringverdienern dokumentiert und die dazugehörenden Personen mit großen Fotos abgebildet.


Mindestlohn-Truck vorm Arbeitsamt 3.5.07

Der riesige Lastwagen mit der Aufschrift

"Arm trotz Arbeit"

parkte zwischen Arbeitsamt und Cinemaxx

Der "Skydancer" , ein von einem Lufgebläse aufgerichtete Figur gehörte mit zu der Aktion.

 

Im Folgenden zwei der Fälle, die im Truck als Beispiele für GeringverdienerInnen dargestellt waren. Z.B. die 47 jährige Christiane Rösner, Wachfrau in einem Krankenhaus in Bremen , die 6,99 EUro pro Stunde erhält. :

"Irgendwie besteht das Leben nur noch daraus Löcher zu stopfen. Am 15. kommt das Geld und ist am selben Tag auch schon wieder weg. Oper, Kino oder ein Sportkurs - das ist alles nicht möglich , und die Freunde rufen immer seltener an. Wenn mich einer fragt, was ich verdiene, schäme ich mich. Eigenltich sind 7,50 Euro Mindestlohn noch zu wenig. 10 Euro wären angemessen, um ein anständiges Leben zu führen."

Oder der 48 jährige Matthias Rolle, der für 6,40 Euro als Fleischer arbeitet

"Von Bekannten hören wir oft: Warum geht ihr für so wenig Geld noch ausser Haus? Dann doch besser arbeitslos gemeldet sein. Weil ich fast nur nachtschichten arbeite, um auf mein Geld zu kommen, leben meien Frau und cih total aneinander vorbei, und es gibt Streit: um Zeit, um Geld, um Sex. Im Urlaub waren wir zuletzt zu D-Mark-Zeiten, am Teupitzsee in Brandenbrug. Klamotten und ZIgaretten holen wir im nahen Tschechien, ein Kredit ist abzuzahlen, manchmal spielen wir Lotto. Aber nur einen Tipp!"

Informationen zum Mindestlohn unter www.mindestlohn.de zur Mindestlohn-Tour und zur Ausstellung im Internet unter www.mindestlohn.de/tour und im Mindestlohn-Blog http://blog.mindestlohn.de Ansprechpartner/-in bei ver.di Göttingen:Michael Böhm, michael.boehm@verdi.de

Wegen der laufenden Auseinandersetzung um die Löhne und die Arbeitsbedingungen beim Cinemaxx postierten sich die Verdi-Mitglieder mit T-Shirts und der Aufschrift "ARM trotz Arbeit" vor dem Cinemaxx


Freie Journalisten - Prekäre Beschäftigung

U.a. informieren Freie Journalisten über ihre Arbeitsbedingungen. "Traumberuf Journalist oder Hungerlöhner?" hieß es auf einer Stellwand vor dem Geschäft des Pressgrossisten Tonollo am Bahnhof. Die "Freien" erhöhten die Forderung gleich mal auf mindestens 10 Euro pro Stunde anstatt 7,50 Euro. Die Freien haben in Göttingen einen regelmäßigen Treff, ... mehr Infos


Infostand der freien JournalistInnen

 

GöLINKE-Ratsfraktion unterstützt Mindestlohn-Tour

Pressemitteilung 3.5.07 / "Nach Erfurt und Gera war heute Göttingen Station der Mindestlohn-Tour von ver.di. Die GöLINKE hat die Aktionen rund um den Johanniskirchhof und die verschiedenen „Betriebsbesichtigungen“ in der Innenstadt zahlreich und tatkräftig unterstützt. Gesetzliche Mindestlöhne gibt es in allen Ländern der alten EU und selbst in vielen der neuen Beitrittsländer, nicht aber in Deutschland! Eigentlich sollten Lohn und Einkommen aus regulären Beschäftigungsverhältnissen zum Leben reichen, was jedoch häufig nicht der Fall ist, weil die Bezahlung und das, was davon netto übrig bleibt, unter dem Existenzminimum liegen. Deshalb unterstützt die GöLINKE-Ratsfraktion die Aktion von ver.di. Im Kampf um einen gesetzlichen Mindestlohn sehen wir ein entscheidendes Mittel zur Entschärfung der Auswirkungen von Hartz IV. Lohndumping schwächt den Binnenmarkt und mehrt die Arbeitslosigkeit. Das Lohnniveau fällt seit Jahren, für viele sogar unter die Pfändungsgrenze. Deshalb ist ein gesetzlich festgelegter Mindestlohn von wenigstens 7,50 €, wie ihn der DGB fordert, längst überfällig."

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