2006:
Kirchen zum Streik
Mitarbeitervertretung des Ev.-luth. Kirchenkreises solidarisch mit den
streikenden Kollegen
7.3.06 Presseerklärung / Bisher
waren sich die evangelische und die katholische Kirche darin einig, die
vorhandene Arbeit auf möglichst viele Köpfe zu verteilen, um
die Arbeitslosigkeit zu senken. Ein Streik gegen die Verlängerung
der Arbeitszeit und somit gegen die Ausweitung der Arbeitslosigkeit liegt
voll auf der kirchlichen Linie. Dies kann auch in der "Gemeinsamen Erklärung
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Katholischen
Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Frage" nachgelesen
werden (S. 70ff).
Bilder: Solidaritätskundgebung
der KirchenmitarbeiterInnen am Kirchenkiosk / Kornmarkt während der
Verdi-Streikaktionen
Da es nicht so oft vorkommt, dass tausende
Frauen und Männer wochenlang bei Kälte und Schnee für zutiefst
christliche Grundwerte auf die Straße gehen, muss sich die Kirche
doch eigentlich freuen, meint die Mitarbeitervertretung. Wie aber erklärt
sich das Schweigen der Kirchenleitungen zum Streik im Öffentlichen
Dienst? Kann das Schweigen damit zusammenhängen, dass sie im eigenen
Bereich Kürzungen durchsetzen wollen und in Konflikt mit ihren öffentlich
verkündeten Werten kommen? So will die Landeskirche Hannovers massiv
Stellen abbauen und zugleich die Arbeitszeit anheben.
Der stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Kirchenkreises
Göttingen, Hilmar Ernst, richtet an die Landesbischöfin, Frau
Dr. Käßmann, und an die örtliche Kirchenleitung folgenden
Appell: "Kehren Sie um! Stellen Sie sich an die Seite der Menschen, die
gegen die Arbeitszeitverlängerung kämpfen, weil sie Angst um
Ihren Arbeitsplatz haben und weil sie nicht wollen, dass noch mehr arbeitslos
werden!" 18 Minuten Mehrarbeit pro Tag bedeuten 1,5 Stunden Mehrarbeit
pro Woche, die sich dann auf 2 Wochen Mehrarbeit im Jahr (selbstverständlich
ohne zusätzliche Vergütung) aufsummieren. Die Erhöhung
der Arbeitszeit auf 40 Std./Woche lässt einen bundesweiten Abbau
von bis zu 250 000 Stellen im Öffentlichen Dienst erwarten. "In einem
Land mit mehr als 5 Mio. Arbeitslosen kann deshalb die Ausweitung der
Arbeitszeit, wie auch von der Landeskirche gefordert, nicht die Lösung
sein", so Ernst weiter. Ein Gespräch der Kirchenleitungen mit den
Streikenden wäre sicher ein gutes Zeichen für die Glaubwürdigkeit
unserer Kirche. Auch die Kirche sollte sich öffentlich für den
Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzen!
.
Ev.lutherische Kirche
plant Vernichtung von mehr als 300 Arbeitsplätzen
Bereits im September 2004 war der Unmut
der KirchenmitarbeiterInnen hochgekocht und es kam zu Protestversammlungen
wegen Gehaltskürzungen bei gleichzeitiger Arbeitszeitverlängerung.
Nun kündigt sich ein noch härterer Angriff der Kirchenoberen
an: 30% der Stellen sind bedroht. Dies verlangt eine entsprechende Antwort
der KollegInnen in den Krallen der Kirchenmanager zu der wir sie nur herzlichst
unterstützen können. Als erstes sollte jemand das Info-Kiosk
in der Innenstadt mal umdekorieren und darauf aufmerksam machen. (Red.goest)
|
Schon
September 2004 gärte es - hier ein Transparent bei einer Protestversammlung
2.11.04 in der Freidenskirche auf dem Hagenberg, bei der gegen die
Verlängerung der Arbeitszeit protestiert wurde - nun wird die
Prognose des Transparents bittere Realität |
15.7.05 / Ver.di befürchtet betriebsbedingte
Kündigungen bei der ev.-luth. Kirche in Göttingen und kritisiert
den bis zum Jahre 2020 angekündigten Stellenabbau. Nach Aussage der
Mitarbeitervertretung soll bis zum Jahr 2020 ein Drittel von 1000 Mitarbeiterstellen
gestrichen werden (ohne Pastorenstellen - hier wird unterproportional
gekürzt).
Weiterhin ist eine vollständige Kürzung der Zuschüsse an
die Diakonie-Sozialstationen beabsichtigt. womit man auf dem Weg zu einer
Pastorenkirche wäre. Auch in fremdfinanzierten Bereichen (z. B. Kindergartenbereich)
sollen die Zuschüsse gekürzt werden.
Da im Stellenplanungsbereich, dazu gehören Diakone, Pfarrsekretärinnen,
Küster, Kirchenmusiker, Kirchenkreissozialarbeiter und Verwaltung,
allein 2009 und 2010 die Personalkosten um 11% gekürzt werden sollen,
ist zu befürchten, dass es zu betriebsbedingten Kündigungen
kommt.
"Die MAV wird alles in ihrer Macht stehende versuchen, damit auch weiterhin
bei der Stellenplanung auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet
wird, selbst wenn dafür kirchliches Vermögen aufgewandt werden
muss", so Werner Massow, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Kirchenkreises,
der die Interessenvertretung von über 1000 Beschäftigten im
Kirchenkreis Göttingen wahrnimmt.
Der Perspektivausschuss der Synode schlägt darüber hinaus eine
Abkopplung vom Bundesangestelltentarif (BAT) vor, um den Weg für
einen kircheneigenen Tarif frei zu machen. Dies lässt erhebliche
Lohn- und Gehaltseinbußen befürchten und wird von der Mitarbeitervertretung
selbstverständlich abgelehnt.
"Nicht genug, dass man den Beschäftigten im letzten Jahr das Urlaubs-
und Weihnachtsgeld aus der Tasche geholt hat, jetzt sollen Mitarbeiterstellen
bis zum Jahre 2020 um ein Drittel gekürzt werden. Das sind für
den Kirchenkreis in Göttingen etwa 300 Arbeitsplätze in 15 Jahren,
die wegfallen. Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip reichen
nicht mehr, jetzt werden Arbeitsplätze platt gemacht", so Hilmar
Ernst, stellvertretender Vorsitzender der Mitarbeitervertretung in Göttingen.
Eine Mitarbeiterversammlung zu den oben genannten Themen wird nach den
Sommerferien Ende Septemter / Anfang Oktober stattfinden. (Text weitgehend
von der Pressemitteilung von Lothar Richter, Ver.die übernommen)
Mehr
arbeiten und weniger Geld ...Nein Danke!
Ev.
luth. Landeskirche probt den Angriff auf die Beschäftigten.
Sept 2004/ Am
2 September kamen ca. 140 MitarbeiterInnen zur Versammlung von Verdi
in die Kirche der Göttinger Friedensgemeinde, Auf dem Hagen 23, um gegen
die Pläne der Kirchen-Chefs zu protestieren.
Die Beschäftigten
proben die Gegenwehr. Sie demonstrierten ihren Protestwillen
am 2.9. als sie zur MitarbeiterInnenversammlung zusammenkamen.
Die gut verdienenden
Kirchenmanager wie Peter Fündeling (Oberlandeskirchenrat) die sich auch
schon mal eine Stelle mehr als eine zu wenig im Management gönnen, wollen
nämlich den Arbeitenden
- 2004 das Weihnachtsgeld
auf 50 % kürzen
- 2005 das Weihnachtsgeld
ganz streichen
- Das Urlaubsgeld
ganz streichen
- die Arbeitszeit
von 38,5 auf 40 Stunden erhöhen ohne Lohnausgleich
- 10 % der Arbeitsplätze
"mittelfristig" vernichten.
Das betrifft in Göttingen
ca. 1150 Beschäftigte. Darunter sind z.B. 370 Beschäftigte in den Kindertagesstätten
und 140 Beschäftigte in den Stationen der Diakonie.
Die Leute sind total
sauer, dass sie jetzt wieder ohne Lohnausgleich länger arbeiten sollen
und auch noch Geld zusätzlich gestrichen bekommen.
Könnte sein, dass
die Montagsdemo am 6.9.04 jetzt zusätzlichen Zulauf bekommt.
Und: Am 15.
September soll eine Demo vor dem Landeskirchenamt, Rote Reihe 6 in Hannover
stattfinden. Bus-Abfahrt 13 Uhr vom MAV-Büro, Friedensgemeinde
auf dem Hagen 23
|
Bild links: ver.di-Sekretär Horst Roths grimmiges Gesicht unterstreicht
die Dramatik mit dem die KollegInnen den Angriff der Kirchen-Chefs
auf die Arbeitenden ablehnen. |
ver.di-Sekretär Horst
Roth: "Es ist an der Zeit, den kircheninternen Protest nach Außen
zu tragen. Gerade die geplante Arbeitszeitverlängerung ist ein Skandal.
Im kirchlichen Dienst gibt es jetzt schon ca. 75% Teilzeitbeschäftigte,
die haben schon eine individuelle Arbeitszeitverkürzung mit entsprechendem
Lohnverzicht. Diesen Beschäftigten würde durch die Arbeitszeitverlängerung
faktisch der Lohn um fast 4% gekürzt. Zusammen mit der beabsichtigten
Streichung des Weihnachtsgeldes wären das in 2005 über 10 % Lohnkürzung.
Auch arbeitsmarktpolitisch passt der beabsichtigte Personalabbau nicht
in die südniedersächsische Landschaft mit ihrer Arbeitslosenquote von
ca. 14 %.
Im schnellen Transparente malen sind die KollegInnen schon super und was
draufsteht zeigt, dass sie auch über den Tellerrand hinausdenken mit ihrer
Kritik.
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