Atommüll-"Endlager" ASSE usw.
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Atommüll-Politik in der Sackgasse (Juni 2015) (Flyertext der VeranstalterInnen
/ siehe unten*) In die Atomenergie einzusteigen, das ging vor fünf
Jahrzehnten relativ schnell und reibungslos. Die Folgen davon werden viele
Generationen zu tragen haben. Denn einfach auszusteigen, das geht nicht.
Das Erbe dieser Technologie, der Atommüll, wird für Jahrtausende
bleiben. Zum Beispiel die Bundesländer: Um Gorleben nicht weiter als Endlagerstandort zu zementieren, sollen 26 noch ausstehende Castoren aus ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen in Zwischenlagern an den AKW-Standorten geparkt werden. Die rot-grünen Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sagten auch zu, jeweils einen Teil der Castoren zu übernehmen, sofern ein weiteres Land mitziehe. Doch dieses Land findet sich nicht. Während Niedersachsen mit einigem Recht auf vorhandene Lasten (Gorleben, Schacht Konrad, Asse) verweist, drückten sich Hessen und Bayern mit teils bizarren Argumenten. Zum Beispiel die Energiekonzerne: Sie wollen für die Erkundung weiterer Standorte nicht zahlen, obwohl sie als AKW-Betreiber den Atommüll produziert haben. Zudem wollen die Unternehmen ihre ohnehin unzureichenden Rückstellungen für den Abriss der AKWs und die Entsorgung in "Bad Companys" verschieben. Rutschen diese in die Pleite, müssen Staat und Steuerzahler einspringen. Gleichzeitig überziehen die Betreiber Bund und Länder mit Dutzenden Klagen gegen den Atomausstieg und das Standortauswahlgesetz. Dass Vertreter dieser Konzerne gleichzeitig in der Endlager-Kommission munter über eine neue Standortsuche mit diskutieren, ist skandalös. Die Anti-AKW-Bewegung fühlt sich ebenfalls überrollt. Weil wir den Salzstock Gorleben für geologisch ungeeignet und "politisch verbrannt" halten, geht uns der bloße Stopp der Erkundung nicht weit genug. Das Bergwerk bleibt offen, die tief ins Erdreich getriebenen Schächte werden nicht zugeschüttet, so geht der Standort in der "Pole Position" ins Auswahl-Rennen. Wir kritisieren auch, dass eine umfassende gesellschaftlichen Debatte bisher fehlt. Der vorgebliche Neustart der Endlagersuche beginnt nicht mit einem gesellschaftlichen Konsens, sondern mit Parteiengekungel. Das ist zu wenig Substanz für ein Jahrtausendthema, das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bisher ungelöst ist. Einladung
zur Vorführung des Films "Reise zum sichersten Ort der Erde"
im Lumiere
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Flugblatt-Text
des Arbeitskreises: Die wohl größte Umweltkatastrophe Deutschlands spielt sich tagtäglich 70 Kilometer nordöstlich von Göttingen ab. Das Atommülllager Asse, in dem rund 126.000 teils verrostete Fässer mit radioaktiven Abfällen lagern, droht einzustürzen und voll Wasser zu laufen. Eine Verseuchung des Grundwassers wäre die Folge – das Ausmaß möglicher Verstrahlungen ist dabei nicht einmal in Ansätzen abzusehen. Die Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll wurden zwischen 1967 und 1978 in das ehemalige Salzbergwerk Asse II gebracht. Dabei wussten alle Beteiligten und Verantwortlichen, dass die Nachbarschächte Asse I und Asse III schon früher "abgesoffen" waren und auch Asse II nicht trocken ist: Seit Jahrzehnten laufen jeden Tag rund 12.000 Liter Salzlauge in die Grube – woher sie kommt, weiß auch der Betreiber nicht. Formal firmierte die Asse damals als Forschungsbergwerk und "Versuchsendlager". Es unterstand dem Bundesforschungsministerium und wurde nach dem Bergrecht betrieben, das im Vergleich zum strengeren Atomrecht kaum Beteiligungsmöglichkeiten für die Anwohner vorsieht. Geforscht wurde allerdings nur rudimentär. Vielmehr bot die Asse den AKW-Betreibern die Möglichkeit, ihren strahlenden Müll billig loszuwerden. In zwölf alten Salz-Abbaukammern wurden die Fässer teilweise neben- und übereinander gestapelt, teilweise aber auch einfach abgekippt. Unter den eingelagerten radioaktiven Materialien sind nach heutigem Kenntnisstand mehr als 100 Tonnen Uran und 28 Kilogramm Plutonium. Außerdem liegen dort verstrahlte Tierkadaver, etwa von Affen, sowie chemisch giftige Abfälle wie große Mengen des längst verbotenen Insektengiftes DDT. Es halten sich Gerüchte, dass auch zwei Schlosser, die 1975 bei einem Unfall im AKW Gundremmingen verbrüht wurden, in der Asse ihr letztes Grab gefunden haben. Fest steht: Das radioaktive Inventar der Asse ist bis heute nur lückenhaft dokumentiert. Das musste auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) feststellen, als es 2009 die Verantwortung für das Bergwerk und seine Stilllegung übertragen bekam. Seitdem untersteht das Atommülllager dem Atomrecht – das heißt, es wurde endlich auch juristisch als das betrachtet, was es ist, nämlich als Atomanlage. Nach einem Vergleich verschiedener Varianten zur Schließung der Asse empfahl das BfS 2010, sämtliche Abfälle aus dem Bergwerk herauszuholen. Die beiden anderen Alternativen – Umlagerung des Mülls innerhalb der Asse und die Flutung der gesamten Grube – verwarf die Behörde, weil die Gefahr langfristiger Verseuchung bestehe. Danach tat sich zunächst lange Zeit erst mal gar nichts. Die Zauderer und Bremser im Bundesumweltministerium (BMU) und das niedersächsische Umweltministerium (LMU) verzögerten den Beginn der Rückholung nach Kräften. So verordnete das BMU zunächst eine "Faktenerhebung". Vor einer endgültigen Entscheidung sollten zunächst zwei Kammern mit Atommüll angebohrt, geöffnet und erste Fässer probeweise geborgen werden. Die örtlichen Bürgerinitiativen halten diese Probephase für reine Zeitverschwendung, weil ohnehin klar sei, dass die Fässer in einem katastrophalen Zustand sind und die Reste mit Baggern geborgen werden müssen. Zumindest ein Teil der Verantwortlichen arbeitet immer noch auf eine Verfüllung und anschließende Flutung des Bergwerks hin. Dabei ist das wohl die gefährlichste Lösung: Zurzeit ist noch Luft im Bergwerk, welche die großen Kräfte der darüber liegenden Gesteinsschichten abfedert. Wenn sie erst einmal von Salzlauge verdrängt ist, werden die gefluteten Kammern ausgequetscht wie ein nasser Schwamm. Der Übertritt von Radioaktivität in das Grundwasser ist dann nicht mehr zu verhindern. Fachleute befürchten, dass sich das verseuchte Grundwasser weiträumig ausbreiten kann, auch bis nach Göttingen. Am 1. Juni kam zumindest symbolisch Bewegung in die Angelegenheit. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) besuchte nur knapp zwei Wochen nach seiner Amtseinführung die Asse – Vorgänger Norbert Röttgen hatte dafür zweieinhalb Jahre gebraucht – und drückte dabei auf einen roten Knopf, der die erste Erkundungsbohrung in Gang setzte. Zehn Tage später gab es allerdings erste technische Probleme. Weiches Bitumen in dem rund 20 Meter dicken Verschluss der Atommüllkammer Nr. 7 verschmierte Bohrloch und Bohrkopf, die Arbeiten wurden unterbrochen. Viele der für die eigentliche Bergung der Abfälle notwendigen Schritte sind bislang nur in Ansätzen oder noch gar nicht geplant: etwa der Bau eines weiteren Schachtes, eines oberirdischen Pufferlagers sowie eines Zwischenlagers, in dem die zurückgeholten Abfälle so lange verwahrt werden müssen, bis es ein Endlager gibt. Das ist die große Gemeinsamkeit der radioaktiven Abfälle in der Asse, in Morsleben, in Gorleben und Ahaus sowie in den Zwischenlagern an den AKW-Standorten: Niemand weiß, wie man sie über lange Zeit sicher lagern kann. Und man braucht nicht viel Fantasie, um zu erraten, wie es einem künftigen "End"lager Gorleben ergehen würde – nach wenigen Jahren dürfte wohl wieder ein Rettungsversuch fällig sein, um die schlimmsten Gefahren abzuwenden, die vom Erbe des Atomrausches ausgehen. Göttinger
AK gegen Atomenergie |
2014 Veranstaltungen 14.1.14 "Versuchsendlager" Asse, Ref. Tobias Darge, Juzi 21 Uhr 23.1.14 Bestandsaufnahme des Atommülls in Deutschland - ein Sorgenbericht, Referentin Ursula Schönberger. ZHG Uni-Hörsaal 19 Uhr März 2014 "Kommen sie da runter" - die Kletteraktivistin CeCile Lecomte erzählt aus ihrem aktivistischen und juristischen Alltag. |
2008 Schrittweise kommt
die Wahrheit ans Licht 5.9.2008
/ Skandal-Update: ASSE
II: Atomdreck gefährdet Grundwasser der ganzen Region Asse
- ein Berg ca. 100 km von Göttingen - Asse II ein Atomlager Landkreis
Göttingen befürchtet Folgen fürs Grundwasser
Umweltinitiativen
und kritische Wissenschatler/innen hatten wieder mal recht
Flutung des Bergwerks verhindern Pressemitteilung
Jürgen Trittin
23.6.08 : "Asse II tickende Zeitbombe"
Wohin mit dem Atommüll ? - Endlager Asse II säuft ab 2007 20. Februar, 19.30 Uhr, im DGB-Haus, Obere Maschstraße 10 Prof.Dr.Rolf Bertram Dienstag, Seit über 50 Jahren wird - bisher erfolglos- versucht, ein "sicheres Endlager" zu finden. Bis zur Stunde gibt es nicht einmal verbindliche Kriterien zur Endlagerung. Ob Salz, Ton , Granit oder anderes Material, immer stellt sich bei der Eignungsprüfung heraus, dass die Lösung des Problems mit jeder neuen Erkenntnis schwieriger wird.
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2005 Erste Warnungen vor dem Absaufen 7.12.2005 / Ein Versuchsendlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll bei Wolfenbüttel (keine 85 km von Göttingen entfernt) droht abzusaufen. Seit 1988 dringen ca. 12m³ Laugenzuflüsse in die Asse II ein, einem ehemaligen Salzbergwerk, das seit 1967 als Versuchsendlager genutzt wird. Die Herkunft der Laugenzuflüsse ist bis heute nicht bekannt. Die Fachleute gehen davon aus, dass diese Laugenzuflüsse, die in den Salzstock Asse II eindringen, aus dem Deckgebirge kommen. Asse II ist offiziell ein Forschungsbergwerk, welches bis 2013 verschlossen werden soll - faktisch ist Asse II ein Atommüllendlager. In den Jahren 1967 – 1978 wurden als Versuch deklariert 124.494 Fässer mit schwachradioaktiven Stoffen in der Asse eingelagert, davon allein in den zwei Jahren bis zum Ende der Genehmigung 50.000 Fässer – das ist der gesamte, in dieser Zeit in der Bundesrepublik angefallene, schwachaktive Atommüll. In den Jahren 1972 – 1977 wurden 1.293 Behälter mit mittelradioaktiven Abfall eingelagert. Diese radioaktiven Abfälle stammen überwiegend aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.Das erstellte Radionuklidinventar der GSF enthält am 01.01.2002 neben anderen Radionukliden und erheblichen Mengen von chemischen toxischen Stoffen auch 102 t Uran, 87 t Thorium, 11,6 kg Plutonium und Radium . Die gesamte Strahlungsaktivität betrug 83.300 Curie. Wegen der Laugenzuflüsse soll Asse II mit einer Magnesiumchloridlösung verfüllt werden.Kommt dieses Konzept zum Einsatz, dann werden sich die Verpackungen und Bindungen des Atommülls auflösen, Radionuklide werden in Lösung gehen und durch den Druck des Berges ins Deckgebirge ausgepresst. Die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung ist nicht auszuschließen!2003 sollte der sog. "Langzeitsicherheitsnachweis" vorgelegt werden, er wurde bis heute nicht fertig gestellt. Die Situation der Asse führt deutlich das Endlager- Dilemma vor Augen: nicht nur, dass es kein sicheres Endlager gibt, sondern das der Bevölkerung jahrelang wider besseren Wissens Sicherheit vorgegaukelt wird. Die Vorgehensweise, wie bisher mit Atommüll und deren Endlagerungen bzw. mit der Standortauswahl umgegangen wurde, scheint starke Ähnlichkeiten aufzuweisen.Das bewusste Akzeptieren von Radionukliden, die in Lösung gehen, wie es bei Asse II jetzt von Fachleuten erfolgt, könnte auch Auswirkungen auf andere Standort-Verfahren haben. Asse II zeigt deutlich, wie berechtigt und notwendig der Widerstand gegen Atomkraftwerke, Atommülltransporte und deren Auswirkungen ist. Atommüllendlager Asse II - aktueller Stand Vortrag und Diskussion mit Heike Wiegel (Verein: Aufpassen e.V. ) Mittwoch, 7. Dez.2005, 18 Uhr, bei der 48h-Uni ZHG 003, Weiter Infos im Internet unter: www.aufpassen.org |