Alcan
/ Novelis / Hindalco
Novelis und seine Einbindung in einen global agierenden Konzern Foto unten: Gesamtansicht des Aluminiumwerkes in Göttingen / Foto: goest |
Novelis und seine Einbindung in einen global agierenden Konzern Die langezogene mit Aluminium verkleidete Werksfront in der Weender Landstr. / Hannoverschen Straße war 75 Jahre als "Alcan" bekannt und der neue Name Novelis dringt nur langsam ins Bewußtsein der Göttinger Bevölkerung vor. Wenig beachtet hat hier in Göttingen ein Global Player einen Standort entwickelt, der mit einem milliardenschweren indischen Konzern verbunden ist. Die Aditya Birla Group hat über ihre konzerneigene Firma Hindalco das nach dem Verkauf durch Alcan nur kurzzeitig selbständige Noveliswerk aufgekauft und in eine weltweite Strategie der Aluminiumherstellung und Verarbeitung eingebaut. Damit ist Novelis Teil einer Konzerngruppe mit 100.000 Beschäftigten geworden
Novelis, eine Tochtergesellschaft von Hindalco Industries Limited, ist der weltweit führende Hersteller von Aluminiumwalzerzeugnissen und Recycler von Aluminiumdosen. Das Unternehmen ist in 11 Ländern geschäftstätig, beschäftigt ca. 12.900 Mitarbeiter und wies 2006 einen Umsatz von 9,8 Mrd. USD aus. Novelis kann Kunden in ganz Asien, Europa, Nord- und Südamerika mit hochwertigen Aluminiumwalzerzeugnissen versorgen. Mit hochmodernen Produktionsanlagen beliefert das Unternehmen Kunden in der Automobil- und Transportbranche, der Getränke- und Nahrungsmittelverpackungsindustrie, der Baubranche, der Druckindustrie und anderen Industriesektoren mit Aluminiumblechen und -folien.>> www.novelis.com Novelis betreibt einige der "modernsten Walzanlagen der Welt und ist der weltgrößte Hersteller von Aluminium-Walzerzeugnissen.
Novelis
ist auch das weltgrößte Unternehmen zur Wiederaufbereitung
von Aluminiumgetränkedosen. Die Produktlinien ("Value Streams")
in Göttingen sind Konservendosen, Lebensmittelbehälter ("Can"),
Litho (Alufolien zur Fotobeschichtung) und Kartuschen. Zu
Novelis gehört auch eine Beteiligung am Aluminiumhersteller
Alunor in Neuss - mit mehr als 2000 Beschäftigten und eines der größten
Aluminiumwerke der Welt. Von dort bekommt Novelis Göttingen
das Aluminium zum Walzen geliefert. Ausserdem gehört auch ein Aluminiumwerk
in Nachterstedt zu Novelis, eines der großen Industrieunternehmen im Raum
Sachsen Anhalt.
Hindalco Industries Limited ist Asiens größter integrierter Hersteller von Primäraluminium sowie ein führender Kupferproduzent. Das in Mumbai, Indien, ansässige Unternehmen wies für das am 31. März 2007 endende Rechnungsjahr Umsätze in Höhe von ca. 4,3 Mrd. USD aus. , mit Sitz in Mumbai, Indien, ist das Flaggschiff-Unternehmen der Aditya Birla Group, einem multinationalen Mischkonzern mit einem Jahresumsatz von 14 Mrd. USD und einer Marktkapitalisierung von über 23 Mrd. USD. >>www.hindalco.com Hindalco gehört zur indischen Aditya Birla Group (vergleichbar mit Thyssen Krupp in Deutschland) . Nach dem Tod des Patriarchen Aditya Birla 1995 ist es dessen Sohn Kumar Mangalam Birla der eine vielfach beachtete neue Strategie fährt und enorme Umsatzsteigerungen erzielte: Marktkapitalisierung von 31,5 Mrd USD, 100.000 MitarbeiterInnen, in 25 Ländern tätig . Zur Birla Group gehören die Firmen Grasim, UltraTech, Idea Cellular, Aditya Birla Nuvo, Novelis, Hindalco. |
Email aus der Mitarbeiterschaft / Stellungnahmen von Novelis und IG Metall 14.2.11
/ Die Goest-Redaktion hat ein Schreiben bekommen, deren Absender sich als "Mitarbeiter
der Firma Novelis" Sorgen um die Arbeitsplätze bei der Firma Novelis
machen und dem Betriebsrat Untätigkeit vorwerfen. Wir dokumentieren den Brief
und die Stellungnahmen dazu.
Auf
Anfrage erreichte uns 14.2.11 eine Stellungnahme von Joan Chesney (Communications
Novelis Europe, Warrington UK) Manfred
Zaffke, 2. Bevollmächtigter IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz nahm 14.2.11 Stellung
zu den angeschnittenen Fragen:
Gegendarstellung
des Gesamtbetriebsrates der Novelis Deutschland GmbH
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Die
Geschichte 2005-2007 aus ArbeitnehmerInnensicht Ehemals Alcan
/ Eingang mit Namensschild 2005 Aus Alcan (1930 - 2005) wird Novelis und dann Novelis/Hindalco 1. Alcan wird Novelis Seit
1930 gehörte dieses Werk zum kanadischen Konzern Aluminium Ltd. Canada (Alcan).
2005 mußten die Göttinger sich umgewöhnen: 75 Jahre Alcan in Göttingen sind
Geschichte. Als der Alcan-Konzern im Jahr 2003 den französischen Aluminiumhersteller
Pechiney aufkaufte, war das Maß für die europäischen Kartellwächter voll: der
Alcan-Konzern hatte eine beherrschende Vormachtstellung auf dem Markt erreicht,
so dass die Genehmigung für das Geschäft nicht erteilt wurde. Die Konzernlenker
entschlossen sich dazu, einen Teil des Alcankonzerns in einen Schwesterkonzern
auszugliedern. So entstand die Firma Novelis Inc., der weltgrößte Hersteller von
Aluminiumwalzprodukten. Die gesamte Produktion von gewalztem Aluminium (Bleche,
Alufolien, Getränkedosen, Tablettenverpackungen wurde in die neue Firma überführt.
Die weltweite Konzernzentrale von Novelis wurde aus Toronto in Kanada nach Atlanta
in den USA verlegt. Die
Geschicke der fünf deutschen Noveliswerke mit ca. 2.500 KollegInnen werden jetzt
von Göttingen aus geleitet. Aber sie bekommen ihre Anweisungen von der Europazentrale
in Zürich, die das Sagen über alle 12 europäischen Standorte hat. Diese Zentrale
hat den deutschen Standorten ein Sparpaket verordnet, das eine Senkung der Personalkosten
um 5 Millionen Euro vorsieht. Im Werk Nachterstedt in Sachsen-Anhalt gibt es bereits
einen Sanierungstarifvertrag. 2007 Die Alcan-Schwesterfirma Novelis wird von Hindalco (Indien) gekauft Am
13. Februar wurde den Beschäftigten erst durch Zeitungslektüre bekannt,
dass ihre Firma vom indischen Hindalco-Konzern gekauft werden soll. Für den
Betriebsrat kam es ebenfalls überraschend Selbst der Vertreter der Göttinger
IG-Metall im Aufsichtsrat von Novelis Deutschland Gerd-Uwe Boguslawski wusste
nichts Näheres. Anzeichen eines Wechsels waren lediglich ein stetiger Aktienkurs
und Besuchergruppen im Werk, die sorgfältig von den KollegInnen abgeschirmt
worden waren. Von Novelis künstlich produzierte Schuldenlasten der zum Verkauf stehenden Firma mußten von den Beschäftigten ausgebadet werden Für die KollegInnen waren die letzten zwei Jahre nicht besonders angenehm. Wegen der enormen Schuldenlast wurde ihnen ein gewaltiges Sparpaket aufgedrückt. Investitionen wurden immer zurückgestellt und die europäische Zentrale in Zürich verlangte den Abbau von 100 Stellen in Göttingen. Immer wieder hat der Betriebsrat versucht, die Manager in Zürich davon zu überzeugen, dass ein rascher Abbau von Arbeitsplätzen in Göttingen, wo der Konzern richtig Geld verdient und wo auch reichlich zu tun ist, fehl am Platze ist. Es wäre sicher möglich gewesen, über einen Zeitraum von 5 Jahren durch natürliche Fluktuation die Anzahl der KollegInnen zu verringern. Aber trotz voller Auftragsbücher in Göttingen haben die Manager in der Zentrale auf einem schnelleren Stellenabbau bestanden. So wurde also 2006 ein Sozialplan verhandelt, mit dem die 100 Stellen innerhalb von zwei Jahren gestrichen werden sollen. In dieser Situation hoffen die KollegInnen natürlich, dass der neue Investor in Göttingen einiges zum Guten wendet. Offensichtlich ist ja zunächst einmal, dass der indische Investor genug Kapital für den Kauf des Konzerns und für die Übernahme der 2,5 Milliarden US-$ Konzernschulden hat. Immerhin soll Hindalco 6 Milliarden US-$ für den Kauf von Novelis hinblättern. In der indischen Finanzwelt gilt das durchaus als 'Megadeal'. Hindalco ist seit längerem im Kupfer- und Aluminiumgeschäft international tätig. Nicht nur in Asien - auch in Kanada und Australien hat Hindalco Produktionsstätten. Hindalco hat in den letzten Jahren ein gewaltiges Wachstum hingelegt, das dem Konzern 2006 zu einem Gewinn von 370 Millionen US-$ verhalf. Aber Hindalco ist sehr viel kleiner als Novelis und daher wohl nicht in der Lage, so viel Kapital aufzubringen. Allerdings gehört Hindalco zur Aditya Birla Gruppe, einem indischen Mischkonzern, der von Textilfasern über Zellstoff und Zement bis zu Telekommunikation in allen möglichen Feldern Geschäfte betreibt. Die Aditya Birla Gruppe wird zur Zeit auf einen Börsenwert von ca. 10 Milliarden US-$ geschätzt. Auch für sie ist Novelis also ein ziemlich großer Brocken. Tatsächlich kommen nur ca. 0,45 Milliarden US-$ aus der Schatulle der Birlagruppe. Die restlichen 5,5 Milliarden US-$ werden bei einem amerikanisch-schweizerisch-holländischen Bankkonsortium zusammengeliehen. Betriebsratsvorsitzender Wildner hoffte, dass sich durch den neuen Investor die Schuldenlast des Noveliskonzerns sich verringern würde. Tatsächlich scheint es die Absicht des Investors zu sein, Novelis weitere 2,5 Milliarden US-$ Schulden aufzudrücken. Da Hindalco bisher kein Werk in Europa hat, ist es vorerst unwahrscheinlich, dass die deutschen und anderen europäischen Werke dicht gemacht werden. Vielmehr könnte die Fusion mit dem indischen Konzern auch für die Novelisprodukte neue Märkte erschließen. Und da Hindalco selbst Rohaluminium erzeugt, könnte Novelis etwas aus der Abhängigkeit vom ehemaligen Mutterkonzern Alcan befreien. |