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Brand der Firma Steritex / Schneeweiss

Am Freitag den 25. April 03 hatte sich nachmittags ein Feuer in der Firma >> Steritex KG Schneeweiss 1882 GmbH Schiefer Weg 23/27, einer Großwäscherei für Krankenhaustextilien entzündet, der sich enorm ausweitete und große Anforderungen an die Feuerwehr stellte.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich ca. 60-90 Personen in den Gebäuden, die jedoch alle unverletzt fliehen konnten. Einige Beschäftigte saßen Stunden später noch in der Nähe in ihren weißen Kitteln und konnten nicht recht verstehen, dass sie jetzt eigentlich nachhause gehen könnten.


Steritexbrand als städtebaulich und wirtschaftlich notwendiger Zufall ?

Nach dem Brand vertritt die Ratsfraktion der Grünen die Auffassung, dass die Stadtverwaltung und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung (GWG) für Steritex einen neuen Standort suchen sollte. "Wenn der alte Standort an der Leine nicht zu sanieren ist, müssen schnell Neuflächen mit genügend Brunnenrechten bereit gestellt werden", so in einer Presserklärung am 23.5.03. Dies eröffne Chancen für das Unternehmen und die städtebauliche Entwicklung des Leineviertels.
Die alten Schneeweiß-Gebäude seien für eine moderne Produktion nicht ideal.Außerdem habe die Nachbarschaft unter Lärm, Gerüchen und LKW-Verkehr stark zu leiden. Eine Verlagerung in ein Gewerbegebiet würde dem Unternehmen die Chance bieten, ohne Rücksicht auf beengte Altgebäude eine völlig moderne, zukunftsträchtige Wäscherei zu bauen. Dem Leineviertel blieben dadurch viel Lärm, Gerüche und LKW-Verkehr erspart und es könnte städtebaulich aufgewertet werden. Auf dem Schneeweißgelände selbst würden sich mittelfristig städtebauliche Perspektiven eröffnen. Innenstadtnah auf einem Filetgrundstück an der Leine könnten Wohnungen oder neues, wohnumfeldverträglicheres Gewerbe entstehen. Diese Chancen gelte es jetzt zu ergreifen. (Soweit die Presseerklärung der Grünen - Göbel/Nickel)

Inzwischen wurden in das Hochwassergebiet neue Häuser gebaut ! (siehe Hochwasser)

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goest, 26.4.03
Nach dem Brand

Schneeweiss
pechschwarz

 

 

 

Die Gebäude von Steritex sahen vorher schon recht heruntergekommen aus, die Ansicht von der Leineseite war erbärmlich.....

brand_schneeweiss12.jpg (8430 Byte)....aber jetzt sehen sie richtig übel aus

 

 

Bild unten: anders gehts nicht mehr - wenns heutzutage brennt sind fast immer Giftstoffe im Rauch

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Brand am 25.4.03 foto: goest

Es gibt heutzutage kaum einen Gebäudebrand mehr ohne giftigen Rauch ...

Das Problem bei den Wäschereien sind die dort lagernden Chemikalien. Deshalb rätselte man auch, was wohl in den stundenlang über Göttingen hinwegziehenden Rauchschwaden enthalten sein mochte. U.a. kann erwartet werden, dass in Wäschereien Tetrachlorethen und Perchlorethylen verwendet wird, bei der Reinigung von Wasser wiederum Chlor usw. Da die Firma Steritex aber Spezialist für Krankenhauswäsche ist, wurden vermutlich noch eine weitere Reihe von Sterilisationsmitteln, Lösungen etc. verwendet. Allein durch das Verbrennen von Kunststoffen, Leitungsummantelungen, Gerätegehäusen etc. entstehen giftige Dämpfe. Die Definition der Bezeichnung "gifthaltig" seitens der Feuerwehr scheint uns etwas willkürlich, wenn im Nachhinein aufgrund einer "Verdünnung" bzw. Verwehung der Wolke eine "Nicht-Giftgkeit" konstatiert und dann auch im Rundfunk am 26.4. verbreitet wird. Allenfalls kann von günstigen Windverhältnissen gesprochen werden, denn natürlich hat die Rauchwolke Giftstoffe enthalten, so dass als einzig richtige Aussage übrigbleibt: "wer weit weg vom Brandort oder außerhalb der Rauchwolke war für den war die Wolke ungiftig."
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Dieses Foto wurde uns von Herrn Jan Höpel zugeschickt. Es zeigt den Brand ganz zu Anfang.

Foto links:
© by Jan Höpel
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foto: goest
Die Wohnhäuser am Leineberg stehen in unmittelbarer Nachbarschaft - hatten aber Glück, weil der Wind die Rauchwolken der Leine entlang abtrieb. Der Rauch, so der Polizeisprechfunk, enthielt "Salzsäure" und hätte leicht narkotisierende Wirkung.
brand_schneeweiss2.jpg (8260 Byte)Die Polizei fuhr mit Lautsprecherwagen durch Grone und Industrieviertel und forderte die Leute auf, die Fenster zu schließen.

Das Foto links wurde uns zusätzlich von einem Leser zugeschickt -Danke Manfred!

brand_schneeweiss3.JPG (16590 Byte)Glück: die Lösch- Wasserversorgung, nur 30 Meter vom Brandherd konnte aus der Leine gepumpt werden. Hier mit einer Löschkanone.
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Am Tag danach, 26.4.
Auf dem Hof standen Leute die für Steritex arbeiten mit ihren Taschen, die sie aus den Gebäuden nachträglich noch retten konnten. Auch eine Besuchergruppe, die den Betrieb wohl hatte besichtigen wollen, konnte nur noch Reste einer Firma besichtigen. Im Inneren alles löschwasser-tropfnass-knöcheltief. Auf dem Hof pflegten irgendwelche an autoritäres Gehabe gewohnte Gruppen- oder Abteilungsleiterinnen einen rüden Ton gegenüber Leuten die sich an den Folgen des Brandes interessiert zeigten. Sie haben zwar eigentlich nix  zu melden aber sind es anscheinend gewohnt, so mit Leuten umspringen zu dürfen. Muß ein "tolles" Betriebsklima gewesen sein da. Man versuchte offensichtlich auch gestern schon eine zeitlang die Verbreitung von Informationen über den Brand zu verhindern. Ziemlicher Unsinn, wenn gleichzeitig die ersten Fernsehbilder zu sehen sind und über der ganzen Stadt eine riesige Rauchwolke drüber hinwegzieht.

Verschiedene Infos zu Schneeweiss und Steritex

Steritex ist eine industrielle Wäscherei die auf Krankenhauswäsche spezialisiert ist. Die Bearbeitungsschritte der Wäscherei sind  hochautomatisiert mit großen Wäschereianlagen. Laut Regjo ist Steritex mit seinem Qualitätsmanagement nach der ISO 9000 ff durch den TüV zertifiziert. > Foto von den Anlagen

Kritik von Jusos und IGM an mangelnder Bereitstellung von Ausbildungsplätzen:  Die Jusos und die IGMetall haben den Betrieb wegen besonders wenig Unterstützung bei der Bereitstellung von Lehrstellen mit einem sartirischen Preis ausgezeichnet. "Die Textilreinigungsfirma Steritex beschäftige etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verlasse sich bei der beruflichen Ausbildung jedoch voll und ganz auf die Konkurrenz. "Kein einziger Ausbildungsplatz bei Steritex, und das schon seit Jahren", zeigt sich Neumann enttäuscht. "Es ist nicht so, dass das Unternehmen keine Beschäftigten mit Berufsausbildung braucht. Vor kurzem wurde ein ausgebildeter IT-Systemelektroniker gesucht; in dem Unternehmen bietet sich ferner die Ausbildung zum Textilreiniger, Industriemechaniker, Industrieelektroniker oder Industriekaufmann an" (30.08.2001)

Aus der Geschichte: "Seit Frühjahr 1944 existierte in Göttingen aber auch ein Kleinkindlager bei der Großwäscherei Schneeweiß (heute Steritex). Dort waren bis Kriegsende mindestens 28 Säuglinge mit ihren Müttern untergebracht. Die Mütter arbeiteten bei Schneeweiß, eine war jeweils abgestellt, um die Säuglinge zu versorgen. Die Sterblichkeit in diesem Kleinkindlager lag bei etwa 40 % und damit anderthalb mal so hoch wie die Säuglingssterblichkeit in dem bei den Gebärenden vor allem wegen der dort herrschenden schrecklichen hygenischen Bedingungen gefürchteten Lager Schützenplatz. Nach dem Tod ihrer Kinder mussten die Mütter das Lager Schneeweiß verlassen." Andreas Frewer, Günther Siedbürger (Hg.), Medizin und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Einsatz und Behandlung von "Ausländern" im Gesundheitswesen, Campus Verlag Frankfurt/Main 2004, S. 363-388 (> Zwangsarbeit-Seite)