DotaDota Kehr ist 1979 geboren, hat erst Geschichten geschrieben und dann mit 21 angefangen, Gitarre zu spielen. Ihre ersten Lieder ware in Englisch, dann wollte sie sich aber nicht vor dem Problem mit der Sprache drücken und schrieb deutsch Songtexte. Sie spielt mit der Band "Stadtpiraten" oder auch Solo - dann übrigens auch auf portugiesisch. Sie lebt in Berlin. Die erste CD erschien 2003, inzwischen hat sie mehrere veröffentlicht. Kleingeldprinzessin 2003, "Immer nur Rosinen 2006, "Blech + Plastik" 2005, "Taschentöne - live" 2004, - sie ist Medizinstudentin aber das Studium ruht. (Infostand 2010)
Am Montag, den 12.4.2010 war es abends soweit - in der "Musa" in Göttingen spielten "Dota und die Stadtpiraten" ihr erstes Konzert auf ihrer Tour 2010 nach dem Release ihres neuen Albums "Bis auf den Grund". Das Album kommt mit 13 neuen Stücken daher und ist erstmals in der neuen Stadtpiraten-Besatzung aufgenommen (obwohl Nicolai Ziel am Schlagzeug und Leon Schurz am Bass live schon seit zwei Jahren mit an Bord sind). Außerdem beinhaltet das 20seitige Booklet die neuen Liedtexte.
Veranstaltungsbericht
2010
Einfach phantastisch! Mit einer Pause knapp zur Halbzeit spielten Dota und die
Stadtpiraten nicht nur alle Stücke des neuen Albums - vielmehr gab es als
Überraschung darüber hinaus ganze *fünf* (!) ganz neue Stücke
zu hören, die es noch gar nicht auf Platte gibt, sondern gerade frisch aus
Dotas Feder kommen! So viele neue Stücke und "Experimente" gab es bisher
noch nie bei einem Konzert! Und die Band hatte zum Tour-Auftakt offensichtlich
beste Spielfreude.
Dann setzt die Hintergrundmusik im Zuschauerraum ein, doch was ist das - der Applaus und die "Zugabe"-Rufe wollen einfach nicht enden. Schließlich kommt nach einiger Zeit wirklich Dota allein auf die Bühne zurück. Sie seien wirklich mit allen Liedern durch und freuten sich über die nicht enden wollende Freude und Begeisterung des Publikums. Und dann läßt sie sich doch nicht länger bitten und gibt noch eine dritte Zugabe! Nun solo, spielt sie noch das wunderbare "á primeira vista" (Auf den ersten Blick) auf portugiesisch!
Damit
findet ein ganz phantastisches Konzert sein Ende, das damit gleichzeitig einen
wundervollen Tour-Auftakt bildete. Befreundete Konzert-Besucher*innen werden noch
die ganze Nacht und selbst am nächsten Tag noch mit einem seelig-entrückten
breiten Grinsen im Gesicht durch die Gegend laufen ...! Und ich bin um ein gutes
Dutzend Ohrwürmer reicher! Dotas
Homepage: kleingeldprinzessin.de
Dota und Knarf Rellöm im Literarischen Zentrum Red. goest /
Zum
Einstieg wurde jeweils ein Stück von Dota und eins von Knarf Rellöm
aus der Konserve gespielt. KR meinte bei dem Versuch, seine Musik als Punk-Pop
usw. mit Elektronikeinschlag oder Elektronikpunker zu charakterisieren, am besten
würde ihm die Beschreibung "Message Dancefloor" als Beschreibung seiner
Musik gefallen. Zuerst wurde Dotas Musik gespielt - Gitarre unplugged und erzählender
Songtext zum Reinfühlen und danach das Stück "Move your Ass Your Mind
will follow" von KR-Trinity. Der Übergang war wie ein musikalischer
Kommentar mit der Aussage "nun aber Schluß mit der Romantik" und der brachiale
Wechsel auf die elektronisch rythmische Musik erzeugte etwas Heiterkeit. Während
des Abspielens startete KR dann mit einem ersten Prrovokationsversuch:
"und nun im Rythmus das Mobiliar zertrümmern". Dies stand im Gegensatz zur
vergleichsweise "lieblichen" Musik und ebensolchen Ausstrahlung der Kleingeldprinzessin
Dota. Dieser Unterschied zog sich anschliessend auch weiterhin durch den
Verlauf der Gespräche. Das gegensätzliche Antwortverhalten der beiden ist jedes auf seine Weise belustigend. Z.B. auf die erste Frage Martin Büssers "Gibt es eine Verbindung zur Literatur?" antwortet KR tendenzeill ausufernd und Dota einfach nur mit "Nö" und schiebt dann nach: "ich entscheide mich für - nö weiß nicht" Was ist Pop? Dota: das ist eine Ausschlußkategorie, man fragt ist das Punk? Nein? Ok dann ist es Pop, ist es Country? nein dann ist es Pop, usw. Was übrig bleibt ist eben Pop. KR zählte alles mögliche auf, immer wieder mit dem Zusatz, das jeweils aufgezählte sei auch Pop - da gehört der Märzverlag dazu, da gehört aber auch Simpson und Fernsehen dazu. Schlecht verkaufende Musiker sind auch Pop .. usw. Dota Ist alles Pop? KR Nein , Martin Walser, Grass und Beethoven sind nicht Pop - vielleicht am sichersten ist es bei Beethoven, dass der kein Pop ist. Funktionieren die Texte auch ohne Musik? Dota: "teils teils, kann sein , kann nicht sein. - - Damit habe ich mich mit Sicherheit nicht festgelegt" - dann rezitiert sie mit einem Anflug von Verlegenheit einen ihrer Liedtexte KR rezitiert keinen seiner Liedtexte und wird auch nicht nachdrücklich dazu aufgefordert. Zur Frage meinte er: früher habe ich mir Songbooks von Dylan und Zappa gekauft , aber die Texte allein brachten es nicht, ohne Musik ist das nix. Dota Kommentar: "Jo" KR es reicht auch, wenn nur Wortfetzen verstanden werden. Als mal jemand zu Blumenfeld (Knarf spielte solo als "Vorgruppe") sagte, die Musik solle leiser sein, damit man den Text verstehen könne, da meinte der betreffende Musiker: nein das müsse als Einheit zusammen rüberkommen. Text und Musik gehören eben zusammen und soll als Mischung rüberkommen. KR: Bei Rappern ist das nervig, die Rapper texten einen zu "Rapper haben kein Gefühl für leere Momente". Und beim Punk könnten die Texte auch nicht ausserhalb des Konzert-Kontextes verwendet werden. Die "Affirmation des Grauens im Punk" kann man ja nicht direkt ernst nehmen. "Du kannst nicht "ja" sagen zur Affirmation, mit Sprüchen wie "zurück zum Beton" kannst du vielleicht ein paar Hippies ärgern, aber mit der Aussage kannst du nicht ernsthaft daher kommen und Erklärungsversuche starten. Romantik, Neue Innerlichkeit? Bü Neue Innerlichkeit, Juli, Silbermond, Gefühlstexte, Blumenfeld - es kommen Tiere, Pflanzen, Wälder in den Texten vor, Romantik? Frage läuft auf - Schweigen, Dota: "Mh.. sagt ihr erst mal" KR: also Silbermond ist nicht wie Blumenfeld ... "Die pure Vernunft darf nicht siegen" - Tiere, das ist gut, also mehr Tiere auf die Bühne Authentizität? KR Dieses "ich bin aus Hamburg" oder "ich bin Deutscher", das geht mir auf den Nerv, da sag ich, ich komme vom Mars, dann bin ich das los mit der Frage nach der Hamburger Schule und dem Deutschen. Ich beschäftige mich viel mit Science Fiction und die Leute vom Mars erzählen mir dann z.B. Geschichten vom Retro-Sozialismus.Ich bin für das Mehrdeutige, deswegen bin ich so ausserirdisch und fremdsprachlich. Wenn jemand über seine Musik und Texte sagt "es kommt aus mir" das find ich schrecklich . Die sexuell nicht über sich selbst klarseienden ziehe ich den "Echten" vor. Fettes Brot singt z.B. "ich bin ein schwules Mädchen".
Dota wenn jemand identifizierbar ist, ist das doch nicht schlecht. Die Bühnenpersönlichkeit muß nicht zwangsläufig mit der realen Person übereinstimmen, sie muß nicht mit der Alltagspersönlichkeit identisch sein. Texte? Bü Dota mache sehr offen angelegte Texte dann aber plötzlich sehr konkrete, auch politisch z.B beim Song "immer die andern" . Dota meine Liebe persönlich interessiert doch niemanden anders bzw geht auch niemanden etwas an, aber das was ich über Liebe singe muß irgendwie verwendbar, füllbar sein, jede/r muß das für sich auf besondere Weise füllen können, was ich da singe. KR
"Bitte nicht ich denke für dich, und nicht Haut die Bullen
platt wie Stullen und so einen Quatsch" - der Text wirkt nicht so gerade daherkommend,
sondern z.B. gegenüber Nazis wirkt vielleicht mehr so ein Song über
"arme kleine Deutsche" wo gesagt wird "Nazis sind Selbstmitleidheuler" - also
die Texte bewegen sich im psychologischen Bereich vor der Politik. DOTA es sollte nicht alles in postmoderner Beliebigkeit aufgehen, es ist eine Gratwanderung zwischen Beliebigkeit und konkreter Aussage Publikumsfrage: Text und Musik getrennt, gemeinsam entwickelt? Dota ja es passiert gleichzeitig von anfang an - (Ausnahme: Vertonung von Gedichten z.B. von Erich Fried - das ist auch schön, da hat man nur die halbe Arbeit) KR: Knarf klebte eine Liste mit 10 Regeln zum Texten an die Wand und las sie vor: eine der ersten Regeln die er vorliest: "Adorno sagte Fremdwörter sind die Juden der Sprache - deswegen sollte man viele Fremdwörter gebrauchen". Eine der letzten Regeln lautete dann: du sollst keine Regeln befolgen. Mehrfach ging es um Musik vom rechten Rand - so überraschte der Hinweis, dass die Nazigruppe Landser doch tatsächlich "Ton Steine Scherben" covert. Natürlich hat sie beim Covern des Liedes "Allein machen sie dich ein" den Text an einigen Stellen auch noch verfälscht. Im persönlichen Gespräch nach der Veranstaltung fragte ich Knarf: Gab es Versuche, z.B. durch die Musik selbst eine Übernahme von Rechts zu verhindern? Er wies darauf hin, dass die Band "goldene Zitronen" dies mit immer quietschigeren Stimmen versuchen, ansonsten würde aber wahrscheinlich Free Jazz für die Nazis endgültig nicht verwendbar sein. In welcher Sprache Bü englisch klingt weicher - wieso deutsche Texte von Anfang an? Dota es ist meine Muttersprache, in ihr kann ich mich am besten ausdrücken. Aber Dota versucht es auch zur Zeit wieder in portugiesisch und erwartet nun dann dass ihr gesagt wird, dass das nie so schön in deutsch klingen würde Strassenmusik Dota: mache ich nicht mehr, habe dann immer nur 2, 3 songs rauf und runter gespielt, z.b. in der U-Bahn über die U Bahn, das erzeugt Aufmerksamkeit die Leute hören Ubahn aha, das kenn ich . Aber meist steht man erstmal da und stört eigentlich alle, dann muß man das umdrehen, erreichen, dass sie stehen bleiben. Bü: und wie machst du das Dota antwortet mit einem einzeigen Wort "Singen" - fast selbst verblüfft über die Einfachheit ihrer Antwort , erkennt aber dass sie ausreicht und verzichtet auf ein Weiterreden. Und noch ein weiteres Beispiel minimalistischer Kunst: Irgendwann meinte KR im Laufe des Gesprächs, "ich will hier keine Soloshow machen" - dann wurde das Fragerecht ans Publikum gereicht - aber niemand sagte was. Nach einem Moment dann sprang Dota in die Lücke hinein: Also dann stell ich mir mal selber eine Frage, "Kann man mit Musik die Welt verändern?" Antwort "Ja"! |