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Gothaer Versicherung

Gothaer Verunsicherung: wird die Gothaer am Ende ganz geschlossen?
Gothaer Verunsicherung  April2004
Gothaer Drama - Ein unfreundlicher Akt gegen Göttingen
Gothaer quo vadis? April2002

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.Gothaer Verunsicherung: Wird die Gothaer am Ende ganz geschlossen?
Artikel aus dem Göttinger Betriebsexpress Nr. 177 vom Juni 2005

Gothaer – wie lange noch in Göttingen?
Unter der Überschrift Gothaer – was bleibt am Ende? hatten wir im letzten GBE darüber berichtet, dass die Gothaer in Göttingen einen Personalabbau von über 200 Stellen plant. Diese Schreckensvision ist nun leider Realität geworden. Wer nicht bereit ist, zum Hauptsitz der Gothaer nach Köln zu wechseln, der hat mittlerweile die Kündigung bekommen. Ende dieses Jahres werden etliche der Gebäude am Gothaer Platz leer stehen, die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen benötigen dann wohl nicht mehr als zwei der cirka acht Gebäude auf dem Gothaer-Arreal.
Was die Gebäude der Gothaer angeht, so sind diese bezeichnenderweise auch quasi schon verkauft (in eine in Hannover tätige Fondsgesellschaft eingebracht, an der die Gothaer Anteile hält). Es ist also so, dass die Gebäude nicht mehr im Gothaer-Eigentum sind. Die MitarbeiterInnen, die bisher die Liegenschaften der Gothaer verwaltet haben, rechnen damit, dass auch sie in nächster Zeit die Kündigung bekommen, da die Gothaer dann keine Immobilien mehr zu verwalten hat.
STEP und VEKTOR (Step by Step Arbeitsplätze abbauen)
Wenn man mit Gothaer-Mitarbeiter/innen spricht, dann spürt man die tiefe Resignation und die latente Furcht, dass die Gothaer in Göttingen bald gar keine Menschen mehr beschäftigt. Es laufen schon wieder weitere vom Vorstand aufgesetzte Pläne unter den Namen STEP und VEKTOR, die dann unter Umständen nicht nur für die Region Göttingen das Aus für einen der großen Arbeitgeber der letzten 60 Jahre, sondern für den Gothaer Konzern insgesamt das Ende der ca. 190-jährigen Geschichte darstellen könnte.
Bei STEP handelt es sich um Verlagerung von Arbeitsplätzen über die 200 Stellen hinaus und bei VEKTOR geht es darum, dass nun auch die Stabs- und Dienstleistungsbereiche ihren "Beitrag" zur Kostensenkung beitragen sollen (die FTD = Financial Times Deutschland berichtete am 3.5.2005). Bei der Hauptverwaltung in Köln hat es dazu schon eine Stellungnahme der ver.di-Betriebsgruppe gegeben, in der die Befürchtung geäußert wurde, dass es um ca. 20 % Personalreduktion in den betroffenen Bereichen gehen könnte.
Dass ein solches Vorgehen durchaus auch das Ende der Gothaer überhaupt werden kann, so weit scheint der Vorstand nicht zu denken. Die Schließung der Hauptverwaltung der Gothaer Lebensversicherung in Göttingen bringt einen derartig hohen Verlust an Fachwissen und Problemlösungskompetenz mit sich, dass dies durchaus den ganzen Konzern ins Wanken bringen kann. Auch wenn der Vorstand das scheinbar völlig ignoriert, so bleibt es der Wirtschaft und der Wirtschaftspresse nicht verborgen. So schrieb die Financial Times Deutschland (FTD) am 3. Mai davon, dass es vernehmbar bei der Umsetzung knirscht und die Probleme im Kundendienst schon zu Unmut bei Großkunden geführt hat. Entscheidende Großkunden drohen mit der Aufkündigung des Geschäfts.
Beschäftigte und Kunden laufen davon...
In der Region Göttingen haben die stetigen Negativmeldungen über die Gothaer schon bedrohliche Auswirkungen erreicht. Viele Agenturen der Gothaer klagen bereits darüber, dass langjährige Kunden sich von ihr abwenden mit der Begründung, man wolle sich nicht bei jemandem versichern, der in der Presse nur noch unter der Rubrik Arbeitsplatzvernichtung (in Göttingen) erscheint.
Man kann nur hoffen und wünschen, dass auch dem Vorstand der Gothaer vielleicht doch noch die Einsicht zuteil wird, dass zum Umsatz auch arbeitende Menschen gehören und dass Versicherungsleistungen sich nicht deshalb besser verkaufen lassen, weil sie aus Köln kommen (wie der Vorstand). Es muss aber auch noch etwas anderes geschehen, wenn man sich den Wirtschaftsstandort Göttingen und die Region Göttingen unter Arbeitsmarktgesichtspunkten anschaut. Da liest man jeden Tag erneut von Arbeitsplatzvernichtung in Göttingen und der Region, da lamentieren tagtäglich dieselben PolitikerInnen und die Regionalpresse darüber, dass Göttingen und Südniedersachsen das Armenhaus der Republik werden.
Die Rolle der Politik
Viele Menschen mokieren sich darüber, dass PolitikerInnen aller Parteien in Region und Land zwar ihre Solidarität bekunden und schöne Reden halten, aber nicht wirklich helfen, wenn hiesige Arbeitsplätze abgebaut werden. Das ist einerseits sicherlich richtig und es fällt schon unangenehm auf, wenn die Probleme in der Zeit zwischen den Fällen, in denen es dann richtig knallt, scheinbar nur fehlende Parkplätze in der Innenstadt und diverse Einzelhandelsprobleme (z. B. Schutz der Geschäfte in der Stadt vor den Einkaufszentren auf der sog. grünen Wiese) und Umgehungsstrassen sind. Kritik daran ist berechtigt.
Andererseits ist es nun mal so, dass im Kapitalismus PolitikerInnen jeglicher Parteien nicht ansatzweise die Macht und den Einfluss haben, die sie manchmal gerne herauskehren. Entscheidungen werden in dieser Wirtschafts- und Gesellschaftsform nicht nach sozialen, moralischen und menschlichen Aspekten gefällt, sondern nach profitabel oder nicht profitabel. Und sie werden von der Wirtschaft, den Unternehmen, Vorständen etc. getroffen. Die Bedienung der Dividenden vieler AktionärInnen ist in der Regel wichtiger als das menschliche Schicksal, dass mit vernichteten Arbeitsplätzen zusammenhängt. Dass sich dabei dann auch etliche Manager und Vorstände als völlig inkompetent erweisen, kommt als weiteres Problem hinzu.
Statt eines Frühwarnsystems (siehe unseren Artikel über Huhtamaki) und der gemeinsamen Überlegung, wie bereits in der Entstehung solcher Firmenschieflagen alles getan werden kann, dagegen zu steuern, wird hier aktuell gefaselt von einer "Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen". Was bedeutet das für jemanden, dessen Arbeitsplatz bedroht ist? Gar nichts! Da werden wieder jahrelang Konzepte gefordert, da werden millionenteure Studien und Projekte in Gang gesetzt und am Ende haben die Verantwortlichen satte Pensionsbezüge und die Menschen in der Region schauen in die Röhre. Wer sich über diese Politikform und deren Inhalte aufregt, tut das zu Recht. Leider gibt es bisher keine echten Alternativen.

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Gothaer Dram
a - Ein unfreundlicher Akt gegen Göttingen
Schlägt Göttingen zurück?

Die Gothaer verlagert Arbeitsplätze aus Göttingen nach Köln. Das war ein Schlag ins Kontor! Jürgen Trittin, die Ratsfraktionen, der SPD-Stadtverband sowie die CDU in Göttingen haben sofort in Stellungnahmen lamentiert aber sind dabei perspektivlos und ohne Biß geblieben.
Wenn es nur um Verlagerung von Arbeitsplätzen ginge wären die Lokalpatrioten an folgende Tatsache zu erinnern: die Gothaer Versicherungen kamen nur durch eine Verlagerung ihres Hauptsitzes von Gotha aus nach Göttingen. (Eingetragen im Handelsregister wurde der neue Sitz am 29. März 1946) Damals freute man sich über die Verlagerung, jetzt möchte man den Kölnern die zusätzlichen Arbeitsplätze nicht überlassen. Das ist wie: als Autofahrer über die Fußgänger und eine Stunde später als Fußgänger über die Autofahrer schimpfen. Aber über die Verlagerung hinaus ist das Problem ja, dass es der Gothaer Versicherung nicht allein um Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Köln geht, sondern dass eine Zentralisierung durchgeführt werden soll, die den Abbau von Arbeitsplätzen ermöglicht.

Die Gothaer, ein Traditionsbetrieb in Göttingen, verabschiedet sich von sozialer Einbindung in die Stadt und sieht sich leider gezwungen, brutal kapitalistische Maßnahmen durchzuführen. Dabei fühlte man sich doch immer wie eine Familie, die Gothaer MitarbeiterInnen nannten sich "die Gothschen", ganz verankert in Firma und Region. Die Dankbarkeit der Lokalpolitiker war gewiss: es gab Verdienstmedallien für die Direktoren und Public-Relation-Unterstützung für die Firma, da wurde auch schon mal der Gothaer Generaldirektor zum Ehrenmitglied der Bürgerschützengesellschaft ernannt. Nach dem Begründer der Gothaer Versicherung Ernst-Wilhelm Arnoldi wurde 1977 sogar  die Arnoldi-Schule im Friedländer Weg benannt. Beim Altstadtlauf 2002 gab es noch den Gothaer Cup, gegenüber vom Carré steht das Gothaer Haus und in der Geismar Landstraße gibts den Gothaer Platz.
Nun ist die schöne familiäre Atmosphäre also geplatzt - das Kapital, das scheue Reh, zieht an einen anderen Ort und entledigt sich dabei lästigen Arbeitsplätzen. Die CDU kritisierte, dass der Vorstand der Gothaer am Tag der Entscheidung einfach nicht erreichbar gewesen sei. Der Fraktionsvorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Unternehmensberater Fritz Güntzler wies darauf hin, "dass der städtische Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft noch vor zwei Wochen im Haus der Gothaer Versicherung getagt habe. Dort sei den Mitgliedern zugesichert worden, dass man sich um den Göttinger Standort keine Sorgen machen müsse." Die CDU liest anscheinend nicht den Göttinger Betriebsexpress (GBE), denn bereits im April 2002 schrieb der GBE von diesen Zentralisierungsplänen. Außerdem hatte schon letztes Jahr der Gothaer Vorstand den Abbau von 200 Stellen verkündet. So überraschend war es denn auch wieder nicht gewesen.
Nachdem ihnen nun wieder einmal eine Lehre in Standortpolitik erteilt wurde wäre zu wünschen, dass die Damen und Herren Standortpolitiker doch daraus lernen würden und zukünftig Vergünstigungen für Firmen nur noch auf der Basis vertraglich gesicherter Gegenleistungen wie z.B. Arbeitsplatzgarantien gewähren würden.

Was sind die Fakten?
Nach den verfügbaren Informationen sieht es folgendermaßen aus: Die kundendienstorientierten Bereiche der Gothaer Schaden- und Unfallversicherungen (Tochterfirmen der Gothaer Allgemeinen) werden geschlossen und in einer zentralen Stelle (Kundendienstzentrum) in Köln zusammengelegt. Das betrifft bundesweit angeblich 500 bis 600 Arbeitsplätze an den Standorten Berlin, Dortmund, Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt und eben Göttingen. In diesem Zusammenhang befürchtet man den Verlust von mehreren Hundert Arbeitsplätzen in Göttingen, die Rede ist von 300.
Dabei wird von einer Verlagerund nach Köln geredet, was allerdings unplausibel ist, denn die Arbeit von 500 Kundendienststellen soll zukünftig auf 100 Arbeitsplätzen in einer Zentrale in Köln erledigt werden. Es ist also eher mit einem bundesweiten totalen Wegfall 400 Arbeitsplätzen zu rechnen.

Was tun?
Die erschrockenen Beschäftigten haben mit mehrern Hundert am 19.5. demonstriert .. aber was wird es nützen? Eigentlich sollte man die Gothaer Versicherung dazu zwingen, die Arbeitsplätze zu erhalten und stattdessen die Arbeitszeit zu verkürzen, denn die Geschäfte gehen ja prima zur Zeit - zumindest endete das Jahr 2003 mit 45 Millionen Euro im Plus.
Wenn aber der Vorstand der Gothaer die Göttinger Beschäftigten eiskalt über die Klinge springen läßt, dann ist das schöne "Familienklima" ja eh kaputt, dann kann man auch seitens der GöttingerInnen andere Saiten aufziehen:

  • Eine Kampagne in Göttingen für eine Kündigung von Versicherungsverträgen bei der Gothaer: für jeden Entlassenen wird eine bestimmte Anzahl von Versicherungsverträgen gekündigt.
  • eine Umbenennung der Arnoldi-Schule in "Kaufmännische Berufsschule Göttingen"  (Nie wieder Gothaer- Schule!)
  • eine Verschrottung der Ruhebänke auf dem Hainholzberg die die Aufschrift "Gothaer" tragen,
  • Umbenennung des Gothaer Platzes in "Gothaer Verunsicherung" usw.

könnten dem Protest vielleicht einen gewissen Nachdruck verleihen.
Aber die Realität ist anders, es wird "Abbau über Fluktuation", Entlassungen und Verlagerungen geben mit Sozialplandämpfung und Schritt für Schritt werden Leute arbeitslos und schweigen.

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Gothaer Verunsicherung?
Artikel aus Göttinger Betriebsexpress Nr. 174 April 2004:
"Jagdsaison" eröffnet?

Alle Jahre wieder findet bei der Gothaer die Führungskräftekonferenz statt. Das ist an sich nichts Besonderes. Das machen viele Firmen und der Ablauf ist auch häufig derselbe. Da wird ein Rückblick auf den bisherigen Geschäftsverlauf gehalten, da wird eine Art Beschwörungszeremonie mit allerlei Mumpitz veranstaltet, um alle auf die Unternehmensziele auszurichten und das gemeinsame große Ziel und das Wir-Gefühl hervorzuheben. Am Ende gibt dann die Geschäftsführung oder der Vorstand die Parole für die kommenden Wochen und Monate aus. Alles also nichts Außergewöhnliches, sondern dieselbe alte Leier wie in den vielen Jahren zuvor und bei vielen anderen Firmen auch.
Aber diesmal muss es bei der Führungskräftekonferenz der Gothaer Anfang Januar anders abgelaufen sein als bisher. Zwar kamen die Führungskräfte von besagter Konferenz zurück wie in all den vorherigen Jahren auch und sie unterrichteten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch wie bisher über das, was dort vom Vorstand für das kommende Jahr verkündet worden war. Aber was es dann zu hören gab und den Informationen zufolge wohl auch nachträglich schriftlich veröffentlicht wurde, das war doch brisant.

"Wir werden Leistungsanforderungen formulieren und wir werden uns von den Menschen trennen, die diesen Leistungsanforderungen nicht genügen", so lautet die Parole des Vorstands an seine Führungskräfte.

Das hat bei vielen Kolleginnen und Kollegen zunächst ungläubiges Staunen verursacht. Wie soll man so eine Aussage verstehen? Hat es nicht schon in den letzten Jahren stetigen Personalabbau gegeben, wurde die "Schlagzahl" nicht schon seit Jahren für jede/n Einzelne/n erhöht, sind Leistungsdruck und zum Teil auch Überforderung nicht schon seit Jahren bei vielen Beschäftigten der Gothaer alltäglich, weil die Personaldecke zu dünn ist? Arbeitet nicht jede/r schon an der Obergrenze dessen, was überhaupt zu leisten ist? Was sollen also jetzt neu formulierte Leistungsanforderungen und von wem und unter welchen Bedingungen will der Vorstand sich trennen?
Schlagartig mussten sich nun viele Beschäftigte bewusst werden, dass die Äußerungen von Führungskräften, die sie bisher in den Bereich der hohlen Phrase eingeordnet hatten, traurige Wirklichkeit zu werden drohen. "Low Performer", zu deutsch "Schlechtleister", diese Worte scheinen sich langsam in das Gedankengut der Führungskräfte eingenistet zu haben und kamen bisher in Gesprächen auch schon immer öfter über deren Lippen. So recht ernst genommen hatten das aber die Wenigsten, da solche Anglizismen bisher ebenso schnell verschwunden und durch andere ersetzt wurden, wie sie aufgekommen waren.
Unter dieser Prämisse, bei dieser Parole des Vorstands, erscheinen nun aber auch ganz andere Planungen in einem neuen Licht. So soll nach diesen Planungen demnächst eine Leistungs- und Potenzialbeurteilung eingeführt werden. Angeblich, weil als Ergebnis einer MitarbeiterInnenbefragung viele MitarbeiterInnen so etwas im Interesse einer gerechten Beurteilung und gerechten Bewertung ihrer ‚Arbeit dringend fordern.
Jetzt scheint sich die wahre Zielrichtung dieses Beurteilungssystems abzuzeichnen. Was vom Vorstand als gerechte Beurteilung bezeichnet wird und was angeblich vor allem deswegen gemacht wird, weil so viele MitarbeiterInnen es fordern, das zeigt nun sein wahres Gesicht. Die Leistungs- und Potenzialbeurteilung soll eingesetzt werden, um diejenigen herauszufiltern, von denen sich der Vorstand "trennen" will.
Wenn mensch diese Dinge zusammen zählt, dann schleicht sich sehr schnell der Verdacht ein, dass hier langfristig geplant und vorbereitet eine Strategie umgesetzt werden soll, um die Leistungsschraube noch härter anzuziehen. Unter der Drohgebärde, diejenigen auszusortieren, die irgendwelchen imaginären Leistungsanforderungen nicht genügen, werden die Beschäftigten untereinander zu KonkurrentInnen um den Arbeitsplatz gemacht. Wenn ich noch schneller arbeite, wenn ich noch mehr Überstunden ableiste, wenn ich noch weniger meine eigene Meinung sage und kusche, dann erwischt es vielleicht nicht mich, sondern die Kollegin/den Kollegen nebenan, eine solche Denkweise könnte sich sehr schnell einschleichen.
Da passt es ganz folgerichtig in so ein Konzept, dass der Vorstand bei der Lebensversicherung einen massiven Personalabbau ankündigt und im Bereich des Vertriebs bereits die Kündigung von mehr als 200 Beschäftigten bundesweit beschlossen hat.
Hat der Vorstandsvorsitzende, übrigens ein passionierter Jäger, jetzt auf der Führungskräftekonferenz das Signal zur großen Hatz auf diejenigen gegeben, die in seinen Augen bei der Gothaer keine Zukunft mehr haben?
Der GBE wird an diesem Thema dran bleiben und weiter berichten

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Artikel aus dem Göttiner Betriebsexpress Nr. 169, vom 24. April 2002
Gothaer quo vadis?
Bei der Gothaer in Göttingen beschäftigt? Früher war das etwa so, als wenn mensch im öffentlichen Dienst beschäftigt wäre. Ein sicherer Arbeitsplatz, ein erträgliches Einkommen, betriebliche Altersversorgung. Bei der Gothaer angestellt zu sein, das war was. Da wurde mensch schon mal beneidet.
Aber das klingt heute schon fast wie ein Märchen aus einer längst vergangenen Zeit. Berufsausbildung bei der Gothaer? Früher gab es auf jeden Ausbildungsplatz bei der Gothaer in Göttingen 20 Bewerberlnnen. Heute ist es schon problematisch, die wenigen Ausbildungsplätze, die die Gothaer noch anbietet, überhaupt zu besetzen. Was soll ich denn Versicherungskauffrau/-mann in Göttingen lernen, wenn ich nach der Ausbildung bei der Gothaer allenfalls damit rechnen kann, befristet für zwei Jahre übernommen zu werden?
So geht es schon los bei den Auszubildenden und setzt sich weiter fort bei den Angestellten. Da werden häufig nur noch ,,befristete" Anstellungen vorgenommen. Mit ,,Zeitverträgen" wird versucht, die Arbeit zu schaffen. Bloß keine unbefristeten Neueinstellungen, wir haben ein Kostenproblem, wir müssen Personal abbauen. Diese alte Leier hört man jeden Tag bei der Gothaer. Anstatt Zukunftsperspektiven zu entwiökeln, malt der Vorstand der Gothaer schwarz und hat wohl kein Rezept mehr, wie es weiter gehen soll.

Fusion?...
Anstatt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und damit die Marktposition zu sichern, traut sich der Vorstand das selbst wohl nicht mehr zu. Gespräche über Fusionen mit anderen Versicherern werden geführt. ,,Jeder spricht mit jedem" wurde der Presse erklärt. Dem eigenen Können wird nicht vertraut (auf der Vorstandsebene vielleicht ja durchaus zu Recht). Marktposition, Geschäftszuwachs, das scheint nicht mehr durch vernünftige Produkte, Dienstleistungen und Preise erreichbar zu sein, sondern durch die Fusion mit Anderen. Ganz aktuell geistern Fusionsgerüchte (z. B. von der Gothaer mit der Signal/lduna) durch die Presse und wollen nicht verstummen.
Da kann es nicht mehr verwundern, wenn sich die Beschäftigten bei der Gothaer Gedanken über ihre Zukunft machen. Wird die Niederlassung in Göttingen noch gebraucht wenn eine Fusion, mit einem anderen Versicherer erfolgt? Und ist die Gothaer Lebensversicherung in Göttingen noch sinnvoll, wenn der Zusammenschluss mit einem anderen Lebensversicherer denkbar ist?

Wie sicher ist mein Arbeitsplatz noch, wenn es so weitergeht, möglichst viele Arbeitsplätze nach Köln in die Konzernzentrale zu verlagern? Sind das alles nicht schon Maßnahmen, um sich für eine Fusion mit Anderen "fit" zu machen? Sind das alles nicht schon Maßnahmen, den ganzen Konzern auf Köln zu zentralisieren?

Der Vorstand jedenfalls tut nichts, um hier seine Position deutlich zu machen. Ganz im Gegenteil. Uns ist zu Ohren gekommen, dass er Verhandlungen über eine Standortsicherungsvereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat hat scheitern lassen, weil dies mit völlig sachfremden Forderungen verbunden wurde.
Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz", dieses Zitat wird Martin Luther zugeschrieben. In abgewandelter Form scheint das leider auch auf die Gothaer zuzutreffen. Wie will der Vorstand die Gothaer weiter bringen bzw. erhalten, wenn er selbst scheinbar keine eigenen Ideen mehr hat, sondern sein ,,Heil" in Fusionen sucht?

...oder Zentralisierung?
Zentralisierung, ein weiteres Unwort für die Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Region. Es ist geplant, dass die Berlin-Kölnische Krankenversicherung ihre Betriebe im Bundesgebiet in Köln und Göttingen konzentrieren will. Betriebe in Städten wie Hamburg oder München sollen geschlossen oder nach Köln und Göttingen verlagert werden. Eine Aktion, die zumindest zur Zeit ausnahmsweise mal keine Arbeitsplätze in Göttingen vernichtet, sondern eher zusätzliche Kapazitäten in Göttingen schafft. Aber ist das nun wirklich ein Vorteil? Hat der Vorstand schon vergessen, was es bedeutet, Arbeitsplätze auf wenige ausgesuchte Orte zu verlagern? Wieder wird es betriebsbedingte Kündigungen geben, wieder werden Sozialpläne verhandelt, wieder werden ,,Betroffene" ohne Arbeitsplatz dastehen. Sind das die Herausforderungen des Marktes, denen sich die Gothaer stellen muss? Oder sind das alles nur Maßnahmen, um sich für eine Fusion oder eine Übernahme durch einen anderen Versicherer "schlank" zu machen??
Heute also mal hauptsächlich viele Fragen. Vielleicht gibt es schon in unseren nächsten Ausgaben einige Antworten.

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