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Kriegs-denk-male und Soldatentraditionen

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Kriegerdenkmal der Universität am Auditorium
Kritik am Volkstrauertagsgedenken vor Kriegerdenkmälern
Kolonialkriegs-Denkmal
Bundesverdienstkreuz für Kyffhäuser Bundesvorstands-Mitglied
Heiligenstadt: Zeugnis für den Kriegswahn mit Gott und König ...

> Kritik an Bundeswehrwerbung in der Gesellschaft
> Proteste gegen Militärmusik

antifa_rosengarten.JPG (17534 Byte)

Plakat der Antifaschistischen Aktion mit Bezug auf die Zerstörung des Kriegsdenkmals im Rosengarten

"3. August 1988 Der mehr als 35 Zentner schwere Steinsoldat auf dem Ehrenmal im Rosengarten ist von unbekannten Tätern vom Sockel gestürzt worden. Der Kopf des Soldaten brach dabei ab und wurde entwendet." >>Stadtarchiv Chronik "Die Figur wurde daraufhin in die Rommel-Kaserne nach Osterode gebracht und mit einem neuen Kopf versehen." >> Denkmalsseite der Stadt Gö

 

Kriegerdenkmal der Universität am Auditorium

23.2.09 / Rosa Farbe gegen das Denkmal der Universität von 1924 . Das Denkmal ist Ausdruck nationaler Heldenverehrung. Ausser mit rosa Farbe wurde ein Hinweis zum Protest gegen Militär in der Lokhalle aufgesprüht. Ein paar Tage später war die rosa Farbe auf dem Denkmal bereits wieder völlig entfernt.

Was soll das wohl eigentlich darstellen? Ist ja ein bißchen martialisch; also das kommt irgendwie aus einer unangenehmen Ecke. Aber nie haben wir dann weiter nachgefragt . Nun nachdem dieses Denkmal mit rosa Farbe angestrichen worden war, gab es dann (fast zu spät) die aufnahme von Hoxel , die wir zum Anlaß nahmen, zu recherchieren.

Das Denkmal wurde von Bildhauer Josef Kemmerich erstellt. der dafür drei grosse Dolomit-Blöcke verarbeitete. "Der Sockel trägt eine Gruppe von acht grossen nackten Jünglingsgestalten, die auf ihren Schultern den Körper eines gefallenen Kameraden tragen.Der hochragende Steinsockel trägt die 748 Namen der im ersten Weltkrieg gefallenen Dozenten, Beamten und Studierenden der Universität. An der schmalen Front des Steinsockels steht: "Ihren in Weltkrieg Gefallenen. Die Georgia Augusta". Eine neue Inschrift wurde im April 1957 eingraviert: "Den Toten der Georgia Augusta 1914 - 1918, 1939 - 1945".(>> Quelle)


Denkmal Kreuzung Weender Landstraße, Nikolausberger Weg vor dem Auditorium

Die Einweihung des Denkmals fand am 23. November 1924 (Totensonntag) statt. Dazu heisst es im Stadtarchiv : "Vor dem Auditoriumgebäude wird das Denkmal für die gefallenen Akademiker unserer Universität enthüllt. Nach der Weiherede des Rektors, Professor Dr. Binder, richtet Generalfeldmarschall Hindenburg folgende Worte an die auf 7000 geschätzten Versammelten: "Unsere Toten haben im festen Glauben an Deutschlands Größe ihr Leben dahingegeben. Ihr Blut darf nicht umsonst geflossen sein! Darum laßt uns, ein jeder an seiner Stelle, dahin wirken, dass der Geist von 1914, der Geist der Treue, der Vaterlandsliebe und der Aufopferung für das Allgemeinwohl, wieder Gemeingut des deutschen Volkes werde. Dann wird unser Deutschland mit Gottes Hilfe wieder zu Ehren kommen, und damit ehren wir am besten unsere gefallenen Brüder!" Mit den Worten "Der Ehrenbürger der Georgia Augusta seinen unvergeßlichen gefallenen Brüdern!" legte der Ehrenbürger der Stadt Göttingen einen großen Lorbeerkranz am Denkmal nieder.

In der Chronik des Stadtarchiv findet sich dann auch noch der Hinweis, dass "die Studentenschaft am 12. November 1939 ihre alljährliche Langemarckfeier durch eine Weihestunde vor dem Gefallenen-Denkmal der Universität" beging. Im November 1914 war es zu einer Schlacht bei Langemarck in Flandern gekommen, bei der eine tendenziöse Berichterstattung zur Schaffung eines "Mythos vom kämpfenden Studenten und der Glorifizierung seines "Heldentods" beitrug.Der Langemarck-Mythos wurde von den Nationalsozialisten ab 1928 aufgegriffen und zwar einerseits in der Hitler-Jugend und andersereits im Nationalsozialistischen Studentenbund. Dabei betonte man den volksgemeinschaftlichen Charakter der Langemarck-Kämpfer, die nun als junge Arbeiter, Kaufleute, Bauern und Studenten dargestellt wurden. Quelle: wikipedia

Auf den Seiten der Universität Wien wird über eine Denkmalsauseinandersetzung berichtet bei der der "Langemarck-Mythos" ebenfalls eine Rolle spielte und dort heisst es: "Langemarck" wurde so letztlich von den Nationalsozialisten nicht nur vereinnahmt und instrumentalisiert, sondern auch reichsweit normiert und umgeformt, bis hin zum "Langemarck-Studium", das Arbeiter, Handwerker und Bauern ohne Abitur binnen drei Semestern auf ein Universitätsstudium vorbereiten sollte, sofern sie den ideologischen Kriterien "rassischer Reinheit" und nationalsozialistischem Engagement entsprachen: "Im Langemarckstudium haben wir zum ersten Male den Gedanken einer nationalsozialistischen Auslese für die Hochschule konsequent durchgeführt." (Quelle Uni Wien)

Kurzkommentar: "Bologna" !

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"Ehrenmale" - Gedenkveranstaltungen - "Volkstrauertag"

Immer noch im Vordergrund: "Heldengedenken" für Menschen die sinnlos im Krieg starben

In Stein gemeißelter Spruch auf einem Relief, das am Alten Rathaus zentral sichtbar angebracht ist, darauf steht zu lesen:
"Den in den Heldenkämpfen gefallenen Söhnen der Stadt Göttingen. Wer mutig für das Vaterland gefallen, der baut sich selbst ein ewig
Monument"

Auf kaum einer der Veranstaltungen zum Volkstrauertag im November wird wohl Kritik an Kriegen und Rüstungsexporten zu hören sein, meist handelt es sich um eine Verbrämung dieser Kritiklosigkeit mit christliche-religiösen Kirchenveranstaltungen.

Volkstrauertag 2018 Anlässlich des Volkstrauertages 2018 veranstaltet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kreisverband Göttingen Stadt und Kreisverband Göttingen-Land, am Sonntag, 18. November 2018, um 11.15 Uhr eine Gedenkstunde in der Halle des Alten Rathauses. Die Begrüßung der Gäste obliegt in diesem Jahr Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler. Die Ansprache zum Volkstrauertag wird Pater Theo Schneider, Superior der Jesuiten halten (Wer ist denn auf diese Idee gekommen?? siehe Kritik an Pater Schneider wegen seiner Gesprächsverweigerung mit Opfern sexuellen Mißbrauchs) . Musikalisch umrahmt wird die Feierstunde von Musikern des Maggiore Streichquartetts der Akademischen Orchestervereinigung Göttingen.

Anschließend findet gegen 12.20 Uhr die Totenehrung mit Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof (Stadtfriedhof), Kassler Landstraße 1, statt.
In den Ortsteilen der Stadt Göttingen kommt es am 18. November zu weiteren Gedenkveranstaltungen:

  • Hetjershausen: 11.00 Uhr am Ehrenmal mit Posaunenbegleitung Knutbühren: nach dem um 10.00 Uhr stattfindenden Gottesdienst mit Posaunenbegleitung
  • Groß Ellershausen: 11.30 Uhr am Ehrenmal mit Posaunenbegleitung Roringen: 10.00 Uhr Gottesdienst mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal
  • Herberhausen: 11.00 Uhr Gedenkfeier am Mahnmal mit anschließender Andacht am Mahnmal
  • Holtensen: 09.30 Uhr Gottesdienst mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal
  • Weende: 11.30 Uhr am Mahnmal “Stumpfe Eiche”
  • Grone: am Ehrenmal um 11.10 Uhr Geismar: 10.00 Uhr gemeinsamer Gottesdienst mit der St.-Martin-Gemeinde im GDA-Wohnstift, danach um 12:00 Uhr Kranzniederlegung am Ehrenmal des Geismarer Friedhofs
  • Elliehausen: 10.45 Uhr Gottesdienst in der Kirche in Elliehausen, danach gegen 11:45 Uhr Kranzniederlegung am Elliehäuser Ehrenmal

Zeugnisse militaristischen Denkens ohne Kommentar, z.B. Denkmal hinter dem Parkhaus am Westausgang des Göttinger Bahnhofes. Da steht u.a. "Sie starben für ein besseres Deutschland" (dachten sie möglicherweise, möchte man hinzufügen)

 

Kritik am Volkstrauertagsgedenken vor Kriegerdenkmälern 2008

19.11.08 / Das Friedensbündnis teilte der Redaktion in einer Email mit, es sei ihnen eine Information zugespielt worden, die auf die Anbringung einer Sprühschrift auf des Weender Soldaten-Denkmal hingewiesen habe. Daraufhin wurde seitens des Friedensbündnis ein Foto vom jetzigen Zustand des Denkmals angefertigt, das wir zusammen mit einem Kommentar (gekürzt) des Friedensbündnisses veröffentlichen.


Soldatendenkmal in Weende am 19.11.08 / Foto Friedensbündnis

Göttingen, 19.11.2008
"Ehrenmal" ruft jetzt zur Buße auf
"Zum heutigen Buß- und Bettag wurde in Weende (nördlicher Stadtteil Göttingens) das Soldaten-"Ehrenmal" umgewidmet. (...) Die Sprüh-Aktion sollte einen Kontrapunkt zum Gedenkkonsens des "Volkstrauertages" setzen. (...) Am vergangenen Sonntag wurde wieder einmal staatlich verordnet getrauert. Der Begriff "Volkstrauertag" ist ja schon problematisch genug. Wenn aber die Kommunen und örtlichen Vereine (Feuerwehren, Sport- und Schützenvereine usw.) sowie die "Deutsche Kriegsgräberfürsorge" Kränze an den "Ehrenmalen", die mit Inschriften wie, "Unseren Helden - 1914/1918" (Zitat GÖ-Weende) beschriftet sind, niederlegen, dann zeigt es nur zu deutlich, dass es nicht um Trauer geht. Es sollen offensichtlich - wie zu NS-Zeiten - in erster Linie die selbstverständlich deutschen so genannten "Helden" "verehrt" werden. Wenn dieser Eindruck nicht entstehen soll, dann sind die "Ehren- und Mahnmale" allesamt textlich zu überarbeiten. Besonders störend und irritierend ist dabei, dass solche Kriegsverherrlichungs-Ehrenmale oft auf Kirchengrundstücken (direkt an der örtlichen Kirche oder auf dem kirchlichen Friedhof) stehen. Die Ehrenfeiern mit dem Lied vom herrlichen Soldatentod ("Ich hatte einen Kameraden") finden fogerichtig oft im Rahmen von "Messen/Gottesdiensten" statt (gern gesehen auch mit offiziellem Militärpfarrer mit seinen uniformierten Soldatenkamerad_innen). "Du sollst nicht töten" scheint kein Essential des christlichen Glaubens mehr zu sein, (...)
Es ist dringend eine neue Gedenkkultur von Nöten. (...) Derzeit soll für den Ortsteil Weende die Chronik erweitert werden. Es gab vor zwei Jahren einen offiziellen Aufruf an die Weender Bürger_innen sich doch bitte mit "Feldpostbriefen", Fotos, Tagebucheinträgen etc. beim Autor_innen-Team des Dritten Bandes der Ortschronik zu "melden." Damit sollte die "Soldatengeschichte der Weender" (Zitat) erzählt werden. Eine örtliche Initiative von Historiker_innen verfasste darauhin eine "Erweiterung des Weender Aufrufs," darin wurde gefordert, dem Autor_innen-Team doch mal mitzuteilen welcher Weender Soldat wann in welcher "Einheit" wo geplündert, vertrieben, gebrandschatzt vergewaltigt und gemordet hat. Ferner wurde gefordert, dass ehemalige Zwangsarbeiter_innen auf Kosten des Ortsrates bzw. des Stadtteils Weende nach Göttingen eingeladen werden. (...)"

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Kyffhäuser

8.3.07 / Der Nds. Ministerpräsidenten hat dem Bundespräsidenten die Verleihung des "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" an Heinz Ganz aus Scheden vorgeschlagen. Ordenszeichen und Verleihungsurkunde werden am 9.3.07 um 9.30 Uhr in Raum 084 (Erdgeschoss) des Landkreisgebäudes Reinhäuser Landstraße von Landrat Schermann überreicht. Heinz Ganz (68) ist Repräsentant des Soldaten-Traditions-Vereins Kyffhäuser genauer gesagt Vizepräsident des Bundesvorstandes und Vorsitzender des Landesverbandes SüdHannover/Braunschweig.

Einige Zitate aus den Leitsätzen: http://www.kyffhaeuserbundev.de/

  • "Der Kyffhäuserbund nimmt sich besonders in den dörflichen Gemeinschaften der Erhaltung und Pflege des Brauchtums und des Gemeinschaftslebens an. In der Zusammenarbeit mit aktiven und ehemaligen Soldaten ist der Kyffhäuserbund Träger soldatischer Tradition."
  • "Wir bekennen uns zu den Leistungen der deutschen Soldaten in Vergangenheit und Gegenwart. Wir wenden uns gegen Missachtung oder Entstellung bewährter Überlieferungswerte der deutschen Kultur, Ihrer Werke und Wissenschaften auf allen Gebieten sowie ihrer Schöpfer und Träger in Vergangenheit und Gegenwart."

Der Kyffhäuserbund ist übrigens anerkannt als Schießsportverband gem. § 15 WaffG . Also scharfe Waffen haben die auch noch! Der Name "Kyffhäuserbund" hängt mit dem Im Jahre 1896 errichteten Kyffhäuser-Denkmal in Nordthüringen zusammen. Es wurde an einem Ort errichtet, an dem früher der germanische Kriegsgott Wotan verehrt wurde. (Na Hallo! Gleichzeitig suchten wir vergeblich Hinweise auf die vom Landkreis geförderte (oder geduldete?) Studie über Zwangsarbeit im Landkreis.

Kolonialkriegs-Denkmal /
Namibia, ehem. Deutsch-Südwest Afrika

überarbeitet 19.4.07 / 20.4.06 / / Ein Denkmal, das dem am Völkermord beteiligten Regiment "Zur bleibenden Erinnerung in Dankbarkeit und Treue gewidmet" ist, wurde endlich mit einer informativen Fußnote versehen

Zum Zeitpunkt 2013 war noch ein Adler auf dem Denkmal montiert. "Der Adler wurde 1978 entwendet, in Einzelteile zerlegt und zugunsten der Zimbabwe Africa National Union (Zanu) versteigert. 1999 wurde der Adlerkopf der Universität von Namibia übergeben, wo er zur Erinnerung an die Kolonialkriege und die Unterdrückung der Völker Afrikas und ihren Widerstand ausgestellt wird. Mehr dazu weiter unten im Artikel

An der Ecke Einmündung Friedländer Weg auf die Geismar Landstrasse befindet sich ein Steinsockel mit einer zerschmetterten Gedenktafel. Die Gedenkplatte wurde von KritikerInnen zerstört, weil sich die Stadt jahrelang nicht dazu durchringen konnte das Denkmal als Symbol eines grausamen Völkermordes umzuwidmen.


die 1978 erneuerte und Januar 2007 zerstörte Schriftplatte des Denkmals.

Ohne Adler, Schrifttafel kaputt, eine Plexiglasplatte überdeckt die Schriftplatte des Denkmals

Am 18.4.07 nun wurde endlich eine vom Kulturauschschuss beschlossene kleine Informationstafel am Denkmal aufgestellt. Die zerstörte Schrifttafel auf dem Denkmal selbst wurde mit einer durchsichtigen Plexiglasplatte abgedeckt, so dass sowohl Schrifttafel als auch die Zerstörung sichtbar bleiben.

Eine kleine Gruppe von Mitgliedern des Kulturausschusses, JournalistInnen und sonstigen Interessierten nahmen an der offiziellen Enthüllung der Informationstafel teil.

20 Meter weiter stehen zwei Polizisten in Zivil siehe dazu ..weiter unten

Vor dem Denkmal ist seit 19.4.07 die nebenstehend abgebildete Informations-tafel aufgestellt worden.

Der Text ist zwecks besserer Lesbarkeit im Kasten unten wiederholt.

Vom Kulturausschuß beschlossener Text der Infotafel

"Das Denkmal wurde 1910 für die Angehörigen der "Schutztruppe" in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch Südwestafrika (heute Namibia) errichtet, die während des Kriegses gegen die Herero und Nama (1904-1908) umkamen. In diesen von Seiten des Deutschen Reiches mit großer Rücksichtslosigkeit geführten Kämpfen fanden tausende Angehörige beider afrikanischer Völker den Tod. Der Krieg gegen die Herero und Nama gilt als eines der größten Verbrechen der deutsche Kolonialgeschichte. Das Denkmal bestand ursprünglich aus einem Steinsockel mit Widmungsplatte, der 1913 durch einen bronzenen Adler ergänzt wurde. Der Adler wurde 1978 entwendet, in Einzelteile zerlegt und zugunsten der Zimbabwe Africa National Union (Zanu) versteigert. 1999 wurde der Adlerkopf der Universität von Namibia übergeben, wo er zur Erinnerung an die Kolonialkriege und die Unterdrückung der Völker Afrikas und ihren Widerstand ausgestellt wird."

1978 war sowohl der Adler als auch die Gedenkplatte von Unbekannten abmontiert und weggeschafft worden.(siehe Fußnote **). Die Stadt Göttingen ließ daraufhin die Gedenkplatte mit dem ursprünglichen Text erneuern und brachte sie wieder am Denkmal an. Auch der Antrag der damaligen GAL im Rat auf Errichtung eines Mahnmals anstelle des Denkmals fanden keine Mehrheit und so blieb das Denkmal unverändert bestehen.

Am 11. Januar 2006 jährte sich zum 102. Mal der Kriegsbeginn gegen die Bevölkerung in "Deutsch-Südwest", dem heutigen Namibia. Immer noch war keinerlei Veränderung am Denkmal vorgenommen worden. Im Schreiben einer Gruppe, die sich "Antikoloniales Bündnis" nannte hieß es dazu "Zur bleibenden Erinnerung in Dankbarkeit und Treue" wird seitdem den Schutztruppen in der Garnisionsstadt Göttingen gedacht. Alle Forderungen und Versuche, das schändliche "Ehrenmal" umzuzwidmen, wurden bisher von der Stadt Göttingen zurückgewiesen." Nun schritt diese Gruppe am zur Tat und stellte eine Informationstafel am Denkmal auf mit der sie das Denkmal "umwidmen" wollte. Die Linkspartei-Fraktion erklärte am 15.1., sie unterstütze "die Initiative von Göttinger BürgerInnen zur Umwidmung des so genannten „Südwest-Afrika-Denkmals“ an der Geismar Landstraße. (...) Aus dem Ehrenmal für Kolonialsoldaten muss ein Mahnmal gegen Kolonialismus und Rassismus werden. Das „Göttinger Antikolonialbündnis“ hat am vergangenen Wochenende ein positives Zeichen in diesem Sinne gesetzt."

Informationstafel des "Antikolonialen Bündnis"

Der Text auf der Tafel lautete angeblich laut zugesandter Mail:

"Die deutsche Kolonialgeschichte ist eine blutige Geschichte. In allen Ländern, die Deutschland als "Schutzgebiete" für sich beanspruchte, wurden die einheimischen Bevölkerungen brutal ausgebeutet und unterdrückt. Als sich 1904 in "Deutschsüdwestafrika" - dem heutigen Namibia - die Herero und Nama gegen die Besatzer zu wehren begannen, reagierte die deutsche Kolonialarmee mit einem Völkermord. Von 60.000 Herero überlebten nur 16.000. Von 20.000 Nama wurde mehr als die Hälfte umgebracht. Wir Göttingerinnen und Göttinger gedenken der Menschen, die von den deutschen Kolonialtruppen ermordet wurden. Wir fordern die Bundesrepublik Deutschland auf, endlich ihre Verantwortung anzuerkennen und Entschädigung an die Nachkommen der Opfer zu zahlen.
Mit dem Denkmal, vor dem diese Tafel steht, hält die Stadt Göttingen bis heute das ehrende Gedenken an Massenmörder aufrecht. Seit 1910 erinnert es "in Dankbarkeit und Treue" an gefallene deutsche Soldaten, die am Genozid an den Herero und Nama in "Deutschsüdwestafrika" beteiligt waren. 1978 holten Mitglieder des Kommunistischen Bundes Westdeutschland in einer anti-kolonialen Aktion den auf dem Denkmal thronenden Bronze-Adler von seinem Sockel. Die ebenfalls entwendete Gedenktafel ließ die Stadt Göttingen neu anfertigen und wieder anbringen – mit dem Originalwortlaut. Bis heute weigert sich die Stadt, das Denkmal mit einer neuen Tafel zu versehen und es umzuwidmen zu einem Mahnmal für die Opfer des deutschen Kolonialismus."

Aber diese Tafel wurde von der Stadt auf Weisung des damaligen OB Danielowski (CDU) nach einigen Tagen wieder entfernt und darüberhinaus wurde noch Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt, denn die Entfernung habe Kosten verursacht. Seitens des Kulturausschusses wurde darauf hingewiesen, dass eine Informationstafel nur von diesem Ausschuss beschlossen werden könne und man müsse den Weg der Beantragung an die Stadt wählen. "Genau diesen Weg hatte Reinhold Wittig allerdings vor zwei Jahren mit seinem Schreiben an den Oberbürgermeister versucht - vergeblich." vermerkte die Göttinger Wochenzeitung Nr. 1 / Feb 06: "Namibia-Kenner Reinhold Wittig wiederholte gegenüber der Göttinger Wochenzeitung sein Angebot, das er Oberbürgermeisters Danielowski bereits vor zwei Jahren unterbreitet hatte. Die Guss- vorlagen für eine neue Bronzeplatte mit dem Gedenken an die Opfer würde er kostenfrei erstellen. Den Text sollten die zuständigen Gremien erarbeiten. »Letztlich geht es nur um 1.500 Euro für die Gusskosten«, sagte Wittig. Am Geld kann es also nicht scheitern, der Opfer der menschenverachtenden Kolonialpolitik zu gedenken." Dr. Reinhold Wittig wurde 2003 wegen seiner Verdienste für die Stadt mit der Ehrenmedaille Göttingens ausgezeichnet - in diesem Fall aber ignoriert.

Ein Jahr später , im Januar 2007 meldete sich eine "Initiative Anti-Kolonial" zu Wort, die unter dem gefälschten Absender "Hartwig Fischer" mitteilte, sie habe die Gedenkplatte zerstört (***). Auf der zersplitterten Gedenkplatte lässt sich immer noch der Text lesen: "Fuer Kaiser und Reich starben in Suedwest-Afrika 1904-1906 vom Infanterie-Reg. Nr. 82 .... Zur bleibenden Erinnerung gewidmet in Dankbarkeit und Treue von den Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften des 2. Kurh. Infanterie-Regts Nr. 82" - Aber die Mißbilligung hatte nun ebenfalls einen materiellen Ausdruck hinterlassen.
Ein Mitglied des CDU-Stadtverbandes soll dem Vernehmen nach in der Presse mit einer Äußerung zitiert worden sein, die sinngemäß darauf hinauslief, dass die Zerstörung dieser Gedenkplatte mit der Schändung jüdischer Grabsteine verglichen werden könne. (!)

 

Zivilpolizisten bespitzeln Einweihung der kritischen Zusatztafel

Am 19.4.07 hat die andauernde Kritik am Schweigen zu dem schändlichen Hintergrund des Denkmals dazu geführt, dass eine kleine Infotafel mit kritischen Hinweisen vor dem Denkmal aufgestellt wird. Gleichzeitig werden aber offensichtlich aus strafrechtlichen Gründen die Personen gesucht, die vor einem Jahr die Schriftplatte zerstört haben, denn nach der Einweihung stellte sich heraus, dass 2 Zivilpolizisten die Veranstaltung mitbesucht hatten.

Ein Augenzeuge beobachtete und berichtete uns dann noch folgendes: Während die beiden lässig gekleideten Spitzel so herumstanden, dachten sie, sie seien von jemandem fotografiert worden, warteten ab, bis der vermeintliche Fotograf die Veranstaltung verlassen hatte, gingen ihm nach, riefen ihn beim Namen und drohten ihm wegen seiner angeblichen Fotoaufnahmen.
Auf Indymedia (> Quelle/Indymedia) fand sich dann ein dazugehöriger Dialog in einem Bericht über diesen Vorfall: "Wenn diese Fotos veröffentlicht werden, werden Sie strafrechtlich verfolgt!" sagte der eine Mann barsch. "Entschuldigen Sie, wer sind Sie? Was wollen Sie?" war die Antwort des Fotografen. "Wir sind von der Polizei!" war die unmissverständliche Antwort im Befehlston. Und sie fuhren fort, "Ich empfehle Ihnen, den Chip zu löschen. Wir könnten das auch anders regeln. Dann nehmen wir Ihnen die Kamera erstmal weg!" Nach dem Abgeben des Versprechens, keine Veröffentlichung der Fotos mit den Polizisten zu planen bzw. vorzunehmen, durfte der Fotograf gehen.

____________________________

Der Adlerkopf ging als Ausstellungsstück nach Afrika
** Hendrik Resen schildert in einem Artikel wurde der Kopf dieses Adlers auf einer Ortsgruppensitzung des KBW damals versteigert und gelangte in Privatbesitz, ist dann aber später, 1999 in Namibia von den Historikern Joachim Zeller und Werner Hillebrecht an die Student-History-Society in Windhoek übergeben worden (Foto von der Übergabe vor einer Büste Simon Bolivars) . Der Adlerkopf wurde im Eingangsbereich der Universitätsbibliothek von Windhoek als "antikolonialistisches Mahnmal" aufgestellt.

Hartwig Fischer / Afrikaausschuss des Bundestages enthält sich
*** Die Mitteilung über die Zerstörung der Denkmalplatte war mit dem - offensichtlich gefälschten - Absender "Hartwig Fischer" versehen. Hartwig Fischer (CDU, MdB / Afrikaausschuss) hatte sich nie zu diesem Denkmal geäußert, nun aber offensichtlich genötigt gesehen eine Richtigstellung zu versenden. "
Sehr geehrte Damen und Herren, sie haben am 23.01.07, 19.11 Uhr eine e-mail vom Absender "hartwig fischer <anti_kolonial_2007@yahoo.de" erhalten. Darin wird die Zerstörung des Kolonialdenkmals in der Geismarer Landstrasse in Göttingen beschrieben. Ich möchte mich hiermit von dem Inhalt dieser e-mail deutlich distanzieren. Diese e-mail stammt nicht von mir und trifft in keinem Punkt meine Ansicht. Ich danke für Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen Hartwig Fischer, MdB , Büro Hartwig Fischer, MdB, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
" . Allerdings stammte auch diese Mail nicht von Herrn Fischer sondern Absender war sein Berliner Mitarbeiter Olaf Niestroj .

Pressemitteilung Berlin, 23.Oktober, 2013
Kampf um Anerkennung und Wiedergutmachung für den Völkermord 1904-08"
Über 100 Jahre nachdem die kaiserliche "Schutztruppe" in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts verübte und Gebeine der Ermordeten für rassistische "Forschungszwecke" nach Deutschland verschiffen ließ, müssen die Nachfahren der Opfer noch immer für eine offizielle deutsche Entschuldigung kämpfen. Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 fordern Herero und Nama neben symbolischer auch für materielle Wiedergutmachung. Bis heute sind sie wirtschaftlich und sozial von den Folgen des Genozids und der Landenteignungen betroffen. "Die Frage von Massenmord und Enteignungen" so Ida Hoffmann, Vorsitzende des Nama Technical Committee "betrifft jeden einzelne Familie und Person der Nama und Herero ohne Ausnahme, von den Jüngsten bis zu den Ältesten." Die Opferverbände in Namibia stehen dafür ein, dass ein Völkermord nicht durch Entwicklungshilfe aufgewogen werden kann, sondern Wiedergutmachung ein Recht der Hinterbliebenen ist, für erlittenes und heute noch zu erleidendes Unrecht durch den Völkermord. Ida Hoffmann dazu: "Das Recht, zu Handeln und Wiedergutmachung zu verlangen ist jedes Einzelnen Recht. Das Recht, Mitzuentscheiden und zu wissen, wie jeder einzelne Cent einer Wiedergutmachung ausgegeben werden wird ist Jedermanns Recht." Ida Hoffmann wurde 1947 in Karasburg im südlichen Teil des damals durch das Apartheid-Südafrika kolonisierten "Südwestafrika", dem heutigen Namibia, geboren. Sie beteiligte sich in den 1980er Jahren am antikolonialen Befreiungskampf der SWAPO. Von 2005-10 war sie vom Präsidenten ernannte Abgeordnete der namibischen Nationalversammlung und setzt sich seitdem besonders für die Aufarbeitung des deutschen kolonialen Völkermords ein. Sie ist Vorsitzende des "Nama Technical Commitee".
Weitere Informationen auf der Website des NRO-Bündnisses "Völkermord verjährt nicht!": http://www.restitution-namibia.de

 

Ausstellung 2018: Göttingen – eine Kolonialmetropole?

Im Rahmen des Seminars „Göttingen postkolonial“ am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen haben Studierende die bisher im öffentlichen Bewusstsein unbekannte Rolle der Universität und der Stadt Göttingen in der Kolonialzeit untersucht. Die Ergebnisse werden nun in der Ausstellung „Göttingen – eine Kolonialmetropole?“ gezeigt.
Eröffnung am 1. März 2018 durch das Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte im Foyer des Kulturwissenschaftlichen Zentrums (KWZ) der Universität, Heinrich-Düker-Weg 14.

Das Deutsche Reich war zwischen 1884 und 1914 eine Kolonialmacht, die Gebiete in Afrika, Asien und der „Südsee“ besetzte. Studierende der Geschichtswissenschaften recherchierten die kolonialen Verflechtungen der Universität und der Stadt Göttingen in dieser Zeit. Hierfür sichteten sie historische Quellen, so etwa Dokumente aus Sammlungen der Universität und aus dem Göttinger Stadtarchiv. Die Themen der Präsentation reichen von einer 1909 in Göttingen organisierten Kolonialausstellung über Kolonialvereine und -waren bis hin zur Universität Göttingen. Lehrende und Studierende trugen gleichermaßen zur Erforschung und Erschließung der kolonial besetzten Gebiete bei und übten ab den 1920er Jahren sogar vereinzelt Kolonialkritik.
Die Ausstellung wurde mit Grußworten von Prof. Dr. Albert Busch, Studiendekan der Philosophischen Fakultät, sowie Prof. Dr. Rebekka Habermas, Karolin Wetjen und Johannes Uhlig vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte eröffnet.

 

2022
Erinnerung an den Völkermord im ehemaligen Südwestafrikla gefordert

Die Gesellschaft für bedrohte Völker, das Entwicklungspolitische Zentrum (EPIZ) und Göttingen Postkolonial fordern eine Umgestaltung des Göttinger Südwestafrika-Denkmals. Am 19.12.22 wurde zu einer online-Veranstaltung mit dem Ovaherero-Aktivisten Israel Kaunatjike eingeladen

Dabei wurde ein 25-minütiger Film über das Denkmal gezeigt, in dem auch die beiden Ovaherero-Nachfahren Dr. Kamatuka von der Ovaherero Genocide Foundation und der Aktivist Israel Kaunatjike sprechen. Sie waren vor einigen Monaten in Göttingen. Ein zweiminütiger Video-Aufruf zum Denkmal ist auf YouTube abrufbar.

Die Ovaherero-Aktivisten und die drei Organisationen rufen die Stadt Göttingen zum Dialog und zur Aufarbeitung der eigenen Kolonialgeschichte in der Erinnerung an den Völkermord im heutigen Namibia (1904-1908) auf.

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Aus der Nachbarschaft - Heiligenstadt Zeugnis für den Kriegswahn mit Gott und König ...

 

Eine Schrifttafel am Kriegerdenkmal in Heiligenstadt überdauerte offensichtlich die DDR

"Ihren tapferen Söhnen,
die in den ruhmreichen Kriegen
von 1864 und 1870-71
mit Gott für König und Vaterland kämpften und den Heldentod starben
in Dankbarkeit
Stadt und Kreis Heiligenstadt
"

 

 

Foto Februar 2007

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