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Lebensmittelprobleme und -skandale im Raum Göttingen:
Bleirohre und Blei im Trinkwasser
Dioxin in Futtermittel - verseuchte Hühner, Eier, Schweine Januar 2011
Dioxin in Guakernmehl 2007 (Lehrbeispiel der mangelhaften Infos)

Informationspolitik des Instituts für Risikobewertung ist ein Risiko
"Eilige Warnmeldungen" erst 10 Tage später
In welchem Brot ist Guarkern? Stichprobe in Göttinger Bäckerei
Wo ist Guarkernmehl sonst noch drin?
Landkreis Göttingen - Behörde antwortet nicht !

Dioxin in Guarkernmehl das in Molkereiprodukten verwendet wird (von Kati Simon)

 

Für giftfreie Lebensmittel
Europäische Bürgerinitiative 'Stopp Glyphosat'

siehe auch >goest-Seite Umwelt zum Thema Glyphosat

Weitgehend nach einem Text des Stadtverbands DieGrünen
Der Grüne Stadtverband unterstützen die Europäische Bürgerinitiative (EBI) 'Stopp Glyphosat', die durch zahlreiche Umweltorganisationen ins Leben gerufen wurde. Fast alles, was wir essen, wird mit dem Ackergift besprüht. Glyphosat ist das weltweit am meisten verwendete Pestizid. Es wird überall eingesetzt, auf Ackerböden genauso wie in Parks und Gärten, gefährdet Böden und Grundwasser, die menschliche Gesundheit und zerstört die Artenvielfalt. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Chemikalie als “wahrscheinlich krebserregend” ein.“ Ein Verbot des Pflanzengiftes wird von der Agrarlobby bisher erfolgreich blockiert. Im Sommer 2016 stand die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in Europa an. Das Gift sollte für weitere 15 Jahre verlängert werden. Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger aus Europa haben mit einer starken Kampagne gegen die Neuzulassung gekämpft. Gegen die Lobbymacht der Chemieindustrie konnte durchgesetzt werden, dass die EU-Kommission Glyphosat lediglich für 18 Monate verlängert. Doch der große Pestizid-Produzent Monsanto, aber auch der deutsche Chemieriese Bayer als zukünftiger Vertreiber von Glyphosat, üben weiterhin Druck aus, um ihre Profite zu retten. Sie greifen tief in die Tasche, um “Studien” und “Experten”-Meinungen einzukaufen, die ihre Ackergifte für unbedenklich erklären. Im Rahmen der Europäischen Bürgerinitiative wird die Europäische Kommission aufgefordert, den Mitgliedsstaaten ein Verbot von Glyphosat vorzuschlagen, das Verfahren für die Genehmigung des Pestizids zu reformieren und EU-weit verbindliche Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden festzulegen Innerhalb eines Jahres braucht die EBI mindestens eine Million Unterstützerinnen und Unterstützer aus mindestens sieben verschiedenen EU-Ländern. „Die Stadt Göttingen, als Mitglied im kommunalen Bündnis für biologische Vielfalt, hat sich bereits gegen den Einsatz des Pflanzenschutzmittels ausgesprochen und verzichtet bei der Pflege öffentlicher Grünflächen entsprechend der Verordnung zur Straßenreinigung, die auch für alle Göttinger Bürger gilt, auf Pestizide und Düngung“.

Unterschriftenlisten für ein Verbot von Glyphosat liegen noch bis Ende Mai im Grünen Zentrum, Wendenstraße 5 in Göttingen aus. Jede*r, der/die des Verbot unterstützen möchte, kann während der Öffnungszeiten (Mo, Di, Mi, Fr 9-12.30 Uhr und Mo, Di, Do, Fr 16-17.30 Uhr) unterschreiben.

Regine Drewniak, Mitglied des Stadtvorstandes von Bündnis90/DieGrünen Göttingen

Harald Wiedemann, für die Ratsfraktion Bündnis90/DieGrünen im Ausschuss für Bauen, Planung und Grundstücke:

 

Bleirohre und Blei im Trinkwasser

redaktionell bearbeitete PM Stadt Göttingen 1.8.13 / Wasser kann sich durch alte Bleileitungen in Trinkwasser-Installationen nachträglich mit dem schädlichen Schwermetall anreichern. Wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, sind solche alten Leitungen im Haushalt auch heute noch eine häufige Ursache für eine Trinkwasserbelastung. Bleileitungen aufgrund ihrer gesundheitlichen Bedenklichkeit für neue Trinkwasserleitungen seit 1973 nicht mehr verwendet. Blei kann schädigend auf das Nervensystem wirken. Kinder sind dann in besonderer Weise betroffen, da sich deren Nervensystem noch entwickelt. Eine erhöhte Belastung kann die kindliche Entwicklung, das Lernvermögen und die Intelligenz einschränken. Vielen Eltern ist das gesundheitliche Risiko durch eine Bleibelastung nicht bewusst oder sie haben keine Kenntnis über das Material ihrer Trinkwasser-Installation, so dass die Notwendigkeit eines Austausches gar nicht erkannt wird.


(c) Scheede/Gesundheitsamt Göttingen

Bis 1973 wurden teilweise derartige Anschlüsse noch mit Blei installiert wie sie das Foto als typisches Beispiel zeigt

 

Grundstücksbesitzer, deren Häuser vor 1973 gebaut wurden, sollten dringend prüfen, ob sie ihr Trinkwasser noch durch Bleirohre leiten lassen. Ab dem 01.12.2013 wird der Grenzwert für Blei im Trinkwasser mit 10 µg/l so niedrig liegen, dass praktisch keine Bleirohre mehr in der Trinkwasser-Installation vorhanden sein dürfen. Um den Austausch solcher Wasserleitungen in Privatgebäuden zu unterstützen, bietet das Land Niedersachsen z.B. für Familien mit Kindern und jungen Frauen die Möglichkeit, ihr Trinkwasser kostenfrei auf seinen Bleigehalt testen zu lassen. Haushalte außerhalb dieser Gruppe können den Test gegen einen geringen Kostenbeitrag ebenfalls durchführen lassen. Betroffene Bürger/innen sollten sich an das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Göttingen, Theaterplatz 4, 37073 Göttingen, wenden, wo sie die Probenahme-Sets samt schriftlicher Gebrauchsanleitung erhalten können und zum Thema beraten werden. Die Wasserproben gehen per Post an das Labor des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts, das dann die jeweilige Bleikonzentration ermittelt. Bei auffälligen Werten stehen den Betroffenen die Mitarbeiter/innen des Gesundheitsamts für Stadt und Landkreis Göttingen gern mit Rat zur Seite. Für Fragen und weitere Informationen ist das Gesundheitsamt unter den Telefonnummern 0551 / 400 - 4802 und 0551 / 400 - 4803 oder per E-Mail gesundheitsamt@goettingen.de erreichbar.
Im öffentlichen Netz der Stadtwerke Göttingen AG befinden sich seit Langem keine Bleirohre mehr. Das Vorkommen von Blei im Trinkwasser betrifft somit nur die Trinkwasser-Installationen in Gebäuden.

mehr Infos www.nlga.niedersachsen.de

 

Direktvermarkter in der Region

10.5.13 / Die Kombination "Bio" und "Regional" gilt als Optimum in der Lebensmittelversorgung. Die Webseite http://www.land-direkt.de/ des Landvolks Göttingen bietet Informationen über die DirektvermarkterInnen in der Region.

Neben Hofläden und -cafes findet man Infos über die jeweiligen Anbieter unter den Schlagwörtern Bio Bioland Brot Brötchen Eier Eierlikör Eis Erdbeeren Felle Fleisch Fruchtaufstrich Fruchtlikör Geflügel Gemüse Himbeeren Honig Joghurt Kartoffeln Kräuter Kuchen Käse Kürbisse Marmelade Mettwurst Milch Obst Partyservice Pflanzen Präsentkörbe Saft Schlachteessen Sonnenblumen Spargel Suppenhühner Säfte Torte Weihnachtsbäume Wein Wild Wurst.

"Dorfgarten"
Solidarische ökologische Landwirtschaft Hebenshausen

Hauptziel ist die Schaffung von nachhaltiger, regionaler, ökologischer Landbau als Gegenstrategie zur Agrarindustrie. Durch einen monatlichen Beitrag zwischen 35 und 70 € je nach persönlichen Möglichkeiten wird mensch Mitglied und erhält ab April jeweils am Dienstag und Freitag ab 12 Uhr erntefrisches Gemüse in Hebenshausen und Gemüse-Abnahmestellen in Göttingen und Groß Schneen.
Der Schwerpunkt des Angebotes liegt auf Gemüse (40 Kulturen in über 100 verschiedenen Sorten)Schnittsalat, Romana, Endivie, Eichblatt, Kopfsalat, Asiasalat, Rucola, Feldsalat, Mangold, Spinat Brokkoli, Blumenkohl, Weiß- und Rotkohl, Spitzkohl, Wirsing, Grünkohl Lauch, Bundzwiebeln, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln Tomaten, Paprika, Auberginen, Kürbis, Zucchini, Gurken Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzel, Kartoffeln, Rote Rüben, Steckrüben, Sellerie Fenchel, Radieschen, Kohlrabi diverse Kräuter Blumen

Die fünf Gärtner*innen sind entweder über das Studium der Ökologischen Landwirtschaft in Witzenhausen in die Region gekommen oder haben eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Ausbildung zusätzlich absolviert. Für die Gärtner*innen bringt das Konzept eine garantierte Abnahme und Planungssicherheit.
Wie der Name "Dorfgarten" schon sagt will die Gruppe lokal am Ort die Menschen auf kurzen Wegen mit Gemüse versorgen, den KundInnen durch persönlichen Kontakt den Einblick in die Produktion ermöglichen und so einen wechselseitig solidarischen Zusammenhang schaffen.
Die Gärtner_innengruppe praktiziert zwar ökologischen Landbau, verzichtet aber "bewußt auf die staatliche Bio-Zertifizierung" denn "Anstelle einer Abhängigkeit von staatlichen Förderungen oder eines anonymen Marktes entsteht eine solidarische Interessengemeinschaft, in der gleichberechtigt, verständnisvoll und frei miteinander in Austausch getreten werden kann". Als ein Beispiel unter Vielen möchten wir auf die GartenCoop in Freiburg verweisen. Diese wurde 2009 gegründet und bewirtschaftet, auf mittlerweile 9 Hektar, für rund 290 Mitglieder*innen Gemüse.

>> www.dorfgarten.org
Siehe auch das Vorzeigeprojekt in Freiburg >>www.gartencoop.org

 

Dioxin in Futtermittel - verseuchte Hühner, Eier, Schweine Januar 2011

11.1.11 (PM Landkreis Göttingen) / Dioxin belastetes Futtermittel: Ein Schweinemastbetrieb im Landkreis Göttingen betroffen Sperrung des Betriebs nicht notwendig.Das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Landkreises Göttingen ist am Montag per E-Mail vom Niedersächsischen Landsamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) darüber informiert worden, dass sich ein im Landkreis Göttingen befindlicher Schweinemastbetrieb auf der Kundenliste des Futtermittellieferanten befindet, bei dem mit Dioxin belastetes Futter festgestellt worden ist. Der errechnete Dioxingehalt des Futtermittels liegt mit 0,04 ng/kg lt. LAVES allerdings so niedrig, dass in den Tieren bzw. ihren Produkten mit einer Überschreitung von Dioxingehalten nicht zu rechnen ist. Der Betriebsinhaber des Schweinemastbetriebes mit ca. 400 Tieren wurde vom Leiter des Veterinäramtes, Herrn Dr. Sieslack, umgehend informiert. Weitere Maßnahmen sind nach der Vorgabe des LAVES in diesem Fall nicht notwendig. Selbstverständlich steht dieser Betrieb bis auf weiteres unter amtlicher Beobachtung durch das Veterinäramt des Landkreises Göttingen. Eine Sperrung des Betriebes ist nicht erforderlich. Dezernentin Christel Wemheuer machte deutlich, dass dem Betriebsinhaber keinerlei Fehlverhalten anzukreiden sei. Ein landwirtschaftlicher Betrieb müsse sich darauf verlassen können, von seinem zertifizierten Futtermittelhändler, der unter der Überwachung der jeweiligen Landeseinrichtung für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit steht, einwandfreie Ware geliefert zu bekommen.

 

Das "Institut für Risikobewertung" spielt dies Sache runter, wie immer:

"Die derzeit ermittelten Dioxingehalte liegen bei einigen Proben über dem in der Europäischen Union festgelegten Höchstgehalt. Sie stellen jedoch keine akute Gesundheitsgefahr für Verbraucher dar." (>>Zitatquelle)
Siehe auch das Verhalten dieses Instituts beim Guakern-Dioxin-Skandal im goest-Artikel:
Die Informationspolitik des Instituts für Risikobewertung ist ein Risiko

 

BUND: Rückrufaktion verseuchter Lebensmittel gefordert !

Pressemitteilung BUND Bundes- und Landesverband Niedersachsen 5.1.11:
"Der erneute Dioxin-Skandal in der Massentierhaltung zeigt, dass die Agrarindustrie ihre selbstproduzierten Risiken nicht in den Griff bekommt. In immer größer werdenden Ställen für Hühner und Schweine werden zunehmend industriell hergestellte Futtermittel eingesetzt. So ist auch im aktuellen Dioxin-Skandal verunreinigte Ware von einem einzigen Futtermittellieferanten in mindestens vier Bundesländern in tausenden Ställen verfüttert worden. Unter dem Konkurrenzdruck zur industriellen Massentierhaltung setzen immer weniger Eier- und Fleischproduzenten selbst hergestelltes Futter ein, obwohl sich auf diese Weise Gefahren entscheidend verringern ließen. Gerade in Niedersachsen, dem .Agrarland Nummer 1. ist die Ausdehnung der Massentierhaltung nicht mehr tragbar. (...) Gegen die Missstände in der industrialisierten Landwirtschaft wird ein Bündnis aus 80 Bauern-, Umwelt-, Tierschutz- und Entwicklungsverbänden am 22. Januar 2011 in Berlin bei einer Demonstration protestieren. Das Wachstum der Massentierhaltung und der Futtermittelindustrie vergrößert das Risiko für die Verbraucher. Bei weiter steigenden Rohstoffpreisen begünstigt der Kostendruck zudem Missstände wie die Dioxinpanscherei in Futtermitteln. Staatliche Kontrollen sind trotz der regelmäßig wiederkehrenden Skandale nicht in angemessenem Umfang ausgebaut worden, sagte Jochen Fritz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die jetzigen Rückrufaktionen im Handel reichen nicht aus., so Reinhild Benning, Agrarexpertin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Seit mindestens Mitte Dezember liegen erste Dioxin-Hinweise vor. Vermutlich sind viele seither gekaufte Eier und Fleischprodukte noch nicht verspeist. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner darf keinen Moment zögern, die Markennamen und Chargen, die betreffenden Handelsketten und die Zeiträume zu nennen, die belastete Ware betreffen. Es muss eine Rückrufaktion aus dem Kühlschrank geben (...)"

 

Anfrage und Antwort im Kreistag

"Dioxin-Funde – Was unternimmt der Landkreis Göttingen?"
Anfrage gem. § 35a Satz 2 NLO der SPD Kreistagsfraktion (Vorsitzender Jörg Wieland) an Landrat Schermann und die Antworten des Landrates

1.Welche Höfe im Landkreis Göttingen sind von den aktuellen Dioxin-Funden betroffen? Nach letzter Ergänzungsmeldung des für die Futterrmittelübenwachung zuständigen Nds. Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES) am 04.01.201116:09 ist der Landkreis Göttingen bisher nicht betroffen.
2.Was unternimmt der Landkreis Göttingen, um die Verbraucher zu schützen? Für die Futtermittelüberwachung ist in Niedersachsen allein das LAVES verantwortlich. Diese erfolgt zentral nach festgelegten Probenahme-Plänen. Der Landkreis Göttingen überwacht die Durchführung der Eigenkontrollen durch die Tierhalter (festgelegt in der VO (EG) Nr.17812002). Danach müssen die Tierhalter sicherstellen, z. B. gesundheitsunschädliches Futter den Tieren anzubieten.
3.Welche Vorsichtsmaßnahmen sind erforderlich? Der Tierhalter ist verpflichtet, das vorgeschriebene Eigenkontrollsystem nach VO (EG) Nr. 178/2002 anwenden (z. B. untersuchungsprotokolle der Charge einsehen, Transport des Futters in verplombten nur für ihn ausgewiesenen Behältnissen) und die durchgeführten Eigenkontrollen dokumentieren.
4 Wie wird die Bevölkerung gewarnt? Betriebe mit verdächtigen Futterchargen werden durch das LAVES dem Veterinär- und Verbraucherschutzamt des Landkreises Göttingen gemeldet. Die betroffenen Betriebe werden durch das Veterinär- und Verbraucherschutzamt überprüft und solange gesperrt, bis durch Untersuchungsergebnisse eines festgelegten Stichprobenverfahrens nachgewiesen wird, dass keine erhöhten Dioxinbefunde vorliegen. Weitere Maßnahmen wie z.B. Pressearbeit oder Einrichtung von einer Bürgerinformation-Hotline werden vom LAVES vorgenommen. Falls im Landkreis Göttingen landwirtschaftliche Betriebe betroffen wären, würde nach Abstimmung mit dem LAVES der Landkreis die Öffentlichkeit unterrichten.
5. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mft der Stadt Göttingen und den Städten und Gemeinden im Landkreis? Die Zuständigkeit liegt allein beim Veterinär- und Verbraucherschutzamt für die unter Frage 4 genannten Aufgaben. Die Stadt Göttingen und die Gemeinden des Landkreises haben keine Zuständigkeit. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Vetennär- und Verbraucherschutzamt des Lan dkreises Göttingen mit der Stadt Göttingen und den Gemeinden des Landkreises.
6.Wer ist federführend verantwortllch? Siehe Beantwortung der Fragen Nr.4 und Nr.5
7.Wird es Entschädigungen für die Bauern geben? Größere Betriebe haben eine Ertragsausfallsversicherung abgeschlossen, die die sofortigen Härten abdeckt. Entschädigungen z. B. aus öffentlichen Mitteln sind nicht vorgesehen.
8.Wer ist im Schadensfall verantwortlich? Verantwortlich ist der Lebensmittel erzeugende Betrieb (Tierhalter). Er hat die Verpflichtung gemäß Art. 14 der VO (EG) Nr.178/2002 nur sichere Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. Dies muss er durch Eigenkontrollen sicherstellen. Dies heißt im konkreten Fall, er muss durch Eigenkontrollen ausschließen, dass er Dioxin belastetes Futter seinen Tieren anbietet.
9.Was hat der Landkreis seit dem letzten Dioxin-Fall im Rahmen der Kontrollmaßnahmen unternommen. Die Verantwortung für die Futtermittelüberwachung liegt allein bei dem LAVES (siehe Beantwortung Frage Nr.2). Weitere Infos zu dem Thema siehe www.ml.niedersachsen.de.

 

Guakernmehlverseuchung mit Dioxin 2007

Die Informationspolitik des Instituts für Risikobewertung ist ein Risiko
Eilige Warnmeldungen erst 10 Tage später
In welchem Brot ist Guarkern? Stichprobe in Göttinger Bäckerei
Wo ist Guarkernmehl sonst noch drin?
Landkreis Göttingen - Behörde antwortet nicht
Dioxin in Guarkernmehl das in Molkereiprodukten verwendet wird
(von Kati Simon)

Die Informationspolitik des Instituts für Risikobewertung ist ein Risiko für die Bevölkerung

Vom 9.8.07 aus rückblickend sieht es für uns so aus, dass das >> Bundesinstitut für Risikobewertung Informationsverbreitung im Krisenfalle unserer Meinung nach eher behindert als fördert. Dieses Institut hat ein "Pamphlet" an die Behörden verbreitet nach dem diese sich zu richten haben. Fazit: Erst wenn unmittelbare Lebensgefahr besteht, wird die Bevölkerung informiert, weil wenn man jede Schnellwarnung öffentlich machen würde, würden die Leute angeblich abstumpfen. Dieses 2002 gegründete Amt hat wohl als Hauptaufgabe, in Krisenfällen für Ruhe zu sorgen und wirtschaftliche Schäden zu verhindern. Die umfassende Aufklärung der Bevölkerung und die Leitlinie "im Zweifel für die Gesundheitsvorsorge" scheint nicht die Richtschnur der Institutspolitik zu sein, eher "im Zweifel für Ruhe und Ordnung".

Wenn überregionale Ereignisse unmittelbare Wirkungen auch auf lokaler Ebene entfalten, dann sind dies auch Themen für ein lokales Magazin. Kati Simon wurde durch den Wirbel in ungarischen Medien auf eine Sache aufmerksam, die hierzulande unter den Teppich gekehrt wird. Am 6.8.07 heisst es "In Ungarn greift Dioxin-Hysterie um sich. Eine Laborantin testet den Dioxingehalt eines Lebensmittels. Verseuchtes Guarkernmehl sorgt nach der Schweiz auch in Ungarn für Unruhe: Medien und Behörden warnen eindringlich vor der Gefahr im Essen." (Quelle) Aber hierzulande wird das Thema immer noch totgeschwiegen. . Kati Simon hat deshalb für goest bereits sehr früh einen Artikel sowie einen Kommentar und weitere Informationshinweise verfasst.

Nach 10 Tagen erreicht die dringende Warnmeldung die Öffentlichkeit

Rheinland-Pfalz : 8.8.07 / Ein Lebensmittelunternehmen erhielt 1,5 Tonnen des vergifteten Mehls, von denen 687 Kilo in Lebensmittelvormischungen verarbeitet wurden. Davon wurden 190 Kilo an Kleinabnehmer ausgeliefert. Der zweite Betrieb wurde mit etwa 1,6 Tonnen Guarkernmehl beliefert. Diese Ware ist bereits komplett verarbeitet. (Quelle: Deutsche Welle)

Stuttgarter Landwirtschaftministerium 8.8.07 / berichtet von Proben mit bis zu dreitausendfach überhöhte Werte des krebserregenden Pilzbekämpfungsmittels Pentachlorphenol (PCP), das seinerseits mit Dioxin verseucht ist. Die PCP-Werte erreichten demnach bis zu 33,4 Milligramm pro Kilogramm Mehl; die gesetzliche Höchstmenge liegt bei 0,01 Milligramm. (...) Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist die Dioxin-Belastung des Mehls offenbar ziemlich hoch." (Quelle Tagesspiegel / Berlin)

Brandenburg 8.8.07 / rund 2000 (in Worten zweitausend Tonnen!!) Tonnen dioxinverseuchtes Fruchtkonzentrat für Lebensmittel sichergestellt. (Quelle ARD / Tagesschau)

Hessen:8.8.07 / Ein hessische Firma hat ca. 240 Tonnen des Mehls ausgeliefert. Zusammen mit den belieferten Firmen sind Maßnahmen ergriffen worden, einen weiteren Eintrag des belasteten Guarkernmehls zu verhindern und eventuell noch im Handel befindliche Ware zurückzurufen. (Quelle Presserklärung Hessisches Umweltministerium)

Wo ist Guarkernmehl drin?

Stichprobe in Göttinger Bäckerei
8.8.07 / Bäckereien halten eine Inhalts- und Zusatzstoffeliste bereit aus der hervorgeht, welche Mittel in den Backwaren jeweils enthalten sind. Bei einer Stichprobe stellte sich heraus, dass in ca. 80 % der verschiedene Brote und Brötchen Backmittel verwendet wurde, das Guarkernmehl enthält ! Nun fragt sich halt, ob dieses Guarkernmehl in Ordnung ist oder mit Dioxin und PCP verseucht ist

Guarkernmehl in Brot: "Neben einer erhöhten Wasseraufnahme der Teige (bewirkt diese Zutat) während des Backprozesses eine verbesserte Stärkeverquellung und (beeinflusst) das Volumen, die Porenstruktur sowie die Frischhaltung der Gebäcke." (Quellle/pdf )

Suppen
Soßen
Salatdressings
Speiseeis,
Fruchtkonzentrat
Joghurts
Frischkäse
Glasuren,
Füllungen
Arzneimittel
tiefgefrorene Lebensmittel
Obstkonserven
Gemüsekonserven

Backmittel
Fertiggerichte
Ketchup,
Bio-Lebensmittel,
Säuglingsnahrung
Kosmetika
Tabak
Mayonnaise
Desserts
Konfitüre
Marmelade
Gelees
Streichwurst

Neulich hat Oetker einen Rote Grütze mit Vanillesauce für Diabetiker aus dem Markt genommen - war dassetwa Guarkernmehl drin? Die Meldung lautete, es sei eine falsche Angabe für Diabetiker aufgedruckt....

Angeblich dürfen die Behörden die Namen der Lebensmittelfirmen nicht nennen, die das Zeug in Umlauf bringen solange diese Firmen kooperieren (Quelle)

Die Firma Migros in der Schweiz hat offen eine Rückrufaktion mit der Dioxinverseuchung zugegeben. Wann erfahren wir endlich welche Produkte betroffen sind?

zum Anfang

Reaktion der Behörden Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

"Das Bundesamt informiert die zuständigen obersten Landesbehörden sowie die Einfuhrstellen und den Zoll über das Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittelsicherheit (RASFF) über die Vertriebswege des betroffenen Guarkernmehls. Aufgrund der Informationen aus dem Schnellwarnsystem RASFF ermitteln die zuständigen Behörden vor Ort bei den belieferten Betrieben die noch vorhandenen Lagerbestände an möglicherweise kontaminiertem Guarkernmehl sowie die daraus hergestellten Zwischen- und Endprodukte. Die betroffenen Partien werden beprobt und in amtlichen Laboratorien untersucht. Bis zum Vorliegen des Analysenergebnisses bleiben die Produkte gesperrt. Über die getroffenen Maßnahmen unterrichten die Landesbehörden das BVL im Rahmen des Schnellwarnsystems RASFF. Nach den hier vorliegenden Informationen hat die Schweizer Firma Unipektin, die kontaminiertes Guarkernmehl an verschiedene Firmen in der Europäischen Union (einschließlich Deutschland) geliefert hat, die betroffenen Empfänger informiert. Die belieferten Firmen haben die betroffenen Produkte soweit möglich gesperrt bzw. zurückgerufen. Die zuständigen Kontrollbehörden der Länder überwachen die Maßnahmen der betroffenen Firmen. Nach den bisher vorliegenden Analysenergebnissen von Dioxin und Pentachlorphenol in Guarkernmehl ist in den Endprodukten nicht von einer Gesundheitsgefährdung des Verbrauchers auszugehen. Mit freundlichen Grüßen im Auftrag Johannes Klockenhoff "

(Kommentar: Gesundheitsgefährdung schließt man aus, eine Gesundheitsbeeinträchtigung nicht - dieses Sprachspiel kennen wir von der Verharmlosungspolitik nach dem Reaktor-GAU in Tschernobyl)

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit - Dezernat Lebensmittelüberwachung

Verharmlosung und Herunterspielen

Dieses Landesamt koordiniert die kommunalen Lebensmittelüberwachungsbehörden. Es ist Kontaktstelle für das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und übernimmt für Niedersachsen die Bewertung, Filterung und Weiterleitung der Schnellwarnungen und die Koordination der Maßnahmen. In Krisensituationen nimmt das Dez. Lebensmittelüberwachung eine zentrale Rolle bei der Koordinierung ein.

Anfrage Kati Simon 6.8.07 /
1. Welche Maßnahmen wurden eingeleitet, um Vertriebswege und Mengen des mit Dioxin und PCP kontaminierten Guarkernmehls zu ermitteln?
2. Warum wird die Bevölkerung nicht gewarnt? und 3. Wie soll der Schutz der Bevölkerung vor den dioxinhaltigen Produkten gewährleistet werden?

Antwort Andrea Jark, Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 9.8.07
Drei Betriebe aus Niedersachsen standen auf der Lieferliste der Schweizer Firmen, die kontaminiertes Guarkernmehl aus Indien nach Deutschland verbracht haben. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden haben unverzüglich die genannten Betriebe aufgesucht. In einem niedersächsichem Betrieb wurde festgestellt, dass diese die kontaminierte Charge gar nicht erhalten hat. In den beiden anderen Betrieben wurden die vorhandenen Restmengen gesperrt und die Betriebe aufgefordert, bereits im Handel befindliche Ware zurückzunehmen. Guarkernmehl von anderen Produzenten aus Indien wird ebenfalls untersucht. Bislang wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.zu.
Von einer akuten Gesundheitsgefährdung wird nicht ausgegangen, dassGuarkernmehl nur in geringsten Mengen als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt wird. Ein Beispiel soll die Größenordnungen verdeutlichen: In einer Zutatenmischung für Limonade wurde Guarkernmehl zu 0,01 % eingesetzt. Von dieser Zutatenmischung gelangen ca. 20 g in 1 Liter Limonade. Die fertige Limonade enthält also nur noch 0,002 g Guarkernmehl. Die Bevölkerung wurde über das Ereignis informiert, eine öffentliche Warnung vor dem Verzehr guarkernmehlhaltiger Produkte wäre nicht angemessen. Es wurden/werden alle erforderlichen Maßnahmen getroffen. In den Betrieben vorhandene Restmengen wurden gesperrt und die Betriebe aufgefordert, bereits im Handel befindliche Ware zurückzunehmen. Zusätzlich wurden amtliche Proben entnommen, die derzeit vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf PCP und Dioxine untersucht werden.

Nachfrage K. Simon:
Zu II: Sehr geehrte Frau Jark, vielleicht könnten Sie mir Ihre Berechnungen von 20 Gramm Guarkernmehl auf 1 Liter Saft noch schnell auf Picogramm pro Gramm Fett umrechnen?
Antwort: Es handelte sich nicht um 20 g reines Guarkernmehl, sondern um eine Mischung, die Guarkernmehl enthielt. Zur Info 1 g = 1000 mg 1 mg = 1000 µg 1µg = 1000 ng 1 ng = 1000 pg 1 pg = 0,000000000001 g Die fertige Limonade in dem Beispiel enthält 0,002 g Guarkernmehl pro Liter. Eine Umrechnung auf Picogramm pro g Fett macht in diesem Beispiel keinen Sinn, dassSaft kein Fett enthält. Natürlich nimmt man auch über andere, insbesondere über fetthaltige Lebensmittel Dioxine auf, dasssie ubiquitär vorhanden sind. Andererseits beschreibt die angegebene Menge von 400 pg/g Dioxine dem Berechnungsbeispiel auch einen Worst Case. Grenzwerte für Dioxine in Lebensmittel sind in der VO (EG) Nr.1881/2006 festgelegt. Nähere Informationen zu Dioxinen erhalten Sie auf der Internetseite des LAVES, des BfR und des Uba (www.laves.niedersachsen.de, www.bfr.bund.de, www.umweltbundesamt.de).


Lebensmittelüberwachung des Landkreises Göttingen

Am 6.8. fragten wir die offiziell angegebenen Lebensmittelüberwacher, die Herren Dr. Gremmel und Dr. Sieslack, inwieweit die lokale Lebensmittelüberwachung in Göttingen selbst aktiv werden kann und z.B. Proben zur Untersuchung geben könnte, falls von den Molkereiunternehmen diesbezüglich nichts unternommen wird. Erstmal herrschte "Schweigen im Walde" dann kam von einer völlig anderen Stelle am 10.8. folgende Antwort die offen lässt, aber dennoch nahelegt, dass Unternehzmen im Landkreis beliefert wurden.

"am 6.8.2007 erreichte uns Ihre E-Mail mit einer Anfrage über eine EU-Lebensmittelschnellwarnung über Dioxin in Guakernmehl. Zum Zeitpunkt ihrer Nachfrage waren dem Landkreis Göttingen kaum Informationen zu diesem Problem zur Verfügung gestellt worden. Die Lebensmittelüberwachung des Landkreises Göttingen hat inzwischen weitere Informationen zu dieser Sachlage erhalten und ist über belieferte Unternehmen informiert. Nicht nur das Veterinär- und Verbraucherschutzamt für den Landkreis und die Stadt Göttingen, sondern alle Lebensmittelüberwachungsämter und Lebensmittelerzeuger (u. a. Molkereiunternehmen) sind für dieses Problem zusätzlich sensibilisiert worden. Sie sind ebenfalls aufgerufen verstärkte Lebensmittelproben einzusenden, um eventuell belastete Waren unschädlich zu beseitigen. Ich hoffe Ihre Bedenken hinsichtlich dieses Problems beseitigt zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen"

Unklare Organisationsstruktur
Verbraucherschutzamt Landkreis und Stadt Göttingen,
Nebengebäude Veterinär-Amt Walkemühlenweg 8 37083 Göttingen: Veterinaeramt@LandkreisGoettingen.de
Allerdings wird als Telefonnummer dieses Amtes nur die Zentrale des Landkreises Göttingen als Kontakt angegeben 0551 5 25-0. Nur das Bundesministerium für Verbraucherschutz verrät die Telefonnummer: 05 51 52 54 91 .
Erst durch intensive Nachfragen wird die Landkreis-intern als zuständige Abteilung gefunden: "SG Amtstierärztliche Dienste" deren Aufgabe beschrieben wird mit: "Sicherstellung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der Schutz vor Irreführung und Täuschung von der Ur-Produktion bis zum Endverbraucher ist das Ziel der Lebensmittelüberwachung"

Katharina Simon
Dioxin in Guarkernmehl das in Molkereiprodukten verwendet wird

5.8.07 / Während in Ungarn die zuständigen Behörden die Bevölkerung seit Tagen in allen Medien dazu aufrufen, in den nächsten Wochen vorsorglich keine Produkte mit dem Zusatzstoff E 412 (Guarkernmehl) zu kaufen und zu verzehren, werden in Deutschland die Verbraucherinnen und Verbraucher gar nicht erst über mögliche massive Grenzwertüberschreitungen von Dioxin und PCP in zahlreichen Lebensmitteln informiert.

Am 13. Juli 2007 wurden bei einer Qualitätskontrolle in einem tschechischen Labor eines deutschen Lebensunternehmens bis zu 150-fach überhöhte Dioxinwerte im verwendeten Guarkernmehl festgestellt. Der europäische Grenzwert von Dioxinen liegt zwischen ein bis sechs Pikogramm pro Gramm Fett, festgestellt wurden Werte zwischen 12 und 156 Pikogramm. Am 20. Juli wurden diese Werte von einem Hamburger Analyse-Institut bestätigt.

Das Schweizer Unternehmen Unipektin hatte unwissentlich Tonnen des verunreinigten Guarkernmehls europaweit und nach Übersee exportiert. In Deutschland wurden 12 bis 15 Unternehmen von Unipektin beliefert, die das dioxinbelastete Produkt entweder weiter vertrieben oder verarbeiteten.

Das verseuchte Guarkernmehl stammt aus Lieferungen des indischen Unternehmens India Glycols Limited. Vermutlich wurden Teile der Produktion mit PCP-und dioxinhaltigen Fungiziden verunreinigt. Die India Glycols LTD liefert ihre Produkte auch direkt nach Deutschland, so dass unter Umständen wesentlich mehr deutsche Unternehmen betroffen sind.

Unipektin informierte umgehend alle Abnehmer, Großverteiler Migros zog als erster Konzern drei Produkte aus dem Verkehr und startete eine Rückrufaktion. Die österreichische Tageszeitung Der Standard meldete am 31. Juli, dass das mit Dioxin verunreinigte Verdickungsmittel laut AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit; organisatorisch eng verbunden mit dem Österreichischen Bundesamt für Ernährungssicherheit – BAES) vor der Verarbeitung zurückgezogen wurde.

Am 25.07. gab die Europäische Kommission eine dringende Lebensmittelwarnung heraus (Rapid Alert System Food and Feed, notification 2007.0499), die auch in das Schnellwarnsystem des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit als Meldung 2007/0499-add01 eingespeist ist.

Bislang hat einzig Focus Online am 01. August das Thema aufgegriffen. Auf den Homepages der von Focus Online zitierten Behörden (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg) sowie auf der Homepage des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finden sich keine Hinweise auf die am 13. Juli erstmals registrierten Kontaminationen des europaweit vertriebenen Guarkernmehls. Zumindest sind die Dioxin- und PCP-Konzentrationen in den Endprodukten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu toxisch. NZZ online, 01.08.2007: "Schwere Erkrankungen wie die Chlorakne seien im aktuellen Fall auszuschließen, sagt der Thurgauer Kantonschemiker Christoph Spinner".

E 412: Guarkernmehl. Lebensmittelzusatzstoff aus den getrockneten Samen der Guarbohne. Wird als Verdickungsmittel und Emulgator zahlreichen Lebensmitteln (Joghurt, Saucen, Suppen, Fruchtsäften, Speiseeis, Fleischprodukte, Brot u.v.m) beigemischt und auch als Tabakzusatzstoff verwendet. Für Öko-Lebensmittel zugelassen.

Dioxin: Dioxine sind krebserregend, schädigen den Hormonhaushalt, das Nerven- und das Immunsystem. Dioxine sind schon in geringen Mengen toxisch, werden nur langsam abgebaut und reichern sich im Fetthaushalt des Körpers an.

Kommentar: Informationsskandal
Beruhigend, dass beim Verzehr von derzeit überteuerten Milchprodukten zumindest eine Chlorakne relativ unwahrscheinlich ist. Weniger beruhigend ist die Tatsache, dass die Bevölkerung nicht hinreichend über die mögliche Kontamination von Lebensmitteln mit Dioxinen und PCP aufgeklärt wird. Annähernd zwei Wochen sind seit der Lebensmittelwarnung der EU-Kommission vergangen. Wir wissen nicht, seit wann die verseuchten Margen im Umlauf sind. Wir wissen auch nicht, welche deutschen Unternehmen Guarkernmehl direkt von der India Glycols Ltd beziehen. Das Schweizer Unternehmen Unipektin hat nach eigenen Angaben 12 bis 15 deutsche Betriebe beliefert. Das Guarkernmehl wurde vertrieben und verarbeitet und ist vermutlich auch in den Handel gelangt. In Ungarn, wo der Verbraucherschutz noch in den Kinderschuhen steckt, wird die Bevölkerung informiert, gewarnt und geschützt. Über 200.000 Betriebe in Ungarn verwenden E 412; ob und wie viele ihrer Produkte dioxinverseucht sind oder sein könnten, wird derzeit ermittelt. Die zuständigen Behörden sowie das Management der Betriebe arbeiten auf Hochtouren, um Proben zu nehmen und Untersuchungen durchzuführen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, bis zum Abschluss aller Untersuchungen – die noch Wochen dauern werden – auf Lebensmittel mit E 412 zu verzichten. Die Liste regionaler Produkte mit E 412 wird laufend aktualisiert. Demgegenüber Deutschland: Das neue Verbraucherinformationsgesetz bringt anhaltendes Null-Wachstum auf dem Informationssektor. Wo leben wir eigentlich?

Deutschsprachige Quellen: Unipektin Schweiz >> Neue Züricher Zeitung >> BAZ , Schweiz >>bluewin.ch >>tagesschau.sf.tv >>swissinfo.org >>tagesanzeiger.ch >>derstandard.at >> bvl.bund.de/ (pdf) >> focus.de

Nitrofen-Skandal 2002
Göttinger BioBauern stinksauer

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Kein Bioskandal bei Gallina-Eiern:

Eierverkauf mit Infos und Stellungnahmen, Marlene Staab aus Ahlbershausen hatte ein Flugblatt mit Datum 1.Juni 2002 auf dem Wochenmarkt ausgelegt in dem sie mitteilte, dass in ihrem Betrieb (Gallina - Der Hühnerhof) ihre 108 Tonnen Futterweizen und Futtererbsen, Vitaminmischung,  ökologisches Grünkernmehl, Kartoffeleiweis und Maiskleber, sowie Futteröl weitgehend regionaler Herkunft ist und keines davon aus den belasteten Chargen stammt. (Marlene Staab Blumenstr. 6, 37170 Uslar-Ahlbershausen, 05571/6873) >> Faksimilie des Briefes (100kB)

Text eines Flugblatts, das am 1.6.02 bei Marktständen auf dem Wochenmarkt auslag:

Südniedersachsens BioBauern und Gärtner sind stinkesauer!
dasshaben wir seit Jahrzehnten gerackert, damit Sie, die Verbraucher gesunde, naturbelassene und möglichst rückstandsfreie Lebensmittel bekommen, haben immer umfangreichere Richtlinien für Erzeugung UND Verarbeitung erlassen und unabhänige Kontrollstellen gegründet und nun dies:
dasswird verseuchtes Getreide von einer Agrargenossenschaft (wenn nicht wo ganz anders her) an eine nicht korrekt arbeitende Futtermittelfirma geliefert, als Bio-Futter weiterverkauft - und schon haben wir den ersten Bio-Lebensmittelskandal! Und die Gegner des ökologischen Landbaus reiben sich die Hände und läuten das Ende der ,Agrarwende" ein.

War all unsere Mühe umsonst?
Es lohnt sich, genauer hinzschauen:
- Nach dem durch BSE entstandenen Boom in der Nachfrage nach Bio-Produkten sind viele neue Firmen in den Markt eingestiegen. dassdie Preise für unsere Produkte höher sind (sein müssen), ist immer die Versuchung groß, dass unseriöse Firmen mit unserem Namen eine schnelle Mark machen wollen. Bisher haben unsere Kontrollmechanismen ausgereicht, um dies zu verhindern. In diesem Falle nicht.
- Es ist bezeichnend, dass gerade größere Betriebe, die in großen Mengen für Supermärkte produzieren, betroffen sind. Diese Betriebe können das Futter, das sie brauchen, nicht selbst anbauen. Der Einkauf von - möglichst billigem - Futter ist auch für den Bio-Bereich - wie man jetzt sieht-ein Risiko.
- Unser Dank geht an die Firma HIPP, die nicht nur als erste in Deutschland konsequent Rohstoffe aus ökologischem Landbau einsetzt, sondern ihre Rohstoffe in einem aufwändigen Qualitatssicherungssystem auf mögliche Rückstande untersucht. Sogar auf schon längst verbotene Substanzen. Und das, BEVOR die Rohstoffe verarbeitet werden. Nur so konnte die Ursache für belastete Lebensmittel gefumden werden. Hut ab vor soviel Sorgfalt!

Was können Sie jetzt tun?
- Lassen Sie sich in Ihrem Kaufverhalten nicht irritieren. Wenn Sie bisher der Meinung waren. dass Bio-Lebensmittel gut für Sie Sind, so gilt dies natürlich auch für die Zukunft!
- Gehen Sie auf Nummer Sicher und bevorzugen Sie Produkte aus der Region, von Bauern und Gärtnern, die Sie kennen. Kleinere Betriebe, wie z.B. wir auf dem Käsehof Landolfshausen machen uns die Mühe und produzieren all unser Fuftergetreide selbst. dasskann uns nichts ,,untergejubelt" werden.
- Die erwähnte Agrargenossenschaft hat nur einen Teil auf Bio umgestellt, dies ist nach EV-Recht möglich. Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass es nur ein ,,Ganz oder Gar nichr' gibt und der gesamte Betrieb auf Bio umgestellt werden muss. Heffen Sie uns dabei, in Brüssel eine Änderung der Verordnung zu erreichen!
- Wenn sich herausstellt, dass die Geschaftsführung des NATURLAND-Verbandes durch sein zögerliches Verhalten beigetragen hat, dass belastete Produkte an den Verbraucher gelangten, muss dies auch in einem unserer Verbande zu personellen Konscquenzen führen. Nur kompromisslose Veröffentlichung auch unbequemer Wahrheiten kann das Vertrauen des Verbrauchers erhalten. Dafür werden wir eintreten und bitten um Ihre Unterstützung.
- Unsere Vision ist, dass es eines Tages 100 % Bio-Anbau gibt . Dann gibt es auch keine Spritzmittelskandale mehrI Gehen Sie mit uns diesen Weg!
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und werden alles tun, dass wir es auch weiterhin verdienen!
Ihr Eberhard Prunzel- Ulrich vom Käsehof Landolfthausen und die Bauern und Gärtner aus Südniedersachsen' bei denen Sie dieses lnformationsblatt bekommen.

P.S. Verhalten Sie sich umweltfreundlich und werfen Sie dieses Papier nicht in den Müll! Geben Sie es an Freunde und Bekannte zum Lesen weiter!