Movements of Migration
|
Interdisziplinäre
Tagung "Stadt und Migration 2013
21.3. - 22.3.13 Kulturwissenschaftliches Zentrum Uni Göttingen
VeranstalterInnen: "In der öffentlichen Diskussion wird Migration vor allem als ein städtisches Phänomen verhandelt: Gesprochen wird von der "Krise der Städte", von "Ghettos" und "Parallelgesellschaften", die multikulturalistische Politiken zum Scheitern verurteilt hätten. Andererseits betonen Großstädte ihre "bunte Vielfalt" und deuten Migration zu einem Standortvorteil um. Die Tagung [wollte] die gängige Debatte einer Kritik unterziehen und neue Ansätze zur Diskussion stellen." Freitag / 11.30
Uhr Werkstattgespräche v.l.n.r.: Moderation:
Prof. Dr. Beate Binder (HU Berlin) , Dr. Simone Buckel (Universität Kassel)
Roundtable Dikussion
Migration / Stadt / Politik |
Veranstaltungsreihe "Migration ("Movements of Migration") 3.3.-30.3.13 >> http://www.movements-of-migration.org/ VeranstalterInnentext (Flyer) : "Stadt ist Migration – diese Einsicht der Stadtforschung gilt auch für Göttingen. Ohne die verschiedenen Migrationsbewegungen wäre Göttingen heute noch das Dorf, das es ehemals war. Heute haben ca. 18,5% der Göttinger Stadtbevölkerung einen Migrationshintergrund, sie kommen aus 172 Geburtsländern. Göttingen befindet sich hiermit im guten bundesdeutschen Durchschnitt in Sachen Einwanderungsrealität. Doch in den offiziellen Darstellungen der Stadt findet diese Realität kaum Beachtung, vielmehr wird sie von zahlreichen Akteur_innen der Stadtpolitik dethematisiert. Auch verschwindet sie nahezu im Stadtbild, das durch die idyllische Innenstadt und die Universität geprägt ist; ganze Stadtviertel und Lebenswelten, die ungleich migrantischer sind, fallen hierbei aus dem Blick. Wie kann dies passieren? Movements of Migration hat sich zum Ziel gesetzt, diese verunsichtbarten Realitäten und verdrängten Geschichten der Migration aufzusuchen und sie in der Stadtöffentlichkeit sichtbar zu machen. Dabei interessierten uns nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart der Migration und die stadtpolitischen Versuche, sie zu regulieren." Veranstaltungen (Flyertext) "Die Veranstaltungsreihe ist ein integraler Bestandteil des Ausstellungskonzepts. In ihr sollen über die Forschung und die Installationen hinaus weitere Themen diskutiert werden. Auch bietet sie die Möglichkeit, andere Formate wie Filmvorführungen oder Lesungen, die die Macht der Bilder und Diskurse zum Thema Migration hinterfragen, miteinzubeziehen. Die Veranstaltungen sollen eine Plattform schaffen, gemeinsam weiter am Wissensarchiv der Migration zu arbeiten und eine nicht-diskriminatorische Perspektive zu entwickeln. Die Veranstaltungsreihe basiert auf Kooperationen mit der Bildungsgenossenschaft, dem Integrationsrat, dem Kino Lumière, dem Kunstverein, dem Literarischen Zentrum, der Stiftung Leben und Umwelt und Papiere für Alle." Überblick (ausführlicher weiter unten)
25.2., MO 20 Uhr Rathaus,Migrationsgeschichte
- Teil der Stadtgeschichte? 3.3., SO AB 17 Uhr Kunstverein:
Eröffnung des Ausstellungsparcours 04.03., MO 20 Uhr , Kunstverein:
Politisches Engagement von MigrantInnen 6.3., MI 19.30 Uhr Lumière:
Postmigrantischer Alltag 7.3., DO 19 Uhr Kunstverein:
Migration im Dokumentarfilm 11.3., MO 20 Uhr Kunstverein:Das
Europäische Grenzregime und seine Effekte 17.3., SO 15 Uhr Kunsteverein:
Kunst und Migration 17.3., SO 19.30 Uhr LUMIÈRE:
Filme zu "Movements of Migration" 19.03., DI 20 Uhr Literarisches
Zentrum: Lesung 20.3., MI 20 Uhr Kunstverein:
Filmreihe 21.-22.3., DO-FR, KWZ
(Uni) Interdisziplinäre Tagung 22.3., FR 20 Uhr Kunstferein:
FIlmreihe Science Fiction & Citizen Faction 25.03., MO 20 Uhr Kunstverein:
Rassismus und Kämpfe der Migration Kunstverein Blickt
man zurück auf 60 Jahre Migrationsgeschichte auch in Göttingen – entpuppt
sich diese Geschichte als eine Geschichte kleinerer und größerer, ganz
lokaler, überregionaler und internationaler Kämpfe, die sich auch Formen
von Militanz und zivilen Ungehorsams bedienten. Migrationsgeschichte ist
geprägt von lokalen und überregionalen Kämpfen: gegen Wohn- und Arbeitsbedingungen,
für Wahlrecht, gegen die Verschärfungen des Ausländergesetzes, Lagerunterbringung,
Abschiebungen oder gegen den pogromartigen Rassismus auf der Straße und
auf der Straße In der Gesprächsrunde wollen wir Erfahrungen aus diesen
verschiedenen antirassistischen und migrationsbezogenen Kämpfen Revue
passieren lassen, in denen Migrant_innen und Flüchtlinge eine zentrale,
wenn nicht alleinige Rolle innehatten. Wir wollen fragen nach Bedingungen,
Hindernissen und Fallstricken migrantischer Selbstorganisation, nach Niederlagen
und kleinen (Teil-)Siegen. Ausstellungsparcours Führung von Ausstellungsbeteiligten |
Lesung
»Grenzfall« und Film "Revision" Dokumentation
und literarische Aufarbeitung
Dienstag den 19.3.13 , 20 Uhr war die Filmemacherin und Buchautorin Merle Kröger aus Berlin im Literarischen Zentrum zu Gast, um aus ihrem Buch "Grenzfall" zu lesen. Der Roman fußt auf den Recherchen zu dem Dokumentarfilm "Revision", den Merle Kröger zusammen mit Philip Scheffner vorher fertiggestellt hatte. Es geht um die Umstände des Todes von Grigore Velcu und Eudache Calderar. Die beiden Roma wurden 1992 durch einen Gewehrschuss an der deutsch-polnischen Grenze getötet, der Fall wurde nie richtig aufgeklärt und Aufklärungsversuche trafen auf Hindernisse. Um dieses zentrale Ereignis herum entfaltet sich die Geschichte von Menschen, die in Spanien, Deutschland, Polen und Rumänien Grenzen überschreiten müssen um zu leben. An einer Stelle des für die Lesung ausgewählten Textteiles hieß es: "Sie mieden sie als hätte sie eine Krankheit - hatte sie ja auch - sie hieß "Asylant" - Na und?". Sie ist "Nomadin, eine Frau ohne festen Lebensentwurf".
Das Wechseln zwischen dem vom Filmen her gewohnten Denken und den Schreiben am Buch begleitet ihre Darstellungen. Den Text entwickelt sie um die Inseln der vorgestellten Plätze, der Rest ist "dann so etwas wie Weben oder Häkeln". Sie will ihr Vorhaben unterschieden wissen von den Mustern der TV-Tatort-Krimis. Dazu meinte sie: Da passiert zunächst die Tat, dann kommt der Kommissar, regelt das und dann ist am Ende alles wieder in Ordnung. Das geht nur, weil der Fall darin als etwas Privates abgehandelt wird. Sie aber wollte die unauflösbare Eingebundenheit des Falles ins gesellschaftliche System zeigen und sagt "Ich wollte Unruhe schaffen, die bleibt." Mit dem Ariadneverlag hat sie für das Thema einen passenden Verlag gefunden. Der Verlag betreut eine eigene Sparte zu "Migration, Menschenrechten und Flucht" und ihrer Verlegerin Else Laudan ist in deren >>Kommentar zum Buch das emotionale Engagement für Krögers Roman anzumerken. Film "Revision" Am Mittwoch den 20.3.13, 20 Uhr wurde im Künstlerhaus, in den Ausstellungsräumen der Veranstaltungsreihe Movements of Migration der Film "Revision" gezeigt und mit Regisseur Philip Scheffner aus Berlin diskutiert. Einen kurzen Eindruck von dem Film kann man sich mit dem >>Trailer verschaffen (Bei Suche Revision eingeben)
Der
Film ist ein gemeinsames Werk von Merle Kröger (Produzentin, Drehbuch) und
Philip Scheffner (Regisseur). Die Verfertigung des Films ist geprägt von
handwerklich klaren und innovativen Methoden. So wird den Interviewten das Gespräch
noch einmal vorgespielt und sie dabei wiederum gefilmt. Dies wurde von der sozialwissenschaftlich
und künstlerisch orientierten Migrationsforscherin Dr. Katrin Wilden
(Frankfurt/Oder) als Methode hochgelobt (so auf der Tagung der
Veranstaltungsreihe am Freitag). Dieses Vorgehen schaffe neben dem Vorgang des
Bezeugens von einmal Gesagten auch noch die Dokumentation der kommentierenden
Gesten. Ebenso schaffe sie darüberhinaus eine intime Situation des gemeinsamen
Hörens von Forscher und Befragtem in einem gemeinsamen Raum. Wilden wies
in diesem Zusammenhang auf Soundaktivisten in Los Angeles hin, die diese Methode
in der politischen Aktion anwenden. Ebenso bestätigte Wilden die Bedeutung
der Verwendung von Fotos im filmischen Interview, wie sie von Scheffner/Kröger
praktiziert wurde: Sie hatten mit den Angehörigen anhand von Familienfotos
gesprochen.
Scheffner wie auch vorher Kröger waren bemüht, die gesellschaftliche Einbindung des Falles, die Migrationsproblematik in den Vordergrund zu stellen. Ungeachtet dessen, wie die bislang immer noch ungeklärten Verantwortlichkeiten für den Tod der beiden Menschen aufzulösen seien würde diese Migrationsproblematik weiterhin bestehen. Nun zeigt der Film aber aucheindringliche, wie auf üble Weise Informationen gegenüber den Angehörigen zurückgehalten wurden, so dass sich der Verdacht aufdrängt, man habe etwas verbergen und dann der Vergessenheit anheim geben wollen. Es ist schwer erträglich, dass der Fall abgeschlossen sein soll. Juristisch formal ist er es, aber mit dem Dokumentarfilm und dem Buch "Grenzfall" haben Scheffner und Kröger dafür gesorgt, dass er bei einer großen Zahl von Menschen Empörung auslöst. Vielleicht entsteht daraus noch eine öffentliche moralische Revision. [Kommentar goest: Es wurde die tödliche Munition gefunden, es waren zwei Jäger Schützen geständig, geschossen zu haben. Es will mir nicht einleuchten, dass es keine kriminaltechnischen Methoden gibt, mit denen herausgefunden werden kann, mit welchem Gewehr eine bekannte Kugel abgeschossen wurde. Und die Version man habe geglaubt auf Wildschweine zu schiessen ist durch die Aussage einer Sachverständigen, dass eine solche Verwechslung angesichts der Entfernung und Lichtverhältnisse nicht möglich war auch nicht aufrecht zu erhalten. Schließlich fiel die eindringliche Aussage eines Tatzeugen unter den Tisch der erklärte hatte, er habe ein Polizeiauto gesehen. Auch heute noch wäre wichtig aufzudecken, wer warum diese Aufklärung verhindert hat] . |