Goettinger Stadtinfo
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Presseerklärungen
zur Nazidemo und Gegenaktionen am 29.10.05
Zu diesem Ereignis wurden derart viele Presserklärungen
verööffentlicht, dass wir sie im folgenden auf einer gesonderten
Seite dokumentieren unterteilt in PEs vorher und nachher
Presserklärungen
NACH der Demonstration am 29.10.05
> Berichterstattung
zur Nazidemo und der Proteste am 29.10.05
Presserklärungen
vor dem Stattfinden der NPD-Demo am
29.10.05
Pressemitteilung
SPD-Ortsverein Göttingen-Oststadt 6.10.05
NPD-Demonstration ist eine Provokation für jeden Demokraten. Die Route
führt die NPD-Demonstranten an zahlreichen Orten nationalsozialistischer
Unterdrückung und Verfolgung vorbei. Von einigen dieser Orte nahm die
verbrecherische Politik der Nationalsozialisten ihren Ausgang. Dieses
gilt für das ehemalige Haus von SPD und Gewerkschaften im Maschmühlenweg,
das sogenannte "Volksheim", 1933 wurde es von SA-Trupps besetzt. Gewerkschafter
und Sozialdemokraten wurden dabei schwer misshandelt. Einige der Gewalttäter
konnten erst in der Bundesrepublik strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen
werden. Das Volksheim selbst wurde von den Nationalsozialisten enteignet.
Kurz darauf führt die NPD-Demonstration am Auditorium vorbei. Das Auditorium
war der Ort der großen Nazikundgebung vor der Bücherverbrennung am 10.
Mai 1933. Von dort ging die Nazi-Demo zur Bücherverbrennung auf dem Theaterplatz.
Zu dieser Zeit wurden im Auditorium schon die Vorlesungen jüdischer Professoren
boykottiert und gewaltsam gestört. Vor allem der Verfassungsrechtler Gerhard
Leibholz, dem die Auslegung des Grundgesetzes in der Bonner Republik viel
verdankt, war davon betroffen. Wenige Jahre später wurde Leibholz zur
Emigration nach Großbritannien gezwungen. Auf ihrer Route durch die alten
Straßen des Ostviertels berührt die NPD immer wieder Häuser, aus denen
die Nationalsozialisten die jüdischen Mitbürger vertrieben und deren Eigentum
sie brutal enteigneten. Dieses gilt für die Humboldtallee, die Herzberger
Landstraße, die Bühlstraße und den Nikolausberger Weg. Beispielhaft sind
zu nennen: Die Wohnhäuser des Mathematikers Edmund Landau und des Verfassungsrechtlers
Gerhard Leibholz. Eine besondere Provokation liegt im Vorbeimarsch der
Demonstration am Theaterplatz. Dem historischen Ort der Bücherverbrennung
und langjährigen Träger des Namens Adolf-Hitler-Platz. Die Stadt ist aufgerufen,
gerade wegen der Symbolhaftigkeit der NPD-Route, alles zu tun, um eine
machtvolle Gegendemonstration zu unterstützen. Darüber hinaus wird die
Stadt aufgefordert, dafür zu sorgen, dass an allen öffentlichen und privaten
Gebäuden, die entlang der Route liegen, durch Plakate und Transparente
der NPD deutlich gemacht wird, dass sie in Göttingen nicht erwünscht ist.
Pressemitteilung WASG
1.10.05
Weg frei für den NPD-Aufmarsch?! Als „unerträglich“ bezeichnet es der
Sprecher des Kreisverbandes der WASG, Gerd Nier, dass der geplanten NPD-Demonstration
am 29. Oktober durch die Stadtverwaltung „gleichsam der Weg durch Göttingen
geebnet werde.“ Auch wenn die Anrufung des Verwaltungsgerichts erfolglos
sein sollte, ist nicht einzusehen, „warum im vorauseilendem Justiz-Gehorsam
die Chance eines Verbotes von vornherein vertan wird.“ so Nier weiter.
Alle Göttinger Bürgerinnen und Bürger seien aufgerufen, „ dabei mitzuwirken
den braunen Marsch durch Göttingen zu verhindern.“
Presserklärung
Stefan Wenzel / Grüne Landtagsfraktion 27.9.05
Protest gegen Genehmigung der NPD-Demo
Als "unerträglich" bezeichnete der Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen
Stefan Wenzel die Genehmigung einer für Ende Oktober angekündigten NPD-Demonstration
in Göttingen. Die NPD sei in der Vergangenheit wiederholt mit verbotenen
Symbolen und Parolen aufgetreten und bedrohe Minderheiten. Wer sich bewusst
in die Tradition der Nazi-Mörder stelle, dürfe nicht in der Göttinger
Innenstadt demonstrieren, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag. Die
NPD sei die pseudolegale Vorfeldorganisation verschiedenster rechtsextremer
Gruppierungen. Dazu gehörten auch die so genannten "freien Nationalisten"
die im Bundesvorstand der NPD von Thorsten Heise vertreten würden. Diese
propagierten auf ihren Internetseiten den "wichtigen Kampf auf der Straße"
und die "Volksfront von Rechts"; die NPD schreibe in ihrem Mitteilungsblatt
über eine Demonstration in Braunschweig von der Absicht "wirkliche, revolutionäre
Veränderungen herbeizuführen". Dabei werde das Bündnis von NPD und so
genannten "freien Nationalisten" bewusst herausgestellt. Wer so rede habe
mit einer friedlichen Demonstration nichts im Sinn, erklärte Wenzel. Der
"Kampf auf der Straße" sei durch das Demonstrationsrecht nicht gedeckt.
Der Grünen-Chef kritisierte zudem die offenbar vom Göttinger Oberbürgermeister
Danielowski und Stadtrat Meyer genehmigte Demonstrationsroute. "Es wäre
das erste Mal, dass die NPD in der Göttinger Innenstadt demonstrieren
darf", sagte Wenzel. In einer Kleinen Anfrage erkundigt sich Wenzel, ob
dem niedersächsischen Innenminister das Vorgehen der Stadt Göttingen bekannt
beziehungsweise mit ihm abgestimmt worden sei. Außerdem möchte der Grünen-Politiker
von Minister Schünemann wissen, welche Maßnahmen das Innenministerium
nach den missglückten Polizeieinsätzen in Braunschweig, Peine und Oldenburg
ergreife, um ein erneutes Fiasko in der Auseinandersetzung mit den Rechtsextremisten
zu verhindern.
Presserklärung
(Offener Brief) Naturfreunde 23.9.05 / erhalten 26.9.05
Zur NPD-Demo
Offener
Brief an den Oberbürgermeister Herrn Danielowski. Die Stadtverwaltung
Göttingens will, laut Stadtradio den für Oktober geplanten Naziaufmarsch
nicht verbieten. Zudem hat sie den Faschisten eine Route zugebilligt,
die sie durch das Uni- Viertel ziehen lässt. Dabei kommen sie am ehemaligen
Volksheim der Gewerkschaften und der SPD vorbei, das 1933 von den Nazis
enteignet wurde. Die Nazis passieren auch noch das Wohnhaus von Arthur
Levi, ehemaliger Oberbürgermeister, Ehrenbürger und Ehrenmitglied Naturfreunde
Göttingen. Wie er sind viele Göttinger NaturFreunde in der Zeit des Naziregimes
verfolgt und die Organisation verboten. Der Gipfel des Ganzen ist jedoch,
dass den Göttinger/innen, die sich gegen die Präsenz von Faschisten in
ihrer Stadt verwahren, eine extrem kurze Demonstrationsstrecke in der
Innenstadt zugewiesen wurde. Es ist ein Skandal, wenn Nazis ihre menschenverachtenden
Parolen verbreiten können, weil Herr Danielowski, Göttingens Oberbürgermeister,
selbst Jurist, im vorauseilenden Gehorsam keine rechtlichen Schritte einleitet
und dabei Beschlüsse des Stadtrates missachtet. Müssen wir demnächst damit
rechnen, regelmäßig mit faschistischen Aufzügen konfrontiert zu werden
oder sind wir gar auf dem Weg zur "national befreiten Zone"? Und das weil
unsere Verwaltungsspitze nicht "unnötig" Geld für einen Rechtsstreit ausgeben
will. Das kann so nicht hingenommen werden! Wir rufen alle Göttinger/innen
dazu auf, gemeinsam mit über 60 vorbereitenden Organisationen an den Aktionen
gegen den Naziaufmarsch am 29.10.05 teilzunehmen! Göttingen, den 23.09.2005
Presserklärung
der Stadt Göttingen 26.9.2005
Zur NPD-Demo am 29.1005
Die Stadt Göttingen sieht keine Möglichkeit, ein Verbot der für den 29.
Oktober dieses Jahres angekündigten Demonstration des Landesverbandes
Niedersachsen der NPD rechtlich durchzusetzen. Die geplante Veranstaltung
soll aber nach dem Willen der Stadt nur mit einer deutlich veränderten
Route, innerhalb eines stark reduzierten Zeitrahmens und unter scharfen
Auflagen stattfinden können. Das hat der zuständige Rechtsdezernent, Stadtrat
Wolfgang Meyer, am Montag, 26. September 2005, bestätigt.
Nach Informationen der Stadtverwaltung hat die NPD
inzwischen beim Verwaltungsgericht Göttingen Beschwerde gegen die Auflagen
der Stadt eingereicht. „Unser politisches Ziel muss nach wie vor
lauten: Nazis raus aus der Stadt“, erklärte Meyer. Er rufe deshalb wie
die DGB Region Südniedersachsen / Harz zu einer friedlichen, aber machtvollen
Gegendemonstration auf, in die er sich neben hoffentlich vielen anderen
Persönlichkeiten des politischen und öffentlichen Lebens am 29. Oktober
einreihen werde. Die Chancen für ein Verbot des NPD – Aufmarsches müsse
man gleichwohl realistisch einschätzen. Weder die Stadt noch die Polizei
oder die Organe des Verfassungsschutzes verfügten über aktuelle Erkenntnisse,
aus denen sich eine unmittelbare, konkrete Gefährdung der öffentlichen
Sicherheit und Ordnung ableiten ließe, wie es Paragraph 15 des Versammlungsgesetzes
zur Voraussetzung für ein Verbot macht. Meyer wörtlich: “Die NPD hat eindeutig
dazugelernt.“ Das erkläre auch, warum zuletzt weder in Göttingen noch
in anderen deutschen Städten Verbotsverfügungen vor den Verwaltungsgerichten
Bestand gehabt hätten. Den von der NPD vorgesehenen Demonstrationsweg
habe man in Abstimmung mit der Polizei deutlich gekürzt, das Ende der
Veranstaltung auf 17.00 Uhr festgelegt. Die NPD wollte bis gegen 19.00
Uhr in der Stadt präsent sein. Mit der Wahl der
neuen Route (Hildebrandstraße – Maschmühlenweg – Weender Tor – Nikolausberger
Weg – Humboldtallee – Kreuzbergring – Ewaldstraße – Herzberger Landstraße
– Theaterplatz – Bühlstraße – Nikolausberger Weg – Weender Tor – Maschmühlenweg
– Hildebrandstraße) habe man verhindern wollen, dass die NPD in
die Nähe des Mahnmals der Synagoge gelangt oder durch Wohngebiete mit
einem überdurchschnittlich hohen Anteil ausländischer Mitbürger zieht.
Der Bescheid über zusätzliche Auflagen umfasst nach Angaben der Stadtverwaltung
17 weitere Punkte. Die von der DGB – Region beabsichtigte Versammlung
kann nach den Maßgaben der Stadt im wesentlichen so verlaufen, wie die
Veranstalter sie angemeldet haben. Über Veränderungen der DGB – Route
könne man reden, sobald die Gerichte über den Verlauf des NPD – Demonstrationsweges
endgültig entschieden hätten, sagte Meyer. Der Stadtrat zeigte teilweise
Verständnis für laut gewordene Proteste gegen das Vorgehen der Stadt.
„Aber die Gerichte nur aus Gründen der Symbolik mit aussichtslosen Verfahren
zu beschäftigen, das muss nicht sein,“ meinte er. Wichtig sei jetzt eine
gewaltfreie, eindrucksvolle Gegendemonstration, mit der deutlich werde,
dass Nazis in Göttingen keinen Platz hätten. In diesem Sinne werde er
sich auch auf dem kommenden Vorbereitungstreffen des DGB in der nächsten
Woche erklären, wenn er die Beweggründe der Stadt noch einmal erläuterte.
Presserklärung
Linkspartei-Fraktion im Rat der Stadt Göttingen
Gegen die erlaubte NPD-Demo (1)
23.9.2005
Mit Bestürzung nimmt die Linkspartei-Fraktion
zur Kenntnis, dass der NPD am 29.10. ein breiter Raum in der Stadt eingeräumt
wird. Die Stadtverwaltung unter Führung des Oberbürgermeisters
stellt sich damit offen gegen den Rat der Stadt Göttingen, der ausdrücklich
den Auftrag erteilt hat, alles Mögliche zu tun, um den NPD-Aufmarsch
zu verhindern. Statt einer Verbotsverfügung gegen den NPD-Aufmarsch,
bietet die Stadt offenbar der NPD große Teile der Stadt als Aufmarschgebiet
an. Den BürgerInnen soll danach nur ein kleines Protestfeld zugewiesen
werden. Polizei und Stadtverwaltung wollen offenbar die GöttingerInnen
einschüchtern und in Schach halten, während den Nazis ein Filetstück
der Stadt angeboten wird. Das lassen wir nicht zu. Der Ratsbeschluss ist
auszuführen. Wenn die Verwaltungsspitze das nicht tun will, dann
muss sie eben zurücktreten und anderen Demokraten das Feld überlassen.
Den Nazis freiwillig und ohne Not eine Erlaubnis zu erteilen, lässt
die BürgerInnen für den 29.10. das Schlimmste befürchten.
Presserklärung Antikriegsbündnis Göttingen
Gegen die erlaubte NPD-Demo (2)
23.9.2005
Unverständnis über offensichtliches Wohlverhalten der Stadt
gegenüber den Nazis
Ein breites Bündnis von BürgerInnen der Stadt und Umgebung hat
für den 29.10. einen vielfältigen Protest gegen den NPD-Aufmarsch
angekündigt und angemeldet. Der Rat der Stadt Göttingen hat
seine Solidarität geäußert und die Verwaltung aufgefordert,
alle Möglichkeiten zu nutzen, den NPD-Aufmarsch zu verhindern. Nun
hat die Verwaltung dem Ratsbeschluss eine Antwort entgegen gesetzt, die
die schlimmste Erwartung deutlich übertrifft. Die NPD darf fast alles
und fast überall. Die BürgerInnen dürfen an diesem Oktober-Samstag
fast nichts. Protest ist dann nur innerhalb des Innenstadtwalls erlaubt.
Widerstand gegen die Nazis ist völlig verboten. Um diesem Verstoß
gegen den Artikel 139 GG Nachdruck zu verleihen, sucht die Göttinger
Polizei über die Presse nach Denunzianten, die verpetzen sollen,
wer wohl Parolen gegen die NPD auf Häuserwände gesprüht
haben könnte. Als vor Wochen die NPD-Anhänger ihrerseits Göttinger
Wände beschmierten, gab es solche Fahndungsversuche nicht.
Das sagt sehr viel über die Göttinger Polizei aus. Dass Faschismus
keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist, hat sich bis zur Stadtverwaltung
und Polizei offenbar noch nicht herumgesprochen.
Wir akzeptieren nicht, dass die NPD durch die Stadt marschieren soll und
werden unseren vielfältigen Protest weiter führen. Uwe Reinecke
(Antikriegsbündnis).
Presserklärung Antifaschistische
Linke International >A.L.I.
Gegen die erlaubte NPD-Demo (3)
22.9.2005
Die Göttinger Stadtverwaltung hat der NPD für ihren am 29.10.2005
in Göttingen geplanten Naziaufmarsch offenbar eine Route durch das
Uni- und Ostviertel angeboten. Geht es nach dem Willen von CDU-Oberbürgermeister
Danielowski und Polizeiführung soll eine antifaschistische Bündnisdemonstration
von über 60 Organisationen und Gruppen hingegen den Bereich der Innenstadt
nicht verlassen dürfen.
Die von der Stadtverwaltung angebotene Naziaufmarschroute
soll folgenden Verlauf nehmen: Schützenplatz, Maschmühlenweg,
Weender Tor, Nikolausberger Weg, Bühlstraße, Theaterplatz,
Albaniplatz, Herzberger Landstraße, Ewald Straße, Kreuzbergring,
Humboldtallee, Nikolausberger Weg, [...] Schützenplatz. "Die
Göttinger NPD wird ihr Glück kaum fassen können. Die für
den 29.10. geplante "polizeilich national befreite Zone" umfasst
Gegenden, in denen sich Neonazis ansonsten nicht sicher bewegen können"
merkte eine Sprecherin der >A.L.I.< an. Die Aufmarschroute passiert
zahlreiche alternative Wohngemeinschaften, sowie Studierendenwohnheime,
in denen ausländische StudentInnen leben.
"Anstatt dem Ratsbeschluss zu folgen und den zu erwartenden Protest
von tausenden AntifaschistInnen zu unterstützen, streut die Stadtverwaltung
der NPD Rosen auf den Weg", so die >A.L.I.<. Die Hofierung
der NPD durch die Stadtverwaltung ist eine schallende Ohrfeige für
alle Menschen, die sich seit Wochen um einen breiten antifaschistischen
Protest gegen die Pläne der Neonazis bemühen. "Wir werden
jedenfalls weder Oberbürgermeister Danielowski noch Innenminister
Uwe Schünemann die andere Wange hinhalten. Polizeiführung und
Stadtverwaltung sollen wissen, dass sie mit ihren Plänen heftige
Reaktionen provozieren!" kündigte die >A.L.I.<-Sprecherin
für den 29. Oktober an. Die antifaschistische Gruppe mobilisiert
im autonomen Antifaspektrum bundesweit nach Göttingen und rechnet
mit mehreren tausend DemonstrantInnen gegen den Naziaufmarsch. Bereits
am 14. und 15. Oktober veranstaltet die >A.L.I.< gemeinsam mit dem
Musiklabel Fire and Flames ein zweitägiges Musik-Festvial im Jungen
Theater, um die heiße Phase vor dem Naziaufmarsch einzuläuten.
Presserklärung
Bündnis 90/DIE
GRÜNEN
Gegen die erlaubte NPD-Demo (4)
22.9.2005
Resolution der Kreismitgliederversammlung
von Gegen Aufmarsch der NPD
in Göttingen
Mit Erstaunen und Befremden nimmt die
Kreismitgliederversammlung von Bündnis90/DIE GRÜNEN zur Kenntnis,
dass ein Verbot der durch die NPD am 29.10.2005 geplanten Demonstration
durch die Stadtverwaltung nicht erfolgen soll. Die Kreismitgliederversammmlung
fordert die Stadtverwaltung auf, über die Möglichkeit eines
Verbotes erneut nachzudenken und der NPD keinesfalls die von ihr gewünschte
Demonstrationsroute durch die Innenstadtbereiche zu genehmigen. Auch wenn
Verbotsverfügungen durch die Gerichte aufgehoben wurden, muss dies
noch nicht heißen, dass gerade im Vorfeld der Kommunalwahl der NPD
ein unbehelligtes Agieren ermöglicht wird. Ein NPD-Kader wie Thorsten
Heise, der unlängst im Eichsfeld für die NPD kandidierte, wird
entsprechende Freiräume sicherlich nicht ungenutzt lassen. Die Kreismitgliederversammlung
fordert Oberbürgermeister Jürgen Danielowski auf, alles zu unternehmen,
um den Aufmarsch der NPD am 29.10. zu unterbinden und die Bündnisaktivitäten
gegen diese Demonstration zu unterstützen.
Pressemitteilung
Bündnis gegen Rechts
1.9.05
Mit Verärgerung
haben VertreterInnen des Bündnisses gegen Rechts, dass die Gegenaktivitäten
anlässlich des geplanten NPD Aufmarschs am 29.10 organisiert, auf Erklärungen
des ASTA der Universität zu dessen Nichtbeteiligung am Bündnis reagiert.
Es ist eine Verdrehung der Tatsachen, wenn behauptet wird, die im Bündnis
vertretenen Organisationen hätten den ASTA aus dem Bündnis ausgeschlossen.
Richtig ist, dass der ASTA, genau wie die CDU, sich aufgrund inhaltlicher
Differenzen nicht an dem von 60 Organisationen getragenen Aufruf beteiligen
konnte, erklärt Martin Gertenbach (DGB-Regionsvorsitzender) im Namen des
Bündnisses. Gertenbach weiter: "Der Aufruf ist das Ergebnis einer langen
und demokratischen Debatte gewesen. Er stellt einen Kompromiss dar, bei
dem viele Beteiligte von ihren ursprünglichen Positionen abgewichen sind.
Die inhaltlichen Differenzen mit dem ASTA und dessen Beharren auf seinen
Positionen haben dazu geführt, dass der ASTA Vorsitzende eine Beteiligung
am Bündnis ausgeschlossen hat. Somit ist klar, dass nicht das Bündnis
den ASTA ausgeschlossen hat, sondern das dieser selbst entschieden hat,
nicht Teil des Bündnisses zu sein." Aufgrund der Beteiligung etlicher
studentischer Gruppen am Bündnis ist dieses trotz der Haltung des ASTAS
davon überzeugt, dass sich viele Studierende an den geplanten Aktivitäten
beteiligen werden. Martin Gertenbach Regionsvorsitzender DGB-Region
Siehe auch Aufruf und UnterstützerInnenliste
Pressemitteilung
Antifaschistische
Linke International >A.L.I.<
Polizei in Einbeck rücksichtsvoll gegenüber Nazis?
16.9.05
"Nach
dem Neonaziübergriff am Rande eines alternativen Konzerts der "Linkspartei"
in Einbeck am 10. September 2005, hat die Antifaschistische Linke International
>A.L.I.< Einzelheiten des Vorfalls recherchiert. Verschiedene AugenzeugInnen
des Vorfalls haben die Ereignisse folgendermaßen beschrieben:
Das Konzert, veranstaltet von "Die Linke.PDS" und "`solid", mit den Bands
B.K.A. (alternativer HipHop aus Einbeck) und Jolly Roger (Punk aus Northeim)
hat ab 17.00 Uhr am Einbecker Marktplatz stattgefunden. Etwa 50 bis 100
ZuschauerInnen haben die Musikveranstaltung besucht. Gegen 22.30 Uhr liefen
die drei stadtbekannten Neonazis [es folgen die
Namen, die wir hier aus rechtlichen Gründen nicht wiederholen]
am Marktplatz auf und setzten sich demonstrativ auf eine Bank, etwa 30
bis 50 Meter vom Veranstaltungsort entfernt. Etwa 20 bis 30 KonzertbesucherInnen
forderten die Neonazis daraufhin verbal auf zu verschwinden. Das veranlasste
die Faschisten dazu, eine Bank etwa 50 Meter weiter aufzusuchen. Ein weiterer
Neonazi kam hier hinzu. Gegen die ihnen folgenden alternativen Jugendlichen
zogen [die Neonazis - Namen] plötzlich
Gas-Schreckschusspistolen und schossen direkt auf die Gesichter der Linken,
so dass mehrere Jugendliche Augen- und Gesichtsverletzungen davontrugen.[Name]
schlug einem jungen Mann zudem mit der Pistole auf den Hinterkopf, seine
Kopfplatzwunde musste im Krankenhaus behandelt werden. Einer der Neonazis
hatte einen Teleskop-Schlagstock aus Metall in der Hand. Die Faschisten
flohen nach dieser Situation vom Marktplatz. Im Laufe des Abends ist es
zu einer weiteren Auseinandersetzung mit dieser Gruppe Faschisten gekommen,
bei der die Schützen weiterhin im Besitz ihrer Schreckschusswaffen
waren. Die Polizei traf erst mit halbstündiger Verspätung am
Einbecker Marktplatz ein und nahm die Personalien von KonzertbesucherInnen
auf.
(...) [Name] hat bereits im Frühjahr
2005 einem russlanddeutschen Jugendlichen eine Flasche auf den Kopf geschlagen
und diesen schwer verletzt. [Namen] sind
dem Umfeld der faschistischen "Kameradschaft Northeim" zuzuordnen. Obwohl
die Polizei in ihrer Presseerklärung selber angibt bereits um 22
Uhr wegen Ruhestörung im Einsatz gewesen zu sein, trafen die alamierten
Beamten nach dem Neonaziübergriff erst mit erheblicher Verspätung
ein. (...). In ihrer Pesseinformation verharmlost die Polizei den Neonaziübergriff,
indem suggestiv die "unerträgliche Musiklautstärke" erwähnt
wird und die Verletzungen des Opfers bagatellisiert werden: Dieses habe
sich lediglich durch die "freigewordenen Reizgase erschrocken" und sich
beim Fall nach hinten "eine kleine Kopfplatzwunde" zugezogen. (...)"
Im Folgenden kritisiert die ALI auch, dass die falsche Berichterstattung
von den anderen lokalen Medien ungeprüft einfach übernommen
wurde.
Presserklärungen
NACH der Demonstration am 29.10.05
Presseinformation A.L.I.
2.11.05
Nazis werden von Polizei beschützt - aber Nazis können ungehindert
Gegendemonstranten angreifen
"..am 29.10.2005 in Göttingen
haben Neonazis während ihrer Abreise mehrere links-alternative Jugendliche
angegriffen und zum Teil schwer verletzt. Bereits im Regionalzug 34827
ab 16.38 Uhr Göttingen-Northeim wurde ein Mädchen von einer
Gruppe Neonazis mit Bier übergossen. Die 17-jährige wurde anschließend
in der Bahn zusammengeschlagen und musste in Northeim mit schweren Knieverletzungen
ins Krankenhaus eingeliefert werden. Während des 10 minütigen
Aufenthaltes des Zuges am Northeimer Bahnhof griff eine Gruppe von 40
bis 50 Faschisten aus dem Spektrum der "autonomen Nationalisten" weitere
links-alternativ aussehende Jugendliche an. In der Unterführung zwischen
den Gleisen 12/13 sprühten die Neonazis einem jungen Mann Reizgas
direkt ins Gesicht. Daraufhin riefen AugenzeugInnen per Telefon die Polizei.
Gegen 17 Uhr fragten Faschisten aus der selben obigen Gruppe 2 Jugendliche,
"ob sie auch bei der Demo gegen den Naziaufmarsch in Göttingen gewesen
wären - wenn ja, dann haben sie jetzt ein Problem." Die über
die Gleise flüchtenden Jugendlichen wurden mit Steinen beworfen,
einer erlitt eine Kopfplatzwunde, die im Krankenhaus genäht werden
musste. Schutz und erste Hilfe erhielten die Attakierten lediglich durch
einen zufällig anwesenden Polizisten außer Dienst und einen
Feuerwehrmann. Die Northeimer Polizei traf trotz unmittelbarer Nähe
zum Bahnhof erst mit erheblicher Verzögerung und zunächst mit
nur drei Beamten ein. Auf eine Aufnahme der Personalien der Neonazis verzichtete
die Polizei, um "den Zugbetrieb nicht länger aufzuhalten". Die Faschisten
fuhren mit Anschlusszügen Richtung Nordhausen und Richtung Paderborn
weiter. Ein Rechtsanwalt forderte noch am Abend die Videoaufnahmen aus
dem Zug und von den Bahngleisen von der Bahn AG und von der Bundespolizei
an. (...) Erste Berichte zu den Übergriffen lagen bereits am Samstag
Abend vor. Die A.L.I. hat die geschilderten Informationen in den letzten
Tagen in Gesprächen mit AugenzeugInnen und Opfern der Neonaziangriffe
recherchiert. ...."
Presseerklärung
Linskpartei/PDS Ratsfraktion und Kreisverband 31.10.05
"Mit
gegenseitiger Toleranz die verschiedenen Widerstandsformen akzeptieren"
„Großer Erfolg des antifaschistischen Widerstands - NPD musste Göttingen
schnell verlassen / CDU und FDP manövrieren sich ins Abseits“ (...) Die
Ratsfraktion und der Kreisverband Göttingen der Linkspartei sehen in den
vielfältigen Aktionen rund um den Widerstand gegen den NPD-Aufmarsch einen
großartigen Erfolg des breiten antifaschistischen Bündnisses
Mitglieder der Linkspartei nahmen in großer Zahl an den vielfältigen Aktionen
gegen den Naziaufmarsch teil. Es hat sich am Wochenende zum wiederholten
Male gezeigt, dass sich in Göttingen seit langem eine antifaschistische
Bündniskultur entwickelt hat, der es gelungen ist, mit einer gegenseitigen
Toleranz die verschiedenen Widerstandsaktionen zu akzeptieren und in einer
gemeinsamen Anstrengung von 6.000 Menschen die NeofaschistInnen zur Umkehr
zu zwingen. Die Linkspartei in Göttingen und ihr auf der Demonstration
anwesender Bundestagsabgeordneter Diether Dehm wehren sich gegen alle
Versuche von staatlicher und konservativer Seite, das Bündnis zu spalten.
Zu verlangen, sich von „gewalttätigen Aktionen“ zu distanzieren, geht
an der Sache vorbei. Die Nazis sind das Problem. Dem Faktionsvorsitzenden
der Linkspartei im Rat der Stadt Göttingen Patrick Humke wurde von der
hiesigen Polizei am Nachmittag das Verbot auferlegt, sich dem Kreuzbergring/Güterbahnhofsstrasse
zu nähern. Trotz des Protests Humkes, der in seiner Funktion als Ratsherr
der Stadt Göttingen die Ereignisse beobachten wollte, wurde er am Weitergehen
gehindert. Die CDU und die FDP haben sich mit der bewussten Nichtteilnahme
an der Demonstration ins alleinige politische Abseits gestellt. Es ist
zu hinterfragen auf wessen Seite sich diese Parteien mit diesem Verhalten
stellen wollten. (...)"
Anmerkung
der Red.: Hat sich eigentlich Herr Noack schon mal von der NPD distanziert?
Presseerklärung
Grüne 31.10.05
Grüne
verwehren sich gegen Distanzierungsforderungen von Noack
Ratsfraktion: "Im Nachgang zum Aufmarsch der NPD lobt der
Fraktionsvorsitzender der Rats-GRÜNEN Rolf Becker die große Beteiligung
der Göttinger Bürgerinnen und Bürger am friedlichen Gegenprotest. "Der
Protest wäre noch wirkungsvoller gewesen, wenn die konservativen und liberalen
Lager sich ebenfalls beteiligt hätten", betont Becker. Die örtlichen Politiker
von CDU und FDP hätten durch Abwesenheit geglänzt. Becker vermisste insbesondere
Oberbürgermeister Jürgen Danielowski (CDU) beim großen friedlichen Gegen-Demonstrationszug
durch die Innenstadt und bei den Kundgebungen auf dem Platz der Synagoge.
Schon im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens für den NPD-Aufmarsch sei
Danielowski bereits den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, statt
der NPD möglichst viele Steine in den Weg zu legen. Die Aufforderung des
CDU-Landtagsabgeordneten Noack an die GRÜNEN und die SPD, sich von den
Aktionen der autonomen Antifa abzugrenzen, sieht Becker gelassen. "Niemand
außer dem Protest-Abstinenzler Noack käme auf die Idee, die GRÜNEN mit
den Aktivitäten der Autonomen in Verbindung zu bringen", so Becker. "Die
Aufforderung Noacks soll möglicherweise davon ablenken, dass verantwortliche
konservative Politiker nicht daran interessiert sind, NPD-Aufzügen entschlossen
entgegenzutreten."
Kreisvorstand: "NPD in Göttingen unerwünscht Dem Aufruf eines
breiten Bündnisses folgten junge und alte Menschen um den Neonazis klar
zu machen, dass sie in Göttingen unerwünscht sind. Vertreter verschiedener
Parteien, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften haben auf der Kundgebung
deutlich gemacht, dass in einer weltoffenen Universitätsstadt wie Göttingen
ausländerfeindliche Parolen, nationalistisches und rassistisches Gedankengut
keinen Platz haben. Es steht zu hoffen, dass in Zukunft bereits im Vorfeld
auf die Undurchführbarkeit solcher Aufmärsche in Göttingen hingewiesen
wird und die gesetzlichen Möglichkeiten besser ausgeschöpft werden, eine
entsprechende Veranstaltung erst gar nicht zu genehmigen."
Presseerklärung
Antikriegsbündnis 31.10.05
Zufrieden mit den vielfältigen und zahlreichen Protesten und Aktionen
" Das Antikriegsbündnis
zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis der vielfältigen und zahlreichen
Proteste und Aktionen gegen das grundgesetzwidrige NPD-Spektakel in Göttingen.
Das Konzept der Stadtverwaltung, des OVG Lüneburg und der Polizei die
Stadt den NPD-Horden auszuliefern scheiterte grandios am Widerstand der
Bevölkerung. Es muss klar sein für die Behörden: In Göttingen werden Nazis
nicht akzeptiert! Entsetzt sind wir über die teilweise menschenverachtenden
Sprüche und Aktionen der Polizei. Mit Holzknüppeln bewaffnete Horden erklärten,
dass die BürgerInnen - anders als die NPD - nicht unter dem Schutz des
Versammlungsrechts stünden und daher neben den Nazis auch die entfesselte
Polizei-Gewalt zu ertragen hätten. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel
ist ebenso wie der Artikel 1 des Grundgesetzes dagegen zu jeder Zeit von
staatlichen Stellen zu achten. Dies scheint in Hannoversch Münden den
jungen PolizistInnen offenbar nicht mehr gelehrt zu werden. Es stimmt
bedenklich, dass von Gerichten und Polizei der Eindruck erweckt wird,
man müsse Nazis gefälligst dulden. Was für ein Staatsverständnis haben
solche Leute, die den Artikel 139 GG für „obsolet“ erklären, obwohl gerade
das Verbot faschistischer Organisationen (durch eben Art. 139) erst den
UN-Beitritt Deutschlands ermöglichte? Empörend ist auch, dass der Kreisverband
der CDU fordert, das „Bündnis gegen Rechts“ müsse sich vom Barrikadenbau
distanzieren. (...). Als Antikriegsbündnis stehen wir zur grundgesetzlichen
Entmilitarisierung und Entnazifizierung Deutschlands und benötigen keine
Belehrungen einer CDU, die auch am vergangenen Samstag nirgends gegen
die Nazis zu sehen war."
Presseerklärung
Aktionsbündnis Sozialproteste 31.10.05
Clements Diffamierung ist Vorform autoritärer politischer
Gewalt gegen sozial Schwache
"Clement im menschenverachtenden Abseits Bundeswirtschaftsminister
gefährdet mit seinem Parasitenvergleich die Demokratie in ihrer Substanz
Von keinem geringeren als Bundeswirtschaftsminister Clement stammt ein
Report vom Arbeitsmarkt im Sommer 2005 mit dem Titel: "Vorrang für die
Anständigen - Gegen Missbrauch, "Abzocke" und Selbstbedienung im Sozialstaat".
Die Wortwahl und Sichtweise des Ministers haben in Deutschland große Empörung
ausgelöst. Im Jahr 2005 ist es in Deutschland wieder möglich, Arbeitslose
und ökonomisch schwächste Mitglieder der Gesellschaft als "Sozialschmarotzer"
zu bezeichnen. So geschehen in dem "Report vom Arbeitsmarkt 2005" des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Autoritäre Regime kommen
nicht "über Nacht". Sie werden über gesellschaftlich akzeptierte Vorformen
politischer Gewalt gegenüber wehrlosen Bevölkerungsgruppen sukzessive
eingeführt. Zu diesen Vorformen zählen Ignoranz, Abwertung, Verleumdung
und Ausgrenzung. Herr Wolfgang Clement ist aber mit seiner betriebenen
Diffamierung und Präsentation Arbeitsloser als SozialbetrügerInnen weit
über diese Vorformen hinaus gegangen. (...) Damit Arbeitslose auch als
wirkliche Verursacher ihrer eigenen Arbeitslosigkeit erscheinen, werden
sie öffentlich von Amtsträgern der Bundesregierung diffamiert und entwürdigt.
Wir begrüßen es, dass viele Menschen in der Bundesrepublik Deutschland
diesen Entwicklungen nicht tatenlos zusehen und deshalb gegen den Bundesminister
Clement Strafanzeige erstattet haben. Aus Verantwortung für die deutsche
Geschichte halten wir es aber für erforderlich, mit dieser Pressemitteilung
auch das Ausland aufmerksam zu machen, welche Tendenzen sich in Deutschland
breit zu machen versuchen."
Presseerklärung SPD 31.10.05
SPD gegen gewaltsame Blockade der NPD-Demo
"SPD
Göttingen: Gegen Rechts hilft kein Straßenkampf! Die SPD Göttingen wertet
es als Erfolg, dass es eine beeindruckend große Beteiligung der Göttinger
Bevölkerung gegen den Aufmarsch der Nazis gegeben hat. Auch wenn die Krawalle
im Vordergrund der Berichterstattung standen, so demonstrierte die überwältigende
Mehrheit friedlich. Die Vorsitzende der Göttinger SPD, Gabriele Andretta,
bedauert die gewaltsamen Auseinandersetzungen: "Die Geschichte zeigt,
gegen Rechts hilft kein Straßenkampf, sondern nur eine breite Ablehnungsfront
über alle Teile der Bevölkerung. Wenn sich eine Mehrheit gegen rechte
Ideen einig ist, dann haben Rechtsextremisten in einer Demokratie keine
Chance. In diesem Zusammenhang kritisiert Andretta auch das OVG-Urteil:"
Auch für die Organe der Demokratie muss gelten, keine Freiheit für die
Feinde der Freiheit." Ein Verbot der NPD wäre daher die richtige politische
Antwort auf solche Aufmärsche, wie Göttingen sie am Samstag erlebt habe.
Umso enttäuschender und ärgerlicher ist es, dass weder die CDU noch deren
Oberbürgermeister sich an dem breiten gesellschaftlichen Bündnis und der
friedlichen Demonstration beteiligt haben. Andretta: "Es hat sich erneut
gezeigt, dass die demokratische und weltoffene Stadt Göttingen von ihrem
Oberhaupt nicht angemessen repräsentiert wird."
Presseerklärung
DGB 31.10.05
Stellungnahme zum Verlauf der Anti-NPD-Proteste
"Das
Bündnis gegen Rechts, das die friedlichen Proteste gegen den NPD Aufmarsch
am 29.10.05 organisiert hat, zeigt sich zufrieden mit der großen Beteiligung
an der Demonstration. "Wir hatten mit 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
gerechnet, der tatsächliche Zuspruch hat uns überwältigt", erklärt Martin
Gertenbach im Namen des Bündnisses. Zusammen mit den über 3600 gesammelten
Unterschriften macht dies nach Ansicht des Bündnisses gegen Rechts deutlich,
dass es in Göttingen einen breiten, weite Teile der Bevölkerung umfassenden
antifaschistischen Grundkonsens gibt. Bedauerlich ist aus Sicht des Bündnisses
das Politik und Justiz in der Bundesrepublik es nicht schaffen, einen
angemessenen Umgang mit der antidemokratischen, in der Tradition der NSdAP
stehenden, NPD zu finden. "Der Artikel 139 des Grundgesetzes würde, wie
in der Rede von Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt am Samstag ausgeführt
Handlungsmöglichkeiten bieten, die leider bisher nicht genutzt würden",
erläutert Gertenbach die Sichtweise des Bündnisses. Bedauerlich ist für
das Bündnis, dass es am Rande des NPD Aufzugs zu zum Teil gewalttätigen
Auseinandersetzungen kam. Gertenbach hierzu: "Leider hat die Polizei den
NPD Aufmarsch nicht allein aufgrund der friedlichen Proteste abgebrochen.
Wäre dies geschehen, wäre uns allen am Samstag viel erspart geblieben.
Froh sind wir aber darüber, dass trotz der angespannten Lage von Seiten
der Polizei besonnen reagiert wurde und so größere gewaltsame Auseinandersetzungen
und Straßenschlachten vermieden werden konnten." In Bezug auf Forderungen
an die Bündnisorganisationen, sich von "kriminellen Aktionen" zu distanzieren,
wie sie z. B. Herr Noack von der CDU erhebt, erwidert Gertenbach, dass
der Protest des Bündnisses zu jeder Zeit friedlich gewesen ist. Unaufrichtig
findet Gertenbach die Haltung von Herrn Noack und seiner Partei, da diese
im Vorfeld nichts unternommen hätten, um den Aufmarsch der NPD zu verhindern
und da sie am 29.10 selbst nicht den friedlichen Protest mitgetragen haben."
Pressemitteilung
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
29.10.05
Gedenkstunde 9. 11. - Gedenken an die Reichspogromnacht 1938
Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit lädt gemeinsam
mit der Stadt Göttingen ein zur Gedenkfeier am Platz der Synagoge (Obere
/ Untere Maschstr.) am Mittwoch, 9. November 2005, um 18 Uhr: "Nicht nur
am Rande…Jüdisches Leben in und um Göttingen" Gedenkstunde am Mahn-mal,
gestaltet von SchülerInnen der IGS. SchülerInnen der IGS in Göttingen-Geismar
haben anläss-lich des Stadtteiljubiläums über das jüdische Leben in und
um Göttingen, speziell in Geismar, ge-forscht und recherchiert. Ihre Arbeitsergebnisse
dokumentieren sie sowohl in der Gedenkstunde am 9. November als auch in
einer Ausstellung, die ab 31. Oktober in der St. Martinskirche, Geismar,
zu se-hen ist. Konzept ist dabei ein ‚roter Faden', der vom Rand Göttingens
her spiralförmig in die Mitte führt, von der Geschichte in die Gegenwart,
von den historischen Spuren hin zum Leben in der jetzi-gen Gemeinde. Im
Mittelpunkt steht das Bild vom Einbringen der Tora in das neue Gemeindezentrum
in der Angerstraße im Juli 2004. Das Mahnmal, eine Skulptur des italienisch-jüdischen
Künstlers Corrado Cagli, wurde am 9. Novem-ber 1973 eingeweiht. Jedes
Jahr kommen dort Göttinger Bürgerinnen und Bürger zu einer Gedenk-stunde
zusammen, deren inhaltliche und musikalische Gestaltung in Projektarbeit
mit Jugendlichen erarbeitet wird - dieses Jahr von SchülerInnen der IGS.
Mit dem Kaddish, einem jüdischen Trauerge-bet, endet die ca. 40-minütige
Veranstaltung, die im Freien stattfindet.
2
Presseerklärungen der A.L.I
"Ohne die Polizei könnten
die Faschisten keinen Fuß in die Stadt setzen"
29.10. / 19 Uhr : (...) Mehr als 3.500 Menschen nahmen an der Bündnisdemonstration
teil, davon etwa 1.000 an einem Antifablock, zu dem die Antifaschistische
Linke International (A.L.I.) aufgerufen hatte. Zum Ende der Demonstration
versuchte der Antifablock zum Weender Tor durchzubrechen, wo bereits 500
Menschen die Kreuzung blockierten. Die Polizei reagierte mit Schlägen
und mit dem Einsatz von Reizgas. Zeitgleich wurde die geplante Aufmarschroute
der NPD wiederholt von größeren Sitzblockaden versperrt. Mehrere hundert
autonome AntifaschistInnen errichteten brennende Barrikaden, so dass die
Polizei im Stadtteil rund um den Unicampus nicht für die Sicherheit der
Neonazis sorgen konnte. Nachdem die Polizei offensichtlich die Kontrolle
über das Geschehen verloren hatte, führte sie die Neonazis über eine verkürzte
Route zum Hauptbahnhof zurück, wo diese von hunderten AntifaschistInnen
mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet wurden. (...)
Am NPD-Aufmarsch beteiligten sich etwa 230 Neonazis aus Nordrhein-Westfalen,
Norddeutschland und Thüringen. Auf der Weender Landstraße wurden die FaschistInnen
mit Steinen, Flaschen und Wasserbomben angegriffen, ihr Lautsprecherwagen
hatte daraufhin vorübergehend einen Stromausfall. „Die Nazis können froh
sein, dass sie heute noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen
sind. Ohne den Schutz durch die Polizei hätten die FaschistInnen keinen
Fuß in die Stadt setzen können!“ kommentierte die Sprecherin der A.L.I.
(...)
27.10.05
27.10.05 / "Nachdem die Stadtverwaltung den Neonazis
von NPD und Freien Kameradschaften bereits im Vorhinein eine Aufmarschroute
ermöglicht hatte, von der die Neonazis wohl kaum zu träumen
gewagt hatten, zeigt sich nun die Konsequenz dieses vorauseilenden Einknickens.
(...)
*"Dass die Faschisten nun am Bahnhofsvorplatz ihre Demo beginnen
können, ist die Konsequenz der lavierenden Haltung der Stadtverwaltung
unter Oberbürgermeister Danielowski. Wer die Faschisten derartig
hofiert, muss sich am Ende nicht über die Konsequenzen einer solchen
Politik wundern"*, erklärte eine Sprecherin der >A.L.I.<.
(...)
Die Polizei hat angekündigt, die Neonazis mit 3800 BeamtInnen aus
dem gesamten Bundesgebiet zu schützen, darunter auch Einheiten, die
laut Aussage der Göttinger Polizei "keine Menschen wegtragen".
Es ist daher von massiven Ausschreitungen seitens der Polizei auszugehen.
Bereits in den vergangenen Tagen zeigte die Polizei in Göttingen
Präsenz. Zivil- und Streifenpolizisten belagern seit Tagen linke
Wohngemeinschaften und machen Jagd auf antifaschistische PlakatierInnen
und SprayerInnen. (siehe dazu Pressemitteilung der Polizei in >Graffiti)
(..) Ohne die Polizei könnten die Faschisten keinen Fuß in
die Stadt setzen. Die >A.L.I.< hat mit zahlreichen Veranstaltungen
in Norddeutschland mobilisiert und rechnet für den Samstag mit der
Beteiligung mehrerer hundert autonomer AntifaschistInnen. Es liegt in
der Verantwortung von Polizei, Stadt und Innenministerium welches Szenario
sich am kommenden Samstag in Göttingen abspielen wird"*, so
die >A.L.I.<.(...)
Ende
der gesammelten Presseerklärungen zur NPD-Demo
zum
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