Goettinger Stadtinfo
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Altersheim im Brauweg

Altenheim im Brauweg wird Objekt der Banken

Schon der erste Spatenstich erfolgte unter Polizeischutz
BI kritisiert den Bruch von Versprechen
BI Brauweg stellt Strafanzeige gegen den Bauunternehmer
Schutz der alten Braumeister-Villa
Alte, kranke Menschen im starken Elektrosmog einer Hochspannungsanlage?
> Leitseite Stadtplanung
> Schutz der Bäume

 

Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan „Ehemalige Brauerei“

6.9.11 Stadt Göttingen : "Mit der Vorlage für eine erneute Auslegung des Bebauungsplans Göttingen Nr. 225 „Ehemalige Brauerei“ reagiert die Stadtverwaltung auf die zahlreichen Anregungen, die im Rahmen der ersten Auslegungsfrist zwischen dem 15. Juli und dem 15. August 2011 eingegangen sind. Mit dem neuerlichen Auslegungsbeschluss befasst sich bereits am Donnerstag, 8. September 2011, der Ausschuss für Bauen, Planung und Grundstücke in öffentlicher Sitzung. Einen Tag später soll der städtische Verwaltungsausschuss in einer außerordentlichen Sitzung den Auslegungsbeschluss fassen. Die Anregungen werden in dem geänderten Entwurf teilweise berücksichtigt, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Sie betreffen u.a. die Verschiebung von Baugrenzen sowie von Flächen für Stellplätze / Carports / Garagen und Nebenanlagen und die Reduzierung von Grund- und Geschossflächen- sowie von Vollgeschosszahlen. Deshalb sei es notwendig, den Planentwurf in seiner geänderten Form erneut auszulegen."

BewohnerInnen mischen sich bei der Stadtplanung ein

4.5.07 / Die Initiative Brauweg und BewohnerInnen aus dem Leineviertel sowie der Südstadt wollen sich in die Planungen für das alte Brauereigelände im Brauweg öffentlich einmischen. Anlass ist die vom Grundstückseigentümer, der Stadt und einem Inmvestor angestrebte komplette (Neu-Bebauung des Geländes, welche bislang ohne stadtplanerische Kriterien und ohne Beteiligung von BürgerInnen erfolgen soll:


Foto: BürgerInnenininitiative Brauweg / vor dem Gebäude der alten Brauerei (als es noch stand)

"Als BewohnerInnen aus Leineviertel und Südstadt wollen wir uns in die Planungen für das alte Brauereigelände im Brauweg öffentlich einmischen. Anlass ist die vom Grundstückseigentümer, der Stadt und einem Investor angestrebte komplette Umgestaltung des Geländes. Diese würde – nach uns vorliegenden Informationen - mit einer dichten Bebauung, einem nahezu kompletten Abriss sämtlicher Gebäude sowie der Zerstörung von Grünflächen samt Baumbestand einhergehen.
Für uns als BürgerInnen war es bislang kaum möglich, genauere Informationen über den tatsächlichen Stand der Planungen zu erhalten. Die Aussagen von Verwaltung einerseits und Politik anderseits sind unserem Eindruck nach unvollständig und teilweise widersprüchlich; auch die Mitglieder des Bauausschusses – dem politischen Entscheidungsgremium – scheinen nicht immer über das Verwaltungshandeln informiert zu sein. Dabei läge es im Rahmen der politischen Entscheidungskompetenzen dieses Gremiums, einen Gesamtbebauungsplan für das Areal zwischen Brauweg und Leine bzw. zumindest stadtplanerische Kriterien als Maßgaben für die Bauverwaltung zu entwickeln. Dies ist bislang nicht geschehen. Ohne, dass eine Gesamtplanung vorliegt, scheint von Seiten der Verwaltung bereits eine Vorabbaugenehmigung für einen dreigeschossigen Gebäudekomplex erteilt worden zu sein. Wir befürchten, dass durch einzelne Bau- und Abrissgenehmigungen schon bald Tatsachen geschaffen werden, die die Anhörungsrechte der BürgerInnen unterlaufen sowie Sachzwänge für die weiteren Planungen des Areals schaffen. So wird es z.B. kaum möglich sein, InteressentInnen für die alte Brauereimeistervilla zu finden, da für den ca. 8,50 Meter hohen Neubau nur ein Abstand von 6 Metern geplant ist.


Alte Brauerei / Foto: Brauweg-Initiative

Eine Gesamtplanung müsste die Anforderungen eines milieusensiblen Umgangs mit Flächen und Gebäuden sowie die Bedürfnisse der AnwohnerInnen berücksichtigen. Dies würde allerdings Transparenz von Seiten der Verwaltung, einen Gestaltungswillen der Politik und reale Beteiligungsmöglichkeiten der BürgerInnen erfordern. Deshalb wenden wir uns mit folgenden Forderungen an Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit:

  • Grundlegend fordern wir die genaue Offenlegung und öffentliche Diskussion des tatsächlichen Planungsstandes und Genehmigungsverfahren sowie eine öffentliche Bestandsaufnahme der Gebäude
  • Damit BürgerInnen ihre Anhörungsrechte real wahrnehmen können, muss ein zeitlicher und organisatorischer Rahmen für eine reale Beteiligung verbindlich für den weiteren Planungsprozesses festgelegt werden
  • Für Neuvorhaben fordern wir eine milieubezogene Planung und entsprechende - vom Bauausschuss verbindlich zu beschließende - Genehmigungskriterien. Folgende Planungskriterien fordern wir:
    • weitgehende Integration der historisch relevanten und quartierstypischen Gebäudeteile
    • Planung von Spiel- und Grünflächen bzw. weitgehender Erhalt der vorhandenen Grünflächen und des Baumbestandes von über 100 Bäumen
    • Einbettung der Planungen für das Brauereigelände in eine Gesamtplanung für das Leineviertel nach Maßgabe milieusensibler Gestaltung
    • Wahrnehmung der städtischen Moderationsfunktion, z.B. bei der Ansprache möglicher InvestorInnen."

     

Redaktionelle Nachträge zu dem Text der Initiative 4.5.07

  • Am 10.5.07 tritt der Bau- und Planungsausschuss zunächst im Foyer des Neuen Rathaus und im Anschluss an TOP 2 im Sitzungssaal 118 im 1. Obergeschoss des Neuen Rathauses zusammen. Die Sitzung ist öffentlich und für jeden zugänglich. In den Ausschüssen besteht die Möglichkeit beim Tagesordnungspunkt "BürgerInnenfragen" Fragen an den Ausschuss zu stellen.
  • Leider kann hier kein Ortsrat unterstützend tätig werden, denn dort gibt es keinen. Eine gute Gelegenheit an die Einrichtung von Ortsräten zu erinnern.
  • Interessant wäre auch die Meinung der Mitglieder des Städtebau-Beirats, die die Stadt bei der Stadtplanung beraten: Architekt Dipl.-Ing. Hansjochen Schwieger, Architektin Prof. Gesche Grabenhorst, Hannover, Architekt Prof. Martin Thumm, Hildesheim, Architekt Prof. Michael Wilkens, Kassel, Architekt Dipl.-Ing. Rainer Bolli, Göttingen, Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Wolfgang Wette, Göttingen.
  • Auszug aus dem Protokoll der Ausschusssitzung vom 8.3.2007: Damals wurde gesagt, die Verwaltung habe Anstrengungen unternommen, die sog. Braumeistervilla zu erhalten." Im Wesentlichen sei dies davon abhängig, ob der notwendige Grenzabstand zum Neubau des Seniorenparks eingehalten werden könne. (...) Nach Ansicht von Herrn Ungerer dürfe das bisher vorgestellte Konzept nur als Diskussionsgrundlage dienen und müsse insofern noch veränderbar sein. Herr Wedrins sieht dies gewährleistet. Er verweise darauf, dass im Bauleitplanverfahren bislang lediglich der Aufstellungsbeschluss gefasst worden sei und somit noch keine irreversiblen Festlegungen getroffen worden seien.

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BürgerInnenInitiative Brauweg Erster Ortstermin
März 2007 / Nach einem Ortstermin an der Brauerei, wo sich Politiker Uli Holefleisch (Bündnis 90 / Die Grünen) , Helmhard Ungerer (GöLINKE), sowie Arnold CDU und Semmelroggen FDP) und Anwohner zur gemeinsamen Begehung trafen, möchten die Bürgerinitiative Brauweg mehr Öffentlichkeit herstellen. Die Initiative hat die Hoffnung, den Abriss der Brauerei verhindern zu können und eine milieugerechten Planung für die Neubebauung durchzusetzen. Da es um sehr viel Grünfläche geht, um den alten Baumbestand und um den Erhalt des Straßenbildes, möchten sie so weit es geht Mitspracherechte als BürgerInnen nutzen. Fragen zum Thema sind als nächstes möglich am Donnerstag, den 8.03.07 beim Bau- und Planungsausschuss ab 16.00 Uhr im Sitzungssaal 118 im 1. Obergeschoss des Neuen Rathauses. Dort erfolgt u.a. die Berufung von sechs Mitgliedern in den Städtebaubeirat und bis spätestens 18.00 Uhr die BürgerInnenfragestunde

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Altenheim im Brauweg wird Objekt der Banken
RREEF - Member of the Deutsche Bank Group kauft das Heim als Renditeobjekt

15.1.10 / Das Altenheim im Brauweg, euphemistisch als "Seniorenpark" bezeichnet, hat von Anfang an Ärger bereitet. Schon allein die Rücksichtslosigkeit mit der gegen den Baumbestand und schützenswerten Gebäudebestand vorgegangen werden sollte rief Proteste der AnwohnerInnen hervor.

Protest gegen die ganze Anlage des Betreibers "Carpe Diem" (Nutze den Tag)

Vermutlich eher an "Carpe Noctem" (Nutze die Nacht) orientierter Protest - mit Farbbeutel gegen das Bauschild von >> Carpe Diem.

Die Nähe der Wohn- und Pflegeeinheiten alter Menschen zu einem Elektroumspannwerk mit erheblicher Elektrosmogbelastung kümmerte kaum wen. Inzwischen hat man zwischen Häuser und Elektro-Trafos eine Wand als Sichtschutz aufgestellt.

So dicht wurde nun das Altenheim neben die Hochspannungsanlage gebaut

im Vordergrund die Hochspannungsanlage, im Hintergrund das Altenheim.

(Foto 3. Juli 2008, aufgenommen vom Leine-Radweg)

siehe dazu den Artikel weiter unten

 

Das Gelände hatte die Brauerei an das Wohnbauunternehmen Theodor Semmelhaack verkauft. Diese baute auf dem Gelände das Altenheim baute und verpachtete die Anlage an die "Carpe Diem - Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen mbH".

"Carpe Diem" gab dem Haus dann den Namen "Seniorenpark". Dort sind 104 Pflegeplätze, vollstationäre und eingestreute Kurzzeitpflegeplätze, ein spezieller Wohnbereich für demenziell erkrankte Bewohner und 40 betreute Wohnungen untergebracht.

Ein Besucher der aus professionellen Gründen im Haus anwesend war berichtete, das Personal in diesem Haus sei vollkommen überlastet. Die Pflegekräfte wären mittags noch mit dem "morgendlichen" Waschen der PatientInnen beschäftigt. Viele Kräfte dort würden lediglich auf 400 Eurobasis eingestellt.

Soweit die bisherige Geschichte. Nun wurde bekannt, dass die Firma Semmelhaack den gesamten Besitz dort im Brauweg an die Firma "RREEF Spezial Invest GmbH" verkauft hat. Diese Firma hat für einen speziellen Immobilienfonds Pflegeheim-Immobilien im Wert von 95 Millionen aufgekauft, darunter das Göttinger Altenheim (>>property-magazin).

RREEF gehört der Deutschen Bank und hat einen Immobilienbestand von ca. 2,3 Milliarden Euro. (Reef Geschäftsbericht ) ) Die Verpachtung wird an knallharten Renditeinteressen orientiert. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten von Carpe Diem sind jedoch schon am Limit, so dass die Frage ist, an welcher Schraube noch gedreht werden soll, um die Rendite zu steigern.

Die RREEF verfolgt nach eigenen Aussagen mit ihrem "Immobilien-Spezialfonds Health Care I" das Ziel, eine "hohe Ausschüttungsrendite bei geringer Volatilität und langer Duration" zu erzielen. Ausschüttungsstabilität durch double-net Pachtverträge mit 20-25 Jahren Laufzeit." (double-net d.h. der Pächter muß alle Reparaturen selbst bezahlen). Da die neuen Besitzer des Altenheims mehr Rendite aus dem Objekt herauspressen wollen, ist zu befürchten, dass die jetzt schon unerträgliche Belastung der Beschäftigten in dieser Einrichtung durch die Gesamtumstände möglicherweise noch weiter steigt.

"Angesichts des starken Nachfrageanstiegs werden sich Pflegeimmobilien in den nächsten Jahren als Immobilienanlage etablieren", heißt es in einer aktuellen Studie der Deutschen Bank. Seit 2001 ist der Studie zufolge die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland um fast zwei Prozent gewachsen - Tendenz weiter steigend: "Bis 2050 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen auf 4,3 Millionen mehr als verdoppeln". Derzeit seien rund 30 Prozent der Pflegefälle in Heimen untergebracht. Daher handele es sich bei den Pflegeimmobilien um einen jungen Markt "mit Wachstumspotenzial". (Focus 2005)

Andererseits wurde bereits beim Bau die Frage gestellt, ob das Altenheim überhaupt nötig sei? Dem Vernehmen nach gab es bereits Leerstände in den Altersheimen, so dass die Schaffung weitere Kapazitäten am Standort Göttingen insgesamt nicht sinnvoll waren. In der Hamburger Presse wurde berichtet, dass der Investor Semmelhaack bereits schon andernorts ähnlich schlechte Planungen vorgelegt habe. Es geht auf jeden Fall um viel Geld. Ein Platz im Altersheim der "Carpe Diem" kostet Pro Person und Monat 2.144 bis 3740 Euro "Heimentgelt". . (Quelle)

Der Widerstand der Beschäftigten, Aktionen zur Arbeitsentlastung und konsequente Interessensvertretung bis hin zum Streik dürfte zunächst den Pächter ärgern, der dann weniger Geld hat um das Gebäude in Schuß zu halten weil er mehr für Lohn, Gehalt und Arbeitsausstattung ausgeben muß. Im zweiten Schritt könnte durch ein Wertverlust der Immobilie eintreten, was dann wiederum der Deutschen Bank nicht gefallen würde.

Man möchte den Beschäftigten und BewohnerInnen sowie deren Angehörigen des Altenheims zurufen: Carpe Diem, haut auf den Putz.

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Schon der erste Spatenstich erfolgte unter Polizeischutz

Am 13.7.07 sollte der offizielle feierliche Spatenstich zum Neubau eines Altenheimes auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei erfolgen. Die Bürgerinitiative Brauweg hatte zum Protest gegen das ganze Vorgehen bei der Planung und Realisierung des Projektes aufgerufen.

Wer hat die Polizei gerufen?

Links: Symbolische aber reale Pflanzung eines kleinen Bäumchens - "der Investor hats verboten, verlassen Sie das Gelände" . Bild rechts: Polizei, die den Vorfall notiert. Beim Bäumchenpflanzen drohten Polizeibeamte, die Versammlung aufzulösen, die Personalien aller Beteiligten zu erfassen und Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch zu stellen. - Ein bißchen lächerlich ist, dass tatsächlich jemand im Anschluß daran das ca. 20 cm große Bäumchen wieder aus der Erde herausgerissen hat.
Der Protest richtete sich gegen die drohende Zerstörung von altem Baumbestand, darunter die Rotbuchenallee zwischen Brauweg und Leine sowie gegen das ganze undemokratische, intransparente und bügerInnenfeindliche Verfahren, mit dem lediglich die Investoreninteressen durchgesetzt werden. Das geplante Bauvorhaben, so die Brauweginitiative, erinnere im Entwurf eher an ein Parkhaus als eine lebenswürdige Wohnstatt und sei in keiner Weise milieugerecht.

 

Frage an die Polizei "Warum sind Sie hier?" Antwort: "das ist eine angemeldete Versammlung und wir sind da, um die Versammlung zu schützen." So ein Unsinn! Natürlich haben die Veranstalter des Spatenstiches die Polizei gerufen.

Foto: Einige der Polizeimannschaftswagen in ca. 50 Meter Entfernung

Wer bezahlt die Polizeikosten?
Was kostet wohl der Polizeieinsatz? 5 Polizeibusse á 4 Beamte für 4 Stunden. Rechnen wir mal 18 Euro brutto Stundenlohn bei insgesamt 80 abzurechnenden Stunden, dann sind das 1440 Euro. Hinzukommen schätzungsweise 60 km Anfahrt für die Mannschaftstransporter also insgesamt 300 km, das macht bei einer Kilometerpauschale von 0,30 Euro/km noch mal 90 Euro. 1520 Euro Kosten - aber wer hat diese Dienstleistung bestellt und warum wird das aus Steuergeldern finanziert?

Vertreter der Stadt, Stadtbaurat Dienberg, ein Beamter des Ordnungsamtes, Geschäftsführer Jan Schreiter der Firma "Carpe Diem" , Lutz Renneberg (SCW Werbe GbR), Lothar Gauß (Einbecker Brauerei) Burkhard Uhlig, (Planungsamtsleiter der Stadt) Bauunternehmer Kappe , Hartmut Thede Projektleiter der Investorfirma Semmelhaack, Lothar Gauß (Einbecker Brauhaus) Architekten Schneider-Sendelbach und andere

Der Besitzer des ganzen Geländes ist die Wohnungsbaufirma Semmelhaack. Auf diesem Gelände der ehemaligen Göttinger Brauerei (jetzt Einbecker Brauerei) sind zwei Projekte geplant, die im Auftrag des Generalunternehmers, Fa. Kappe Bau GmbH Peine ausgeführt werden: 1) Ein Pflegeheim mit 115 Plätzen (Architekten Schneider Sendelbach) und 2) 40 Wohneinheiten für betreutes Wohnen (Architekt Bernd Picht, Hildesheim) die beide später von der Firma Carpe Diem als Betreiber bewirtschaftet werden.


Demonstration am Eingang zu dem Gelände: Reden übers Megaphon und andere Geräusche wie z.B. mit einem historischen Krachmach-Instrument (Bild rechts)


Beim Bäumchenpflanzen vor dem Zaun


und hinterm Zaun am Pflanzort

 

Ein angekündigter Dialog entpuppt sich als absurde Veranstaltung

18.7.07 / Als am 13.7. 150 protestierende BürgerInnen vor dem Gelände standen, beruhigte man sie mit der Ankündigung, dass die Brauweginitiative eingeladen sei, sich am 16.7. "mit Oberbürgermeister Wolfgang Meyer, Herrn Dienberg selbst, Unternehmern, Investoren und Pressevertretern an einen runden Tisch zu setzen."

Danach teilte die Stadt in einer Presseerklärung mit , Stadtbaurat und Umweltdezernent Thomas Dienberg werde "im Rahmen eines Vor - Ort - Termins für Medienvertreter/innen am Montag, 16. Juli 2007, Stellung nehmen - gemeinsam mit dem Bauherrn / Investor und Vertretern der Bürgerinitiative. Beginn: 15.00 Uhr, Treffpunkt: Brauweg, Höhe der ehemaligen Braumeister - Villa. " zu Fragen Stellung nehmen.

Plazebo-Bürgerbeteiligung nach Schaffung vollendeter Tatsachen

So weit - so irreführend: Es kamen nur Herr Dienberg und Herr Gauß. Dienberg stellte gleich klar: "ich bin nicht hier für einen runden Tisch." Beide haben in der Angelegenheit eigentlich nichts mehr zu sagen, denn Herr Gauß als Vertreter der Einbecker Brauerei hat das Ding verkauft und nun ist es weg. Herr Dienberg ist mit dem Investor durch die Ausschüsse und Fraktionssitzungen gezogen und hat erreicht, dass der Rat der Stadt Göttingen der Baugenehmigung zustimmt und deshalb kann Dienberg nun auch nichts mehr machen, die Baugenehmigung ist erteilt.

Man hörte sich nochmal an, dass alles transparent gewesen wäre, dass die Anwohner mit Schreiben zu einer Beteiligung aufgefordert worden seien usw. . Seltsamerweise hatte aber keiner der anwesenden AnwohnerInnen ein solches Anschreiben erhalten. Die ganze Veranstaltung wirkte ansonsten recht absurd: während die Brauweginitiative sich noch einmal über Dinge beschwerte, die längst gelaufen sind, rumorten ca. 40 Meter entfernt Schaufelbagger und Planierraupen auf dem Baugelände und schufen Fakten, die DiskutantInnen schluckten den Staub, der ohne Wasserberieselung stattfindenden Bauarbeiten. Diejenigen, die für einen Dialog über nachträgliche Änderungen wichtig gewesen wären, der Bauherr und der Investor , waren nicht anwesend.

 

2008 Nun fallen Bäume

31.3.08 / Pressemitteilung der Stadt : "Die Fällung von neun unterschiedlich großen Buchen und Kastanien entlang des Weges zur Leine wird die Stadt Göttingen im Zusammenhang mit dem Bauprojekt auf dem ehemaligen Grundstück der Göttinger Brauerei im Brauweg genehmigen. Ein Gutachter habe die Maßnahme nach Untersuchung des Wurzelbildes der betroffenen Bäume wegen der Nähe zu den Gebäudekörpern und aus Gründen der Verkehrssicherheit empfohlen. Die Untere Naturschutzbehörde sei deshalb Fällanträgen des Grundstückseigentümers nachgekommen, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung. Nach Angaben der Verwaltung kommt es in jedem Fall zur Ersatzpflanzung von zehn Säuleneichen"

BI kritisiert den Bruch von Versprechen und will nicht mehr entgegenkommend sein

11.12.07 / Die Verhandlungen mit der BI Brauweg waren anscheinend nur ein Beruhigungsmanöver. Man empfiehlt angesichts einer Demonstration den Verhandlungsweg und ignoriert dann die Vereinbarungen. Das zerstört Vertrauen wie die jetzige Entwicklung zeigt.

Die BürgerInnen-Initiative Brauweg wirft dem Investor Semmelhaack, Baufirma Kappe und der Betreiberfirma Carpe Diem vor, dass sie ihre Zusagen nicht einhalten. "Der Schutzabstand des Gebäudes zu den Bäumen ist gegen die Absprachen massiv unterschritten. Bei den Aushubmaßnahmen haben die Verantwortlichen Baumschutzsatzung, Gutachter-Empfehlung und städtische Auflagen einfach missachtet: Die erforderlichen Maßnahmen (Baggermatten auslegen, rechtzeitige Errichtung eines Abstandszaunes, Wurzelschutzvorhang) wurden weitegehend nicht bzw. nur unzureichend ergriffen. Letzteres auch nur als Reaktion auf eine Strafanzeige, die AnwohnerInnen gegen den Bauherren gestellt haben. Laut Sachverständigengutachten droht deshalb ein baldiges und allmähliches Absterben vieler Allee-Bäume! " Die Initiative empfindet das Verhalten ihrer Gegenüber "ignorant" und schreibt " Wir fordern, dass Sie ab sofort Ihre weiteren Bau- und Schutzmaßnahmen transparent für uns machen, d. h. auch, halten Sie sich an die Zusagen, die Sie uns gegeben haben. Ansonsten können Sie ab sofort nicht weiterhin mit unserem Entgegenkommen und unserem Verständnis rechnen."

BI Brauweg stellt Strafanzeige gegen den Bauunternehmer

5.11.07 / Mitteilung der BI: "Die BI hat Strafanzeige gegen den Bauunternehmer sowie die untere Naturschutzbehörde erstattet mit der Aufforderung eines sofortigen Baustopps. Außerdem wurde von einer Anwohnerin ein Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde eingereicht. Gegenstand der Vorwürfe ist die Nichteinhaltung von gängigen DIN-Vorschriften für Baumschutzmaßnahmen der sehr alten Rotbuchen- und Kastanienbaumreihe durch Investor, Bauunternehmer und Betreiberfirma des zukünftigen Seniorenzentrums Carpe Diem auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei. Der Stadt Göttingen wird vorgeworfen, dass sie die Baumaßnahmen nicht überwacht und die Einhaltung der Vorschriften nicht einfordert." (siehe auch auf die Bäume-Seite in goest)

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Alte, kranke Menschen im Elektrosmog einer Hochspannungsanlage?

> Altersheimbau im Brauweg und die Proteste gegen die Planung

In unmittelbarer Nachbarschaft einer Hochspannungsanlage soll am Brauweg ein "Senioren-Entsorgungspark" entstehen. Die Bürgerinitiative Brauweg hatte ins Zentrum ihres Protestes zunächst Forderungen zum Erhalt der Bäume gestellt. Bezüglich der Frage des Elektrosmogs als schädliche Umgebung für ein Altenheim resignierte die Initiative wegen des meßtechnischen Aufwandes der für einen Nachweis erforderlich ist.

Die gesundheitliche Beeinträchtigung durch Elektrosmog wurde offensichtlich bei der Baugenehmigung vernachlässigt. Aber selbst wenn die Grenzwerte eingehalten werden sollten: die Grenzwerte für Elektrosmog in Deutschland sind umstritten, weil sie entsprechend der Industrie und Mobilfunkbetreiber hochgehalten werden. Bei Kindergärten ist man inzwischen etwas vorsichtiger mit dem Bau z.B. von Mobilfunkanlagen. Bei Altenheimen haben wir es jedoch ebenfalls Menschen zu tun, die wegen ihres Alters oder wegen Krankheiten eine weitere Schwächung durch Elektrosmog nicht so gut verkraften können. Man kann sich also nur wundern, was hier alten Menschen angetan wird, die 10 meter neben einer Hochspannungsanlage im Krankenbett liegen.

> Infos über Elektrosmog in Göttingen und > goest-Dossier zu Elektrosmog

Foto 13.7.2007 : Das Hochspannungswerk direkt am Bauplatz des "Seniorenparks"

Im Bild rechts: Polizistin hängt Transparent der BürgerInnen-Initiative vom Bauzaun ab (wieso wird diese Arbeit mit Steuermitteln bezahlt?)

Herr Gauß , der Verkäufer des Geländes als Vertreter der Einbecker Brauerei hob hervor, dass man etwas vom Bierbrauen verstehe und für andere Dinge nicht so zuständig sei. Dann aber vermochte aber klar und deutlich zu sagen "Es gibt da keinen Elektrosmog". Mit Verlaub: der Herr hat wirklich keine Ahnung. Er meinte natürlich nur, dass die emittierte elektromagnetische Strahlung des Umspannwerkes unter den viel zu hohen deutschen Grenzwerten bleibt. Er würde aber doch auch nicht sagen, "das Bierfass ist leer" nur weil es noch nicht übergelaufen ist. Vielleicht lässt sich für ihn die Betrachtung mit diesem Beispiel erhellen.

Foto: Lothar Gauss (mitte) und Dezernent für Bau und Umwelt Dienberg (rechts) 2007 bei einer Besprechung


Umspannwerk grenzt direkt an das Baugelände an.

 

 

Braumeistervilla

Textauszüge aus Presseerklärungen der BI Brauweg vom 3.7. und 5.7. 2007

(....) Zahlreiche Gespräche im Bauausschuss sowie Ortsbegehungstermine mit PolitikerInnen und Verwaltung haben bislang zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. Ein zentraler Kritikpunkt der B.I. ist die Vorabgenehmigung (nach §34 BauGB) der Bebauung eines Teilstückes (80 %) des Geländes. Im Zuge dieses vorgezogenen Baugenehmigungsverfahrens wurden Tatsachen geschaffen, die eine milieugerechte Gesamtplanung für das Grundstück verhindern. (...)

Villa

Die alte Braumeister-Villa im Brauweg

Erst hat man die Fenster rausgerissen um sie unbewohnbar zu machen. Nun können die Folgeschäden durch Nässe zum Grund werden sie abzureissen

Gefährdet ist eine Blutbuchen / Kastanienallee, sowie zahlreiche Bäume auf einer der letzten zusammenhängenden großen Grünflächen im Viertel. 10 konkrete Fällungen sind vorgesehen, für weitere ist die Genehmigungsgrundlage zur Fällung in sog. Ausnahmefällen (Gefährdung der Baumsicherheit/unzumutbare Lichtverhältnisse) gegeben, die durch eine Begutachtung vor Ort erteilt werden kann. Hier wird die Ausnahme zur Regel werden, da die Baugenehmigung eine sehr dichte Bebauung (bis auf 2,50 Meter) an die Bäume vorsieht, so dass nach allen bisherigen Erfahrungen das Überleben der Allee bedroht ist. Die Art der Bebauung soll nach Informationen - die der BI erst nach wiederholten, hartnäckigen Anfragen mitgeteilt worden sind - viergeschossig, steril und ganz und gar entgegen der milieugerechten Bauweise geschehen.

Verantwortlich für den Plan eines Alten- und Pflegeheimes ist die überregionale Firma Semmelhaack, in Kooperation mit dem Bauunternehmer Kappe. Ein Vorhaben, dessen Attraktivität und Notwendigkeit in Göttingen eher fragwürdig ist (der Ruf nach Mehrgenerationenprojekten – auf Seiten der Älteren wie der Jüngeren wird auch in unserer Stadt immer lauter). Die Firma Semmelhaack hat bundesweit Pflegeeinrichtungen des Typs "Carpe Diem" installiert.

(...) Abgerissen wurde bereits das Produktionsgebäude der Brauerei, trotz unüberhörbaren Protestes auf Seiten unzähliger BürgerInnen der jüngeren und älteren Generation und trotz der Empfehlung der oberen Denkmalschutzbehörde, die historische Bausubstanz in die Neugestaltungspläne zu integrieren. (....)


Transparentaktion am 24.Juni 2007 für die Erhaltung der Bäume

Die Brauweg-Initiative fordert:

  • Eine Zurücknahme der Ausgliederung des Teilgrundstücks aus dem Gesamtbebauungsplan und sofortigen Stopp der Bauvorbereitungen für das Alten- und Pflegeheim
  • Eine Neukonzeption im Rahmen eines ordentlichen und sinnvollen Bebauungsplanes, einbezüglich des vorhandenen Baumbestands und der Grünflächen, beide von hohem Freizeitwert, sowie eine milieu- und zeitgerechte Bauweise
  • Eine Verschärfung der Baumschutzsatzung gegenüber dem allgemeinen Baurecht
  • Planungstransparenz, ehrliche, offene Kommunikation zwischen interessierten und verantwortungsbewussten BürgerInnen und die rechtzeitige, kontinuierliche Einbeziehung der Bürgerinitiative, damit sie Einfluss nehmen kann auf eine lebenswerte und zeitgemäße Gestaltung des Areals, die für AnwohnerInnen und potentielle NeuanwohnerInnen zuträglich und attraktiv ist und die den ideellen sowie materiellen Wert des Gebietes steigert, statt ihn - für vermeintlich rasche Einkünfte einer Minderheit – der Investoren - zu schmälern.

Bauunternehmer Kappe sowie sein Architekt trafen sich am 4.7. (...) mit zahlreichen Vertretern der B.I. und einem interessierten Architekten der "Baufrösche" aus Kassel - um über das geplante Bauvorhaben zu verhandeln bzw. nach Alternativen zu suchen. Um die Allee zu erhalten und ihre Unversehrtheit zu sichern, schlug die Bürgerinitiative vor, dass der Bauplan für die Pflegeeinrichtungen verändert werden könnte, d. h. milieugerechter, mit erheblichem Abstand von den Bäumen und unter Bewahrung der angrenzenden Grünfläche, mit z. T. schönen Obstbäumen sowie der im Garten angesiedelten Villa. Die B.I. verwies auf den hohen Freizeitwert und das Potential, das dieses Kleinod aufweist, für, zum Beispiel, einen attraktiven, naturbelassenen Treffpunkt für Jung und Alt.
Die. B.I. ging so weit, Herrn Kappe anzubieten, das Grundstück selbst zu erwerben, um das Überleben dieser natürlichen Nische des Brauwegviertels zu gewährleisten. Die B.I. will weiter verhandeln mit Herrn Kappe, der sich im Laufe der Begegnung offener zeigte für die Belange der AnwohnerInnen und versprach, die Alleebäume unversehrt zu lassen. Er sagte ein weiteres Gespräch für nächste Woche zu. Dafür möchte die B.I. auch Herrn Semmelhaack, den Betreiber der geplanten Einrichtung, an einen "grünen" Tisch bitten, damit sie gemeinsam mit Investoren und Architekten eine zeitgemäße, ästhetische und naturfreundliche Einrichtung gestalten.

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