Stadtbad-Grundstück >
Stadtplanung (Leitseite) |
Baubeginn auf dem "Stadtbadareal" Vor 2011 / Bevor der
Investor Delta Bau AG gleich Anfang April 2011 für das Projekt „ Am Leinebogen“
seinen ersten Spatenstich setzt, trifft die Stadt schon jetzt alle Vorkehrungen
in ihrer Zuständigkeit für den Beginn der Bauarbeiten. Dazu zählen Baumfällungen
entlang des Leinekanals in Höhe des Parkhauses. Es handelt sich um Bäume,
die im Leinekanalbett verlaufenden Grünstreifen stehen. Mit der Fällung
der Bäume wird am 2. Februar begonnen. In zwei Schritten entfallen bis
Mitte Februar rund ein Dutzend der insgesamt etwa 100 Kfz-Stellplätze
im westlichen und nordwestlichen Teil des ehemaligen Stadtbadgeländes.
|
Der Versuch einer großen Lösung scheitert an Sparkasse und Carré Zuallererst exisiterte ein Jugendstilbad, in den Sechzigern wurde dies durch ein "modernes" Hallenbad ersetzt. Das "moderne Hallenbad" blieb bis 1998 in Funktion und lag danach nutzlos und stillgelegt bis zu seinem Abriß 2002. Insbesondere die Amtszeit von OB Danielowski (CDU) war von Null Bewegung in Sachen Stadtbad geprägt. Zurück blieb nach dem Abriß eine Brachfläche, die als zusätzliche Parkfläche für das benachbarte Parkhaus diente. Die Stadt Göttingen wollte das Grundstück zunächst an die Eigentümerin des angrenzenden Kaufhauses Carré (Bülow) verkaufen, was allerdings scheiterte.
Inzwischen gab es Überlegungen, eine umfassendere städtebauliche Lösung anzustreben und die angrenzenden Flächen des Sparkassengebäudes, des Carré, des Staatsanwaltschafts- und Gefängnisgebäudes sowie des Waageplatzes einzubeziehen. Aber auch 2004 war immer noch nicht ersichtlich, "wie die drei Eigentümer Sparkasse, Stadtbad und Carré mit ihren Interessen unter einen Hut zu bekommen seien" (Dienberg). Die Sparkasse verkaufte ihr Gebäude an eine Textilkette und entzog damit dieses Grundstück dem Versuch einer gemeinschaftlichen städtebaulichen Planung.
Städtebauliche Träume der Öffentlichkeit und Ausschluss derselben Die
Rede war anfangs von einer reinen Wohn- und Freizeitnutzung des Geländes.
Später reichten die Ideen vom "Seniorenwohnen" (2004) über ein Bürgerzentrum
("Stadthaus 2000"), bis hin zur Biergarteneröffnung und der "Flaniermeile
am Kanal". Der Platz wäre, so meinten einige, ideal für so etwas wie
der Raschplatzpavillon in Hannover gewesen. Schließlich folgte eine europaweite Ausschreibung. Die Öffentlichkeit jedoch wurde immer mehr ausgeschlossen, was vom Stadt und Planung e.V. heftigst kritisiert wurde. Am Mittwoch, den 26. August 2009, hatte der Rat in einer Nicht-Öffentlichen Sonderssitzung (!) entschieden, das Grundstück an die >>DeltaBau AG, Hannover zu verkaufen. OB Meyer kommentierte, es sei "Erfreulich", "dass die von der Stadt erwarteten Kaufpreise erzielt werden könnten". Nach Informationen des Göttinger Tageblattes (Februar 2010) lag der Kaufpreis für das Gelände bei etwas mehr als eine Million Euro. Der Stadt und Planung e.V. bezeichnete das Vorgehen der Stadt als "Kniefall vor den Investoren" und als "Verschleuderung von öffentlichem Eigentum Am 8.10.2010 wurde die Presse eingeladen, um sich das Projekt vorstellen zu lassen. Dipl.-Kfm. Dirk Streicher, Vorstand der Delta Bau AG , Architekt Dr. Andreas Uffelmann, Prof. an der FH Bielefeld Inhaber des Architekturbüros >>generalPLAN GmbH Hannover, OB Wolfgang Meyer und Stadtbaurat Thomas Dienberg versammelten sich zur Präsentation im Michaelishaus, Prinzenstraße 21, in den (Private banking-) Räumen der Sparkasse. Dies war sicher praktisch gedacht, weil anschließend noch ein Gang zum Stadtbadareal geplant war, aber es war ein Hohn gegenüber den Kritikern, die das Ausscheren der Sparkasse aus den gemeinsamen Planungen als "egoistisches Vorgehen" angeprangert hatten, weil es die städtebaulichen Überlegungen massiv eingeschränkt hatte.
Städtebauprojekt ohne Kulturaspekt ? Die SPD hatte 2005 zum Stadtbadgrundstück festgestellt: "Durch seine Verbindungsfunktion zwischen Weender Straße und dem Maschgebiet sowie durch seine Nähe zur Universität, zum Bahnhof und den Gerichten kommt ihm eine hohe städtebauliche Bedeutung zu." und forderte eine "Fußläufige Wegebeziehung von den Arkaden am Gericht bis zur Sparkasse; Erlebbarkeit des Leinekanals und der historischen Mühle; fußläufige Verbindung zur Goetheallee.(...) Für die bauliche Nutzung ist eine Mixtur aus Einzelhandel, Wohnen, Kultur und Dienstleistung zu finden." Bei der Frage während der Pressekonferenz, wo gesellschaftlich, soziale kulturelle Elemente wie z.B. Veranstaltungsräum in dem Bau verwirklicht seien antwortete OB Meyer: Wir haben genug Veranstaltungsräume in der Innenstadt und dann kommt auch noch das Museum dazu, wo so etwas geplant ist und die Stockleffsche Mühle am Leinekanal. Die Stockleff's Mühle war einst die größte und wichtigste in der Stadt nach rund 600-jährigem Betrieb als Mühle 1882 still gelegt. Wegen des Stadtbadbaus wurden 1967 ca. zwei Drittel des Gebäudes abgerissen, sie ist seit rund zehn Jahren unbewohnt und ungenutzt . Sie steht unter Denkmalschutz und soll zur Nutzung für eine Gastronomie am Leineufer veräußert werden. Die Gestaltung des Weges am Leinekanal und die Brücke über den Leinekanal sollen bis 2013 durch die Stadt finanziert und fertiggestellt werden wodurch erhebliche Kosten von mehr als 1 Million € für den städtischen Haushalt anfallen.
Zeitplan
In den beiden Gebäudekomplexen entstehen Büros, Geschäfte und Wohnungen. Wohnungen: Im südlichen Gebäude ( im Foto vom Modell das Gebäude unten) sind ab dem ersten Obergeschoss Wohnflächen vorgesehen. Bei letzteren handelt es sich nach Angabe der zuständigen Beauftragten für die Vermietung Frels ausschließlich um Mietwohnungen, 20 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern, Eigentumswohnungen sind keine vorgesehen. Einzelhandel: 1800 Quadratmeter in den Erdgeschossen sind für Einzelhandel und Gastronomie geplant, 1500 davon sollen als zusammenhängende Fläche genutzt werden können. Dabei wird nach Angaben der Beauftragten für die Vermietung an Gewerbe auf kleinere Geschäfte gezielt. Büros & Praxen: Die Obergeschosse im Nordgebäude (im Foto das Gebäude oben) sind auf 2600 Quadratmeter für Büros und Praxen mit Schwerpunkt Gesundheitswesen reserviert. –. Die Gewerbeflächen werden bereits vermarktet, die Wohnungen werden ab 2011 angeboten. Ergänzt werden die Gebäude durch eine Tiefgarage (Angaben: 70 bis 84 Stellplätze) mit Ein- und Ausfahrt über Stumpfebiel
|
Kritik 2004-2009 Vorab sei erwähnt, dass die Amtszeit von OB Danielowski (CDU) von besonderer Untätigkeit in Sachen Stadtbad geprägt war. Erst nachdem er abgewählt worden war kam es zu Versuchen, eine Lösung für das Stadtbadareal zu finden. Eigentlich wäre es ein Platz für etwas wie den Raschplatzpavillon Hannover gewesen 7.9.09 / Nachdem während der Zeit des ehemaligen OB Danielowski nichts passierte ist jetzt Bewegung in die Sache gekommen wenn auch in eine Richtung, die Unbehagen bereitet. Ein städtisches Grundstück wurde nach 10 Jahren an einen Privatinvestor , die Firma Delta Bau AG (Hannover) verkauft. An einem solch zentralen Platz wäre ein Haus mit sozialen, kommunikativen und kulturellen Funktionen ein urbaner Gewinn gewesen. Es hätte so etwas entstehen können wie z.B. der Raschplatzpavillion in Hannover. Die Vorschläge hierfür wurden nicht gehört, die Öffentlichkeit weitgehend von der Entscheidung ausgeschlossen. Auch weitergehende städtebauliche Konzeptionen für die Gestaltung eines ganzen Areals von der Weender bis zum Waageplatz wurden torpediert durch egoistische Entscheidungen der Sparkasse Göttingen, die In der ganzen Geschichte auch eine unrühmliche Rolle spielte. Ausschluß der Öffentlichkeit Schon 2004 war vom SPD-Stadtverband gefordert worden: "Aus Gründen der Transparenz über die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs solle eine breite öffentliche Diskussion (z.B. mit Bürgerforen) geführt werden." "In den Planungsprozess soll die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit einbinden und eine optimale Lösung durch einen Wettbewerb der Ideen schaffen." Nachdem ein entsprechender Ratsbeschluß gefaßt worden war, mußten SPD und Grüne 9 Monate später am 8.11.04 dessen Umsetzung anmahnen, nämlich ein Moderationsverfahren zum Stadtbad-Areal auf den Weg zu bringen: "Dies ist jetzt der Weg, die bisher verschlossenen Pläne auf einen demokratischen, öffentlich diskutablen Weg zu bringen", nur so könne "es der Stadt gelingen, wieder Glaubwürdigkeit zu erlangen". Weitere 8 Monate später war die Öffentlichkeit immer noch uninformiert . Als zu diesem Zeitpunkt dann der damals neue Stadtbaurat Dienberg auf einer Veranstaltung des Stadt+Planung e.V am 28.6.04 auf den Stand der Dinge hin befragt wurde verwies dieser auf die Schwierigkeit, für eine umfassende Planung die drei Eigentümer Sparkasse, Stadtbad, Carré (Bülow) mit ihren Interessen unter einen Hut zu bekommen. Näheres war nicht zu erfahren. 4.9.09
/ Geheime Beschlüsse zur Stadtentwicklung mit fatalen Folgen. Sparkasse Göttingen wurde ihrer Verantwortung nicht gerecht 2005
/ Nach jahrelangem Hin und Her hinter den Kulissen hatte sich der Rat am 3.3.2005
für einen städtebaulichen Wettbewerb betreffend das Gelände zwischen
Stumpfebiel und Leinekanal entschiedenen. Das wurde nun erstmal wieder in den
Bauausschuß überwiesen. Zwei Monate später im Mai 2005 entschied
daraufhin der Bauausschuß: "Die Angelegenheit wird zurückgestellt,
um der Verwaltung die Gelegenheit zu geben, zunächst Verhandlungen mit der Sparkasse
Göttingen zu führen. Danach ist die Angelegenheit erneut im Bau- und Planungsausschuss
zu beraten." [Bereits an dieser Stelle neigt der Chronist dazu, sich ob solcher
Verzögerungen die Haare zu raufen] Anscheinend konnte aber wenigstens ein Verkauf an ECE verhindert werden. Gerüchteweise war bekannt geworden, die Sparkasse habe kurz vor dem Verkaufsabschluss für ihr Schlüsselgrundstück gegenüber vom Carré gestanden. Käufer sollte die international agierende Firma ECE gewesen sein. Das Unternehmen ist bekannt dafür, seine Interessen auch gegen heftigsten Widerstand von Bürgerschaft und Einzelhandel durchzusetzen. Ein solch egoistisches Vorgehen der Sparkasse würde aber die ganzen städtebaulichen Überlegungen massiv gefährden. Gleichzeitig würden damit auch die Bestrebungen des Rates und der Verwaltung für eine angemessene Bürgerbeteiligung hintertrieben. Der Verein appelliert an die von Stadt und Landkreis entsandten Verwaltungsratsmitglieder in der Sparkasse dies zu verhindern. 2006
/ Zwar wurde ECE verhindert, aber dennoch hat die Sparkasse ihre ganz eigenen
Interessen ohne Rücksicht durchgezogen. Am 20.9.06 kritisierte Stadt und
Planung e.V. die Sparkasse massiv: "Die Sparkasse hat erneut die öffentlichen
Belange der Stadtentwicklung sträflich missachtet. Mit dem Verkauf der Immobilie
Weender Strasse / Stumpfebiel an einen Billig-Anbieter gefährdet die Bank
nun eine städtebaulich vernünftige Entwicklung um das Stadtbadareal.
Der Verein "Stadt und Planung Göttingen" fordert Verwaltungsrat, Verbandsversammlung
und die beteiligten Ratsparteien eindringlich auf, sich auf die öffentlichen
Interessen zu besinnen, oder aber über einen Verkauf der Sparkasse nachzudenken.
Ursprünglich waren die Sparkassen als Rentenanstalt für die Kleinen
Leute und insbesondere die Sparkasse Göttingen als damals erste kommunale
Einrichtungen in Deutschland zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben gegründet
worden. Davon ist das Institut unter der heutigen Leitung und Aufsicht weit entfernt.
Im Laufe der letzten Jahre hat die Sparkasse - obwohl sie zu 100 % der Stadt gehört
- mehrfach nicht im Sinne der öffentlichen Interessen gehandelt. Gerade in
städtebaulichen sensiblen Bereichen sollte nicht die maximale Kurzfrist-Rendite
- das Beispiel Lünemann-Gelände lässt grüssen - die langfristig
wirksamen Entscheide bestimmen. Die aus Steuergeldern bezahlten Gutachten zum
Einzelhandel sagen klar, dass innerhalb des Wallbereichs allenfalls noch hochklassige
Modeanbieter gefragt seien. Und auch zwei Expertenworkshops, die unter Ausschluss
der Öffentlichkeit stattfanden, sind zu demselben Schluss gekommen. Ausserdem
wurde auch klar, dass die Stadt die Entwicklung des gesamten Bereichs nur dann
in die gewünschte Richtung steuern kann, wenn sie alle ihre Möglichkeiten
nutzt. Eine davon war das Sparkassen-Grundstück. Das ist nun weg und damit
wurde ein potentielles Einfallstor für ECE geöffnet. "Dieser Schritt
wird die kritische Lage des Einzelhandels in der Innenstadt zusätzlich belasten
und die städtebaulichen Chancen für den Nordbereich vermindern" bedauert
Uwe Scheibler von "Stadt und Planung". Und Vorstand Dr. Christian Krause-Gründel
fragt, ob es angesichts solcher Umstände für die Stadt überhaupt
noch Sinn mache, Eigentümer der Sparkasse zu bleiben.
Am
14.9.06 kritisierten Die GRÜNEN im Rat der Stadt Göttingen ebenso scharf
den Verkauf der ehemaligen Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Göttingen
in der Weender Straße nebst angrenzenden Grundstücken an den Textilfilialisten
New Yorker. "Mit der Veräußerung an NEW Yorker wird der unsägliche
Trend in Richtung zunehmender Billigsortimente in der Innenstadt fortgesetzt",
so der baupolitische Sprecher der Grünen Ulrich Holefleisch. Die Grünen
fordern die Sparkasse auf, sich wieder als Institution der Göttinger Bürgerinnen
und Bürger zu begreifen und mit gutem Vorbild für mehr Qualität
in der Innenstadt-Entwicklung voranzugehen. |
1998 wurde das alte Hallenbad am Stumpfebiel stillgelegt. Danach passierte erstmal gar nichts.
Blick in das Hallenbad am Stumpfebiel, nachdem es 1998 stillgelegt worden ist. Fotos aus dem Jahr 2000 | |
Das Hallenbadgebäude stand eine Weile als Ruine leer. Kinder spielten in den leeren Räumen wovon die skurrille Spielmaterialsammlung auf dem Foto von damals zeugt. |
|
2009,
viele Jahre nach dem Abriss des Gebäudes immer noch eine brachliegende Fläche
als Parkplatz benutzt wird. |