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Günter Grass

> Grass Geburtstag in der Lokhalle
> Grass / Steidel - stiften G7 Denkmal

Günter Grass gestorben

Grass ist mit Göttingen durch den Steidl-Verlag verbunden, der u.a. ein Grass-Archiv plant. 2004 fand die Ausstellung Bronzen, Terrakotten, Arbeiten auf Papier von Grass in der Paulinerkirche statt in deren Innenhof die Bronzeskulptur "der Butt" von Grass aufgestellt ist. 2007 feierte Grass seinen 80sten >Geburtstag in der Lokhalle . 2011 stifteten Grass und Steidel gemeinsam den Göttinger Sieben ein G7 Denkmal auf dem Campus.


Grass 2004 in Göttingen

Kranzniederlegung der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen

Gedenken an Günter Grass: Kranzniederlegung an der Bronzeskulptur „Butt im Griff“ Im Gedenken an den „Menschenrechtler Günter Grass“ werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an der Bronzeskulptur „Butt im Griff“ (Paulinerkirche) am Mittwoch einen Kranz niederlegen. „Günter Grass zögerte nicht, gerade den bedrängten Minderheiten und Volksgruppen seine wortgewaltige Stimme zu geben, von denen keiner spricht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar“, sagt der GfbV-Generalsekretär und Gründer der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation, Tilman Zülch. Grass war beispielsweise Fürsprecher der 1968 von Völkermord bedrohten Ibo in Biafra, er engagierte sich gegen Verbrechen der russischen Armee an der tschetschenischen Zivilbevölkerung und setzte sich für Kurden sowie besonders für Sinti und Roma ein. Die Kranzniederlegung findet statt am Mittwoch, den 15. April 2015, um 17 Uhr an der Bronzeskulptur „Butt im Griff“ von Günter Grass an der Paulinerkirche, Papendiek 14 in Göttingen

Butt im Griff

Die von Grass geschaffene Bronze-Skulptur "Butt im Griff" steht auf dem Platz vor der Paulinerkirche , im Papendiek, neben der Alten Staatsbibliothek. Der Roman "Der Butt" (1977), auf den die Skulptur Bezug nimmt behandelt die Geschichte der Menschheit seit der Steinzeit, "insbesondere das Verhältnis zwischen Mann und Frau". Insofern war es passend, hier auch Open-Air Tango zu tanzen. Die gleiche Skulptur steht in im dänischen Sønderborg. Am 15.4.15 legte die GfbV zum Tode von Günter Grass an dieser Skulptur einen Kranz nieder.

 

Nachruf der SPD Stadtverband Göttingen 14.4.15

"Wir gedenken Günter Grass. Göttingen hat Günter Grass viel zu verdanken. Durch seine Verbindung mit dem Verleger Gerhard Steidl stand Göttingen 30 Jahre lang immer wieder im Mittelpunkt der Präsentationen seiner neuen Werke. Auch als Bildhauer ist er in unserer Stadt höchst präsent. Seine runden Geburtstage feierte er bei uns. Dass er Göttingen besonders schätzte, zeigen seine wertvollen Geschenke. Wir werden uns für eine besondere Würdigung einsetzen. Wir haben ihm viel zu verdanken. Wir wollen weiter auf ihn hören: Die Dinge wägen und benennen, unbequem und immer zum Gespräch bereit sein."

 

goest: Statt eines Nachrufes: Was erinnert werden muß...

15.4. / 24.4.15 / Günter Grass war zu Lebzeiten heftigen bis üblen Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Anfänglich gipfelten sie im Versuch eines Innenministers das Buch "Katz und Maus" auf den Index für jugendgefährdende Schriften zu setzen oder um die Verhinderung des Bremer Literaturpreises für "Die Blechtrommel".
In neuerer Zeit gab es Berichte, dass fanatische Kritiker wegen der politischen Positionierung von Grass gar zur Verbrennung von Grass-Büchern aufgerufen hätten. In Göttingen schmierten ähnlich hasserfüllte Gegner_innen 2011 an die von Grass gestiftete Skulptur G7 die Aufschrift "Halts Maul Günni".
Der Medienkampagnen-Spezi Hendrik Broder hat auf schlimme Weise gegen Grass gehetzt, laut eigener Aussage mußte er gelegentlich öffentlich zugeben, es mit seinen Diffamierungen übertrieben zu haben.
Wohl wissend, welche Reaktionen es hervorrufen würde, hatte Grass in dem Gedicht "Was gesagt werden muß" (> SZ 2012) darauf hingewiesen, dass Israel im Besitz von Atomwaffen ist und kritisiert, dass Deutschland U-Boote an Israel liefert, die atomare Trägerraketen abfeuern könnten. Danach verbreitete Broder u.a. solche Verleumdungen wie, Grass würde alle Juden hassen.
Ironie der Broder-Geschichte ist, dass ausgerechnet In der Zeitung "Die Welt" , welche Broder immer noch Raum für seine Äußerungen bietet, am 14.4.15 ein >Artikel veröffentlicht wurde, in dem es heisst: "Jahrzehntelang zahlte Bonn dem jüdischen Staat unter strenger Geheimhaltung Hunderte Millionen. Angeblich für Entwicklungsprojekte. In Wahrheit ging es um Atomwaffen."

Was auch erinnert werden muss, ist die späte Erinnerung von Grass, die er erst 2006 in seinem Buch "Beim Häuten der Zwiebel . Erinnerungen von Günter Grass", niedergeschrieben hat. In einer Passage offenbarte er, was er früher schon einmal beiläufig aber nicht öffentlichkeitswirksam erwähnt hatte, dass er als 17 jähriger Jugendlicher von Nov. 1944 bis April 1945 bei der Waffen SS als Ladeschütze eingezogen gewesen sei. Bei der einsetzenden Kritik waren auch Behauptungen die stattdessen verfälschend behaupteten, er habe sich "freiwillig" bei der WaffenSS gemeldet. Differenzierung ist nicht die Stärke der diffamatorischen Hetze. Dies richtigzustellen hatte Grass noch gerichtlich erzwungen. Die fatal späte Deutlichkeit mit der er auf seine Berührung mit den Nazis hingewiesen hatte, stand rückblickend aber im krassen Gegensatz zu der Vehemenz mit der Grass z.B. den ehemaligen Kanzler Kurt-Georg Kiesinger als Mitläufer der NSDAP im juristischen Dienst kritisiert hatte .

Zukunft des Günter Grass-Archivs
Steidl und die Universität errichten Treuhandstiftung

Text / Pressemittlg. Uni / gekürzt /
Um die Pflege und Nutzung des Günter Grass-Archivs auch in Zukunft zu sichern, hat der Göttinger Verleger Gerhard Steidl eine Treuhandstiftung in Trägerschaft der Universität Göttingen errichtet.
Die „Günter Grass Archiv Göttingen Stiftung“ soll gewährleisten, dass die Bestände des Archivs langfristig zu wissenschaftlichen sowie zu Bildungszwecken zur Verfügung stehen. Bei den Archivalien im Günter Grass-Archiv Göttingen und in der SUB handelt es sich um Unterlagen aus der dreißigjährigen Zusammenarbeit zwischen Steidl und Grass. „Sie dokumentieren eine wohl einzigartige Arbeitsbeziehung, denn Günter Grass war nicht nur Autor meines Verlags, er war Zeichner, Grafiker, Bildhauer“, erläutert Steidl. „Und er war Buchgestalter, von seinem ersten Buch aus dem Jahr 1956 bis zu seinem letzten im Jahr 2015. Mit Grass gemeinsam sind bei uns Bücher entstanden, die für mich geradezu den Idealtypus von Buch verkörpern, der auch in Zukunft noch Bestand haben wird: Inhalt, Papier, Typografie, Ausstattung, Einbandgestaltung, das alles ist aus einem Guss. Diese Buchkultur gilt es jetzt im Grass-Archiv Göttingen zu erforschen.“
 „In der Buchgestaltung liegt die wirkungsmächtigste Leistung des Bildkünstlers Grass, vom ikonischen Umschlag der Blechtrommel bis zu den tanzenden Buchstaben von Grimms Wörter“, so der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Heinrich Detering von der Universität Göttingen. „Die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen Grass und dem Steidl Verlag hat Buch-Kunstwerke hervorgebracht, die Texte, Typografie und Bilder in einzigartiger Weise verbinden. Das Archiv, das die Entstehung dieser Werke dokumentiert, ist eine Schatzkammer, die noch zu erschließen ist.“
Das Günter Grass-Archiv umfasst Manuskripte, Korrekturfahnen, Zeichnungen, Skizzen, Umschlagentwürfe und Korrespondenz aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Steidl. Darüber hinaus enthält es Buchausgaben, das Gesamtwerk der Radierungen und Lithografien sowie hunderte von Zeichnungen, die Grass noch zu Lebzeiten dem Archiv zur Verfügung gestellt hat. Das Archiv befindet sich in der Düsteren Straße 6 in direkter Nachbarschaft des Neubaus „Kunsthaus Göttingen“ im Sanierungsgebiet „Kunstquartier Göttingen“.


von links: Prof. Dr. Heinrich Detering, Universität Göttingen, Verleger Gerhard Steidl, Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel und Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Stiftungsrates der Universität Göttingen.Foto: Universität Göttingen/Christoph Mischke

 

Skulpturen - Ausstellungsbericht 2004

Günter Grass "Bronzen, Terrakotten, Arbeiten auf Papier" Ausstellung in der Paulinerkirche/Göttingen September 2004

22.8.04 / Günter Grass schreibt nicht nur, sondern zeichnet auch und Skulpturen modelliert. Er hat auch eigentlich mit Graphik und Bildhauerei angefangen, das Handwerk zunächst in einer Steinmetzlehre und später in einem Bildhauerstudium gelernt.

Die Ausstellung "Bronzen, Terrakotten, Arbeiten auf Papier" in der Paulinerkirche zeigte die Dimension dieses Arbeitszweiges erst richtig in aller Breite

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foto goest.de : Grass während der Ausstellungseröffnung Juli 2004 in Göttingen / Paulinerkirche

Was man so am Verhalten des Mannes mitbekommen konnte: eine beruhigend bescheiden gebliebene Art des Herrn Nobelpreisträgers. Dagegen hat dann die lobhudelnde Rede einiger Eröffnungsredner wirklich genervt.

Am beeindruckendsten sind die Bronze-Skulpturen. Ein Diavortrag des Bronze-Giessers Fritz Albrecht (Altrandsberg/Bayern) während der Eröffnung gab einen Einblick in den enormen Arbeitsaufwand und die handwerkliche Kunst, die nicht nur von Grass, sondern auch von dessen Helfern bei der Erstellung der Bronzen gefordert wird.

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fotos: goest.de

Die Motive lassen manchmal an Max Ernst erinnern - surrealistische Vermischung von Menschen mit Tierkörpern - Menschenkörper aus dem ein Rattenkopf ragt, Frauenkörper gemischt als Vogelwesen mit Schnäbeln.

  

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foto goest.de

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foto goest.de

Faszinierend ist die Ausstellung auch, weil sie zeigt, wie er sich nicht um Grenzen schert bei seinem künstlerischen Ausdruck.

Keinerlei Schranken legt sich Grass auch bei den Zeichnungen von sich liebenden Paaren auf, oder auch bei der Darstellung eines Pilzes als Phallus.

 

Die Aal-Skulptur erinnert an die Beschreibung des Aals im Pferdekopf und führt zu dem Gedanken, ob es wohl Texe zum Thema "Der Ekel im Werk von Günter Grass" gebe.

Dann waren da noch Terrakotta-Objekte. Grass hat angeblich die ersten Seiten von "Die Rättin" nicht auf Papier sondern in feuchte Tontafeln geritzt.

Die Sinnlichkeit wird noch einmal unterstrichen durch die Präsentation von Bronzen mit Tanzenden und anderen sportlich-sinnlichen Betätigungen

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fotos goest.de


Ein Exemplar, so ähnlich wie das tanzende Paar links, ca. 40 cm hoch war kurze Zeit später in einer Göttinger Galerie für ca. 2500 Euro zum Verkauf angeboten worden.

Grass erste Frau Anna war Tänzerin von Beruf und mit Sicherheit lässt sich vermuten, dass auch Grass dem Tanz nicht abgeneigt ist. Die Sinnlichkeit des Günter Grass, dies war die eigentliche Entdeckung der Ausstellung , dokumentiert in sichtbaren zwei und dreidimensionalen Produkten.

Und dazu die eigene Ästhetik der Bronzen, dieses in verschiedenen Farben matt und glänzend erscheinende massive Material das die Schwere atmet.

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Bild links: Fritz Albrecht (der als Bronze-Giesser die Gussarbeiten für Grass machte) während seines Diavortrages bei der Eröffnung der Ausstellung, bei dem u.a. auch die Enstehung der Figuren im Bild rechts beschrieben wurde.

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