Universität Göttingen 275 Jahre - JubiläumJubiläumswoche
Programm
29.5.-3.6.12
Stadtbibliothek: Passend zum Jubiläum präsentiert die Stadtbibliothek Göttingen eine kleine Bücherschau zur Geschichte der Universität, ihrer Institute, der Professorinnen und Professoren sowie zahlreicher Universitätsgebäude. Die Literaturzusammenstellung findet sich in der Zentralbibliothek im Thomas-Buergenthal-Haus in der Gotmarstraße 8. |
Verein für Socialpolitik - Schröder spricht zum Thema "10 Jahre AGENDA 2010" Schon einmal hat Gerhard Schröder einen Auftritt vor der Alumni Göttingen dazu benutzt, um ausführlich die "strategische Partnerschaft" in Gasgeschäften mit Russlands Gazprom zu begründen. Am 29. Mai 2012 war der Aktionsärsausschussvorsitzende der North-Stream AG dann zwar als Festredner angekündigt, hatte aber sehr kurzfristig abgesagt. Nun ist er erneut eingeladen als Redner bei der >>Tagung des "Vereins für Socialpolitik" im Rahmen des 275Jahre-Uni-Jubiläums zum Thema "10 Jahre Agenda 2010" zu sprechen. Am 10.9.12 im ZHG 011 und Foyer ZHG 1. Stock, 12.30 – 13.45 Uhr. Schröder, der mit der AGENDA 2010 die Ausbreitung der Billiglohnarbeit gefördert hat soll nun bei der Tagung des Vereins für Socialpolitik im Rahmen des Uni-Jubiläums zu eben diesem Thema auftreten. Ursprünglich war der Verein gegründet worden um "auf der Grundlage der bestehenden Ordnung die unteren Klassen soweit heben, bilden und versöhnen, dass sie in Harmonie und Frieden sich in den Organismus einfügen". (>>Vereins-Webseite) Aber auch jene, die aus Nähe zu den Interessen der Wirtschaft die Deregulierung des Arbeitsmarktes durch die AGENDA 2010 gutheissen (wie z.B. die FAZ) finden, dass Schröders Schweigen zu den skandalösen Rechtsbrüchen in Russland insbesondere zum Fall Pussy Riots "stinkt". Schröder, der sich als Freund Putins bezeichnet, schweigt nach dem skandalösen, absurden Urteil gegen Pussy Riot auch weiterhin ohne sich von Putin zu distanzieren. "Dieses Schweigen stinkt" meint dazu sogar die konservative >>FAZ .
Gazprom
Vertreter spricht zum Uni-Jubiläum (muß das sein?) Mai 2012 / Die EU und insbesondere Deutschland sind abhängig von Erdgaslieferungen des russischen Gazprom-Konzerns. Um diese Abhängigkeit von Russland zu mindern, versucht die EU eine weitere, von Russland unabhängige Gasversorgung aufzubauen. Dadurch ist es zu zwei Pipeline Konkurrenzprojekten gekommen: Das eine sind die russischen North- und South-Stream-Pipelines von Gazprom, das andere ist das von der EU gewünschte Pipelineprojekt "Nabucco". Für Russland ist die Abhängigkeit der EU von russischen Gaslieferungen ein Machtfaktor, der durch fremde Pipelines geschwächt würde. Die Verwirklichung der North-Stream-Pipeline durch die Ostsee war deshalb ein Stück russische Machtpolitik. "Putin baut den Weltmachtanspruch Russlands weiter aus und nutzt dabei die Energie-Nachfrage in Europa. Am 21. Oktober 2006 versicherte Putin den 25 EU-Staats- und Regierungschefs beim Gipfel im finnischen Lahti zwar, Russland sei offen für eine Energie-Partnerschaft mit der Europäischen Union, lehnte aber die vom Westen gewünschte Unterzeichnung der Energiecharta ab, nach der Russland die Kontrolle über sein Pipelinesystem an die Europäer abtreten müsste." Wikipedia In einer Zeit, als 2005 der Niedergang der SPD-Kanzlerschaft absehbar war, unterstütze Gerhard Schröder als Noch-Kanzler die finanzielle Absicherung des russischen North-Stream-Projektes mit Gazprom. Kurze Zeit darauf, nachdem er als Kanzler abtreten mußte, wurde er als Vertreter von Gazprom zum Vorsitzenden des 8 köpfigen Aktionärsausschusses ernannt. Ihm, als Vertreter des russischen Konzerns Gazprom (51 %) sitzen die Unternehmensvertreter von E.On und Ruhrgas, die jeweils 24,5 % vertreten, gegenüber. wikipedia
Jürgen Roth hat in seinem Buch "Gazprom - das unheimliche Imperium" diesem Vorgang einige Aufmerksamkeit gewidmet. Auf Seite 272 heisst es: "Nabucco hätte eine vom Kreml unabhängige Gasversorgung bringen sollen. Siim Kallas war in dieser Zeit der amtierende EU-Kommissar, zuständig für Verwaltung, Audit und Betrugsbekämpfung. Er hatte sich insbesondere für die Durchsetzung von Transparenzinitiativen innerhalb der EU-Vergabepraxis verdient gemacht, und er beschuldigte Gerhard Schröder, die deutsche Integrität beschädigt zu haben, 'Wären die Standards der EU-Kommission eingehalten worden, könnte Schröder den Posten nicht annehmen'." und Helmut Görling ... "der einstige Beamte des Hessischen Landeskriminalamtes, Abteilung Organisierte Kriminalität, (...) über Schröders Wechsel zu Nord Stream Ich bin damals hellhörig geworden. 'Mein Gott , das muss doch strafbar sein, dachte ich. Wie kann man das machen?' " (Roth 272) Der Wechsel eines ehemaligen Bundeskanzlers mit all seinem Wissen aus Amtsgeheimnissen in ein Wirtschaftsunternehmen ist an sich schon fragwürdig; zur Anschauung sei beispielsweise ein Artikel der Zeitung "Die Welt" von 2006 genannt. Im Fall Gerhard Schröder ist es darüber hinaus ein russisches Quasi-Staats-Unternehmen, das Jürgen Roth als eine Machtzusammenballung mit mafiösen Strukturen beschreibt, an deren Spitze der russische Präsident Putin steht. Dies hatte möglicherweise den ehemaligen Leiter des Auswärtigen Ausschusses des US-Abgeordnetenhauses Tom Lantos 2007 dazu veranlasst, so berichtet Jürgen Roth auf S. 277, den Ex-Kanzler auf äußerst drastische Weise, öffentlich als einen "politischen Prostituierten" zu bezeichnen. In ihrem Buch "In Putins Russland" (2005) schildert Anna Politkowskaja die russische Demokratie unter Putin als "Konglomerat aus mafiosen Unternehmern, den Rechtsschutzorganen, der Justiz und der Staatsmacht." Rezension NZZ In einer Rezension der Süddeutschen Zeitung zu ihrem Buch werden "die Stärkung der Geheimdienste, die Verfilzung von organisierten Verbrechen, Polizei und Justiz, die staatliche Duldung rassistischer und neofaschistischer Organisationen, die brutalen und korrupten Verhältnisse in der Armee" genannt. Erst die Ermordung dieser regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja am 7. Oktober 2006 brachte das Thema Pressefreiheit in Russland in die Schlagzeilen westlicher Medien. Während der Präsidentschaft Putins wurden insgesamt 13 Journalisten ermordet. In keinem der Fälle kam es zu einer Verurteilung der Täter, so ein Bericht des Committee to Protect Journalists. ( Wikipedia) Die russische Journalistin Jelena Tregubowa fragte 2006 wie die Ermordung Zufall gewesen sein kann, "wenn Putin vom ersten Tag seiner Präsidentschaft an die freie Presse und Opposition planmäßig vernichtet (und) konsequent alle unabhängigen oppositionellen Fernsehsender in Russland liquidiert (hat) ( DieZeit ) Jürgen Roth berichtet (S. 268) von einem Fall in dem auch ein deutscher Journalist, nämlich Boris Reitschuster wegen seiner Putin-Kritik über eine Bedrohung aufgeklärt wurde. Der frühere liberale russische Vizeministerpräsident Jawlinski sagte ihm "Seien sie vorsichtiger! Was Sie tun ist gefährlich" und "Ich bin jedesmal froh, wenn ich Sie lebend sehe - dass Sie noch leben." Aber Gerhard Schröder nannte 2005 Putin einen "lupenreinen Demokraten" (zit. Spiegel ) und wiederholte auch kürzlich erst diese Aussage ( DieWelt ) . Schröder unternimmt nichts dagegen, wenn er in den Medien als Freund Putins geschildert wird, im Gegenteil: demonstrativ versuchte Schröder bei der Eröffnung der Nord Stream Pipeline dem eher reserviert wirkenden Putin eine Umarmung aufzuzwingen. (Video) [an dieser Stelle kann der Autor dieses Artikels nicht umhin, auf den Ekel hinzuweisen, der ihn angesichts dieser Szene befiel] Wenn Putin die Presse- und Meinungsfreiheit mit Füssen tritt, Demonstrationen gegen seine Wahlfälschungen zusammenknüppeln lässt, wie kann dann ein prominenter Gazprom-Mitarbeiter und Freund Putins beim Jubiläum der Göttinger Universität sprechen? Zumal Schröder schon gezeigt hat, dass er einen Auftritt vor der Universitätsgemeinsschaft so gut wie unverhüllt für eine Gazpromwerbung zu nutzen versteht:
International Alumni Homecoming 2008: Festvortrag, Politische Herausforderungen
im Zeitalter der Globalisierung, Gerhard Schröder: Mit solchen Äusserungen wird nur notdürftig verdeckt, dass seine Unterstützung des russischen (quasi Staats)konzerns Gazprom ihm auch deswegen persönlichen Nutzen gebracht hat, weil er Gazprom geholfen hat, dem Diversivizierungsversuch der EU zuvorzukommen. Zum Schluß sei uns die Bemerkung erlaubt, dass wir uns einen würdigeren Gastredner zur 275jährigen Jubiläum der Uni gewünscht hätten. P.S.: Die Anfrage (24.5.) an den AStA Vorsitzenden (Juso-HSG) zu dieser Angelegenheit wurde bislang nicht beantwortet |
Verein
KUNST veranstaltet mit der Universität großes KUNST- und Kulturfest
Es ist sowohl die gesamte im Verein KUNST zusammengeschlossene Göttinger Kulturszene mit DT, JT, KAZ, musa, Apex, Händel-Festspielen, Domino, Balettschule art la danse, Indische Kulturtage, Literarisches Zentrum, Kino Lumiere und Rockbüro vertreten wie auch die universitären Kulturschaffenden von Uniroyal, Unicante, ThOP oder der Camerata Medica" freute sich die Leiterin des ThOP, Barbara Korte, die den Großteil der Planungen mit der Universität für KUNST e.V. durchgeführt hat. Der Eintritt ist frei. Getränke und kleine Snacks werden zu günstigen Preisen angeboten. Der Verein KUNST trägt die Gagen der auftretenden KünstlerInnen, die Universität sorgt für die Räumlichkeiten, die Bühnen- und Veranstaltungstechnik, das technische Personal sowie das leibliche Wohl der Besucher. KUNST-Mitglieder werden die Auftritte auf den verschiedenen Bühnen moderieren und dabei auch die Göttinger Kultureinrichtungen vorstellen. Das Programm im Überblick
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29.5.12 Protestkundgebung auf dem Wilhelmsplatz Für den 29.5.12 ist um 16 Uhr eine studentische Protest-Kundgebung auf dem Wilhelmsplatz angekündigt. Um 16.30 Uhr beginnt der Festakt zum Uni-Jubiläum in der Aula am Wilhelmsplatz. In dem Aufruf eines "Politkollektiv Göttingen für eine (Kosten)freie Uni" werden folgende Kritikpunkte genannt:
Und wie schaut die Unikultur überhaupt aus? Von Kurs zu Kurs hetzen und verlernen normal zu reden? Selbst auf dem Campus sollen wir noch mit zielgruppengerechter Werbung belästigt werden. Und wenn die wenigen kritischen, freidenkerischen Seminare und Vorlesungen nur gegen Widerstände überhaupt entstehen können, statt gefördert zu werden, dann wundert es auch nicht, dass der Austausch, die politische Kultur, sich langsam aufgelöst hat. Die freie Zeit muss eh mit Lernen gefüllt werden.
Der
Aufruf wird vom AStA unterstützt und endet mit der Forderung: |