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Stadtplanung Innenstadt

Sparkasse verkauft Herzstück der Stadt

3.9.19 / Für rassistische Äußerung bekannter Unternehmer Tönnies neuer Miteigentümer am Gebäudekomplex im Herzen der Stadt.


das infrage stehende Areal umfasst das Gelände von der Weender (Bild links) bis zu den Wohnhäuser der Gotmar Str. 9 und 10

Laut Pressemitteilung des Investors HT Group aus Hildesheim ist sie neue Eigentümerin des Gebäudekomplexes an der Weender Straße. Die HT-Group ist eine Tochtergesellschaft der Hanseatic Group und der Asset Immobilien Group. Die Asset Immobilien Group gehört der Familie Clemens Tönnies. Tönnies wiederum ist Deutschlands größter Schlachtbetrieb für Schweine, bekannt für den Erhalt hoher Agrarsubventionen, kartellrechtliche Auffälligkeiten, Billiglohn-Beschäftigung und der Chef für diskriminierend rassistische Äußerungen.

Verwaltungsrat wie üblich mit Drohungen zum Schweigen gebracht?

Der Verwaltungsrat der Sparkasse habe den Verkauf einstimmig beschlossen. Man fragt sich welche Kontrollkompetenz eigentlich die Ratsmitglieder in diesem Gremium noch haben - wohl eher kaum eine. Mehrfach haben ehemalige Mitglieder des Sparkassenverwaltungsrates von Drohungen berichtet, man werde sie bei Ablehnungen von Beschlüssen persönlich haftbar machen. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, die eigentliche kommunale städtebaulich Steuerung läge in Göttingen bei der Sparkasse. Ein städtebauliches Herzstück der Stadt geht an einen Besitzer dem keine Sympathien zufliegen werden.

Die HT-Group behauptet, sie habe ein " gut durchdachten Gesamtkonzept für die Entwicklung des Quartiers, das viel Fingerspitzengefühl für dessen herausragende Lage inmitten der historischen Innenstadt und seinen, teils denkmalgeschützen, Bestand beweist. „Wir freuen uns, dass unser Vorschlag auf soviel positive Resonanz gestoßen ist und darauf, die Herausforderung gemeinsam mit der Stadtverwaltung, der Politik und den Bürgern zu meistern."

Das sehen Bewohner:innen der Gotmar Str. und Ratspolitiker Welter Schultes sowie etliche Unterstützer:innen einesanders.

Dr. Francisco Welter-Schultes - Piratenpartei Göttingen - Mitglied im Rat der Stadt Göttingen schrieb am 2.9.19

Der Sitzung des Bauausschusses am 05.09.2019 liegt ein Antrag von Francisco Welter-Schultes (Piraten) vor, eine Veränderungssperre für das ehemalige Sparkassen-Areal am Markt zwischen Gotmarstraße und Weender Straße zu verabschieden [1]. Hintergrund des Antrags ist die unzureichende Informationspolitik von Stadt, Investoren und Sparkasse, die die Bewohner der Umgebung bislang im Unklaren gelassen haben, was auf dem Gelände passieren soll. Während die Firma Sartorius in der Nordstadt die dortige Bevölkerung seit 2015 von Anfang an in Bürgerveranstaltungen informiert - auch schon zu einem Zeitpunkt, wo noch gar keine Pläne ausgearbeitet waren - hat die Sparkasse ihr Millionengrundstück am Markt an den meistbietenden Immobilieninteressenten in der Finanzbranche verkauft und den Schlüssel über den Zaun geworfen. Die Bevölkerung vor Ort wurde weder gefragt noch informiert. Im April 2018 lehnte eine breite Mehrheit im Rat einen Antrag zur Durchführung einer Informationsveranstaltung ab - die CDU befürchtete eine "Verschreckung möglicher Investoren" [2]. Fraglich ist, ob solche Taktiken der Innenstadt wirklich helfen und der blinde Glaube an Investoren eine solide Grundlage für eine zukunftsweisende Baupolitik darstellt. Vertrauen erspielt sich die CDU mit so einer Politik in der Innenstadt offenbar nicht - in etlichen Wahlbezirken hatte die CDU bei der Europawahl sogar weniger Stimmen erhalten als DiePartei. Bei dem Investor, den die Sparkasse ausgesucht hat, handelt es sich um ein wenig durchsichtiges Konsortium im Umfeld der in der Fleischverarbeitung tätigen Firma Tönnies Holding. Wer sich einliest, fragt sich unwillkürlich, mit was für Sorte Unternehmen die Chefs der Göttinger Sparkasse Umgang pflegen, und welche Art von Investoren die CDU nicht verschrecken möchte. Unklar ist bislang, wie die Stadt zu den Plänen des Investors steht, den gesamten Innenhof flächig zu überbauen. Der Antrag auf der Tagesordnung wird den Anwohnern Gelegenheit geben, ihre Fragen an die Verwaltung zu stellen, wenn schon keine Bürgerversammlung durchgeführt wird.
Quellen: [1] Bauausschuss 05.09.2019 ....[2] Rat 13.04.2018

 

Offener Brief von "Hausprojekte Gotmar 9 und Gotmar 10"

Für günstigen Wohnraum und humane Stadtentwicklung statt Belebung durch Konsum!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Köhler, sehr geehrte Mitglieder des Bauausschusses, sehr geehrte Mitglieder der Ratsfraktionen der Stadt Göttingen,
mit großer Sorge haben wir den Verkauf des Sparkassenkomplexes in der Göttinger Innenstadt an die Investorin Hanseatic-Group und die mangelnde und bruchstückhafte Informationspolitik der Stadt und der Investorin über die tiefgreifende Umstrukturierung des Sparkassenviertels verfolgt. Im Göttinger Tageblatt vom 03. April 2019 lesen wir, dass ein riesiger Neubau „Platz für weitere große Bekleidungsketten und primär hochpreisige Wohnungen“ bieten soll. Als Ziel wird hier ernsthaft eine „Belebung der Innenstadt“ angegeben. Wir sind wütend angesichts dieses selbstherrlichen und zynischen Verhaltens der Investorin und einer Stadtpolitik, die diesen Namen nicht verdient, solange sie sich ausschließlich als Servicestelle von Großinvestoren versteht und sich nicht in der Verantwortung der Steuerung des Gestaltungsprozesses sieht

Wie wir aus einer Anfrage der Piraten Partei im Stadtrat vom 17. Mai 2019 erfahren haben, ruhen die Arbeiten an dem Bebauungsplan „Zwischen Markt und Prinzenstraße“, dessen Erstellung bereits im Frühjahr 2016 beschlossen wurde. Diese sogenannten B-Pläne regeln die Art und Weise der möglichen Bebauung und stellen eine Möglichkeit für Bürger*innen dar, auf die städtebauliche Entwicklung in klar geregelten Fristen Einfluss zu nehmen. In Anbetracht der erhitzten politischen Diskussion über den Umbau der Stadthalle erscheint es uns frappierend, dass ein weiteres Bauprojekt mit enormer Bedeutung für die Zukunft des Göttinger Gemeinwesens durch die Ratsfraktionen bisher kaum öffentlich verhandelt wurde. Dies muss sich dringend ändern, denn gerade jetzt werden mit der Umstrukturierung des Sparkassenviertels entscheidende Weichen für die Zukunft der Göttinger Innenstadt gestellt! Wir fordern von der Stadtpolitik, das Ziel der Belebung der Innenstadt ernst zu nehmen und einen offenen und demokratischen Willensprozess zur Gestaltung des Sparkassenviertels zu initiieren! Wir fordern eine Bürger*innenversammlung zum Thema der Gestaltung des Sparkassenviertels! Wir fordern eine politische Steuerung der Umstrukturierung des Sparkassenviertels und einen Bebauungsplan, der sich an den Bedürfnissen der Stadtbewohner*innen orientiert! Wir stellen uns gegen ein Verständnis der „Belebung der Innenstadt“, das darauf abzielt, die Innenstadt auf einen Ort des Konsums zu reduzieren, der vermeintlich attraktive Geschäftsketten anziehen soll und wie durch magische Hand das Leben in der Stadt lebenswerter machen soll. Anstatt Räume zu schaffen, an denen sich alle Menschen gerne aufhalten, wo sie kreativ sein und sich austauschen können – ohne direkt etwas kaufen zu müssen –, setzen Stadt und Investorin bei der Umgestaltung des Sparkassenviertels auf teure Geschäftsflächen. Es besteht auch akute Gefahr, dass mit der Zeit kapitalschwächere inhaber*innengeführte Geschäfte verdrängt werden. Des Weiteren hat die Investorin nicht den Anspruch, günstige Wohnungen zu schaffen. Dabei ist Wohnen eine der zentralen sozialen Fragen in unserer Stadt geworden. Schon jetzt geben ein Drittel der Haushalte in Niedersachsen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Mieten aus. In den Städten gestaltet sich die Situation noch dramatischer: Alle, die die Entwicklungen des Wohnungsmarkts in Göttingen verfolgen, wissen nur zu gut, dass die Stadt keinen Mangel im Luxuspreissegment, sondern im Niedrigpreissegment hat. Neue hochpreisige Wohnungen werden den Druck auf die Mieten umliegender Wohnungen erhöhen und Menschen mit niedrigem Einkommen weiter aus der Innenstadt verdrängen. Uns ist es wichtig, dass die Innenstadt nicht nur für Menschen mit hohem Einkommen zugänglich und bewohnbar ist. Wir fordern die Stadtpolitik auf, in der Stadtentwicklung Konzepte jenseits des Konsums zu entwickeln und dem Leitbild einer sozial durchmischten, selbstbestimmten Stadt zu folgen! Wir fordern den Erhalt aller bestehenden Mietverhältnisse im Sparkassenviertel! Wir fordern, sozialen Wohnraum auszubauen! Die gängigen Quoten für sozialen Wohnraum halten wir für viel zu gering! Guter, bezahlbarer Wohnraum ist Aufgabe der Politik! Die Stadtpolitik muss sich endlich verantwortlich für die Sicherung dauerhaft niedriger Mieten und die Verhinderung von Spekulation zeigen! Mit freundlichen Grüßen Hausprojekte Gotmar 9 und Gotmar 10

Bisher haben folgende Gruppen den Brief unterzeichnet: Verein solidarisches Leben Göttingen e.V. Aufstehen Göttingen OM10 Frauenhaus Göttingen Kuhle Wampe Göttingen Nähmaschinen Breitenbach Maßliebchen Göttingen Peter Pretzsch Antiquariat Verdi OV Göttingen KSZE e.V. Verein solidarisch wohnen/politisch leben e.V. Bürgerstraße 50a e.V. Basisdemokratische Linke Schöner Wohnen e.V. Rotes Zentrum und BewohnerInnen im Lieschen-Vogel-Haus Rote Straße 1 Humboldtallee 9 Robin Marlow (Humangeograph) Dr. Hans-Dieter von Frieling (Humangeograph) Solidarische Grüße, Gotmarstraße 9 und 10


Öffentliche Plätze - Freiräume

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> Stadtplanung Weender Straße

Nicht-kommerzielle Nutzung öffentlicher Plätze

Seit 10 Jahren schon geistert die Idee herum, der Kommerzialisierung öffentlicher Plätze etwas entgegenzusetzen. Das richtet sich z.B. gegen den gezielten Verzicht auf ausreichende Bänke in der Innenstadt ("Möblierung") der den Zwang erzeugt, für eine Ruhepause ausschließlich kommerzielle Angebote nutzen zu können.
Bei der Neugestaltung der Weender Straße hatte ein Gremium unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Franz Pesch (Herdecke) von 9 eingereichten Entwürfen 3 ausgewählt:
1.) das Planungsbüros WES und Partner aus Hamburg an erster Stelle mit der Bemerkung " Hervorzuheben ist die sehr zurückhaltende und minimalistische Möblierung." sprich keine Bänke.
2.) das Planungsbüro Club L 94 aus Köln. "Dessen Arbeit besticht durch ihren konsequenten Ansatz, die Fußgängerzone von allen verstellenden Objekten zu befreien (...) Durch die Wegnahme der Bäume wird der leicht schwingende, sich aufweitende und verengende Stadtraum wieder klar ablesbar. Ein öffentlicher Raum entsteht, der eine wohltuende, zurückhaltende Benutzeroberfläche für Flanieren und Konsumieren bietet. (...)
"
3.) (Rang 3) wurde besonders gewürdigt, weil er die Fußgängerzone radikal "Von allen verstellenden Objekten befreit".


2004 / Einrichtung nicht-kommerzieller Ruhezonen bei
Protest Sozialabbau und gegen Hartz IV


2004 Rundbank mit Lichtenberg


2014 Forderung nach Rundbank und mehr
nichtkommerziellen Ruhezonen in der Stadt 10.5.14
Die Stadtratsfraktion der Grünen unterstützt die bewusste Aneignung des öffentlichen Raumes mit Sitzaktionen auf den Markplatz - und wiederholt ihre "Sitzung" erneut am 17.5.14 Samstag um 11 Uhr .Die Stadtratsfraktion setzt für den Erhalt und den Ausbau des öffentlichen Raums ein und richtet sich gegen "Tendenzen, die Nutzbarkeit des öffentlichen Raums durch Bürgerinnen und Bürger einzuschränken" .

Nach anhaltenden Protesten und Forderungen nach der Rundbank, wurde 2014 die Rundbank wieder aufgestellt - zufällig eine Woche vor der OB-Wahl , und zufällig neben den Werbeständen der SPD.


Die durchgehende Einnahme des öffentlichen Raumes durch die Kneipe im Rathauskeller (mit dem Burschenschafter-Lied-Namen "Bullerjahn") ist am unteren Bildrand zu sehen.

 

Forderungen nach nichtkommerziellen Ruhezonen und Sitzbänken ignoriert

Erstaunlich häufig fand sich auf den Pinwänden beim "BürgerInnendialog" zur Innenstadtplanung 2008 ein Hinweis auf Forderungen nach nicht-kommerziellen Räumen. Die Fotos zeigen einen Ausschnitt aus den damaligen Pin-Wänden.

  • Den öffentlichen Raum multifunktional und nichtkommerziell gestalten
  • Kornmarkt - Bänke
  • kostenfreie öffentliche Toiletten !
  • mehr nicht kommerzielle Sitzmöglichkeiten (auch im Schatten) !
  • Mittelpunkt und Treffpunkt für alle Bürger
  • mehr Grünflächen mit Sitzbänken
  • Sitzgelegenheiten ohne Verzehrzwang
  • Freie Sitzgelegenheiten ohne Kaufzwang

Bei einer >Veranstaltung mit Kindern im Neuen Rathaus 2007 hatten auch die Kinder Bereiche in der Innenstadt gefordert, wo sie sich aufhalten können. Man müsse irgendwo hingehen können ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen. Wenigstens sollten auch mehr Bänke aufgestellt werden. Hierauf antwortete OB Meyer, das sei halt so ein Problem, denn man habe da schon Bänke aufgestellt und dann hätten sich dort permanent Leute aufgehalten, die den ganzen Tag dort sitzen und Alkohol trinken - die hätte man da halt nicht so gerne gehabt.

Die Bemerkung, diese Bänke würden nur Obdachlose und biertrinkende Menschen anziehen und deshalb wollte man die Bänke nicht ist oft zu hören. Merkwürdigerweise dürfen die Menschen auf den Sesseln der Gastronomie aber ohne Einschränkungen jede gewünschte Menge Alkohol trinken und dabei so lange herumsitzen wie sie möchten. Hinter der scheinbar ordnungs- und sicherheitsorientierten Argumentation steckt also ein ökonomisches Interesse.

 

Aneignung öffentlicher Plätze

Die Okkupation öffentlichen Raumes durch kommerzielle Aktion schränkt freie Urbanität ein. Siehe dazu die >Kritik an dem BID-Konzept "Business Improvment Districts". Dies hat auch eine politische Dimension, wenn bei Vergabe des >Marktplatzes immer häufiger Infostände und Kundgebungen der Platz verwehrt wird, weil er kommerziell anderweitig vergeben ist.
Nichtkommerzielle Menschenansammlungen auf dem Marktplatz am Gänseliesel, am Wilhelmsplatz, im Cheltenhampark, usw. führen zu Konflikten und die mit Einschränkungen der Freiheit drohen.

Eine weitere Form der Aneignung öffentlichen Raumes sind verschiedene Tango-Open-Airs
Der Wilhelmsplatz, als innerstädtischer Ruheort wurde des bei warmen Sommerabenden teilweise zum innerstädtischen Unruheort , gleichwohl aber auch ein Kristallisationspunkt für "lebendige Innenstadt"

Statt Polizeiaktionen , wurde der Platz mit Streetworker/
Sozialarbeit befriedet.

Konflikte gibt es auch wegen der Versammlungen im Cheltenhampark

Jugendliche reklamierten dann in einer öffentlichen Erklärung den Park und riefen zur Party dort auf.

Als sie trotz regnerischen Wetters um 18 Uhr das Recht auf die Nutzung des Cheltenhamparks reklamierten
wurden sie genaustens von Polizei und Ordnungsamt. beobachtet


Stadtplan mit eingezeichneten Potentialen an öffentlichen Plätzen (Ausschnitt)

 

Bürger_innenbeteiligung bei der Planung der Innenstadt

9.6.08 / Am 12.3.08 wurde mit einem internen Workshop der Verwaltung für die Entwicklung eines neuen Innenstadtleitbilds begonnen. Dem folgten Sitzungen von Facharbeitsgruppen, "Entscheidertreffen" und "Synergietreffen". An die ca. 9000 Bewohnerinnen und Bewohner der Innenstadt wurden dann Einladungen zur Diskussion um ein neues Innenstadtleitbild verschickt. Am 7.6.08 trafen sich ca. 60-80 Leute in der alten Sporthalle der Universität in der Geiststraße für einen moderierten Austausch . Es wurde ein Bürgerbeirat gewählt, dem interessierte Göttinger und Göttingerinnen jederzeit noch beitreten können. Das erste Treffen des Innenstadt-Bürgerbeirates fand am Mittwoch, den 2. Juli 2008, in der Zeit von 18 bis 21 Uhr, Treffpunkt Hauptbahnhof statt.


Blick in den Veranstaltungsraum der Halle in der Geiststrasse.


Vor den Pinwänden zum Thema "Umwelt"

Bild links: Dipl. Ing Oliver Kuklinski von PlanKom (Hannover) als Moderator der Veranstaltung.
Bild rechts: Karen Hoffmann, Projektleiterin Innenstadtleitbild in der Bauverwaltung und Hans-Dieter Ohlow, Sprecher der verwaltungsinternen Facharbeitsgruppe " Kultur und Wissenschaft", beide Fachdienst 61.1 Stadt- und Verkehrsplanung.

"Bürger_innenbeteiligung" - alle Bürger_innen?
Grundsätzliches Problem bei der "Bürgerbeteiligung" ist stets, dass vor allem jene sich beteiligen, die über die persönlichen Voraussetzungen an Zeit und Artikulationsfähigkeit verfügen die notwendig für eine Teilnahme sind. Unterrepräsentiert ist in aller Regel die Bevölkerungsgruppe, die nicht geübt ist, sich sprachlich innerhalb von Workshops zu äußern, ganz zu schweigen von Migrantinnen und Migranten, die sprachliche Hürden zu bewältigen haben oder Behinderten, deren Teilnahme noch ganz andere Hürden entgegenstehen. Auch alleinerziehende Menschen, die in der Innenstadt wohnen und eine Kinderbetreuung während der Teilnahme bräuchten sind nicht vertreten. Es ist nicht verwunderlich, dass aus den sicherlich zur Innenstadt zählenden problematischen Wohnkomplexen wie Idunazentrum und Groner Str. 9 die schätzungsweise mindestens 500 Menschen umfassen, wohl niemand anwesend war und folglich auch keine Vorschläge zu finden waren, die diese Bereiche betreffen.

Geschäftsinhaber/innen , Obdachlose, Drogenabhängige, Alkoholkranke - Die Stadt gehört allen?
Wenn z.B. "Sauberkeit der Fußgängerzone (Alkohol- und Drogenszene)" oder "Beseitigung der Alkohol und Drogensezen am Johanniskirchhof" als Thema an die Pinwand gehängt wird, dann wäre z.B. die Meinung eines Vertreters des Mittagstisches von St. Michael oder der Straßensozialarbeit wünschenswert. Die Forderungen an eine Innenstadtgestaltung aus diesen Bereichen liegen schon seit Jahren vor, ohne Gehör zu finden. So stammen folgende Sätze aus einer Forderung von 1998

"Leute mit Geld für Konsum finden bei Handel und Gastronomie ihr Angebot; Leute ohne Geld erscheinen hin und wieder als Störfaktoren, weil auch sie Raum in der Öffentlichkeit beanspruchen. Um mit Konflikten umzugehen, die entstehen, wenn die Lebenswirklichkeit von Armen oder anders auffälligen mit der Konsumwelt zusammentreffen, muß es andere Alternativen geben, als Polizei oder private Sicherheitsdienste. Wenn Behörden, Geschäftsleute und Initiativen und Bürger zusammenwirken, müßte es gelingen, sie zu finden und zu entwickeln.Die Stadt gehört allen! Deshalb wünschen wir uns von den Stadtplanern und Lokalpolitikern, besondere Anstrengungen zu unternehmen, Non-Profit-Angebote in der Stadt zu initiieren und zu fördern! Seit langem setzen wir uns für einen Treffpunkt für Drogenabhängige ein.Genauso fehlt eine Wärmestube für Obdachlose Gäste mit wenig Geld, die keiner "Problemgruppe" angehören, würden sich über ein Café freuen, dessen Preise ihrem geringen Einkommen angepaßt sind." (Mittagstisch, Die Stadt gehört allen! 1998)

 

Vielfalt, Lebendigkeit, Natur in der Innenstadt

Die Innenstadt soll ein Treffpunkt für Bürger/innen aller Generationen sein. Einzelhandelsangebote, kulturelle Angebote, Gastronomie und Veranstaltungsräumlichkeiten sowie Wohnbereiche öffentliche Plätze, mehr Grün und vor allem auch Non-Profit-Bereiche sollen in einem Mix vorhanden sein. Statt einer Normierung und "Flurbereinigung" der Innenstadt durch den Einzug großflächiger Filialen und Kaufzentren soll eine Vielfalt kleiner Geschäfte mit individuellem Angebot insbesondere auch in den Seitenstraßen gefördert werden. Stadt und Private, so einige Anregungen, sollen gemeinsam aufpassen, dass sich keine großen Einkaufszentren und Filialen durch Immobilienerwerb Zugang in die Innenstadt verschaffen und zu diesem Zweck Informationen über den Immobilienbestand, freiwerdende Flächen usw. sammeln und verbreiten. (Dies war zuletzt wegen der Ankündigung eines Großbuchhandels Thalia in der Innenstadt diskutiert worden ) "Viele verschiedene kleine Nutzungen in den Bereichen Einzelhandel, Wohnen, Gastronomie, Dienstleistung, Kultur, öffentliche Plätze. Ausgewogene Mischung von Facheinzelhandel und Filialen. Großer Einkaufszentren sollen dauerhaft vermieden werden."

Der Alte Botanische Garten ist allen ein leuchtendes Vorbild für die Einbindung von Natur in die Innenstadt. Er wird als "Oase" direkt an der Innenstadt empfunden. Hinzu kommt der Cheltenhampark an der Stadthalle.

Zur Umgestaltung der Innenstadt unter dem Aspekt Begrünung/Natur gibt es eine Reihe von Potientialen, die bislang nicht voll ausgeschöpft sind: Innenhöfe bieten ein dankbares Feld für planerisches Nachdenken und könnten zukünftig zu Erholungsinseln in der Innenstadt werden. Ebenso sind die Wallanlagen ein Stück Natur, das die Innenstadt im engen Sinne umschließt. Für diese Wallanlagen und das "Wallvorfeld" müssen visionäre Konzepte entworfen werden.

Schließlich ist der Leinekanal als malerische Wasserader in der Innenstadt viel zu wenig berücksichtigt man wünscht sich eine "Aufwertung des Leinekanals im Stadtbereich" wie überhaupt eine Aufwertung der Gewässer (Hierzug gab es bereits vom verstorbenen Architekten Brandi eine Initiative) . Ein Schritt in die richtige Richtung war z.B. die Wiederherstellung der Mühle und die Brücke an der Goetheallee. Desweiteren wurde vorgeschlagen, "verrohrte Bachläufe" wieder freizulegen. (Von den Schillerwiesen kommt ein Bach, der vor der Stadthalle irgendwo unter der Erde verschwindet)

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