Gerd
Nier - Kommentare
Gerd
Nier war bis 2014 Ratsherr und Fraktionsvorsitzender der WählerInneninitiative
GöLinke, gleichzeitig Mitglied in der Partei DieLinke. 1987 war er Bundestagskandidat
für die SPD, 2009 und 2013 für die Partei Die Linke. Aus der SPD ausgetreten ist
er als das Asylrecht mit dem sogenannten "Asylkompromiß" faktisch
abgeschafft wurde. Beruflich
war er in der Ausbildung von Erzieher/innen und Heilpädagoginnen tätig, seit
2011 ist er in Rente. | |
Diese Kommentarseite
wurde eingerichtet, nachdem Gerd Nier als Ratsherr zurückgetreten war und keine
offizielle Position in der Partei DieLinke oder der WählerInnen-Gemeinschaft GöLinke
ausübte. Damit die Beiträge dieses sozial engagierten und erfahrenen Kommunalpolitikers
weiterhin eine Öffentlichkeit finden, wurden sie seit Oktober 2014 als persönliche
Kommentare hier veröffentlicht. Inzwischen
wurde Gerd Nier zwar wieder in den Sprecherrat der WählerInnen-Gemeinschaft GöLinke
gewählt, so dass er einige Beiträge auf der
>>Webseite
der GöLinke veröffentlichen kann, andere persöbnliche
Kommentare werden weiterhin hier auf goest veröffentlicht.
31.3.16 Artikel
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der GöLinke rote Überschriften
sind von der goest-Redaktion,
schwarze Überschriften sind von Gerd Nier
2017
Gerd Nier Presseerklärung
6.12.17
Solidarität mit Anette und Meinhardt Ramaswamy
Das Vorgehen der Polizeiführung
gegen Anette und Meinhardt Ramaswamy ist völlig inakzeptabel Es ist grotesk,
Anette Ramaswamy mit gewalttätigen Aktionen oder gewaltbegünstigenden
Aktivitäten anlässlich der G20-Demonstrationen in Hamburg in Verbindung
zu bringen. Wer die in der Friedensbewegung und der Anti-Atominitiative
aktive Göttingerin kennt, bewundert ihr Engagement, ihre Öffentlichkeitsarbeit
und ihre durch und durch humanistische, friedliche Weltanschauung und
Haltung. Wer nicht gedankenlos alle Ungerechtigkeiten, die vielen Vergehen
gegen Umwelt, Natur und insbesondere auch gegen die uns nachfolgenden
Generationen hinnimmt, der wird sich immer wieder mit Anette Ramaswamy
auf Mahnwachen und Demonstrationen treffen. Das ist es aber anscheinend,
was sie einigen vermeintlichen „Staatsschützern“ und rechten Akteuren
suspekt macht und ihre überzogenen, teilweise wütenden und hasserfüllten
Reaktionen auf sich zieht. Vor fast einem Jahr waren es Neonazis, die
ihre Familie bedrohten und vor ihrem Haus randalierten. Damals mussten
sie lange auf den erbetenen Schutz durch die Polizei warten. Heute nun
dringt die Polizei in aller Frühe ohne jede Vorwarnung selbst in die Wohnung
der Familie ein und verbreitet Angst und Schrecken mit ihrem martialischen
Aussehen und Vorgehen. Es werden Datenträger beschlagnahmt, die dem Kreistagsabgeordneten
Meinhardt Ramaswamy gehören, der nachweislich nie in Hamburg zu den G20-Demonstrationen
war. Dem der Rat in einer Resolution noch seine Solidarität zum Ausdruck
gebracht hat. Heute ist es Anette Ramaswamy, die mit Recht von einigen
Bürger*innen für den Courage-Preis vorgeschlagen wird, gegen die ungerechtfertigt
und völlig überzogen von Staatsorganen vorgegangen wird. Es ist absurd,
den Vorwurf zu konstruieren, dass sie bei ihrer Teilnahme an den G20-Demonstrationen
- wie tausende anderer Demonstranten*innen -erkennungsdienstlich behandelt
wurde. Da kann man nur hoffen und dafür arbeiten, dass mit diesem Vorgehen
das Ziel der Polizeioberen und selbsternannten Staatsschützer Menschen
einzuschüchtern und von ihrem Demonstrationsrecht abzuhalten nicht aufgeht.
Sondern das genaue Gegenteil erfolgt, indem sich noch mehr Menschen in
Göttingen gegen Willkür und Machtmissbrauch stellen und sich mit Anette
und Meinhardt Ramaswamy solidarisieren. Ich fühle mich an ihrer Seite.
2016
JU
verbreite Unsinn zu studentischen Wohnheimen 1.8.16
Wer instrumentalisiert hier wen? 6.6.16
> Naturschutzbeauftragte
Walbrun soll bleiben 22.5.16
Zur
Verletzung durch CS-Gas bei Demo gegen Nazis 21.5.16
Friedjof-Nansen.Haus nach dem Auszug des Goethe-Instituts in "private
Hände" 21.5.16
Medizinische
Flüchtlingshilfe 13.5.16
>>
Einquartierung in Massenunterkunft - Göttinger Reaktion auf zurückgehende
Flüchtlingszahlen? 11.5.16
Fracking
gehört verboten 5.5.16
Städtisches
Museum 24.4.16
XXXL / Die Kapriolen der Bauverwaltung gefährden den Innenstadthandel
31.3.16
Kritik an Investition in Dieselbusse stat Elektrobusse
29.3.16
Kleine
kommunale Pöstchendeals
7.3.16
Jazz
im OM 10
29.2.16
Ehrenamtliche in der Voigtschule unterstützen
18.2.16
> Neujahrsempfang im OM 10 Bericht
& Kommentar 11.1.16
/
>
Kommentare
des Jahres 2015 auf gesonderter Seite
>
Kommentare
des Jahres 2014 auf gesonderter Seite
2016
VHS Göttingen -
gestern und heute 6.9.16
So schnell kann es gehen. "Gestern" noch der personell alternativlose
einzige Kandidat für die neue, große gGmbH Volkshochschule Göttingen/Osterode.
Insbesondere auch die SPD-Vertreter im Aufsichtsrat versperrten sich vehement
einer Stellenausschreibung und peitschten ihren Favoriten durch. "Heute"
einstimmig vom Aufsichtsrat abberufen mit dem begleitenden Kommentar der
SPD: " Sein Verhalten gegenüber den Mitarbeiter*innen und seine unsachgemäße
Buchführung seien nicht hinnehmbar." Gestern noch Begrifflichkeiten wie
"illoyal","unanständig", "feige" gegenüber Mitarbeiter*innen und Betriebsrat,
die auf finanzielle Ungereimtheiten aufmerksam machten, heute "zum Schutze
aller Beteiligten" die Abberufung des Geschäftsführers. Manchmal ist man
ganz fix im Umdenken und Umsteuern. Als es darum ging, den Mitarbeiter*innen
nach mehreren Jahren wieder zu einer tarifgerechten Bezahlung zu verhelfen
wurden Begriffe wie unanständiges und ungerechtes Verhalten von der Mehrheit
des VHS-Vorstandes als unberechtigt, unangemessen und populistisch abgekanzelt.
Vielleicht distanziert sich ja der Aufsichtsrat nun von den unberechtigten
Vorwürfen einiger seiner Mitglieder gegen Mitarbeiter*innen und ihren
Betriebsrat genauso fix und mit einem Dank für verantwortungsvolles Handeln.
Junge Unwissende
verbreiten Jeglichen Unsinn, zu studentischen Wohnheimen = JU 1.8.16
(...) Da kritisiert die JU das Studentenwerk, weil es angeblich Wohnheime
an "extrem linke Gruppen" vermietet. "Staatlich finanzierter Extremismus"
in besetzten Häusern sei das. Die Unwissenheit der Jungpolitiker darüber,
dass alle studentischen Wohnheime über legale Mietverträge abgesichert
sind und es außer dem ehemaligen DGB-Haus z. Z. kein einziges besetztes
Haus in Göttingen gibt, mag man noch verzeihen. Die Tatsache, dass die
bestehenden Wohngemeinschaften in einigen kleinen studentischen Wohnheimen
ein vereinbartes Mitspracherecht für Nachmieter*innen haben, zu skandalisieren,
zeugt dann doch schon eher von wenig Toleranz und einem ausschließlich
hierarchisch orientierten Denken. Bei den von den Alten Herren finanzierten
Burschenschaftshäusern gelten übrigens weit rigidere und einschneidendere
Regelungen. Aber da läuft halt alles ohne jegliche öffentliche Kontrolle
und nur über Connektions (und vielleicht auch über politische Gesinnung?).
Nur noch dummdreist ist dann die Behauptung, Bewohner*innen der kleineren
studentischen Wohnheime würden vorrangig nach politischer Gesinnung rekrutiert,
seinen häufig gar nicht immatrikuliert und sympathisierten vor allem mit
Kommunisten und Anarchisten. Mag ja sein, dass die Göttinger Junge Union
alle Studierenden, die nicht geschniegelt und gestriegelt durch Uni und
Stadt laufen, die statt einer Deutschlandfahne ein Transparent hochhalten
für verdächtig, für Kommunisten, Linksextremisten und Anarchisten halten.
Für die Göttinger Linke ist dies, wie auch z.B. verschiedene Lebens- und
Wohnformen, eher Ausdruck einer pluralistischen, lebendigen Gesellschaft
und ein Ausdruck für "Vielfalt statt Einfalt".
Randbemerkung zur
Siekhöhe 20.7.16
Es läuft alles rund in der Flüchtlingsunterkunft Siekhöhe, alles friedlich.
"Ziel der Integrationsarbeit sei es nun, zur Selbstständigkeit zu erziehen",
so laut GT der Leiter der Unterkunft. Erziehen will man die überwiegend
erwachsenen Menschen. Zur Selbstständigkeit. Die, die unter schwierigsten,
entbehrungsreichen und gefährlichsten Bedingungen den Weg bis nach Göttingen
geschafft haben, waren bisher ja so unselbstständig. Es hallt deutlich
in der Halle bei der momentanen Belegung mit 100 Personen wegen der fehlenden
Decken über den einzelnen Wohneinheiten, so der Bericht. Mal sehen, wie
sich das dann beim Bezug durch geplante 400 Menschen anhört? Wie wäre
es denn damit, wenn nicht nur "die Zimmergröße mit bis zu 14 Personen
überdacht" würde, wie in einem Gutachten angemerkt. Deutet nicht doch
einiges auf einen generelleren Dachschaden hin? Etwas nachgedacht und
100 Menschen könnten ziemlich selbstständig allein in den leerstehenden
Wohnungen in Grone ein richtiges Dach über dem Kopf haben. Mit Bedacht
gehandelt gäbe es sicher ein persönlicheres und individuelleres Obdach
für viele dieser Menschen. Da kommt einen ja fast der Verdacht, da hat
man an was Bestimmtes bei gedacht.
Freiwillige
Helfer*innen schmeissen die Klamotten hin
Zum Verhältnis von amtlich und ehrenamtlich
"Die Säulen der Willkommenskultur", " das schöne Gesicht Deutschlands",
"die stillen Heldinnen und Helden der Nation", so und ähnlich werden sie
in den Sonntagsreden von Politiker*innen und Spitzenbeamten*innen tituliert
und umgarnt. Ohne sie wäre eine humane Flüchtlingshilfe gar nicht möglich
und die vielen Aufgaben der Integration nicht zu bewältigen. Gemeint sind
die vielen Hunderttausende von Flüchtlingshelfer*innen, die unentgeltlich,
ehrenamtlich und aus Überzeugung und sozialem Engagement ihre Freizeit,
häufig auch privates Geld und teilweise sogar ihren Urlaub für eine menschliche
Aufnahme, Unterstützung und Begleitung geflohener Menschen einbringen.
Alles so lange mit dem amtlich- bürokratischen Wohlwollen und Siegel versehen,
solange sie sich als willige, caritative Erfüllungsgehilfen*innen der
amtlichen Autoritäten und deren Weisungen betätigen. Aber wehe, sie kommen
mit eigenen Vorstellungen, melden möglicherweise sogar Kritik an, dann
gelten sie plötzlich als inkompetent, aufmüpfig oder politisch fremdgesteuert.
Auch hier in Göttingen häufen sich die Beispiele von Konflikten zwischen
ehrenamtlichen Helfer*innen und Stadtverwaltung. Nach Kritik und Protest
der Initiative in der alten Voigtschule, nach kritischen Worten aus der
Flüchtlingsinitiative IWF, nach Protesten aus Weende und dem Hagenweg,
einem gemeinsamen Aufruf des Göttinger Netzwerkes von Flüchtlingsinitiativen,
erklären nun die freiwilligen Helfer*innen des zentralen Spendenzentrums
frustriert und enttäuscht, dass sie ihre Mitarbeit einstellen werden.
Schade, dass man in den Amtstuben nicht begreift, dass die bürokratische
Hierarchie im Umgang mit Ehrenamtlichen nicht funktioniert. Dass man nicht
nach dem Motto handeln kann "wir wissen, was richtig, wichtig und gut
ist und wie was abzulaufen hat". Im Verhältnis Hauptamtliche / Ehrenamtliche
gilt nicht das Prinzip Vorgesetzte und Untergebene. Kooperation, Transparenz,
Diskussion und gegenseitiger Respekt sind gefragt statt Weisungen und
einseitigen Beschlüssen und deren Verkündung. Es muss der ernsthafte Versuch
erkennbar werden, die ehrenamtlichen Helfer*innen als Partner*innen in
dem gemeinsamen Bemühen um eine menschenwürdige Flüchtlingshilfe und -Politik
einzubeziehen und sie nicht nur als willfährige und nützliche Entlastung
in personeller und finanzieller Hinsicht zu sehen.
>
Spendenzentrum Angriffe
gegen Flüchtlings-Inis nur noch ironisch, satirisch zu kommentieren Wer
instrumentalisiert hier wen? 6.6.16 Die
fünf vernetzten Flüchtlingsinitiativen mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfer*innen
in Weende, Hagenweg, IWF, Voigtschule, OM10 lassen sich also laut Stadtverwaltung
von Aktivisten*innen für deren "politisches Süppchen" instrumentalisieren. Worin
die Instrumentalisierung bestehen soll wird zwar nicht näher ausgeführt, aber
gemeint ist sicherlich die subversive Infragestellung wohlmeinenden Verwaltungshandelns
in Form von Zwangsverlegungen geflohener Menschen in eine Massenunterkunft. Da
lassen sich doch die fünf Initiativen eine kritische Presseerklärung zu diesem
sozialen Akt städtischer Wohlfahrt von Menschen unterjubeln, die sich in der ehrenamtlichen
Flüchtlingshilfe noch nie engagiert haben. Da haben wir es doch wieder einmal,
diese naiven "Gutmenschen" der oben angeführten Flüchtlingsinitiativen wollen
nicht begreifen, dass man im Rathaus schon weiß, was für die Menschen am Besten
ist. Anstatt den Profis zu vertrauen, folgen sie lieber politischen Hasardeuren,
die ihnen einreden, kleinere Unterbringungseinheiten hätten zumindest zur Zeit
soviel freie Kapazitäten, dass auf die Massenunterbringung im Anna-Vandenhoek-Weg
ohne Weiteres verzichtet werden könnte. Sie lassen sich ein Papier diktieren,
das völlig unsinnige Mindeststandards für Flüchtlingseinrichtungen fordert wie:
angemessene Sanitäranlagen, Sicherung medizinischer Versorgung, Schaffung von
Gemeinschaftsräumen, eigene Gestaltungsmöglichkeiten des Wohnraums und was da
noch so alles gefordert wird. Da lobe ich mir doch die Eigenständigkeit der versammelten
Ratsfraktionen, die sich in keiner Weise von den Vorgaben ihrer Verwaltung instrumentalisieren
lassen. Die aus eigener Einsicht und Weitsicht unisono den Verwaltungsprofis zustimmen
und folgen. Die Rathauskoalitionäre schaffen es sogar, eine Presseerklärung herauszugeben,
die im Wortlaut fast identisch ist mit der wenige Stunden zuvor erfolgten Erklärung
eines Dezernenten. "Zynismus" werfen Sie den Kritikern aus den Flüchtlingsinitiativen
vor, wenn sie über "individuelle Vorlieben für bestimmte Unterkünfte sprechen".
Ist nicht in einem knapp zwei Jahre alten Ratsbeschluss
die Rede davon, dezentrale Unterbringungsformen in jedem Falle zu favorisieren?
Zur
Verletzung durch CS-Gas bei Demo gegen Nazis Die
Kennzeichnungspflicht für Polizisten in Niedersachsen muss her! 21.5.16 Persönlich
halte ich nicht viel von Vermummung. Gerade auch bei Demonstrationen will ich
Gesicht zeigen für was ich stehe. Die Vorfälle bei der Demo am Samstag gegen die
Kundgebung des sogenannten Freundeskreises Thüringen/ Niedersachsen zeigen mir
aber einmal wieder deutlich, dass auch die Polizistinnen und Polizisten mit ihrem
Namen für ihr Verhalten stehen müssen. Es muss dringend die namentliche Kennzeichnungspflicht
für Polizeibeamte eingeführt werden. So wird vermutlich wieder mal kein Vertreter
der Staatsgewalt zur Rechenschaft gezogen werden für den völlig unangemessenen
und überzogenen Pfeffersprayeinsatz, bei dem sich die SPD-Landtagsabgeordnete
Gabriele Andretta erhebliche Augenverletzungen zugezogen hat. Ihr gegenüber wird
ja wohl niemand behaupten können, dass sie durch besonders provokatives oder gar
aggressives Verhalten gegenüber der Polizei aufgefallen wäre. Aktuell gelten alle
meine guten Wünsche auf möglichst umgehende Besserung Frau Andretta. Ich möchte
ihr meinen Respekt und meine Solidarität für ihre Teilnahme an der von vielen
getragenen Gegendemonstration zum Ausdruck bringen. Als politische Forderung gilt
aber mehr denn je, dass sich auch Uniformträger*innen ihrer Verantwortung stellen
müssen. Deshalb muss endlich für sie eine Kennzeichnungspflicht her. Die Veranstaltung
"Anonyme Polizei in Niedersachsen - Ist die fehlende Kennzeichnung eine Gefahr
für den Rechtsstaat" am 25. Mai in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz um 19.00 Uhr
hat traurige Aktualität erhalten. Friedjof-Nansen.Haus
nach dem Auszug des Goethe-Instituts in "private Hände" So
kommt auch der letzte öffentliche Immobilienbesitz unter den Hammer 21.5.16 Über
Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Nach dem Sparkassen-Hotel-Objekt am
Groner Tor, dem monolithischen Block aus Stampfbeton in der Düsteren Straße nun
der GWG-Bau für das Goethe-Institut im Güterbahnhofsbereich. Ob gelungen oder
nicht gelungen bleibt der Beurteilung jedes Einzelnen überlassen. Auf jeden Fall
werden diese drei im Entstehen begriffenen Gebäude unser Stadtbild mit prägen.
Was mit mit dem im städtischen Besitz befindliche Fridjof-Nansen-Haus, dem jetzigen
Domizil des Goethe-Instituts, geschehen soll verrät uns unser Oberbürgermeister
in einem kleinen Nebensatz bei der Vorstellung des Neubauprojektes durch die 100-prozentige
städtische Göttinger-Wirtschafts-Gesellschaft. Er wünscht sich es an "private
Hände abzugeben". Das ist dann für mich keine Geschmackssache mehr, sondern unvernünftig
und kurzsichtig. Was mit der in private Hände abgegebenen Villa des ehemaligen
Pädagogischen Instituts, das sich im öffentlichen Besitz befand, geschieht, kann
jeder sehen. Es gammelt vor sich hin, der private Besitzer hat immer noch kein
Nutzungskonzept, verwehrt aber gleichzeitig die Nutzung zu Wohnzwecken. Dass die
Stadt für das ehemalige IWF - ebenfalls mal in öffentlichem Besitz - Millionen
für Miete an den privaten Investor für die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft in
den nächsten Jahren zahlen muss, ist nicht Warnung genug. Dass man für den Umbau
einer Lagerhalle in ein wenig ansprechendes Massenquartier für Flüchtlinge Millionen
ausgibt und das für eine Mietlaufzeit von fünf Jahren scheint völlig in Ordnung.
Aber wie mit der alten Voigtschule geplant und fast auch umgesetzt wird der letzte
Rest an öffentlichen Immobilien verscheuert, um mit einem einmaligen, in der Regel
eher niedrigen Verkaufspreis den Haushalt kurzfristig etwas zu schönen. Nachhaltigkeit,
Sicherung öffentlicher Interessen, Erhalt letzter eigener Gestaltungsspielräume
scheint dabei keinerlei Rolle zu spielen. Der Ausverkauf an vermeintlich potente
Investoren schreitet rapide voran. Verwaltungshandeln
ohne Namen Drohungen statt Aufklärung 14.5.16 Rechtliche Konsequenzen
droht unsere Stadtverwaltung an, weil ein aktuelles Dokument mit erkennbarem Namenszug
der Sachbearbeiterin veröffentlich wurde, das es eigentlich seit 2013 in Göttingen
gar nicht mehr geben dürfte. Ein Wertgutschein in Höhe von 110 Euro zum Bezug
von Sachleistungen an Asylbewerber. Nicht etwa eine Erklärung dafür, wie es zum
Wiederaufleben eines von der Stadtverwaltung und dem Rat in der Vergangenheit
selbst kritisierten Systems der Sachleistung statt Bargeld gekommen ist. Weil
es "aus humanitären, aber auch verwaltungstechnischen Gründen geboten wäre, auf
die Ausgabe von Wertgutscheinen an Asylbewerber zu verzichten und Bargeld auszuzahlen,"
so die Sozialdezernentin 2012. Nicht die Persönlichkeitsverletzung der damit wieder
ein Stückchen mehr entmündigten und entwürdigten "Bezieher" dieses Dokumentes
wird beklagt. Die Persönlichkeitsverletzung der unterzeichnenden Sachbearbeiterin,
deren Namen auf dem veröffentlichten "Bezugsschein" erkennbar ist wird moniert
und mit der Androhung rechtlicher Konsequenzen belegt. Irgendwie ein bekanntes
Muster aus vordemokratischen Zeiten: Wenn der Obrigkeit ein Sachverhalt missfallen
hat, wenn ihr etwas unangenehm war, wenn ihr die Argumente fehlten, wurde gedroht.
In heutigen Zeiten und aus den oben angeführten Anlass so zu reagieren wirkt eher
hilflos, dumm und im gewissen Grade lächerlich. Frage eines Untertans: Ist die
Ausgabe des veröffentlichten Wertgutscheins aus 2016 nun ein Versehen, eine Ausnahme
und Rarität oder ein Beleg für eine Kehrtwende in der Praxis unserer Stadtverwaltung
und soll das der Regelfall werden? Medizinische
Flüchtlingshilfe Humanität und Rechtsstaatlichkeit
13.5.16 Welches
christliche Menschenbild mag wohl die christdemokratische niedersächsische
Landtagsabgeordnete Joumaah vertreten, wenn sie davor warnt, dass Humanität
als Schwäche verstanden werde könnte. Wenn sie Menschen, die wegen einer
angeordneten Abschiebung untergetaucht sind die medizinische Versorgung auf der
Grundlage der anonymen Krankenversorgung verweigern lassen will. "Weiterhin staatlich
geduldete Krankenversorgung, die dem Rechtsstaatsprinzip widerspreche", nennt
Frau Jahn (CDU) das. Gemeint sind in diesem Falle konkret die beiden Göttinger
Roma-Familien, die sich der groß .angelegten Abschiebung am
20. Februar entzogen
haben und deren Aufenthaltsort bisher unbekannt geblieben ist. Gemeint
sind 18 Menschen, davon 13 Kinder, die den größten Teil ihres Lebens,
bzw. ausschließlich in Göttingen gewohnt haben. Auf sie bezog sich
nämlich die kleine Anfrage und die damit verbundene Kommentierung von drei
niedersächsischen Landtagsabgeordneten der CDU. Kein Mensch ist illegal,
aber erst recht darf keinem Menschen die notwendige (medizinische) Hilfe versagt
werden, egal in welcher Situation er sich befindet, wenn er darauf angewiesen
ist. Sonst müsste unser Rechtsstaat wegen unterlassener Hilfeleistung einschreiten. Fracking
gehört verboten 5.5.16 CDU/CSU und
SPD gegen Fracking-Verbot. Auch Güntzler und Oppermann stimmen dagegen.
Relativ unbemerkt
von einer breiteren Öffentlichkeit haben fast alle Abgeordneten der großen
Koalition am 28. April einen gemeinsamen Antrag der Grünen und LINKEN im
Bundestag auf ein Fracking-Verbot abgelehnt. Auch unsere beiden Göttinger
Abgeordneten Güntzler (CDU) und Oppermann (SPD) stimmten dagegen. Gerade
aber in Niedersachsen gibt es seit Jahren großen Widerstand in der Bevölkerung
gegen diese Art der Gasförderung. Grundwasser- und Luftverschmutzung, erhöhte
Erdbebengefahr und erhöhte Krebsraten in den jetzt schon betroffenen Gebieten
lassen sich zwischenzeitlich klar belegen. Die Skandale um giftigen Bohrschlamm,
der Jahrzehnte lang bei der Förderungen auf sogenannte konventionelle Art
einfach in ungesicherten Gruben entsorgt wurden ist uns noch im Ohr. Was mit dem
hochgiftigen Chemiecocktail passiert, der beim Fracking eingesetzt wird, wird
uns bis heute vorenthalten. Was soll man von den Lippenbekenntnis von SPD und
CDU/CSU während Wahlkampfzeiten halten, dass auch bei ihnen der Schutz der
Gesundheit der Menschen, der Umwelt und des Trinkwassers keine Kompromisse zulasse.
Mit ihrem Abstimmungsverhalten belegen sie vielmehr, dass sie sich auch schon
ohne TTIP-Abschluss auf das amerikanische Risikoprinzip anstelle des Vorsorgeprinzips
eingelassen haben.Zur Übersicht: Von 290 CDU/CSU Abgeordneten stimmten 282
gegen ein Frackingverbot. Von 182 abgegebenen SPD-Stimmen votierten 141 gegen
ein Verbot, 40 enthielten sich und nur eine Abgeordnete war für ein Verbot.Für
Niedersachsen müssen wir befürchten, dass wir neben dem Atomklo der
Nation zwischenzeitlich auch zur Deponie für Giftschlamm und zum Schwamm
für hochgiftige Chemiecocktails geworden sind bzw. werden. Städtisches
Museum 24.4.16 Realsatire oder Trauerspiel? Die Göttinger
SPD und das städtische Museum Mit der Zustimmung zum Kustbetonbunker im sogenannten
Steidl'chen Kunstquartier in der Düsteren Straße ging es ganz fix bei der SPD-Ratsfraktion.
Die Arche soll es sein, die sich fensterlos aus Stampfbeton als monolithischer
Block in das Gesamtensemble der Straße einpasst. Das nennt man im Volksmund "Mut
zur Lücke". Um für das über Jahrhunderte gewachsene Ensemble des städtischen Museum
am Ritterplan endlich Planungssicherheit zu schaffen benötigen die SPD-Ratspolitiker*innen
allerdings dagegen jahrelange Beratungszeit. Bisher ohne Ergebnis und ohne eigene
Konzeption, sieht man mal von dem glorreichen Vorschlag eines Umzugs in die alte
Voigtschule ab. Äußerst konstruktiv und wegweisend, sich dann der gemeinsamen
Diskussion über das Museumskonzept in der letzten Sitzung des Kulturausschusses
zu verweigern. Voll taktischen Geschick dies mit möglichen Verknüpfungen mit den
Forum Wissenschaft zu verknüpfen. Ungemein verantwortungsvoll im Umgang mit den
zwischenzeitlich schon etliche Millionen Euro betragenden Steuermitteln, die in
die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles am Ritterplan gesteckt wurden.
Extrem bürger*innenfreundlich der Umgang mit den engagierten Mitgliedern des Geschichtsvereins.
Na ja und der auch von der SPD-Ratsfraktion mitgetragene Workshops war wohl sowieso
nur als Spielwiese gedacht. Mir scheint, dass die SPD als ehemals große Volkspartei
im Kleinen wie im Großen so langsam darauf achten muss, dass sie nicht selbst
im Museum landet. Das am Ritterplan böte zumindest ein schönes und würdiges Ambiente.
XXXL / Die Kapriolen
der Bauverwaltung gefährden den Innenstadthandel 31.3.16
Es wird immer grotesker. Da wird vor zwei Jahren nach intensiver Diskussion ein
Einzelhandelskonzept für Göttingen beschlossen, das eine Begrenzung bei Neuansiedlungen
von Bau-, Möbel- und ähnlichen Großmärkten auf eine Verkaufsfläche von maximal
800 qm für innenstadtrelevante Waren vorsieht. Dummes Geschwätz von gestern für
unsere Bau- und Stadtverwaltung. Sie will nun solche Verkaufsflächen bis auf 10%
der Gesamtfläche, im konkreten Fall auf 3300 qm erweitern. Dabei ist bemerkenswert,
dass der potentielle Betreiber, die Möbelhauskette XXXL selbst mit einer kleineren
Fläche zufrieden wäre. 2000 qm im Rahmen einer Gesamtfläche von 33000 qm würden
XXXL auch schon genügen. Aber auch das wär noch zweieinhalb mal so viel, wie der
vor zwei Jahren ausgehandelte Kompromiss. Was treibt unsere Bauverwaltung dazu,
über alle bisherigen Vorgaben hinweg, so großzügige, umstrittene, den Innenstadthandel
erkennbar beeinträchtigende Vorschläge zu unterbreiten? Warum hält sie an dem
von allen Mittelzentren von Northeim über Duderstadt bis Hann. Münden kritisierten
Konzept der Ansiedlung eines riesigen Möbelgroßmarktes fest? Wieso hat sie sich
bisher mit keinem Wort zu dem Verhalten der Möbelhauskette XXXL gegenüber ihren
Mitarbeiter*innen in Ingolstadt und München geäußert, wo ganzen Belegschaften
von heute auf morgen gekündigt wurde? Einer Kette, die alles dafür tut, in ihren
Filialen Betriebsräte zu verhindern. Muss Göttingen "um jeden Preis" Gewerbeflächen
verhökern? Sind Siekhöhe und Siekanger nicht Warnung genug? Das Argument der Schaffung
sicherer Arbeitsplätze kann bei dem bekanntgewordenen arbeitnehmerfeindlichen
Verhalten des avisierten Investors wohl kaum ein ernsthaftes Argument sein. Bleibt
also genügend Raum zum Spekulieren über die wahren Motive. Man kann nur hoffen,
dass die Ratsparteien dem Ansinnen der Bauverwaltung im nächsten Bauausschuss
einen Riegel vorschieben werden. Die
Anschaffung neuer Dieselbusse und Fahrpreiserhöhungen passen nicht ins Konzept
von Klimaschutz und Ausweitung des ÖPNV 28.3.16 Da
hat der Rat einen ambitionierten "Masterplan 100 % Klimaschutz" verabschiedet,
der sich zum Ziel setzt 2050 klimaneutrale Stadt zu sein. Dieses Ziel beinhaltet
die Reduzierung der klimaschädlichen CO2 Emissionen um 100%. Bis 2020 soll der
CO2-Ausstoß immerhin schon um 40% vermindert werden. Da wird der auf dem Papier
entwickelte Klimaplan Verkehrsentwicklung der Stadt Göttingen 2014 als "Leuchturmprojekt"
vom Land Niedersachsen ausgezeichnet. Und dann muss man Anfang 2016 mit Verwunderung
vernehmen, dass unsere Verkehrsbetriebe für 3,7 Millionen Euro 14 neue Dieselbusse
anschaffen. Dass Dieselmotoren mit die größten Emittenten für CO2 sind dürfte
sich zwischenzeitlich rumgesprochen haben. Dass die Automobilindustrie bei Dieselautos
tricksen und schummeln musste, um die jetzt schon geltenden Abgasnormen vermeintlich
einzuhalten , ist spätestens seit dem VW- Skandal bekannt. Da werden Offensiven
für Elektromobilisierung gerade auch in Göttingen gefahren und dann hört man von
unseren Stadtwerken zur Entscheidung, 2016 noch neue Dieselbusse anzuschaffen
nur lapidar, andere Motortechniken wären noch nicht ausgereift. Merkwürdig, in
Braunschweig werden seit 2014 Gelenkbusse mit Elektroantrieb eingesetzt. Die Üstra
Hannover testet elektrisch betriebene Busse im Linienbetrieb. Wir müssen erst
gar nicht nach Freiburg, Bielefeld oder in die Schweiz schauen, um uns schlau
zu machen, sondern ein Austausch mit niedersächsischen Verkehrsbetrieben würde
schon genügen. Was nützen uns großartige Klimaschutzpläne, Hochglanzbroschüren
und tolle Konzepte zur Verbesserung des ÖPNV, wenn sich in der Praxis nichts bewegt.
Ebenso wie die Anschaffung neuer Dieselbusse zum jetzigen Zeitpunkt sind die vor
wenigen Tagen bekannt gegebenen Fahrpreiserhöhungen für etliche Bustickets kontraproduktiv.
Nicht nur, dass auch hier die Argumente wenig einleuchten sind, sondern auch,
dass wir uns damit wieder ein Stückchen mehr davon entfernen einen kostengünstigen
öffentlichen Nahverkehr als ernsthafte Alternative und Konkurrenz zum privaten
Autoverkehr anzubieten. Kleine
kommunale Pöstchendeals 7.3.16 Ist denn mittlerweile
selbst auf kommunaler Ebene Politik nur noch ein Pöstchengeschachere? Innerhalb
weniger Tage werden uns im Landkreis Göttingen und dem Nachbarkreis Northeim mal
wieder zwei Vorgänge präsentiert, die doch zumindest ein bißchen nachdenklich
stimmen. Da beschließen die Grünen im Landkreis Göttingen keine eigene Kandidatin,
keinen eigenen Kandidaten zur Landratswahl aufzustellen. Man will den SPD-Kandidaten
Reuter schon im ersten Wahlgang unterstützen. Verbunden wird dies mit der Meldung,
dass dann ( oder dafür) Frau Wemheuer von den Grünen erste Kreisrätin bleibt und
der Posten des Kreisrates weiterhin durch den SPD-Mann Riething besetzt bleiben
soll. Na dann ist ja alles Wesentliche abgesprochen und geregelt. Da müssen die
Wähler* innen sich nicht noch riesig abmühen mit ihrer Entscheidung. Und nun,
ein paar Tage später kann man lesen, dass der Landratskandidat der CDU für den
Landkreis Northeim von Garmissen im Vorfeld der Stichwahl dem im ersten Wahlgang
ausgeschiedenem parteilosen Kandidaten Richert den demnächst vakanten Posten des
ersten Kreisrates avisiert, sollte er gewählt werden. Selbstverständlich ohne
jede Hintergedanken und erst recht nicht mit dem Ansinnen, dass der nun seine
Wähler*innen für eine Stimmabgabe für von Garmissen aufruft. Es geht ausschließlich
um Kompetenz bei diesem Hinweis. Und außerdem, ein Kreisrates wird zwar nicht
von den Bürger* innen gewählt! aber immerhin noch vom Kreistag. Aber was soll
es. Ich weiß nicht wie, aber da ist mir doch spontan wieder das Buch von Kilz
und Preuß über den Flick-Skandal eingefallen: Die gekaufte Republik. Aber da ging
es allerdings um eine Staatsaffäre und nicht um kleine kommunale Deals. Aber egal,
ob in der ersten, zweiten oder dritten Liga das sind anscheinend Dinge, die zum
Geschäft gehören. Jazz
im OM 10 OM10 - ein Haus für geflohene Menschen,
ein Kulturzentrum, eine Begegnungsstätte Der
Saal im ehemaligen DGB-Haus war mal wieder mehr als gut gefüllt am Sonntag, den
28. Februar. Diesmal standen nicht Informationen über den Fortgang der Umbauarbeiten,
der Weiterentwicklung des Konzeptes, den Stand der Vereinsgründung oder andere
inhaltliche Themen im Mittelpunkt des Treffens, sondern ein Jazzfrühsrück der
Band jazz. Gut zweieinhalb Stunden, unterbrochen durch eine Pause für Führungen
durch die neugestalteten Wohnräume für geflohene Menschen und andere Bewohner*
innen unterhielten Marcus Beyer (Vocal), Ede Luszas(Bass/Gitarre), Lukas Manz
(Piano/Bass) und Bernd Mehrwert (Drum) Diezahlreichen Zuhörer *innen mit einem
Potpourri bekannter und weniger bekannter Jazz-Stücke. Nun bin ich bestimmt kein
Kulturkritiker und habe mich auch in Sachen Kulturpolitik bisher eher vornehm
zurückgehalten, aber nach meinem Verständnis waren das Beiträge auf hohem Niveau.
Und anscheinend nicht nur mir, sondern fast allen Anwesenden hat es gefallen und
Spaß gemacht, was dem tollen Applaus zwischendrin und am Ende zu entnehmen war.
Soviel Lebendigkeit, Stimmung und rhythmische Bewegungen dürfte das ehemalige
DGB-Haus wohl nicht all zu häufig in seiner bisherigen Geschichte erlebt haben.
Hier entwickelt sich seit der Wiederinbetriebnahme der jahrelang leergestanden
Räumlichkeiten ein im wörtlichen Sinne sozio-kulturelles Projekt mitten in der
Innenstadt. Es könnte ein Aushängeschild für Göttingen werden und sich zum Nachahmen
in anderen Teilen der Republik empfehlen. Konkrete Hilfe, direkte Begegnung und
kulturelle Veranstaltungen unter einem Dach als Ausdruck von Solidarität, Gemeinsinn
und Lebensfreude. Diese gelungene Mischung macht das Besondere, den Reiz von Om10
aus. Kein Eintritt, kein Verzehrzwang, aber immer einen Kaffee und ein paar kleine
Häppchen mit einer dezenten Spendendose daneben, erlauben jeder/m das Dabeisein,
unabhängig vom Inhalt des Portemonnaies. Göttingen kann stolz sein auf dieses
Projekt und sollte Danke sagen den vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden. Der DGB
mit seiner Vermögens- und Treuhand Gesellschaft inclusive der Stadtverwaltung
und dem Rat sollten alles dafür unternehmen, diesem interessanten, gut funktionierenden
und lebendigen Projekt möglichst bald eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen.
Ehrenamtliche
in der Voigtschule unterstützen Die Flüchtlingsunterbringung
und die dort geleistete ehrenamtliche Hilfe müssen aus ihrem Schattendasein herausgeholt
werden . Kaum einer hat es richtig mitbekommen, als im Frühsommer letzten
Jahres die ersten geflohenen Menschen in die alte Voigtschule einquartiert wurden.
Erst nach und nach bemerkte man in der Nachbarschaft, dass Leben in dem städtischen
Gebäude herrscht. Spontan und erst einmal unorganisiert sammelten sich einige
Anwohner* innen und nahmen Kontakt mit den neuen Nachbarn auf. Im Herbst dann
bildete man die Gruppe unabhängige Flüchtlingshilfe samt einem Orga-Team für die
Voigtschule. Zu diesem Zeitpunkt schaute stundenweise und nicht immer täglich
eine städtische Sozialarbeiterin in der Einrichtung vorbei. Die ehrenamtlichen
Helfer* innen dagegen waren die meiste Zeit über präsent und halfen da, wo es
notwendig war, wo sie angefordert wurden, wo sie ihre Kompetenzen einsetzen konnten.
Die Einrichtung selbst, die dort geleistete ehrenamtliche Arbeit fristete allerdings
in der öffentlichen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit und der städtischen Berichterstattung
ein eher tristes Dasein. Viel Beachtung erhielt sie nicht. Das änderte sich auch
nicht wesentlich, als mit Beginn des Jahres Bonveno die Teilträgerschaft übernahm.
Die beiden neu eingestellten hauptamtlichen Mitarbeiterinnen mussten und müssen
sich teilweise immer noch in ihr schwieriges Arbeitsgebiet einarbeiten. Dass sie
dabei in diesem belastenden Arbeitsfeld immer wieder mal an ihre Grenzen stoßen,
kann und darf ihnen niemand vorwerfen. Dass aber ihr Vorgesetzter ihnen nicht
dabei hilft bessere Kooperationsformen im Umgang mit den teilweise schon viel
länger in der Voigtschule engagierten Ehrenamtlichen zu finden ist unverständlich
und fahrlässig. Dass berechtigte Kritik an bestimmten Abläufen - wie zum Beispiel
die Schlüsselverwaltung für die Duschen durch den Sicherheitsdienst - als störend
empfunden wird und Hinweise auf gesundheitsgefährdende hygienische Zustände, die
unhaltbare Situationen für schwangere Frauen als Angriff auf den Betreiber gesehen
werden, ist unverständlich. Ich denke wir alle, die sich für geflohene Menschen
in Göttingen einsetzen sind aufgerufen unser Augenmerk auch auf die Situation
in der alten Voigtschule zu richten. Die dort engagierten freiwilligen Helfer*innen,
die deutlich weniger sind als z.B. im ehemaligen IWF und auf den Zietenterassen,
müssen wir in ihren berechtigten Forderungen unterstützen, ihnen Mut machen und
ihnen. danken. Das mindeste was sie erwarten dürfen ist Respekt für ihren Einsatz
und öffentliche Unterstützung für ihre berechtigten Forderungen.
Ratsmehrheit SPD/CDU für Nichtbefassung mit Abschiebung von Romakindern
Abschiebung "Eine Lehrstunde der Demokratie" oder wie man sich davor drückt,
zu argumentieren. 12.2.16 / Der Göttinger Rat schmeißt mehrheitlich den
Antrag auf Aussetzung der Abschiebung zweier Roma Familien von der Tagesordnung
Mit den Stimmen der Ratsfraktionen von CDU und SPD wurde der Antrag auf weitere
Duldung zweier Roma-Familien und den Verzicht auf ihre unmittelbare Abschiebung
von der Tagesordnung gestrichen. Eine rein formal begründeter Antrag der CDU auf
Nichtbefassung genügte, um sich einer Diskussion und dem Austausch von Argumenten
zu entziehen. Beschämend, dass bis auf eine Enthaltung alle anderen Ratsmitglieder
der SPD dem Nichtbefassungsantrag ohne jegliche eigene Stellungnahme zustimmten.
Selbst eine mehrheitliche Enthaltung der Sozialdemokraten hätte genügt, damit
der Rat sich mit dem Anliegen des Antrages befasst hätte. Man hätte den vielen
anwesenden Bürger*innen die Pro und Kontra-Argumente nennen können, sich auseinandersetzen
können und damit zumindest beweisen können, dass man das Anliegen ernst nimmt
und gewillt ist sich damit auseinandersetzt. Auch wenn ich persönlich ganz klar
der Meinung bin, dass man die Verantwortung für menschliche Schicksale nicht einfach
wie eine Jacke an der Garderobe abgeben kann. Auch wenn ich der Überzeugung bin,
dass es Ermessensspielräume auch in der Ausländerbehörde vor Ort gibt und bei
etwas mehr Courage des Oberbürgermeisters zumindest der sofortige Vollzug einer
Abschiebung verhindert werden könnte, hätte ich eine aus meiner Sicht negative
Abstimmung nach Aussprache und Diskussion zumindest akzeptieren müssen. Sich aber
durch einen formalen Tagesordnungsantrag aus der Verantwortung zu stehlen, ist
für mich mehr als schäbig. Was die vielen anwesenden jungen Menschen für sich
aus diesem "Lehrstück in Sachen Demokratie" ziehen, kann man sich ausmalen. Ihren
Unmut, ihr Unverständnis haben sie unmittelbar, lebhaft und unmißverständlch zum
Ausdruck gebracht. Wer sich darüber empört, der ist unfähig dazu bei sich selbst
Emotionen zuzulassen. Zu den persönlichen Schicksalen, der Angst, der hoffnungslosen
Perspektive der 13 hier geborenen Kinder und ihrer Eltern wurde schon an anderer
Stelle vieles gesagt. Nun muss man auch von der Ignoranz, der Feigheit und dem
unterentwickelten Demokratieverständnis einer Ratsmehrheit in Göttingen reden.
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