BewohnerInnen
mischen sich bei
der Stadtplanung
ein 4.5.07 / Die Initiative Brauweg und BewohnerInnen aus dem Leineviertel sowie der Südstadt wollen sich in die Planungen für das alte Brauereigelände im Brauweg öffentlich einmischen. Anlass ist die vom Grundstückseigentümer, der Stadt und einem Inmvestor angestrebte komplette (Neu-Bebauung des Geländes, welche bislang ohne stadtplanerische Kriterien und ohne Beteiligung von BürgerInnen erfolgen soll:
"Als
BewohnerInnen aus Leineviertel und Südstadt wollen wir uns in die Planungen
für das alte Brauereigelände im Brauweg öffentlich einmischen.
Anlass ist die vom Grundstückseigentümer, der Stadt und einem Investor
angestrebte komplette Umgestaltung des Geländes. Diese würde – nach
uns vorliegenden Informationen - mit einer dichten Bebauung, einem nahezu kompletten
Abriss sämtlicher Gebäude sowie der Zerstörung von Grünflächen
samt Baumbestand einhergehen.
Eine Gesamtplanung müsste die Anforderungen eines milieusensiblen Umgangs mit Flächen und Gebäuden sowie die Bedürfnisse der AnwohnerInnen berücksichtigen. Dies würde allerdings Transparenz von Seiten der Verwaltung, einen Gestaltungswillen der Politik und reale Beteiligungsmöglichkeiten der BürgerInnen erfordern. Deshalb wenden wir uns mit folgenden Forderungen an Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit:
Redaktionelle Nachträge zu dem Text der Initiative 4.5.07
BürgerInnenInitiative
Brauweg Erster Ortstermin |
Altenheim im Brauweg wird Objekt der Banken 15.1.10 / Das Altenheim im Brauweg, euphemistisch als "Seniorenpark" bezeichnet, hat von Anfang an Ärger bereitet. Schon allein die Rücksichtslosigkeit mit der gegen den Baumbestand und schützenswerten Gebäudebestand vorgegangen werden sollte rief Proteste der AnwohnerInnen hervor.
Die Nähe der Wohn- und Pflegeeinheiten alter Menschen zu einem Elektroumspannwerk mit erheblicher Elektrosmogbelastung kümmerte kaum wen. Inzwischen hat man zwischen Häuser und Elektro-Trafos eine Wand als Sichtschutz aufgestellt.
Das Gelände hatte die Brauerei an das Wohnbauunternehmen Theodor Semmelhaack verkauft. Diese baute auf dem Gelände das Altenheim baute und verpachtete die Anlage an die "Carpe Diem - Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen mbH". "Carpe Diem" gab dem Haus dann den Namen "Seniorenpark". Dort sind 104 Pflegeplätze, vollstationäre und eingestreute Kurzzeitpflegeplätze, ein spezieller Wohnbereich für demenziell erkrankte Bewohner und 40 betreute Wohnungen untergebracht. Ein Besucher der aus professionellen Gründen im Haus anwesend war berichtete, das Personal in diesem Haus sei vollkommen überlastet. Die Pflegekräfte wären mittags noch mit dem "morgendlichen" Waschen der PatientInnen beschäftigt. Viele Kräfte dort würden lediglich auf 400 Eurobasis eingestellt. Soweit die bisherige Geschichte. Nun wurde bekannt, dass die Firma Semmelhaack den gesamten Besitz dort im Brauweg an die Firma "RREEF Spezial Invest GmbH" verkauft hat. Diese Firma hat für einen speziellen Immobilienfonds Pflegeheim-Immobilien im Wert von 95 Millionen aufgekauft, darunter das Göttinger Altenheim (>>property-magazin). RREEF gehört der Deutschen Bank und hat einen Immobilienbestand von ca. 2,3 Milliarden Euro. (Reef Geschäftsbericht ) ) Die Verpachtung wird an knallharten Renditeinteressen orientiert. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten von Carpe Diem sind jedoch schon am Limit, so dass die Frage ist, an welcher Schraube noch gedreht werden soll, um die Rendite zu steigern. Die RREEF verfolgt nach eigenen Aussagen mit ihrem "Immobilien-Spezialfonds Health Care I" das Ziel, eine "hohe Ausschüttungsrendite bei geringer Volatilität und langer Duration" zu erzielen. Ausschüttungsstabilität durch double-net Pachtverträge mit 20-25 Jahren Laufzeit." (double-net d.h. der Pächter muß alle Reparaturen selbst bezahlen). Da die neuen Besitzer des Altenheims mehr Rendite aus dem Objekt herauspressen wollen, ist zu befürchten, dass die jetzt schon unerträgliche Belastung der Beschäftigten in dieser Einrichtung durch die Gesamtumstände möglicherweise noch weiter steigt.
Andererseits wurde bereits beim Bau die Frage gestellt, ob das Altenheim überhaupt nötig sei? Dem Vernehmen nach gab es bereits Leerstände in den Altersheimen, so dass die Schaffung weitere Kapazitäten am Standort Göttingen insgesamt nicht sinnvoll waren. In der Hamburger Presse wurde berichtet, dass der Investor Semmelhaack bereits schon andernorts ähnlich schlechte Planungen vorgelegt habe. Es geht auf jeden Fall um viel Geld. Ein Platz im Altersheim der "Carpe Diem" kostet Pro Person und Monat 2.144 bis 3740 Euro "Heimentgelt". . (Quelle) Der Widerstand der Beschäftigten, Aktionen zur Arbeitsentlastung und konsequente Interessensvertretung bis hin zum Streik dürfte zunächst den Pächter ärgern, der dann weniger Geld hat um das Gebäude in Schuß zu halten weil er mehr für Lohn, Gehalt und Arbeitsausstattung ausgeben muß. Im zweiten Schritt könnte durch ein Wertverlust der Immobilie eintreten, was dann wiederum der Deutschen Bank nicht gefallen würde. Man
möchte den Beschäftigten und BewohnerInnen sowie deren Angehörigen
des Altenheims zurufen: Carpe Diem, haut auf den Putz. |
Schon der erste Spatenstich erfolgte unter Polizeischutz Am 13.7.07 sollte der offizielle feierliche Spatenstich zum Neubau eines Altenheimes auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei erfolgen. Die Bürgerinitiative Brauweg hatte zum Protest gegen das ganze Vorgehen bei der Planung und Realisierung des Projektes aufgerufen. Wer hat die Polizei gerufen?
Wer
bezahlt die Polizeikosten?
Der Besitzer des ganzen Geländes ist die Wohnungsbaufirma Semmelhaack. Auf diesem Gelände der ehemaligen Göttinger Brauerei (jetzt Einbecker Brauerei) sind zwei Projekte geplant, die im Auftrag des Generalunternehmers, Fa. Kappe Bau GmbH Peine ausgeführt werden: 1) Ein Pflegeheim mit 115 Plätzen (Architekten Schneider Sendelbach) und 2) 40 Wohneinheiten für betreutes Wohnen (Architekt Bernd Picht, Hildesheim) die beide später von der Firma Carpe Diem als Betreiber bewirtschaftet werden.
Ein angekündigter Dialog entpuppt sich als absurde Veranstaltung 18.7.07 / Als am 13.7. 150 protestierende BürgerInnen vor dem Gelände standen, beruhigte man sie mit der Ankündigung, dass die Brauweginitiative eingeladen sei, sich am 16.7. "mit Oberbürgermeister Wolfgang Meyer, Herrn Dienberg selbst, Unternehmern, Investoren und Pressevertretern an einen runden Tisch zu setzen." Danach teilte die Stadt in einer Presseerklärung mit , Stadtbaurat und Umweltdezernent Thomas Dienberg werde "im Rahmen eines Vor - Ort - Termins für Medienvertreter/innen am Montag, 16. Juli 2007, Stellung nehmen - gemeinsam mit dem Bauherrn / Investor und Vertretern der Bürgerinitiative. Beginn: 15.00 Uhr, Treffpunkt: Brauweg, Höhe der ehemaligen Braumeister - Villa. " zu Fragen Stellung nehmen.
So weit - so irreführend: Es kamen nur Herr Dienberg und Herr Gauß. Dienberg stellte gleich klar: "ich bin nicht hier für einen runden Tisch." Beide haben in der Angelegenheit eigentlich nichts mehr zu sagen, denn Herr Gauß als Vertreter der Einbecker Brauerei hat das Ding verkauft und nun ist es weg. Herr Dienberg ist mit dem Investor durch die Ausschüsse und Fraktionssitzungen gezogen und hat erreicht, dass der Rat der Stadt Göttingen der Baugenehmigung zustimmt und deshalb kann Dienberg nun auch nichts mehr machen, die Baugenehmigung ist erteilt. Man hörte sich nochmal an, dass alles transparent gewesen wäre, dass die Anwohner mit Schreiben zu einer Beteiligung aufgefordert worden seien usw. . Seltsamerweise hatte aber keiner der anwesenden AnwohnerInnen ein solches Anschreiben erhalten. Die ganze Veranstaltung wirkte ansonsten recht absurd: während die Brauweginitiative sich noch einmal über Dinge beschwerte, die längst gelaufen sind, rumorten ca. 40 Meter entfernt Schaufelbagger und Planierraupen auf dem Baugelände und schufen Fakten, die DiskutantInnen schluckten den Staub, der ohne Wasserberieselung stattfindenden Bauarbeiten. Diejenigen, die für einen Dialog über nachträgliche Änderungen wichtig gewesen wären, der Bauherr und der Investor , waren nicht anwesend.
2008 Nun fallen Bäume 31.3.08 / Pressemitteilung der Stadt : "Die Fällung von neun unterschiedlich großen Buchen und Kastanien entlang des Weges zur Leine wird die Stadt Göttingen im Zusammenhang mit dem Bauprojekt auf dem ehemaligen Grundstück der Göttinger Brauerei im Brauweg genehmigen. Ein Gutachter habe die Maßnahme nach Untersuchung des Wurzelbildes der betroffenen Bäume wegen der Nähe zu den Gebäudekörpern und aus Gründen der Verkehrssicherheit empfohlen. Die Untere Naturschutzbehörde sei deshalb Fällanträgen des Grundstückseigentümers nachgekommen, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung. Nach Angaben der Verwaltung kommt es in jedem Fall zur Ersatzpflanzung von zehn Säuleneichen" BI kritisiert den Bruch von Versprechen und will nicht mehr entgegenkommend sein 11.12.07 / Die Verhandlungen mit der BI Brauweg waren anscheinend nur ein Beruhigungsmanöver. Man empfiehlt angesichts einer Demonstration den Verhandlungsweg und ignoriert dann die Vereinbarungen. Das zerstört Vertrauen wie die jetzige Entwicklung zeigt. Die BürgerInnen-Initiative Brauweg wirft dem Investor Semmelhaack, Baufirma Kappe und der Betreiberfirma Carpe Diem vor, dass sie ihre Zusagen nicht einhalten. "Der Schutzabstand des Gebäudes zu den Bäumen ist gegen die Absprachen massiv unterschritten. Bei den Aushubmaßnahmen haben die Verantwortlichen Baumschutzsatzung, Gutachter-Empfehlung und städtische Auflagen einfach missachtet: Die erforderlichen Maßnahmen (Baggermatten auslegen, rechtzeitige Errichtung eines Abstandszaunes, Wurzelschutzvorhang) wurden weitegehend nicht bzw. nur unzureichend ergriffen. Letzteres auch nur als Reaktion auf eine Strafanzeige, die AnwohnerInnen gegen den Bauherren gestellt haben. Laut Sachverständigengutachten droht deshalb ein baldiges und allmähliches Absterben vieler Allee-Bäume! " Die Initiative empfindet das Verhalten ihrer Gegenüber "ignorant" und schreibt " Wir fordern, dass Sie ab sofort Ihre weiteren Bau- und Schutzmaßnahmen transparent für uns machen, d. h. auch, halten Sie sich an die Zusagen, die Sie uns gegeben haben. Ansonsten können Sie ab sofort nicht weiterhin mit unserem Entgegenkommen und unserem Verständnis rechnen." BI Brauweg stellt Strafanzeige gegen den Bauunternehmer 5.11.07 / Mitteilung der BI: "Die BI hat Strafanzeige gegen den Bauunternehmer sowie die untere Naturschutzbehörde erstattet mit der Aufforderung eines sofortigen Baustopps. Außerdem wurde von einer Anwohnerin ein Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde eingereicht. Gegenstand der Vorwürfe ist die Nichteinhaltung von gängigen DIN-Vorschriften für Baumschutzmaßnahmen der sehr alten Rotbuchen- und Kastanienbaumreihe durch Investor, Bauunternehmer und Betreiberfirma des zukünftigen Seniorenzentrums Carpe Diem auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei. Der Stadt Göttingen wird vorgeworfen, dass sie die Baumaßnahmen nicht überwacht und die Einhaltung der Vorschriften nicht einfordert." (siehe auch auf die Bäume-Seite in goest) |
Alte, kranke Menschen im Elektrosmog einer Hochspannungsanlage? > Altersheimbau im Brauweg und die Proteste gegen die Planung In unmittelbarer Nachbarschaft einer Hochspannungsanlage soll am Brauweg ein "Senioren-Entsorgungspark" entstehen. Die Bürgerinitiative Brauweg hatte ins Zentrum ihres Protestes zunächst Forderungen zum Erhalt der Bäume gestellt. Bezüglich der Frage des Elektrosmogs als schädliche Umgebung für ein Altenheim resignierte die Initiative wegen des meßtechnischen Aufwandes der für einen Nachweis erforderlich ist. Die gesundheitliche Beeinträchtigung durch Elektrosmog wurde offensichtlich bei der Baugenehmigung vernachlässigt. Aber selbst wenn die Grenzwerte eingehalten werden sollten: die Grenzwerte für Elektrosmog in Deutschland sind umstritten, weil sie entsprechend der Industrie und Mobilfunkbetreiber hochgehalten werden. Bei Kindergärten ist man inzwischen etwas vorsichtiger mit dem Bau z.B. von Mobilfunkanlagen. Bei Altenheimen haben wir es jedoch ebenfalls Menschen zu tun, die wegen ihres Alters oder wegen Krankheiten eine weitere Schwächung durch Elektrosmog nicht so gut verkraften können. Man kann sich also nur wundern, was hier alten Menschen angetan wird, die 10 meter neben einer Hochspannungsanlage im Krankenbett liegen. > Infos über Elektrosmog in Göttingen und > goest-Dossier zu Elektrosmog
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Textauszüge aus Presseerklärungen der BI Brauweg vom 3.7. und 5.7. 2007 (....) Zahlreiche Gespräche im Bauausschuss sowie Ortsbegehungstermine mit PolitikerInnen und Verwaltung haben bislang zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. Ein zentraler Kritikpunkt der B.I. ist die Vorabgenehmigung (nach §34 BauGB) der Bebauung eines Teilstückes (80 %) des Geländes. Im Zuge dieses vorgezogenen Baugenehmigungsverfahrens wurden Tatsachen geschaffen, die eine milieugerechte Gesamtplanung für das Grundstück verhindern. (...)
Gefährdet ist eine Blutbuchen / Kastanienallee, sowie zahlreiche Bäume auf einer der letzten zusammenhängenden großen Grünflächen im Viertel. 10 konkrete Fällungen sind vorgesehen, für weitere ist die Genehmigungsgrundlage zur Fällung in sog. Ausnahmefällen (Gefährdung der Baumsicherheit/unzumutbare Lichtverhältnisse) gegeben, die durch eine Begutachtung vor Ort erteilt werden kann. Hier wird die Ausnahme zur Regel werden, da die Baugenehmigung eine sehr dichte Bebauung (bis auf 2,50 Meter) an die Bäume vorsieht, so dass nach allen bisherigen Erfahrungen das Überleben der Allee bedroht ist. Die Art der Bebauung soll nach Informationen - die der BI erst nach wiederholten, hartnäckigen Anfragen mitgeteilt worden sind - viergeschossig, steril und ganz und gar entgegen der milieugerechten Bauweise geschehen. Verantwortlich für den Plan eines Alten- und Pflegeheimes ist die überregionale Firma Semmelhaack, in Kooperation mit dem Bauunternehmer Kappe. Ein Vorhaben, dessen Attraktivität und Notwendigkeit in Göttingen eher fragwürdig ist (der Ruf nach Mehrgenerationenprojekten – auf Seiten der Älteren wie der Jüngeren wird auch in unserer Stadt immer lauter). Die Firma Semmelhaack hat bundesweit Pflegeeinrichtungen des Typs "Carpe Diem" installiert. (...) Abgerissen wurde bereits das Produktionsgebäude der Brauerei, trotz unüberhörbaren Protestes auf Seiten unzähliger BürgerInnen der jüngeren und älteren Generation und trotz der Empfehlung der oberen Denkmalschutzbehörde, die historische Bausubstanz in die Neugestaltungspläne zu integrieren. (....)
Die Brauweg-Initiative fordert:
Bauunternehmer
Kappe sowie sein Architekt trafen sich am 4.7. (...) mit zahlreichen Vertretern
der B.I. und einem interessierten Architekten der "Baufrösche"
aus Kassel - um über das geplante Bauvorhaben zu verhandeln bzw. nach Alternativen
zu suchen. Um die Allee zu erhalten und ihre Unversehrtheit zu sichern, schlug
die Bürgerinitiative vor, dass der Bauplan für die Pflegeeinrichtungen
verändert werden könnte, d. h. milieugerechter, mit erheblichem Abstand
von den Bäumen und unter Bewahrung der angrenzenden Grünfläche,
mit z. T. schönen Obstbäumen sowie der im Garten angesiedelten Villa.
Die B.I. verwies auf den hohen Freizeitwert und das Potential, das dieses Kleinod
aufweist, für, zum Beispiel, einen attraktiven, naturbelassenen Treffpunkt
für Jung und Alt. |